Handschriften

Carl Löwig an Karl Weltzien

Enthält: Löwig gratuliert Weltzien zu der "nun erfolgten definitiven Anstellung". Auch Baden hat nun einen Ort, "an dem die Chemie mit Energie und Erfolg gelehrt wird". (An den Universitäten) in Heidelberg und in Freiburg (im Breisgau) "sieht es in dieser Beziehung kläglich aus". "Trotz aller Gelehrsamkeit war [Leopold] Gmelin doch stets ein herzlich schlechter Lehrer und nicht im Geringsten geeignet, Schüler zu ziehen". Wäre Gmelin nur etwas geeigneter gewesen, so hätte "ein so oberflächlicher Mensch wie [Friedrich Wilhelm Hermann] Delffs nicht aufkommen können". Wegen Familienangelegenheiten muss Löwig während der Semesterferien eventuell nach Mannheim reisen. Er beabsichtigt, Weltzien bei dieser Gelegenheit für ein bis zwei Tage zu besuchen und verspricht "Stoff zur Unterhaltung". Löwig hat zuletzt viel an seinem "Grundriß" (= Grundriss der organischen Chemie, 1852) gearbeitet. Den allgemeinen Teil hat er schon viermal "umgearbeitet", doch ist er noch nicht zufrieden. Löwig hat eine "ganz neue Theorie über die Zusammensetzung der Molecüle aufgestellt" und hofft, damit Anerkennung zu finden. Löwig beschreibt die Grundzüge seiner Theorie und erläutert seine Auffassung von der Bildung und (1r-1v) Zusammensetzung einer Reihe von Kohlenwasserstoffverbindungen (u.a. "Methyl [...], Buthyl [...], Amyl [...], Benzid [...], Benzin [...], Tulin"). (1v) Sobald Löwig den Satz des Werks erhalten hat, wird er diesen Weltzien mit der Bitte um Kommentierung schicken. Im laufenden Wintersemester arbeiten in Löwigs Laboratorium 24 Praktikanten, und die Vorlesung über organisch Chemie ist so gut besucht, dass noch Stühle in das Auditorium gestellt werden müssen. Fast ein Drittel der Studenten hört Chemie. Eigene Arbeiten kann Löwig nicht ausführen, doch machen die Studenten Untersuchungen mit Verbindungen von Jod und Silber mit Kohlenstoffgruppen ("-methyl", "-amyl", "-äthyl"). Weltzien dürfte verwundert gewesen sein, Löwigs Arbeit über "Silberäthyl" in den Annalen der (Chemie und) Pharmacie gedruckt zu sehen. Löwig sandte den Artikel an (Heinrich) Will, ohne damit eine Veröffentlichung zu bezwecken. Der Vorgang ist ihm unangenehm, weil es den Anschein haben kann, er "hätte [...] wieder mit [Justus] Liebig arbeiten wollen". Löwig sieht sich gezwungen, die Sache nicht weiter anzusprechen. Löwigs Frau ist seit vier Monaten erkrankt und ist in dieser Zeit nicht "ausgegangen". Löwig berichtet vom seinem geselligen Leben, in dem es Zank um "die schönen deutschen Zustände" gibt. Poststempel

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/286
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.94 Löwig, Carl (*1803, +1890)

Indexbegriff Person
Indexbegriff Ort
Zürich/CH

Laufzeit
1850 Dezember 5, Zürich

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp


  • Handschriften

Entstanden


  • 1850 Dezember 5, Zürich

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