Bestand
Grafschaft Rietberg / Akten (Bestand)
Regierung und Kammer: gräfliche
Familie 1497-1813 (39), andere Familien (15), Reichs- und
Kreissachen (1512-) 1520-1796 (122), Lehnssachen (1354-) 1418-1848
(141), verschiedene Regierungssachen (1370-) 1481-1829 (135),
Militaria 1566-1809 (153), Stadt Rietberg 1536-1815 (103), Kirchen,
Schulen, Armenwesen 1526-1809 (249), Prozesse (1304-) 1520-1841
(135), Finanzen, Steuern 1525-1866 (60), Domänensachen, Güter
Rietberg, Holte, Neukaunitz, Herrlichkeit Mellrich und Eiden
1427-1847 (331), Eigenhörige und Höfesachen (ca. 800), Kammersachen
(31), Land- und Kammergericht (42), Freigericht Eiden 1475-1816
(2); Rietberger Kanzlei: Organisation (6), Verhandlungsprotokolle
(51), Exekutionsregister (22), Prozesse und Konkurse 16. Jh.-1808
(276). Wiener Kanzlei: Protokolle, Regierungsberichte 1699-1821
(148); Fürstlicher Bevollmächtigter: Protokolle und Korrespondenzen
1741-1759 (12); Interimsverwaltung-Generalmandatar: Verhältnis zur
Landesherrschaft, Besitzungen 1807-1847 (59).
Bestandsgeschichte: Seit 1237
nach Besitzteilung der Grafen von Arnsberg selbständig, Grafen von
Rietberg (aus dem Hause Cuijk-Arnsberg), 1562 an das Haus Cirksena,
1699 an die Grafen von Kaunitz. 1807 zum Königreich Westphalen,
1815 an Königreich Preußen. 1820/21 Ankauf der Standesherrschaft
durch F. L. Tenge in Niederbarkhausen.
Form und Inhalt: Grafschaft
Rietberg - Akten
Die Grafschaft
Rietberg
Die Grafen von Rietberg waren seit 1237 nach
Abspaltung von den Grafen von Arnsberg selbständig, als Konrad I.
von Cuyk-Arnsberg die nördlich der Lippe gelegenen Teile der
Grafschaft Arnsberg erhielt (Haus Cuijk-Arnsberg). Die Benennung
erfolgte nach der um 1100 gegründeten Burg Rietberg an der
Ems.
Die Grafen von Rietberg bekleideten in den
nachfolgenden Generationen einflußreiche Positionen und Ämter in
Westfalen, so waren sie u.a. Deutschordensritter, Bischöfe von
Osnabrück, von Paderborn und von Münster, an verschiedenen Orten
Domherren und Dompröpste und eine Tochter auch Äbtissin des
Ägidiiklosters in Münster.
Konrad III. (1347-1365) trug
seine ”Freiheiten“ dem Reich zu Lehen auf und erhielt sie mit dem
Recht zur Setzung von Freistühlen vom Kaiser zurück. Rietberg war
nun freie Grafschaft.
Graf Konrad V. von Rietberg
(1428-1472) mußte 1456 die bisher reichsunmittelbare Grafschaft dem
hessischen Landgrafen Ludwig I. für 600 rheinische Gulden zu Lehen
auftragen; 1814 erfolgte die letzte Belehnung mit der Grafschaft
Rietberg durch die hessischen Landgrafen.
Zwar wurde
1535 in der Grafschaft Rietberg die Reformation eingeführt, doch
setzte sich später die Gegenreformation durch.
Als Graf
Otto IV. von Rietberg 1552 kinderlos starb, fiel die Herrschaft
Rietberg an Ottos Sohn Johann II. zu Rietberg, der aus Ottos
zweiter Ehe mit Onna, Tochter des ostfriesischen Häuptlings Hero
Omken, hervorging (Haus Cirksena). Das Harlingerland, ein
Landstrich an der Nordseeküste Ostfrieslands, blieb bis 1600 in
Personalunion mit Rietberg verbunden.
Mit dem Aussterben
der männlichen Linie der Grafen von Rietberg 1562 wurde das Lehen
von der Landgrafschaft Hessen eingezogen, doch nach Protest 1565
den weiblichen Nachkommen verlehnt. Durch Heirat kamen 1581 die
Grafschaft Rietberg und das Harlingerland an Ostfriesland. Doch
verzichtete Graf Enno III. 1600 im Berumer Vergleich zugunsten
seiner Töchter auf die Grafschaft Rietberg. Seine Tochter Sabina
Catharina erbte die Grafschaft Rietberg und heiratete ihren Onkel
Johann, mit dem sie das Haus Ostfriesland in Rietberg begründete,
das 1690 in männlicher Linie ausstarb. 1699 kam Rietberg durch
Heirat der Erbtochter Maria Ernestine Franziska an die Grafen von
Kaunitz.
Die Grafschaft Rietberg gehörte bis zum Jahre
1806 zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis, gelangte 1807
zum Königreich Westphalen, 1815 an das Königreich Preußen. 1820/21
erwarb Friedrich Ludwig Tenge in Niederbarkhausen die
Standesherrschaft Rietberg. 1946 wurde Rietberg Teil von
Nordrhein-Westfalen.
Der Bestand
Der Bestand Grafschaft Rietberg vereinigt Akten aus Abgaben
der Regierung Minden von 1852, 1903 und 1906 und der Amtsgerichte
Rietberg und Wiedenbrück von 1879, 1938 und 1939 mit dem 1960 vom
Land Nordrhein-Westfalen angekauften früheren Depositum
Tenge.
Dem geringen Umfang der Grafschaft
entsprechend war die Behördenorganisation nur unvollkommen
ausgebildet. Noch im 18. Jahrhundert bildeten Regierung und Kammer
ein vereintes Kollegium. Daneben bestand die Kanzlei als
Justizbehörde, versah jedoch auch Aufgaben der Regierung. Die
Neuordnung des Bestandes geht von den Behörden um die Mitte des 18.
Jahrhunderts aus, versucht aber die Kompetenzen zu trennen.
Die Regierungssachen (1.1) schließen mit Ausnahme
der Lehnssachen (1.1.4) mit dem Ende der staatlichen
Selbständigkeit der Grafschaft 1807. Schriftwechsel mit den
westphälischen un den preußischen Behörden, spätere Prozesse und
ähnliche Vorgänge der Oberamtsverwaltung, der Domänenverwaltung und
des Generalmandatars Tenge sind an anderer Stelle zusammengefaßt
(4). Die Akten zur Domänenverwaltung von 1807 bis zum Verkauf der
Grafschaftsdomänen durch den Grafen an seinen Bevollmächtigten
Friedrich Ludwig Tenge 1820-1822 wurden nicht ausgesondert, sondern
sind bei den Kammersachen (1.2) verblieben.
Es fehlen die Akten der (irrtümlich?) doppelt vergebenen
Nummern 1232 und 2385. Die Nummern 3465 bis 3468 sind nicht belegt.
Die letzte vergebene Nummer ist 3497.
Das
vorliegende Findbuch wurde von Prof. Dr. Hans-Joachim Behr verfaßt.
Im Jahre 2010 wurde das maschinenschriftliche Findbuch von Marc
Schwen mit dem Verzeichnungsprogramm VERA abgeschrieben und vom
Unterzeichneten überarbeitet, autopsiert und geordnet.
Ergänzungsüberlieferung
··Die Rietberger Karten befinden sich in der
Kartensammlung.
·Ein Verzeichnis der Rietberger
Landesarchivalien mit der Abschrift des Verkaufskontrakts zwischen
dem Fürsten Kaunitz und Tenge befindet sich im Bestand Kreis
Wiedenbrück, Landratsamt Nr. 515 (1822-1846).
··
·Akten über Lehnsangelegenheiten der Herrlichkeit Mellrich von
1618-1692 befinden sich in den Beständen
··Kurfürstentum
Köln, Hofrat, Westfälische Lehen Nr. 1343-1347.
·Kurfürstentum Köln, Geheime Konferenz, Westfälische Lehen Nr.
56 und 57.
·Kurfürstentum Köln, Hofkammer, Westfälische
Lehen Nr. 50 und 51.
··
··Das Manuskript 390
im Niedersächsischen Staatsarchiv Osnabrück enthält das Rietberger
Landrecht von 1679, die Kameralordnung von 1729 und den
Ökonomischen Zustand von 1739.
·Rietberger Akten aus der
Zeit der lippischen Vormundschaft 1578-1584 unter Graf Simon zur
Lippe befinden sich im Landesarchiv NRW Abt. OWL Bestand L 46, aus
der Zeit der Verwaltung durch den Niederrheinisch-Westfälischen
Kreis 1557-1566 im Bestand Niederrheinisch-Westfälischer
Reichskreis im Landesarchiv NRW Abt. R.
·Schriftstücke
zur Bestandsaufnahme landesherrlicher Höfe in der Grafschaft
Rietberg von 1668 befinden sich vereinzelt in den Grundakten des
Amtsgerichts Wiedenbrück im Landesarchiv NRW Abt. OWL.
·Weitere Absplisse befinden sich im Familienarchiv Tenge zu
Rietberg.
Literatur
··Ester, Mathias M., Der gräflich-rietbergische
Kammerrat und Rentmeister Ludwig Reinking (1744-1811), in: Beiträge
zur westfälischen Familienforschung 45 (1987), S. 193-225.
