Akten

Wilhelm Keller an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Der verlangte Draht zur Dampfbestimmung liegt, da sehr umständlich zu verschicken, schon eine Weile bei Keller. Durch einen jungen Mann aus Pforzheim sieht er aber die Möglichkeit, den Draht bald zu übersenden. Wenn man den ganzen Apparat verschickt, übersteigt das Porto den Wert des Apparats weit. Dieser besteht "aus einem Stäbchen, an dessen Ende sich zwei Drähte befinden, um die Kugel zu halten". Wenn Weltzien die Sendung bald benötigt, soll er dies jedoch mitteilen. Keller rät Weltzien, sich ein Platinmesser zuzulegen, welches in Gießen allgemein eingeführt wurde. Keller hoffte, Weltzien an Pfingsten besuchen zu können. Da er aber wenigstens ein paar Tage in Karlsruhe bleiben wollte, wurde nichts aus seinem Vorhaben. Er wird es eventuell im nächsten Herbst ausführen. Weltzien hat sich von der Medizin ab- und zur Chemie hingewandt, während Keller sich nun von der Chemie zur Medizin hinwendet. (1v) Allerdings studiert er Medizin "nur zum Verständnisse organisch chemischer Untersuchungen". (Justus) Liebig unterstützt diesen Plan. Keller lernte im Januar und Februar Latein und Griechisch und bestand im April sein Maturitätsexamen. Morgens studiert Keller nun Medizin, mittags Chemie. Das Leben in Gießen ist recht langweilig, aber die Umgegend hübsch. Keller beginnt, sich wohlzufühlen. Liebig scheint ihm gewogen, da er für die Arbeit im Laboratorium nichts bezahlen muss. Liebig hat ihm die Untersuchung von Erdöl übertragen. Nächsten Herbst plant Keller, nach Göttingen und später nach Berlin zu gehen, wofür Liebig ihm Empfehlungen an (Friedrich) Wöhler und Joh(annes) Müller geben will. Keller hofft, in drei Jahren sein Medizinstudium beendet zu haben, und will sich dann der Physiologie zuwenden. Liebig hofft, Keller in eineinhalb Jahren bei sich im Labor zu sehen. Keller möchte nach seinem Examen ein Jahr nach Paris und ein Jahr nach England. Danach will er nach Gießen zurückkehren oder sich dann einer Expedition anschließen. [Am Rand:] Keller kann sich nicht an den genauen Rechnungsbetrag erinnern. Da er bar bezahlt hat, hat er auch keinen Beleg. Soweit er sich erinnert, sind es 11 fl und für das Molybdän zur Dampfbestimmung 24 oder 30 Groschen. (2r) (Franz) Varrentrapp hat eine von (Jöns Jacob) Berzelius projektierte Methode durchgeführt, um den Stickstoff bei organischen Substanzen durch Platinsalmiak zu bestimmen. Keller skizziert die Methode. Sie ist effektiver als die alte. Eine detaillierte Darstellung der Methode erscheint im nächsten Journal. Kellers Bruder ist seit diesem Monat Besitzer des Geschäfts Schmelzer in Frankfurt am Main. Es ist das von den Fremden am meisten besuchte Geschäft. Der Bruder überlegt, sich noch einen Verlag anzuschaffen. Keller will ihm seine Werke, wenn er welche schreiben wird, zum Druck geben und empfiehlt dies auch Weltzien. (Rand) Bei seiner "Eieruntersuchung" hat Keller noch keine endgültigen Ergebnisse. (2v) Poststempel, Lacksiegel

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/196
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.68 Keller, Wilhelm (*1818, Arzt)

Laufzeit
1841 Juli 4, Gießen

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp


  • Akten

Entstanden


  • 1841 Juli 4, Gießen

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