Bestand
Weingarten, Benediktinerkloster: Akten und Bände (Bestand)
1. Bände 1.1 Verzeichnung der Bände: Zum Bestand des Klosters Weingarten gehören insgesamt 168 Bände, die in drei Gruppen unterteilt werden können. Es handelt sich um Handschriften, Ehrschatzbücher und Zinsrodel sowie Missivbücher. Diese waren zum Zeitpunkt der Erschließung bereits in säurefreien und individuell angepassten Kartons eingeschlagen. Die Verzeichnung erfolgte auf Basis des von Eugen Schneider im 19. Jahrhundert angelegten dreibändigen Repertoriums und unter Verwendung des bei ScopeArchiv hinterlegten Amtsbuch-Formulars. Die Titel orientieren sich, wie bei Schneider, an den Originaltiteln der einzelnen Bände. Je nach Inhalt und Entstehungszeitraum können diese in lateinischer oder deutscher Sprache verfasst sein. Bei Sammlungen mehrerer bedeutender Texte oder Betreffe werden diese nach Reihenfolge im Band aufgezählt. Tiefergehende Erschließungsinformationen bis auf die inhaltliche Ebene einzelner Seiten werden im Enthält-Vermerk dargestellt. Die Laufzeiten der Bände erstrecken sich häufig über größere Zeiträume. Sofern bekannt ist, wann der Band angelegt und fertiggestellt wurde, sind diese Jahreszahlen aufgenommen worden. In einigen Fällen konnten die Amtsbücher aber nur auf ein bestimmtes Jahrhundert datiert werden. Informationen zur Genese der Bände (Aussteller, Redaktion etc.) aber auch weiterführende Informationen und Verweise wurden in das Feld ¿Bemerkungen zur Überlieferung¿ eingetragen.
1.2 Inhalt der Bände: Die 49 Handschriftenbände enthalten v. a. Texte, die die Geschichte des Klosters wiedergeben oder für die Tradition des Klosters von Bedeutung sind. Hierzu zählen Chroniken (u. a. Chronicon Weingartense autore anonymo, Codex major und Codex minor traditionum Weingartensium, Historia Guelphica), Viten (u. a. Vita Sancti Conradi Episcopi, Vita abbatis Conradi de Ibach), Annalen sowie andere gebundene Sammelwerke zu verschiedenen Themen (u. a. Aufzeichnungen von Konventsmitgliedern, rechtserhebliche Texte). Die neun Ehrschatzbücher geben Auskunft über die Lehensleute des Klosters Weingarten und deren Besitzungen. Nach Ämtern geordnet, finden sich hierin die Gebühren, die vom Kloster für dessen Zustimmung zu Besitzübertragungen unbeweglicher Güter durch seine Lehensleute auf andere Personen erhoben wurden. Die 15 Zinsrodel geben ebenfalls die Besitzverhältnisse im Weingartner Herrschaftsbereich wieder. Zumeist sind sowohl in den Ehrschatzbüchern als auch den Zinsrodeln Register vorhanden. In den 107 Missivbüchern des Kloster ist die dessen Korrespondenz abschriftlich überliefert. Die Bücher sind zum Teil chronologisch (z. B. nach Amtszeit der Äbte) oder thematisch (Acta bellica, Akten des Schwäbischen Bundes) geordnet. Meist besitzen die Bände eigene Register oder es existiert ein separater Index für mehrere Bände einer Reihe. Die ursprüngliche Ordnung der Bände mit einer Nummerierung von tom. 1 bis tom. 107 wurde im Titel beibehalten.
