Akten

Wilhelm Keller an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Keller konnte den gewünschten Apparat zur Stickstoffbestimmung noch nicht liefern, weil "alle herren abgereißt" sind und der Apparat nicht käuflich zu erwerben ist. Allein (Franz) Varrentrapp hat den Apparat bisher (aus Glas) geblasen. Varrentrapp kam am gestrigen Abend von der in Braunschweig abgehaltenen Versammlung (der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte) zurück. Keller hofft, dass er mit seinem Anliegen noch Erfolg hat. Die Stickstoffbestimmung ist im Septemberheft (der Annalen der Chemie und Pharmacie) so beschrieben, dass ein in der organischen Chemie Erfahrener sie ausführen kann. Farrentrapp gefiel es in Braunschweig nicht. (Eilhard) Mitscherlich, der sich im Harz aufhielt, kam nach Braunschweig, "seine und [Karl Julius] Fritzsches Artigkeiten sollen über alle Maaße gewesen sein". In den nächsten Tagen soll Fritzsche nach Gießen kommen, um (William) Gregory zu besuchen, der sich bei Liebig aufhält. Fritzsche hat (Justus) Liebig im vergangenen Herbst besucht, wurde von diesem aber "sehr schlecht" (1v) aufgenommen und nahm Abschied "auf immer". Vor ein paar Tagen war auch (Otto Linné) Erdmann zu Besuch, dessen Auftreten Fritzsche angenehm erschien. Fremde Professoren erweisen dem Laboratorium Liebigs ("uns") bei ihren Besuchen große Achtung. Im Winter kommen vier verheiratete Männer nach Gießen. Francis wird seine Schwester mitbringen. Keller erwartet deshalb "Ulk" und wird gerne aus Gießen weggehen. Er blieb während der Ferien zum Arbeiten, doch hat er wenig getan. Zwischen 7 und 10 Uhr morgens reitet er und erscheint nach dem Umziehen um 11 Uhr im Laboratorium. Um 4 Uhr muss man "mit den anderen [...] auf die Kegelbahn oder spatzieren", abends dann beim Spiel "den vierten Mann machen". Dieser Ablauf wiederholt sich von Tag zu Tag. (2r) Keller möchte in den nächsten Tagen nach Hause gehen und würde dabei gerne auch einen Besuch in Karlsruhe machen. Am 25. (Oktober) will er in Göttingen sein. Er geht davon aus, dass es ihm dort gefallen wird, weil er zum Arbeiten kommt und weil die medizinische Fakultät "gut besetzt ist". Er will Anatomie und Physiologie studieren und nach eineinhalb Jahren nach Berlin gehen oder nach Gießen zurückkehren. Nach dem Examen will er gleich als Privatdozent wirken, damit ihm "kein ander vorkommt, und dann nach einiger Lehre auf Reisen gehen". Keller erwähnt seine Arbeit mit Kampfersäure und Eieröl. Eine Abhandlung von ihm wird vermutlich gedruckt. Keller beschreibt die Arbeit im Laboratorium als Geduldsprobe (2v) und erklärt damit die Tatsache, dass mancher das Studium der Chemie wieder aufgibt. Weltzien muss mit dem beiliegenden Apparat zufrieden sein. Bei Göttingen soll sich eine Glasfabrik befinden. Keller will dort die Glasbläserei lernen und Weltzien dann einen besseren Apparat schicken. Weltzien kann mit Bestellungen bis zum 20. (Oktober) an Keller nach Gießen oder Darmstadt schreiben. Danach kann er sich an den Gießener "Famulus" (Heinrich) Aubel wenden. Ab dem 25. (Oktober) sind Briefe an Keller nach Göttingen zu richten. Gerade erhielt Keller einen Brief von Sachs, für den er einen Brief beilegt. Er bittet Weltzien, den Brief "zu besorgen". P.S. Liebig und Gregory arbeiten an Harnsäure und haben gute Ergebnisse. Keller glaubt, dass sie schon sechs Pfund Harnsäure verarbeitet haben. Vor einigen Tagen las Keller in der Zeitung, dass die "Apotheke am Steinweg" (in Gießen) zu verkaufen ist. Hätte er dies vor einem halben Jahr gewusst, hätte er versucht, die Apotheke zu kaufen. Als Apotheker kann man sich leicht in der Chemie fortbilden. Für ihn kommt die Gelegenheit nun aber zu spät.

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/198
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.68 Keller, Wilhelm (*1818, Arzt)

Indexbegriff Person
Indexbegriff Ort
Gießen/DE
Darmstadt/DE
Karlsruhe/DE
Göttingen/DE
Braunschweig/DE
Harz/DE
Berlin/DE

Laufzeit
1841 September 28, Gießen

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp

  • Akten

Entstanden

  • 1841 September 28, Gießen

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