Handschriften
Richard Müller an Karl Weltzien
Enthält: (1r) Weltziens Mutter ist verstorben. Weltzien ist Großvater von zwei Mädchen geworden. (1v) Die von Müller übersandten Apparaturen haben Weltzien gefallen. Bei dem Versuch, Präparate von der Weltausstellung in London zu erwerben, hatte Müller kein Glück. Die Aussteller schenkten die schönsten Stücke verschiedenen englischen Instituten. Müller wollte keine mittelmäßigen Präparate kaufen, weswegen er das ihm zur Verfügung stehende Geld für den Erwerb von Apparaten verwendet hat. Er hofft jedoch, in Kürze eine Reihe von Präparaten schicken zu können. Der junge Herr Kuhlmann, der bei (August Wilhelm) Hofmann arbeitet, möchte Thallium-Präparate herstellen, von denen Müller etwas zu bekommen hofft. (August?) Matthiesen hat mehrere Yard Thalliumdraht angefertigt, um die Leitfähigkeit zu bestimmen. Davon wird Müller ein kleines Stück mitschicken. Field hat ihm (2r) eine hübsche Druse von Rohanilinkristallen versprochen. Hofmann verspricht Müller immer Präparate, hat aber selbst nicht viel. Obwohl er immer in großen Maßstäben anbieten lässt, kann er noch nicht einmal seine eigenen Arbeiten als Präparate anbieten. Sobald Müller genügend Präparate hat, wird er sie Weltzien schicken. Auf der letzten Sitzung der Chemical Society stellte (Lyon) Playfair seine Ansichten über die Zusammensetzung der Salze in einem zweistündigen Vortrag dar. Müller gibt einen Punkt von Playfairs Thesen wieder, der eine lebhafte Diskussion nach sich zog. Müller genießt seine Besuche bei der Chemical Society, da sie für ihn Erholung und zugleich Gelegenheit sind, sich auf dem Laufenden zu halten (2v) Nach Beendigung der Sitzung besuchen die Herren ein Kaffeehaus, "wo denn eine Unterhaltung im deutschen Style weitergeführt wird". (Fridolin) Sandberger beabsichtigt, die Polytechnische Schule Karlsruhe zu verlassen. Wenn bei der Neubesetzung der Stelle das Hauptaugenmerk auf die Mineralogie gelegt wird, empfiehlt Müller Viktor von Lang. Er umreißt kurz dessen Werdegang und momentane berufliche Situation. (3r) Müller hat Lang als einem "stillen, feingebildeten, höchst achtbaren Charakter" kennengelernt. Falls ein Mineraloge mehr der chemischen Richtung gesucht wird, schlägt er (Adolf) Knop aus Gießen oder (Johann Gustav Adolf) Kenngott aus Zürich vor. Lang hat Interesse an der Stelle in Karlsruhe. Müller arbeitete ausschließlich in der Papierherstellung. Er hat bei der Prozessoptimierung einige Erfolge gehabt, was sich auch in den Geschäftszahlen (3v) niederschlägt. Eine Erweiterung der Fabrik steht bevor, bei der die jährliche Produktion auf 2 Millionen fl (?) gesteigert wird. Müller erkundigt sich nach den Ergebnissen von Weltziens aktuellem Forschungsprojekt. Er bezieht sich auf Weltziens Versuchsreihe zu "N[horizontal durchstrichen]O[hoch]2Cl" und bittet, diesen Gegenstand weiter erforschen zu dürfen, falls Weltzien die Arbeit daran eingestellt habe. (Eduard) Linnemann hat Karlsruhe verlassen und eine Assistentenstelle bei (Leopold von) Pebal angenommen. Müller hat sich schnell in die englische Gesellschaft und deren Umgangsformen eingefunden. (4r) Er bewegt sich jetzt mit großer Leichtigkeit in Kreisen, in denen er früher schüchtern war. Während der Wintermonate war er zu großen Fasanen- und Hasenjagden in Bedfordshire eingeladen. Die beiden Brüder Müllers reisen diesen Sommer nach Deutschland, und er plant, sie zu begleiten. Gegebenenfalls will er Weltzien in Karlsruhe besuchen. Das Leben in England bietet sehr viel Interessantes, aber das Leben in Deutschland ist doch angenehmer, "wenn auch nicht so großartig". (Friedrich August) Kekulés Frau ist bei der Geburt eines Kindes verstorben. (4v) Hofmanns Weggang ist noch davon abhängig, ob man ihm in Bonn ein Laboratorium baut. Er hat den Aldehyd der Ameisensäure dargestellt, jedoch in sehr geringer Menge. Falls Weltzien in einer Vorlesung Acetylen darstellen will, soll er Leuchtgas dazu verwenden. Müllers Bruder hat Kupferverbindungen dargestellt, indem er Leuchtgas mittels eines Aspirators durch eine Lösung von Kupferchlorid in Ammoniak saugte. Acetylen ist merkwürdigerweise schon sehr genau in (Leopold) Gmelins Handbuch der Chemie beschrieben, und (Marcellin) Berthelot hat nicht viel Neues hinzugefügt.
- Reference number
-
27072/349
- Extent
-
4 Blatt
- Context
-
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.110 Müller, Richard
- Holding
-
27072 Nachlass Karl Weltzien
- Indexbegriff subject
-
Chemical Society/London
- Indexentry person
-
Weltzien, Karl (*1813, +1870)
Müller, Richard
Kuhlmann (Nachname)
Matthiesen, August
Field (Nachname)
Playfair, Lyon (*1818, +1898)
Lang, Viktor von (*1838, +1921)
Sandberger, Fridolin (*1826, +1898)
Knop, Adolf (*1828, +1893)
Kenngott, Johann Gustav Adolf (*1818, +1897)
Linnemann, Eduard (*1841, +1886)
Pebal, Leopold von (*1826)
Kekulé (geb. Drory), Stephanie
Kekulé von Stradonitz, Friedrich August (*1829, +1896)
Hofmann, August Wilhelm von (*1818, +1892)
Berthelot, Marcellin (*1827, +1907)
Gmelin, Leopold (*1788, +1853)
- Indexentry place
-
London/GB
Dartford/GB
- Date of creation
-
1863 Mai 12, Dartford (Kent), Ettrick Forest Paper Mills
- Other object pages
- Last update
-
07.03.2025, 9:23 AM CET
Data provider
Karlsruher Institut für Technologie, KIT-Archiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Handschriften
Time of origin
- 1863 Mai 12, Dartford (Kent), Ettrick Forest Paper Mills