Bestand
Grafschaft Virneburg - Akten und Rechnungen: Nachträge (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Nachdem im Jahr 2000 das Inventar "Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv Grafschaft Virneburg" im Druck vorgelegt worden war, fanden sich in einem bislang unverzeichneten Freudenberger Nachtragsbestand weitere Unterlagen mit Virneburger Betreffen. Dieser Nachtragsbestand F 103N ist ergänzend zu dem Inventar heranzuziehen, dessen Klassifikation übernommen wurde. Zudem finden sich Verweise auf die Nummern im Inventar, denen die Nachträge zuzuordnen sind.
Inhaltliche Schwerpunkte bilden die Auseinandersetzungen zwischen Elisabeth Catharina von Moncada (1593-1666) und ihrem Bruder Friedrich Ludwig von Löwenstein-Wertheim, die Angelegenheiten des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises sowie Truppendurchmärsche und Einquartierungen in der Zeit der Revolutionskriege.
1. Einleitung: Nachdem im Jahr 2000 das Inventar "Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv Grafschaft Virneburg" im Druck vorgelegt worden war, fanden sich in einem bislang unverzeichneten Freudenberger Nachtragsbestand im Staatsarchiv Wertheim weitere Unterlagen mit Virneburger Betreffen von einem Umfang von ca. 4 lfm. Nicht nur das Vorliegen eines gedruckten Inventars, sondern auch der Umstand, daß die beiden Virneburger Bestände im Staatsarchiv Wertheim (F 103 und US 6) bereits verfilmt wurden, waren der Grund, die aufgefundenen Unterlagen als eigenen Nachtragsbestand F 103 N zu verzeichnen, der ergänzend zu dem Inventar heranzuziehen ist. Es wurde nur ein einheitlicher Nachtragsbestand gebildet, wobei auf die Regestierung von Urkunden verzichtet wurde. Die Urkunden bzw. deren Abschriften sind unter Aktentiteln zusammengefaßt worden. Die Klassifikation des Aktenbestandes wurde aus dem Inventar übernommen. Ebenso wurde die Titelbildung analog vorgenommen. Im Feld "Bemerkungen" finden sich Verweise auf die Nummern im Inventar, denen die Nachträge zuzuordnen sind. Die Rechnungen finden sich am Ende der Aktentitelaufnahme. Wenn möglich, wurde die Provenienz der Akten angegeben. Infolge verschiedener Auslagerungen von Virneburger (und Wertheimer) Akten ist es zur Vermengung von Schriftgut gekommen, so daß z. T. die Provenienzen nicht mehr festzustellen sind. In diesen Fällen, aber auch, wenn sich vereinzelte Schriftstücke fanden, die wiederum zu Akten formiert wurden, mußte auf eine Provenienzangabe verzichtet werden. Trotz einiger Unterlagen Manderscheider Provenienz sind doch die Akten des Nachtragsbestandes überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Ein umfangreicher Komplex (ca. 1,5 lfm) betrifft die Forderungen der Elisabeth Catharina von Moncada (1593-1666) an ihren Bruder Friedrich Ludwig von Löwenstein-Wertheim. Elisabeth Catharina war von ihrer Mutter Elisabeth von Manderscheid eine Mitgift von 4000 fl. ausgesetzt worden, für deren Auszahlung die Grafschaft Virneburg, das Erbe der Elisabeth von Manderscheid, als Pfand eingesetzt war. Bis zur Abzahlung der Summe sollte Elisabeth Catharina jährlich 200 fl. erhalten. Als nach dem Tode der Mutter (1621) die Zahlungen nicht bzw. nicht vollständig erfolgten, prozessierte Elisabeth Catharina gegen ihren Bruder vor dem Reichshofrat. In den Wirren des 30jährigen Krieges mußte sie aus Essen, wo sie Kanonisse gewesen war, fliehen und setzte sich zeitweise selbst in den Besitz der Grafschaft Virneburg. Nachdem ihr Bruder die Schweden unterstützt hatte, wurde sein Onkel Johann Dietrich mit der Verwaltung der Grafschaft betraut - Elisabeth Catharina klagt auch gegen ihn. Aus Virneburg wurde sie aber durch den Freiherrn von der Reck, der Ansprüche im Namen seiner Ehefrau Anna Magdalena von Enschringen geltend machte, vertrieben, nicht ohne Unterlagen aus dem Amt Virneburg hinwegzuführen, die sich zwischen ihrer privaten Korrespondenz finden. 