Akten

Wilhelm Keller an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Keller übersendet den Draht zur Dampfbestimmung und, wenn es ihm bis zum nächsten Tag gelingt, auch das Heft mit (Justus) Liebigs Vorlesungen im vergangenen Wintersemester. Es wird wahrscheinlich gedruckt werden, dies kann aber noch einige Jahre dauern. Keller bittet darum, das Heft bis Anfang Oktober zurückzuschicken. Zur Übersendung des Apparats zur Stickstoffbestimmung muss eine andere Gelegenheit abgewartet werden. In den Annalen der Chemie und Pharmacie wurde eine Abhandlung über die Bestimmung veröffentlicht. Es war höchste Zeit, dass sie gedruckt wurde, da (Jöns Jacob) Berzelius angekündigt hat, ebenfalls an einem Verfahren zur Stickstoffbestimmung zu arbeiten. (Franz) Varrentrapp und (Heinrich) Will sind sehr froh, ihre Arbeit so sehr beschleunigt zu haben, weil es Ihnen sonst ebenso wie Weltzien mit dem Anisöl gegangen wäre. Beim gestrigen "chemischen Essen" waren Liebig, (Théophile-Jules) Pelouze nebst Begleitung und (Robert Wilhelm) Bunsen nebst Begleitung zu Gast. Die Toasts von Liebig und Pelouze waren die interessantesten. (1v) Keller zählt die einzelnen Trinksprüche zum Lob verschiedener Chemiker auf. Nach halb 1 Uhr verabschiedeten sich die älteren Professoren. Keller brachte noch einen Franzosen ins Bett, der nichts mehr von sich wusste, und ging dann. Die Übrigen blieben bis morgens um 6 Uhr. Keller hält große Stücke auf Pelouze, der ein großer Patriot und Mitglied der Nationalgarde ist. Keller rät Weltzien, falls er je nach Paris gehen wolle, bei Pelouze zu arbeiten. Pelouze scheint sich gut mit (Eilhard) Mitscherlich zu verstehen. (2r) Die beiden jüngeren Franzosen wollen Berzelius in Stockholm ihre Aufwartung machen und morgen über Berlin abreisen. Pelouze wird noch acht Tage bei Liebig bleiben. (William) Gregory wird ebenfalls einige Tage mit seiner Frau bei Liebig verbringen. Gregory übersetzt Liebigs Werke ins Englische, (Charles Frédéric) Gerhard übersetzt sie ins Französische. Während des Essens wurde Liebig durch den Gewerbeverein ein Ständchen dargebracht. Ein Engländer reiste "auf die Naturforschende Gesellschaft nach Bleemouth", um dort Vorträge zu halten. Liebig und (Heinrich?) Rose gaben ihm Aufsätze mit. Der Engländer schrieb in einem Brief, dass er auf der Eisenbahn zwischen London und Bleemouth sein ganzes Gepäck verlor. Die Hauptuntersuchungen im Labor beschäftigen sich mit Kasein und Albumin, der Flechtensäure, Farbstoffen, Wachs, Nikotin, Trauben, Weinsteinsäure und einem kristallinischen Fett. Keller selbst ist immer noch mit "dem Einen" beschäftigt. Er weiß noch nicht, ob er Weltzien diesen Herbst besuchen kann. Jedoch kommt Wydler nach Karlsruhe. Dieser hat zwar nicht viel mit organischer Chemie zu tun, kann aber genau über die verschiedenen Apparate und Verhältnisse Liebigs Auskunft geben. (2v) Lacksiegel

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/197
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.68 Keller, Wilhelm (*1818, Arzt)

Laufzeit
1841 August 15, Gießen

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp


  • Akten

Entstanden


  • 1841 August 15, Gießen

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