2. Akten 2.1 Verzeichnung der Akten: Der Aktenbestand des Klosters Weingarten besteht aus 77 Büscheln, die Schriftgut unterschiedlicher Art enthalten. Im 19. Jahrhundert wurde eine strenge Ordnung nach Kriterien der Materialität durchgeführt. Die als höherwertig erachteten Pergamenturkunden wurden von dem Schriftgut auf Papier separiert. Unabhängig von Art und Gehalt der Information wurden diese Unterlagen als Akten charakterisiert und zu Büscheln zusammengefasst. Zu einem großen Teil finden sich hierunter jedoch Papierurkunden und Urkundenabschriften. Der Wert und die Vielseitigkeit der vielleicht ehemals unterschätzten Überlieferung auf dem Informationsträger Papier legt eine Verzeichnung der einzelnen Urkunden und Vorgänge nah. Deshalb wurde in ScopeArchiv für das jeweilige Büschel auf der F(0)-Ebene zwar eine Verzeichnungseinheit im Sachaktenformular angelegt, auf der darunterliegenden H(0)-Ebene wurden jedoch alle einzelnen Urkunden, Schriften und Verzeichnisse aufgenommen. Der Einheitlichkeit halber wurde hierfür das Urkundenformular verwandt. Die Titelaufnahme erfolgte nach Vorlage des Repertoriums Eugen Schneiders. Die Kurzregesten und Aktentitel wurden jedoch der heutigen Rechtschreibung und in einigen Fällen auch der Ausdrucksweise angepasst. Einige Informationen mussten zudem durch Ansicht der Originale verifiziert oder ergänzt werden. Verweise auf Pergamenturkunden, die sich im Bestand des Hauptstaatsarchivs befinden, wurden direkt in den Titel aufgenommen. Querverweise innerhalb des Bestands B 515 oder zu auswärtigen Institutionen wurden ebenso wie Informationen zur Genese des Schriftguts in das Feld ¿Überlieferung und Textkritik¿ eingetragen. Bei Verknüpfungen zum Württembergischen Urkundenbuch wurden zudem Links zur Online-Version der Urkunden gesetzt. Aufgrund der Verwendung des Urkundenformulars auf der Ebene der Einzelblattverzeichnung, erscheinen die Ausstellungsdaten in der Reihenfolge Jahr, Monat, Tag. Eine buchstabengetreue Transkription der Datierung nach dem Heiligenkalender folgt in runder Klammer dahinter. Ergänzt wird dies durch den Ausstellungsort, sofern dieser aus dem Archivale hervorgeht und bekannt ist. Fanden sich an den Urkunden Papier- oder Schellacksiegel der Aussteller, wurde dies ebenfalls gesondert vermerkt. Bei den eigentlichen Urkundentexten wurde zudem noch die Überlieferungsart mit aufgenommen und angegeben, ob es sich bspw. um eine Ausfertigung, eine Abschrift oder ein Konzept handelt. Der Umfang der Schriftstücke wurde nur angegeben, sofern diese Information aus dem Repertorium hervorging. Der zentrale Inhalt der Aktenbestände betrifft zumeist Güter, Besitzungen und Hoheitsrechte des Klosters Weingarten. Um diese geografische Dimension bei der nutzerorientierten Erschließung zu berücksichtigen, werden Ortsnamen stets in moderner Form wiedergegeben. Die in manchen Fällen nicht identifizierbaren Höfe, Weiler, und Kleinstsiedlungen sind hingegen buchstabengetreu transkribiert wiedergegeben. Familiennamen sind, sofern diese heute noch in Gebrauch sind, meist entsprechend der modernen Verwendung normalisiert, ansonsten entsprechend der Vorlage buchstabengetreu wiedergegeben. Die Namen bekannter Familien und Personen wurden in der heute üblichen Schreibweise erschlossen. Die Identifizierung der in den Schriften genannten Personen, Amtleute und Siegler werden in der Titelaufnahme jeweils mit Sitz bzw. Wohnort, Titel oder Funktion angegeben. Lange Titulaturen werden hingegen nur gekürzt und entsprechend der Verzeichnung Eugen Schneiders dargestellt. Die beschriebenen Normierungen und Angleichungen an die heutige Sprache sollen einerseits der Vereinfachung der Recherche dienen und gegenüber dem alten Repertorium eine erhöhte Nutzerfreundlichkeit gewährleisten, andererseits wurden die Informationen jedoch vollständig übertragen, sodass keine Erschließungsinformationen verloren gehen. Der äußerliche Zustand der Büschel ist gut. Nur einzelne Schriftstücke weisen Fehlstellen oder brüchiges bzw. modriges Papier auf. Keines hiervon muss prioritär für die Restaurierung vorgemerkt werden. Ein Sperrung für die Nutzung ist ebenfalls nicht notwendig. Allerdings sind die Akten in nicht-säurefreies Papier eingeschlagen, so dass aus Sicht der Bestandserhaltung eine Neuverpackung in moderne Archivboxen sinnvoll wäre.
