Gebäude

Heidelberg-Weststadt Rohrbacher Straße 45

Das Gebäude ist südöstlich über Eck aufgestellt und steht mit seiner Westseite im Osten an der Rohrbacher Straße, sowie mit der Nordseite im Süden an der Blumenstraße. Es zählt pro Traufseite fünf Fensterachsen und drei Obergeschosse, wobei das dritte ein in der Höhe reduziertes "Mezzaningeschoß" ist. Die Übersicht zeigt das symmetrisch und dekorativ sehr interessant aufgebaute Haus. Das Erdgeschoss ist in rotem Sandstein aufgeführt und zusätzlich Gebändert. An den Kanten der im Nordwesten stehenden "überleitenden" Achse ist die Bänderung zusätzlich noch diamantiert, was einen trutzigen Eindruck hervorruft. Der Architekt hat sich hier der Formensprache des Klassizismus bedient. Eine Eingangstür im Erdgeschoß führt in den Laden, der sich wie gesamte Westseite entlang der Rohrbacher Straße sowie eine Achse tief nach Osten in die Bunsenstraße mit hohen Schaufenstern erstreckt. Die vier weiteren an der Bunsenstraße stehenden Fensterachsen enthalten im horizontalen Schluss gefasste Fenster, bis auf die abschließende Achse im Osten, welche den eigentlichen Hauseingang trägt. Alle Fenster sind mit in Rollwerk auslaufenden Agraffen dekoriert. Abwechslungsreich ist auch der Übergang zum oberen Teil des Baukörpers gestaltet. Von einem kräftigen Gurtgesims an zieht ein breites Band mit quadratischem Dekor das gesamte Gebäude entlang. Unter jedem Fensterbrett ist eine Kartusche mit dekorierten Kreisornamenten eingelassen, die von zwei Volutenkonsolen flankiert werden, welche das Fensterbrett tragen. Pro Achse ist ein im horizontalen Schluss gewändetes Fenster eingesetzt. Das Gewände ist ebenfalls dekoriert und über dem horizontalen Schluss setzen beiderseits zwei Volutenkonsolen an, die einen vorkragenden, abgetreppten Sturz tragen. Über diesen ist ein aus ockerfarbenem Ziegelstein gemauerter Entlastungsbogen mit abschließender Agraffe eingemauert. Die Fenster erhalten so eine besondere Betonung. Im zweiten Obergeschoß sind die Fenster der jeweils ersten vier Achsen, von den Gebäudeenden nach Nordwesten gesehen, mit einem abgestuften Sturz geschmückt. Über jedem Fenster ist ebenfalls ein aus ockerfarbenem Ziegelseinen eingemauerter Entlastungsbogen eingelassen, der mit einer Agraffe abgeschlossen wird. Bei den beiden inneren Achsen ist der Entlastungsbogen halbkreisförmig erhöht und Innen mit einer plastischen Palmette dekoriert. Zum dritten Obergeschoß, dem Mezzanin, leitet ein Gurtband in Höhe der Fensterbretter über. Dieses trägt zwischen den Fensterbrettern jeweils eine ornamentierte Kartusche. Unter den Fensterbrettern ist, flankiert von zwei Konsolen, eine nach unten dreieckig geschwungene Dekorplatte eingesetzt. Alle Fenster sind mit einem abgestuften, im Rundbogen schließenden Gewände gefasst, dessen Schlussplatte bis an das Kranzgesims reicht. Auf diese Weise wird dem in seiner Geschoßhöhe reduzierten Mezzanin dennoch eine optische Aufwertung zu teil. Ganz besonders hat der Architekt die Achse im Nordwesten und die beiden anschließenden Fensterachsen gestaltet, an welchen der Baukörper von der Rohrbacher Straße in die Blumensträuße "umgeleitet" wird. Die Achsen sind um eine Handspanne als Risalit hervorgehoben, was die Nordwestecke insgesamt "heraushebt". Die Kanten der Achse im Osten wie im Süden sind mit ockerfarbenem Ziegelstein gemauert der von diamantierten im gleichen Abstand verteilten Bossen zusätzlich dekoriert wird. Gleiches gilt für die Kanten der Nordwestachse