Handschriften

Mathias Eduard Schweizer an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Schweizer bedankt sich für Weltziens Brief. Schweizer untersuchte "Pyroxanthogen" während der "Herbstferien". Die organischen Analysen erfordern sehr viel "Muße". Während des Wintersemesters kann Schweizer diese nur sonntags fortsetzen, und dann in Konkurrenz zum beliebten Gang "in's Wirtshaus und in die Kirche". Bei der an Weltzien gesandten Flüssigkeit handelt es sich um in "Holzgeist" gelöstes "Pyroxanthogen". Dieses ist "neben anderen schönen brenzlichen Oelen" "in nicht unbedeutender Menge in dem rohen Holzgeist enthalten". Da eine Trennung schwierig ist, ist die fraktionierte Destillation die Methode der Wahl. (1v) Schweizer entschied sich für Stofftrennung "durch Destillation mit dem Thermometer". Voraussetzung ist eine "bedeutend" große Menge der Analysesubstanz. Kritisch ist weiterhin, dass sich "diese brenzlichen Oele meistens bei der Destillation [...] fortwährend zersetzen und Harze liefern". Bei der "fraktionierten Destillation eines Oeles", das "größtenteils schon aus Pyroxanthogen bestand", erhielt Schweizer sechs "Portionen", die er analysierte. Er teilt die Ergebnisse bezüglich Übergangstemperaturen, Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt sowie einige physikalische Eigenschaften mit. Die ersten drei "Portionen" wurden auf ihre Reaktion mit Kali zu "Pyroxanthin" untersucht. Die "4te Portion" wurde "in wenig Weingeist gelöst" und mit "weingeistigem Kali" zur Reaktion gebracht. Es kam zur Ausscheidung von "Pyroxanthin". Die experimentell bestimmte Formel stimmt sehr gut mit der berechneten überein ("C[tief]12H[tief]8O[tief]3"). Mit "Portion V" und "Portion VI" bildete sich "Pyroxanthin" in nur sehr geringen Mengen; bei Zugabe von Kali erhöhte sich der Anteil. Schweizer erhofft sich weitere Aufschlüsse über die Bildung von "Pyroxanthin", wenn "nun mit dem reinen Material" gearbeitet werden kann. Bei der Zersetzung mit "Baryt" bildete sich neben "Pyroxanthin" ein Harz, ein Öl sowie ein "gummiartige[s]" Produkt, das in Reaktion mit Salzsäure "eine schmierige harzartige Masse ausschied". Schweizer beabsichtigt, diese Nebenprodukte genauer zu untersuchen, "um ihre Zusammensetzung und den Zusammenhang bei der Pyroxanthinbildung" zu bestimmen. Er kann den Stoff leicht in großer Menge darstellen und hat dies auch schon getan. Schweizer will die Versuche sobald wie möglich wieder aufnehmen. (2r) Neben den genannten Hauptresultaten entdeckte Schweizer weitere, jedoch nicht nennenswerte Tatsachen. Die Untersuchung erreichte nicht den Stand, um sie von (Leopold) Gmelin in sein Werk aufnehmen zu lassen. Schweizer erkundigt sich nach dem Stand von "Gmelin's organischer Chemie", da er befürchtet, Gmelin könnte es nicht mehr abschließen. Schweizer beglückwünscht Weltzien zu seinem Laboratorium und bedankt sich für Weltziens Einladung, ihn, sein "schönes Laboratorium" und seine "herrliche Präparatesammlung zu besuchen". Die einzig mögliche Reisezeit sind für Schweizer die Sommerferien. Wegen Weltziens möglichen eigenen Reisen plädiert Schweizer für die Osterzeit als Besuchs- und Reisezeit. Schweizer war während der letzten zehn Jahre auf keiner großen Reise. Je weniger gereist wird, umso mehr werden die wenigen Reisen geplant. Zum Wintersemester stiegen die Zahlen der Laborkursteilnehmer. (Carl) Löwig setzt "mit einigen seiner Schüler seine Untersuchungen ueber die Metallverbindungen des Aethyls fort". Löwig und seiner Familie geht es gut. Löwig beendete vor einigen Wochen seinen (Grundriss der organischen Chemie, 1852), der in diesen Tagen erscheinen soll. Schweizer ist von Löwigs Werk begeistert, da es die Aufgabe meistert, "in dieses Chaos von Thatsachen Ordnung und System zu bringen". Der "bleibende hohe Werth" des Buchs für die Wissenschaft soll sich danach bemessen, ob und in welchem Maß es Studenten und erfahrene Chemiker zu eigenen Forschungen anregt. (2v) Poststempel

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/452
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.150 Schweizer, Mathias Eduard (*1818, +1860)

Indexbegriff Person
Indexbegriff Ort
Zürich/CH

Laufzeit
1851 Dezember 14, Zürich

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp


  • Handschriften

Entstanden


  • 1851 Dezember 14, Zürich

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