2.2 Inhalt der Akten: Die Akten zum Kloster Weingarten sind aufgrund der oben beschriebenen Entstehungsgeschichte von sehr unterschiedlichem Charakter. Gemeinsam haben sie jedoch, dass sie größtenteils rechtserheblichen Charakter haben, oder in Zusammenhang mit Hoheitsrechten, Gütern und Besitzungen des Klosters Weingarten entstanden sind. Der Bestand beginnt mit drei Büscheln, die aus Abschriften von Urkunden des 12. bis 18. Jahrhunderts bestehen, welche das Verhältnis des Klosters mit dem römisch-deutschen Herrscher und dem Papst betreffen. In ersterem Fall finden sich die Original-Urkunden häufig im sog. Kaiserselekt im Bestand des Hauptstaatsarchivs Stuttgart wieder (Signatur H 51). Anschließend sind unter dem Klassifikationspunkt ¿Allgemeines zur Geschichte des Klosters Weingarten¿ zwölf Büschel gebildet worden, von denen neun in chronologischer Reihenfolge verschiedene Urkunden, Briefe und andere Texte enthalten, die Aufschluss über die (rechts)geschichtlichen Verhältnisse des Klosters geben. Drei thematische Sachakten befassen sich mit dem 30jährigen Krieg, den Besitzungen des Klosters in der Stadt Konstanz sowie dem Orgelbau in Weingarten. Großen Raum nehmen auch die Auseinandersetzungen mit der oberösterreichischen Landvogtei Schwaben (ab 1750 Oberamt Altdorf) ein. Fünf Bände widmen sich diesen Streitigkeiten der Herrschaften, eine weitere Akte betrifft die Ausführung eines 1655 zwischen der Landvogtei und dem Kloster Weingarten abgeschlossenen Vertrags. Ergänzt wird dieser Teilbereich durch zwei alphabetische Vereinödungsakten. Das Kapitel ¿Beziehungen zu Auswärtigen¿ beinhaltet eine Akte zu Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Württemberg um das Kloster St. Georgen unter Einbeziehung des Schwäbischen Kreises sowie eine Sammelakten zu rechtserheblichen Vorgängen des Klosters mit benachbarten Herrschaften. Hierbei sind insbesondere Oberösterreich, benachbarte Klöster und die Truchsessen zu Waldburg zu nennen, die einige Zeit auch als Landvögte eingesetzt waren. Unterlagen zu den Abtswahlen sind vom 15. bis zum 18. Jahrhundert erhalten und wurden chronologisch auf drei Büschel verteilt. Fünf Akten beinhalten Informationen zum Erwerb und Präsentation von Reliquien und zu damit einhergehenden Bruderschaften, wobei sich jeweils ein Büschel dem heiligen Blut und der Sebastiansbruderschaft widmet. Vergleiche, Tausche und Vereinbarungen der einzelnen Ämter nehmen einen Umfang von 17 Büscheln ein. Es folgen Akten zu den beiden Zehntämtern und einzelnen Gütern, wobei zu Letzterem insbesondere Zinsbücher, Markenbeschreibungen, Trieb- und Trattvereinbarungen sowie Vogteigüter zu nennen sind. Sechs Büschel haben die Besitzverhältnisse in und um Altdorf zum Gegenstand, wobei Auseinandersetzungen mit dem Flecken selbst, die Verwaltung von Pfarreien und Pfründen sowie Rechte im Altdorfer Wald von zentraler Bedeutung sind. Die Pfarrei Leutkirch gelangte durch Tausch vom Kloster Stams an Weingarten. So beinhalten die Akten zur Hälfte rechtsrelevante Texte, die auf den vorherigen Eigentümer zurückgehen, und zur anderen Hälfte Schriften, die die Streitigkeiten zwischen dem Kloster Weingarten und der Stadt Leutkirch dokumentieren, weil Ersteres den Angehörigen der Augsburger Konfessionen die Kirche nicht zur Ausübung ihrer Gottesdienste zur Verfügung stellte. Die beiden Büschel zu Ravensburg beinhalten u. a. Vergleiche und Vereinbarungen mit der Stadt sowie nach einzelnen Kaplaneien geordnetes Verwaltungsschriftgut. Es folgen Büschel zu Fischereirechten, Leibeigenschaft und Passivlehen im Hoheitsgebiet des Klosters Weingarten. Am Ende des Aktenbestandes finden sich sieben Büschel mit Abschriften, Fragmenten und Extrakten von Texten, die bisher nicht tiefenerschlossen wurden. Die Gesamtlaufzeit des Aktenbestandes reicht vom 12. bis ins 18. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt v. a. auf Schriftgut des 17. und 18. Jahrhunderts liegt. Grund hierfür ist die Beschränkung auf den Informationsträger Papier sowie dessen Verbreitung in der Neuzeit.
Im November 2014 wurde der Bestand im Rahmen der Ausbildung des 49. Wissenschaftlichen Lehrgangs durch Marco Birn unter Betreuung von Dr. Peter Rückert auf Grundlage des von Eugen Schneider im 19. Jahrhundert angelegten dreibändigen Repertoriums neu erschlossen. Die redaktionelle Überarbeitung und die technischen Abschlussarbeiten übernahmen Alexandra Haas und Johannes Renz.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 515 III
- Umfang
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181 Bände (1-168), 77 Büschel (20,20 lfd. m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Bistümer, Stifte, Klöster und Pfarreien >> Augustinerkloster Kreuzlingen - Restituierte Klöster >> Weingarten, Benediktinerkloster
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand