Gebäude

Heidelberg-Weststadt Rohrbacher Straße 41

Das Gebäude steht im Osten an der Rohrbacher Straße. Es zählt vier Fensterachsen und ein Obergeschoß. Bis über die Kellerfenster ist das Erdgeschoß mit glattem, blassrotem Sandstein verkleidet. Ein kräftiges Gurtgesims leitet zum oberen Teil des Gebäudes über, welches aus ockerfarbenem Ziegelstein (Mauerziegel) steinsichtig aufgemauert ist. Der Hauseingang ist im Norden. Über der doppelflügeligen Holztür, die im horizontalen Schluss gefasst ist, sind zwei kleine Oberlichtfenster im rundbogigen Schluss eingesetzt, die von einer runden Säule mit Kapitell getrennt werden. Nach Süden schließen sich zwei Achsen mit je einem rechteckigen, im horizontalen Schluss gefassten Fenster an, welche über dem Schluss eine im Segmentbogen schließende, blanke Kartusche tragen. Über der Haustür und den Fenstern ist jeweils ein Entlastungsbogen mit abschließender Agraffe eingemauert. Die abschließende vierte Achse im Süden ist breiter ausgelegt und risalitartig um eine Handspanne vorgezogen. Ein im horizontalen Schluss gefasstes Fenster wird von blassrotem Sandstein flankiert, der mit Diamantierung dekoriert ist. Auch hier ist über dem Fenster eine wie bereits beschriebene Kartusche eingelassen, die Agraffe läuft in Rollwerk aus. Zwei kräftige Volutenkonsolen setzen seitlich an und tragen den Balkon im Obergeschoß. Das Erdgeschoß ist mit blass-rotem, rustizierten Sandstein gebändert. Ein vorkragendes Gurtgesims, dem ein Band übergesetzt ist, leitet zum Obergeschoß über. Hier sind in den drei von Norden gezählten Achsen je ein rechteckig mit abgetrepptem, im horizontalen Schluss schließenden Gewände gefasst. Ein abgetreppter Sturz dekoriert darüber und über diesem ist ein Entlastungsbogen eingemauert, der mit Diamantierung dekoriert ist. Innerhalb des Bogens ist eine plastische Palmette eingelassen. Besondere Aufmerksamkeit hat der Architekt hier auf das Risalit im Süden gelegt: Ein großes, im horizontalen Schluss gefasstes rechteckiges Fenster wird von zwei vorgesetzten, ornamentierten Säulen flankiert, die von zwei auf einer vorkragenden, von den Volutenkonsolen am oberen Erdgeschoß getragenen Sandsteinplatte stehenden Pfeilern getragen werden. Dazwischen ist eine Balustrade eingelassen. Man kann durch ihre Durchbrüche das steinsichtige Mauerwerk erkennen, was diesen Balkon als "Scheinbalkon" entlarvt. Ein geschicktes Spiel mit der Optik! Die Kapitelle der Säulen tragen einen abgestuften Sturz, auf dem ein kleiner Altan mit schmiedeeisernem Gitter am Zwerchhaus abschließt. An beiden Kanten des Risalits sind unter dem zum Kranzgesims überleitenden Band leere Figurennischen eingelassen, unter deren dekorierten Konsolen plastische Ornamentik dekoriert. Drei sandsteinfarbene Bänder durchziehen das Obergeschoß. Dachseitig schließt über den drei nördlichen Achsen jeweils eine kleine Giebelgaube ab. Über dem Risalit ist ein Zwerchhaus aufgesetzt, durch dessen rundbogig gewändete Fenstertür man den kleinen Altan begehen kann. Die flankierenden Pilaster sind ornamentiert und tragen auf ihren Volutenkonsolen wiederum keine Kapitelle. Von diamantierten Sockeln steigt eine abgetreppte Dekoration entlang der inneren Giebelseiten bis zur abgestumpften Spitze empor, auf der eine große Kartusche platziert ist. In ihrem kreisförmigen Zentrum ist ein plastischer, behelmter Männerkopf eingelassen. Ihn flankieren zwei Konsolen, die ein kleines Dach tragen. Der Architekt hat auch mit diesem Gebäude ein Haus im "freien Historismus" geschaffen, dessen Formensprache sich Elementen der Gotik und der Renaissance bedient, mit einem Hauch Klassizistik. Die beiden Gebäude im Norden (Nummer 39) und Süden (Nummer 43) stammen ebenfalls aus seiner Feder, sind aber individuell unterschiedlich ausgearbeitet. Man nehme sich reichlich Zeit zum Studium dieses gelungenen Hauses! (Baujahr: 1886/87; Bauplanung/Ausführung: Friedrich Oppel. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.) .
Erhaltungszustand: Gut

Urheber*in: Oppel, Friedrich / Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank | Digitalisierung: Pietschmann, Dieter-Robert

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Standort
Heidelberg
Sammlung
Städte und Dörfer
Material/Technik
Ziegelstein (Mauerziegel)

Verwandtes Objekt und Literatur

Klassifikation
Haus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
Bezug (was)
Architektur
Gurtgesims
Kranzgesims
Nische
Ornament
Kartusche
Agraffe
Bänderung
Säule
Kapitell
Segmentgiebel
Palmette
Konsole
Volutenkonsole
Balkon
Balustrade
Altan
Geländer
Steinplastik

Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1886 - 1887

Förderung
Pietschmann, Dieter-Robert
Letzte Aktualisierung
05.03.2025, 16:25 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Gebäude

Beteiligte

Entstanden

  • 1886 - 1887

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