Handschriften

Karl Birnbaum an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Birnbaum ist von Paris begeistert. Birnbaum reiste gemeinsam mit (Gustav Heinrich) Wiedemann und (Hermann?) Sternberg (zum Besuch der Weltausstellung) nach Paris und kam dort am Samstag an. Sie wurden von Swiatkowski vom Bahnhof abgeholt. Wiedemann und Sternberg wohnen im selben Hotel. Birnbaum wohnt in einem Studentenzimmer bei Swiatkowski. Swiatkowski und Birnbaum erkundeten gemeinsam Paris. Birnbaum unternahm eine "Omnibusfahrt von der Bastille die Boulevards entlang zur Madeleine", spazierte dann "in die Champs élysés, durch die rue de Rivoli zum Louvre" und besuchte dort die Gemälde- sowie die Skulpturensammlung. Mit Swiatkowski besuchte er das Quartier Latin und (1v) lernte "das ungezwungene Leben der étudiants mit ihren étudiants" kennen. Am nächsten Tag beabsichtigte Birnbaum, (Adolphe) Wurtz zu besuchen. Birnbaum ist erstaunt, "wie schwer die Herrn hier zu treffen und zu sprechen sind". Wurtz empfängt niemanden zuhause. Birnbaum wurde mit seinem Wunsch, Wurtz zu treffen, zweimal an die "école de medicine" verwiesen, und war wiederholt mit dem Versuch erfolglos, Wurtz in seinem Laboratorium anzutreffen. Auch ein Treffen mit Wurtz in Gemeinschaft mit Wiedemann schlug fehl. Wurtz gibt am "nächsten Montag" ein "diner international" und ist an der Adresse Birnbaums interessiert, um ihn "besuchen zu können". Birnbaum beabsichtigt, eine Karte verbunden mit einem Brief Weltziens bei Wurtz abzugeben, und hofft auf eine Teilnahme an jener Abendveranstaltung. Birnbaum besuchte mit Swiatkowski das Laboratorium am "collège de France", anschließend an der Sorbonne eine Vorlesung von (Henri Etienne Sainte-Claire) Deville über Quecksilber und ging danach "zu einer Sitzung an der Academie" (Francaise). (Michel Eugène) Chevreul führte den Vorsitz, des weiteren waren "von namhaften Chemikern" anwesend: (Auguste André Thomas) Cahours, (Antoine Jerome) Balard, (Jean-Baptiste) Boussingault und (August Wilhelm) Hofmann. Die Sitzung der Academie war "schrecklich langweilig", von Interesse war einzig ein Vortrag des römischen Astronomen (Angelo Pietro) Secchi über "die Spektren von verschiedenen Sternen und über die Veränderungen der Spektren von Gasen durch Temperaturveränderungen". (2r) Birnbaum besuchte gemeinsam mit Wiedemann und Sternberg im Theatre du Châtelet ein "Zauberspiel". An den folgenden Tagen besuchte Birnbaum zweimal die chemische Ausstellung, welche bis auf wenige Abteilungen "so gut wie fertig" ist. Er kann aber noch keine umfassende Beschreibung geben. Die allgemeine Meinung geht zum Lob. Birnbaum besuchte die französische sowie die englische Abteilung. Die Franzosen präsentieren "herrliche Präparate", die Engländer den "Gang ihrer Fabrikationsmethode". Birnbaum notierte sich eine "ganze Reihe von Adressen", bei denen er "Präparate von den ausgestellten Gegenständen" für das Karlsruher Laboratorium zu kaufen gedenkt. Birnbaum sieht neue Apparate und schätzt die Gelegenheit, "die vielen wissenschaftlichen Größen kennenzulernen": (August Wilhelm) Hofmann aus Berlin, (Karl Julius) Fritzsche aus Sankt Petersburg, (August) Kekulé, (Heinrich Wilhelm) Dove, Meyer, "Schröder" aus Wien (= Anton von Schrötter?), (Hermann Christian von) Fehling, (Franz) Varrentrapp, (Justus) Liebig" und andere. Birnbaum lernte viele dieser Herren durch Wiedemann kennen und besuchte gemeinsam mit Schröder und Kekulé Diamantenschleifer. Zusammen mit Wiedemann unternahm er einen Spaziergang und traf zufällig Kekulé in einem Café. Kekulé geht gerne aus Gent weg und "erwartet täglich Anträge von Berlin aus für Bonn". (2v) Der Weggang Kekulés ist noch nicht entschieden, da (Hermann) Kolbe als Hofmanns Kandidat der Wahl noch unentschieden ist. Kekulé hat abermals eine "Lieferung seines" Buchs fertig und arbeitet verstärkt an dessen Abschluss. Alle, denen Birnbaum vorgestellt wird, erkundigen sich nach Weltzien und bedauern dessen Abwesenheit. Birnbaum fragt, ob Weltzien nicht doch kommen wolle. Wiedemann sagte, dass Wurtz einen Brief an Weltzien schreiben wird, um ihn zur Anreise zu veranlassen. Wiedemann, Sternberg und Swiatkowski lassen grüßen und wünschen Weltziens Kommen nach Paris. Birnbaum ist ganz von Paris eingenommen. Birnbaum legt einen Brief an seinen Bruder bei und bittet um Überbringung.

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/23
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.10 Birnbaum, Karl (*1839, +1887)

Laufzeit
1867 April 17, Paris

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp


  • Handschriften

Entstanden


  • 1867 April 17, Paris

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