selbst. Da diese Hervorhebung vom ersten Obergeschoß bis an das Kranzgesims durchgeht, entsteht hier eine Kolossalordnung. Weiterhin sind die Fenster im ersten Obergeschoß pointiert dekoriert: Gekehlte Pilaster flankieren und von Ihnen steigen Volutenkonsolen bis über den horizontalen Schluss empor. Über dieser sitzt ein rechteckiger Sturz mit plastischer Ornamentierung. Auf den Volutenkonsolen sitzen kurze Pfeiler die einen abgestuften Dreiecksgiebel tragen, den im Bereich eine plastische Palmette dekoriert. Bis an die Fensterbretter im zweiten Obergeschoß ist eine dekorierte Sandsteinplatte eingelassen und zwei kleine Volutenkonsolen, zwischen denen eine plastisch ornamentierte Kartusche eingelassen ist, tragen das Fensterbrett. Über dem dekorierten Fenstergewände schmückt eine eingelassene plastische Palmette, die von einem auf ockerfarbenem Ziegelstein gemauerten Entlastungsbogen mit abschließender Agraffe umgeben ist. Betrachtet man sich diese beiden Übereinander liegenden, durch Dekor verbundenen Fenster so entsteht auch hier eine Kolossalordnung. Im Mezzaningeschoß sind rundbogig gewändete Doppelfenster mit entsprechender Dekorierung eingesetzt. Die eigentliche Achse im Nordwesten, die den Geschäftseingang trägt, wird im Abschlußbereich des Türgewändes von zwei Rollwerkskonsolen flankiert, in deren Mitte eine große Agraffe sitzt. Die Konsolen tragen einen kleinen Balkon mit Balustrade. Das Fenster im ersten Obergeschoß wird von dekorierten Pilastern flankiert und ein auf Rollwerk aufgesetzter abgetreppter Sturz schließt ab. Über diesem ist eine Steinplastik in Form eines Doppelköpfigen Adlers mit dekorierendem Rankenwerk platziert. Auf zwei flankierenden Konsolen ruht ein weiterer kleiner Balkon am zweiten Obergeschoß der ein ausgebauchtes schmiedeeisernes Gitter trägt. Das dekorierte Fenster mir über dem Sturz von einer eingelassenen Palmette mit umgebenden Entlastungsbogen und Agraffe geschmückt. Das Fenster im Mezanningeschoß ist einfach gehalten. Ein breites Sandsteinband führt zum Kranzgesims über, das die vorkragende Dachtraufe aufnimmt. Kurzum: Auch bei diesem äußerst gelungenen Gebäude lasse man die Zeit außen vor! Mit Muße betrachte und studiere man die ausgezeichneten Ideen des Architekten, dessen im historisierenden Stil des Klassizismus aufgezogenes Haus beeindruckend ist! (Baujahr: 1887/88; Bauplanung/Ausführung: Anton Krauth/ Gebrüder Brenner. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.) .
Erhaltungszustand: Gut

Urheber*in: Brenner, Wilhelm / Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank | Digitalisierung: Pietschmann, Dieter-Robert

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Standort
Heidelberg
Sammlung
Städte und Dörfer
Material/Technik
Ziegelstein (Mauerziegel)

Verwandtes Objekt und Literatur

Klassifikation
Geschäftshaus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
Bezug (was)
Architektur
Agraffe
Bänderung
Volutenkonsole
Diamantierung
Kolossalordnung
Pilaster
Konsole
Steinplastik
Sturz
Kartusche
Ornament
Balkon
Balustrade
Geländer
Gurtgesims
Kranzgesims
Mezzanin
Laden
Entlastungsbogen
Palmette
Steinplastik
Mezzanin
Bänderung

Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1887 - 1888
(Beschreibung)
Bauplanung: Anton Krauth

Förderung
Pietschmann, Dieter-Robert
Letzte Aktualisierung
05.03.2025, 16:25 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Gebäude

Beteiligte

Entstanden

  • 1887 - 1888

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