Gebäude
Heidelberg-Weststadt Kaiserstraße 61
Das Gebäude steht im Süden an der Kaiserstraße und zählt vier Fensterachsen sowie drei Obergeschosse. Es ist Symmetrie vorhanden, die besonders durch den hohen Giebel des Zwerchhauses über den beiden mittleren Achsen. Das Dekor entspricht einer sparsamen Verwendung, aber die vorhandenen Elemente erinnern an die Renaissance. Im Erdgeschoss findet man im Osten eine große, doppeltürige Einfahrt, eine sogenannte "Toreinfahrt", nach welcher man ein solches Haus auch als "Torfahrthaus" bezeichnet. Ein segmentbogiger, abgetreppter Abschluss zieht sich um das Oberlicht. Das im Westen anschließende Fenster ist ebenfalls mit einem im Segmentbogen abgetrepptem Gewände gefasst, es ist das Schaufenster des kleinen, hier eingebauten Ladens. In der Mitte des Gebäudes ist der Eingang platziert. Die einfache Holztür wird auf der Ostseite von einer vorangestellten Säule mit Kapitell flankiert, von dem eine im Rundbogen schließende, oben horizontal abgeschlossene Kartusche mit Reliefornamentik in Form von Blattwerk aufgeht. Eine zentrale, nach oben ausgezogene Kartusche trägt ein leeres Medaillon. Die beiden nach Westen abschließenden Achsen tragen je ein dreiteiliges, oben wiederum mit einem im Segmentbogen schließendes abgetrepptem Gewände gefasstes Fenster. Bis in Höhe der horizontalen Tor- bzw. Fensterschlüsse ist das Erdgeschoß zudem mit hellbraunem Randstein verkleidet. Das erste Obergeschoss sieht eine Variation an Fensterformen bereitstehen: Die Ostachse trägt zwei mit je einem abgetrepptem, oben segmentbogig schließendem Gewände gefasste Fenster, die durch einen profilierten Pfeiler getrennt sind. Das westliche Fenster ist als Fenstertür ausgebildet, welche den Zugang zu einem nur mäßig vorkragenden Balkon erlaubt, der auf drei einfachen Konsolen aufsitzt und dessen Balustrade ein durchbrochenes, an Maßwerk erinnerndes Muster trägt. Die beiden mittleren Achsen tragen jeweils zwei rechteckige Fenster, die von einem abgetreppten, im horizontalen Schluss einem geschwungenen Segment gezierten Gewände gefasst sind. Die westliche Achse zeigt wieder ein dreiteiliges Fenster, in beschriebener Weise im Segmentbogen schließen und dort mit einer Agraffe geziert. Das zweite Obergeschoß sieht in der Ost- und den beiden mittleren Achsen die gleiche Fensteranordnung wie das erste Obergeschoß. Die abschließende Achse im Westen trägt hier ebenfalls zwei Fenster, vor welchen ein Balkon gleicher Art wie im ersten Obergeschoß angebracht ist, der auf abgestuften Konsolen ruht. Im dritten Obergeschoß findet man in der Ost- wie der Westachse jeweils zwei im Segmentbogen schließende Fenster wie im Geschoss darunter. Die beiden mittleren Achsen tragen je ein dreigeteiltes, oben im Segmentbogen mit einem abgestuften Gewände gefasstes Fenster, wobei das mittlere höher ausgelegt ist. Über den drei Abschlüssen liegt ein zusammenfassender Segmentbogen. Man kann hier vergleichsweise von einer "Kolossalen Ordnung im Kleinformat" sprechen. Diese Segmentbögen gehen von den Kapitellen an den Ecken der beiden gemeinsam "risalitartig" vorgezogenen mittleren Achsen aus, die jetzt erst als solche "auffallen", da durch den generell weißen Verputz und ohne sichtbare Geschoßgliederung es eben erst hier zutage tritt. Ein gekonnter Effekt seitens des Architekten! Zwischen den beiden Fenstern findet sich ein weiteres Kapitell, über welchem ein schmiedeeisernes, wappenartiges Emblem platziert ist. Alle drei Kapitelle sind an ihrer geschwungenen Unterseite mit Relief-Ornamentik geziert. Von den Kanten der beiden äußeren Kapitelle steigt jeweils eine kurze Bossierung in glattem, hellbraunen Sandstein auf, auf welcher der Giebel des Zwerchhauses "ruht. Dieses trägt zwei einzelne rechteckig abgetreppt und horizontal schließende Fenster, die von einem gemeinsamen, vorkragenden Fensterbrett unterlegt sind. In der Spitze des steil aufsteigenden, an den Innenseiten abgestuften Giebels sitzt ein kleiner. Im 3/6 Schliss ausgeführter Erler. Er trägt je ein Schlitzfester pro Seite und ruht auf einer "gedrehten" Wandsäule, die von einem ornamentierten Kapitell aufsteigt. Ein Zeltdach schließt den Erker ab. Dachseitig findet man auf der östlichen wie der westlichen Achse je eine doppelfensterige Gaube, die allerdings der Ausprägung nach neueren Datums als Ergebnis eines Ausbaues, aufgesetzt wurde. Der Architekt hat hier ein "Patrizierhaus" mit interessanten Details aufgezogen, zu dessen Betrachtung man sich unbedingt Zeit nehmen sollte! (Baujahr: 1898; Bauplanung/Ausführung: Philipp Ueberle. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.)
Erhaltungszustand: Gut
- Standort
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Heidelberg
- Sammlung
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Städte und Dörfer
- Material/Technik
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Werkstein; Sandstein; Mauern; Steinmetz
- Verwandtes Objekt und Literatur
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Teil von: Heidelberg-Weststadt Kaiserstraße
- Klassifikation
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Geschäftshaus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
- Bezug (was)
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Architektur
Säule
Kapitell
Balkon
Balustrade
Ornament
Konsole
Giebel
Erker
Zwerchhaus
Dachgaupe
Kartusche
Relief
Laden
- Förderung
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Pietschmann, Dieter-Robert
- Letzte Aktualisierung
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05.03.2025, 16:25 MEZ
Datenpartner
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Gebäude
Beteiligte
Entstanden
- 1898