1638 heiratet sie den kaiserlichen Obristen Matthias von Moncada. Die Ebenbürtigkeit ihres Gemahls wird von ihrem Bruder bestritten, der Prozeß in Wien geht weiter bis zum Tode Friedrich Ludwigs im Jahr 1657. Die Klagen der Gräfin Moncada richten sich jetzt gegen ihre Neffen Ludwig Ernst, Friedrich Eberhard und Gustav Axel. Bis zu ihrem Tode 1666 kommt es zu keiner Einigung zwischen den Parteien. Ein anderer zusammenhängender Komplex (ca. 0,5 lfm) betrifft die Angelegenheiten des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises bzw. des Grafenkollegiums, wobei die Korrespondenz mit Johann Friedrich Alexander von Wied-Neuwied (1706-1791), dem Direktor des westfälischen Grafenkollegiums, den größten Umfang einnimmt. Schließlich finden sich Unterlagen aus dem Amt Virneburg aus der Zeit der Revolutionskriege, vor allem aus den Jahren 1796/1797 über die Durchmärsche von Truppen und Einquartierungen in einzelnen Orten (ca. 0,25 lfm). Der Nachtragsbestand umfaßt insgesamt 213 Akten aus dem Zeitraum von 1449 bis 1802 und 47 Rechnungen aus den Jahren 1441 bis 1747. Bronnbach im Februar 2002 Renate Schindler Weitere Akten der Provenienz Virneburg wurden im Verlauf von Verzeichnungsarbeiten im Gemeinschaftlichen Archiv aufgefunden. Sie wurden dem Bestand unter den Nummern 196-213 angegliedert. Der Bestand umfasst somit 260 Archivalieneinheiten. (Stand 20.10.2011)
2. Literatur: Lacour, Eva: Die Bevölkerungsentwicklung in der Grafschaft Virneburg im 17. Jahrhundert, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 24 (1998), S. 231-244. Lacour, Eva: Gerichtsbarkeit und Kriminalität in der Grafschaft Virneburg vom 16. bis 18. Jahrhundert, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25 (1999), S. 285-304. Lacour, Eva: Die Geschichte der Grafschaft Virneburg in der frühen Neuzeit: www.planet-interkom.de/eva.lacour/Virneburg.htm Lacour, Eva: Virneburgisches Bauernleben im 17. und 18. Jahrhundert. Auseinandersetzungen um die Grafschaft Virneburg und ihre Bewohner in der zeit zwischen 1593 und 1798, in: Volkskultur an Rhein und Maas 12; Heft 3/ 1993, S. 37-54. Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv Grafschaft Virneburg. Bd.1.: Inventar des Bestands F US 6 im Staatsarchiv Wertheim. Urkundenregesten 1222-1791, bearb. von Irmtraut Eder-Stein, Rüdiger Lenz und Volker Rödel. Bd.2 : Inventar des Bestands F 103 im Staatsarchiv Wertheim. Akten und Rechnungen 1192-1819 (1832), bearb. v. Martina Heine und Rüdiger Lenz (= Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 51), Stuttgart 2000, (mit weiteren Literaturangaben).
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, F-Rep. 103N
- Extent
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3,8 lfd. m
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Freudenbergisches Archiv >> Altes Archiv >> Kanzlei, Regierung und Kammer
- Date of creation of holding
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1441-1802
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
25.03.2024, 1:33 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1441-1802