Gebäude

Heidelberg-Weststadt Rohrbacher Straße 60

Das Gebäude steht im Westen an der Rohrbacher Straße. Es zählt drei Fensterachsen und drei Obergeschosse. Das Erdgeschoß ist bis über die Kellerfenster mit roten Sandsteinbossen verkleidet. Ein kräftiges Gurtgesims leitet zu den oberen Teilen über. Das Gebäude ist mit ockerfarbenen Ziegelsteinen (Mauerziegel) aufgezogen. Das Erdgeschoß trägt im Norden eine Torein- und durchfahrt in den Hinterhof. Darin ist auch der ein- und Aufgang in die oberen Geschosse enthalten. Aufgrund der Toreinfahrt nennt man ein solches Gebäude auch "Torfahrthaus". Eine Gewandung aus rotem Sandstein umgibt die Einfahrt und schließt mit einer diamantierten Agraffe ab. Die mittlere-Achse ist risalitartig um eine Handspanne vorgezogen und trägt ein Doppelfenster. Dieses ist mit einem abgetreppten, dekorierten Gewände im horizontalen Schluss gefasst, dass ebenfalls mit einer diamantierten Agraffe abschließt. Getrennt werden beide Fenster durch einen mittig angebrachten dekorierten Hermenpilaster. Unter jedem Fenster, dessen Fensterbrett an den Enden von je einer Volutenkonsole mit Abhänglingen "getragen" wird, ist eine Kartusche aus rotem Sandstein mit diamantierten Zentralteil eingelassen. In der anschließenden Südachse finden wir die gleichen Gegebenheiten. Das Erdgeschoß wird zudem von einer Bänderung aus glattem, rotem Sandstein durchzogen. Ein Band aus rotem Sandstein schließt über den Fenstern zum abgetreppten kräftigen Gurtgesims über, das zum Obergeschoß überleitet. Generell sind die Kanten jeder Achse in allen drei Obergeschossen mit rechteckigen, diamantierten Bossen dekoriert, dass dem Gebäude ein trutziges Aussehen verleiht. Im ersten Obergeschoß ist in der Nord- und Südachse jeweils ein Doppelfenster eingelassen, deren Fassung generell wie bereits im Erdgeschoss beschrieben ausgeführt ist, hier sind die trennenden Pfeiler jedoch profiliert. Ein breites rotes Band aus Sandstein zieht vom Gurtgesims bis unter die Fensterbretter am Geschoss entlang. Die Fensterbretter werden hier aber von je drei dekorierten Konsolen getragen und die dazwischen liegenden Kartuschen enthalten geometrische Ornamentik. Über den horizontalen Fensterschlüssen sitzen drei ornamentierte Konsolen, zwischen denen ebenfalls Kartuschen eingelassen sind. Sie tragen eine Diamantierung mit Dekor. Auf den Konsolen ruht ein Segmentgiebel mit eingelassener Palmette. Besonderes Augenmerk hat der Architekt aber auf die Mittelachse gelegt. Hier ist ein mit ausgesuchtem Dekor versehener Erker angesetzt, der nach Osten drei durch Pfeiler getrennte Fenster sowie nach Norden- und Süden je ein schmales rechteckiges Fenster trägt. Die den Erker tragengenden Volutenkonsolen setzen beiderseits des Fensters am Erdgeschoß an und sind ebenfalls mit qualitätvoller Ornamentik versehen. Der Übergang zum zweiten Obergeschoß wird in den beiden äußeren Achsen nur durch die bis unter die Fensterbretter reichenden Segmentgiebel markiert. Auch hier sind wiederum rechteckige Doppelfenster eingesetzt, über denen zwei Volutenkonsolen einen abgetreppten Sturz tragen. Dazwischen ist eine einzige Kartusche mit geometrischem Dekor eingelassen. Die Mittelachse hat ein Dreiecksfenster vorzuweisen, von welchem das mittlere breiter ist und als Fenstertür ausgeführt wurde. Diese ermöglicht den Zutritt zum Altan, der den Erker des ersten Obergeschosses abschließt und mit Brüstung sowie qualitätvoller Ornamentik versehen ist. Über dem Fenster setzen beiderseits gerade Konsolen an, die in plastischen, behelmten Köpfen enden und einen Balkon am dritten Obergeschoß tragen. Ein Sandsteinband zieht in Höhe der Fensterbretter des dritten Obergeschosses entlang. Hier sind in den äußeren Achsen jeweils rundbogig schließende und durch profilierte Pfeiler getrennte Doppelfenster eingelassen. Ihre Fensterbretter werden von je drei Volutenkonsolen getragen. Die Fenster selbst werden außen von diamantierten Pilastern flankiert, deren Volutenkonsolen einen abgetreppten Sturz als Abschluss tragen. Die Mittelachse trägt ein dreifaches Fenster mit mittiger Fenstertür, die den Zugang zum Alten, der mit einem kunstvollen schmiedeeisernen Geländer ausgestattet ist, ermöglicht. Die Fenster werden von ornamentierten Hermenpilastern mit ionischen Kapitellen flankiert und schließen mit einem Sturz, der an der Unterseite einen Zahnfries enthält, ab. Ein breites Sandsteinband ist über den Fenstern eingelassen, von welchem jeweils beiderseitig der Fenster gekehlte und dekorierte Volutenkonsolen bis an das Kranzgesims hinausreichem. Dieses nimmt die vorkragende Dachtraufe auf. Dachseitig schließen zwei doppelfensterige Gauben ab, die augenscheinlich neuerer Natur sind. Der Architekt hat hier im historisierenden Stil ein Wohnhaus mit ideenreicher Untergliederung aufgezogen, das sich der Formensprache der Renaissance und des nachfolgenden Barock bedient. Man nehme sich ausreichend Zeit zum Betrachten! (Baujahr: 1891-92; Bauplanung/Ausführung: Valentin Schaaf. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.) .
Erhaltungszustand: Gut

Urheber*in: Schaaf, Valentin / Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank | Digitalisierung: Pietschmann, Dieter-Robert

Attribution - ShareAlike 4.0 International

1
/
1

Location
Heidelberg
Collection
Städte und Dörfer
Material/Technique
Ziegelstein (Mauerziegel)

Related object and literature

Classification
Haus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
Subject (what)
Architektur
Torfahrthaus
Gurtgesims
Kranzgesims
Kartusche
Dekor
Ornament
Agraffe
Diamantierung
Volutenkonsole
Abhängling
Segmentgiebel
Erker
Altan
Balkon
Geländer
Balustrade
Sturz
Bänderung
Dachgaupe

Event
Herstellung
(who)
(when)
1891 - 1892

Sponsorship
Pietschmann, Dieter-Robert
Last update
05.03.2025, 4:25 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Gebäude

Associated

Time of origin

  • 1891 - 1892

Other Objects (12)