·Hanschmidt, Alvin (Hrsg.), 700 Jahre Stadt Rietberg
1289-1989. Beiträge zu ihrer Geschichte, Rietberg 1989.
·Hanschmidt, Alvin, Die Grafschaft Rietberg (Köln-Westfalen
1180/1980), hrsg. von P. Berghaus und S. Kessemeier, 1980, S.
190-193.
··Hanusa, Margarethe, Langenberg - Geschichte
einer westfälischen Gemeinde 800-1913 (Veröffentlichungen aus dem
Kreisarchiv Gütersloh / Reihe 1; 12), Bielefeld 2009. [WJ
187]
··Kohl, Wilhelm, Rietberger Beamte 1807, in:
Beiträge zur westfälischen Familienforschung 9 (1950), S.
62-64.
··Krüggeler, Wilhelm, Hof- und Ahnenforschung in
der ehemaligen Grafschaft Rietberg (Heimatkundliche Reihe /
Heimatverein Rietberg 4), Rietberg 1999. [WJ 188]
·Krüggeler, Wilhelm: ”Biographie“ eines eigenbehörigen Bauern
aus der Grafschaft Rietberg, in: Joergens, Bettina (Hg.),
Biographie, Genealogie und Archive gemeinsam im digitalen
Zeitalter: Detmolder Sommergespräche 2006 und 2007, Landesarchiv
Nordrhein-Westfalen, Insingen 2009, 99-120. [3 B 102]
··Leesch, Wolfgang, Die Grafen von Rietberg aus den Häusern
Arnsberg und Ostfriesland, in: Westfälische Zeitschrift 113 (1963),
S. 283-376.
·Leidinger, Paul, Zur Frühgeschichte der
Grafschaft Rietberg. Beiträge zur Heimatkunde des Kreises
Wiedenbrück 3 (1966), S. 43-49.
··Rosenkranz, Georg
Joseph, Beiträge zur Geschichte des Landes Rietberg und seiner
Grafen. Nebst einigen Urkunden aus dem 13., 14. und 15.
Jahrhundert, in: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und
Altertumskunde Westphalens NF Bd. 4 (1853) und NF Bd. 5
(1854).
··Sagebiel, Martin / Schütte, Leopold (Bearbb.),
Territorialarchive von Paderborn, Corvey, Reckenberg, Rheda und
Rietberg, Münster 1983.
·Scherl, Hermann, Die Grafschaft
Rietberg unter dem Geschlecht der Kaunitz, Innsbruck 1962
(Diss.).
··Schwede, Arnold, Das Münzwesen in der
Reichsgrafschaft Rietberg (Studien und Quellen zur Westfälischen
Geschichte 70; Veröffentlichungen der Historischen Kommission für
Westfalen N.F. 6), Paderborn 2012.
··Schwennicke,
Detlev, Europäische Stammtafeln, Band XXVII: Zwischen Maas und
Rhein 3, 2010, darin: Die Grafen von Rietberg a.d.H.
Arnsberg-Kuyc.
·Schwertener, Karl Philipp, Beiträge zur
Verfassungs-, Wirtschafts- und Rechtsgeschichte der Grafschaft
Rietberg. Hrsg. Franz Flaskamp. (Quellen und Forschungen zur Natur
und Geschichte des Kreises Wiedenbrück 17 (1935)).
Bestell- und Zitierweise:
Grafschaft Rietberg - Akten Nr. ...
Münster, den 10. Juni 2010
Dr. Thomas
Reich
- Bestandssignatur
-
E 301
- Umfang
-
3.486 Akten.; 3486 Akten.
- Sprache der Unterlagen
-
German
- Kontext
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.5. Weitere weltliche Territorien (E) >> 1.5.4. Grafschaft Rietberg >> Grafschaft Rietberg
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Martin Sagebiel u. Leopold Schütte (Bearbb.), Territorialarchive von Paderborn, Corvey, Reckenberg, Rheda und Rietberg, Münster 1983; Wolfgang Leesch, Die Grafen von Rietberg aus den Häusern Arnsberg und Ostfriesland, in: Westfälische Zeitschrift 113 (1963), S. 283-376; Hermann Scherl, Die Grafschaft Rietberg unter dem Geschlecht der Kaunitz (Diss.), Innsbruck 1962; Wilhelm Kohl, Rietberger Beamte 1807, in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 9 (1950), S. 62-64; Mathias M. Ester, Der gräflich-rietbergische Kammerrat und Rentmeister Ludwig Reinking (1744-1811), in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 45 (1987), S. 193-225; Alvin Hanschmidt (Hg.), 700 Jahre Stadt Rietberg 1289-1989. Beiträge zu ihrer Geschichte, Rietberg 1989.
- Bestandslaufzeit
-
(1304-) 1418-1848
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1304-) 1418-1848