Akten

Wilhelm Keller an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Keller erwartet seit vierzehn Tagen eine versprochene Sendung von W(ilhelm) Seubert mit einem "Heft über organische Chemie" und zwei Portraits, die "Herr A. Basérins" ihm für die Frau von (Justus) Liebig (= (Henriette Liebig) und einen in Gießen studierenden Chemiker sandte. Seubert behielt die Sachen jedoch bei sich, obwohl er wusste, dass Keller bei seinem Bruder anzutreffen war. Weltzien soll sich die Sachen von Seubert geben lassen und diese an Keller senden. Keinesfalls soll er sich mit Seuberts Versprechen abfinden, den Versand zu erledigen. Seubert hat die erwartete Sendung bereits bei der sich in Darmstadt aufhaltenden Frau Liebig angekündigt. Keller kann in den jetzigen Ferien nicht zu Weltzien nach Karlsruhe kommen, weil nicht mehr genügend Zeit zum Arbeiten wäre. Er will aber von Gießen aus, wo er in den kommenden zwei Jahren sein wird, nach Karlsruhe kommen und zusammen mit Weltzien "sehr wichtige Entdeckungen machen". (1v) Weltzien ist vermutlich mit Ausnahme der sicherlich "im Lager zugebracht[en]" Tage seit vier Wochen mit der Aufstellung der "von Berlin mitgebrachten Apparate" und mit der Ordnung der "große[n] Steinsammlung" beschäftigt. Keller verbringt seine Zeit in der Gesellschaft von "Bekannten" sowie mit Spiel und "Literatur". Er unternahm mit (Theodor?) Petersen eine Harzreise, die jedoch wegen Petersens Geldmangel nicht so weit ging wie geplant. Sie sammelten Mineralien, die soviel kosteten wie ein Kauf bei einem Berliner Mineralienhändler. Petersen besuchte vor seiner Abreise aus Berlin (Eilhard) Mitscherlich. Dieser beklagte sich über Weltzien, der aus Berlin abgereist sei, als er im Begriff gewesen wäre, "eine Reihe von neuen, höchst interessanten Verbindungen darzustellen". Dies sagte Mitscherlich beim Abschied auch zu Sachs. Keller stand daneben und hörte, wie Mitscherlich die Worte "unsern Welzin" gebrauchte. Mitscherlich hat von Weltzien anscheinend eine hohe Meinung und hatte ihn wohl dazu vorgesehen, durch die Bekanntmachung seiner "Entdeckungen [...] die Angriffe [Justus] Liebigs durch die That zu widerlegen". Mitscherlich sieht sicherlich ein, dass "seine Engländer keinen Schritt dagegen zu thun vermögen". Keller hörte vor wenigen Tagen von Liebigs Bruder, dass die Augsburger Allgemeine Zeitung einen "Gegenartikel von Liebigs Zustand der Chemie in Preußen" (= Ueber das Studium der Naturwissenschaften und über den Zustand der Chemie in Preußen, 1840) druckte. (2r) Keller erfuhr, dass Studenten der Chemie in Gießen "angenehm leben". Wenn Weltzien "die Professur noch nicht annehmen" sollte, sei für ihn ein Aufenthalt in Gießen zu erwägen. Er könnte leicht nach Karlsruhe reisen. Wenn Seubert beabsichtigt, nach Gießen zu gehen, soll Weltzien dessen Vater (Karl Seubert?) davon abraten, denn Keller will ihm dort nicht wieder begegnen. (Carl) Vierordt dürfte sein Examen nun "glorreich" bestanden haben. Keller bestellt Grüße an ihn und hofft, Weltzien im kommenden Winter in Gießen zu sehen. Keller wohnt in Darmstadt beim "Buchhalter Ganzert". Poststempel

Reference number
27072/193
Extent
2 Blatt

Context
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.68 Keller, Wilhelm (*1818, Arzt)
Holding
27072 Nachlass Karl Weltzien

Indexentry place
Berlin/DE
Gießen/DE
Darmstadt/DE
Harz/DE
Karlsruhe/DE

Date of creation
1840 September 30, Darmstadt

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Last update
07.03.2025, 9:23 AM CET

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Object type

  • Akten

Time of origin

  • 1840 September 30, Darmstadt

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