Bestand

Weingarten, Benediktinerkloster, Vogtei Hagnau (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Weingartener Archivalien betreffend die genannte Vogtei und die Klosterbesitzungen in Tirol, die offenbar erst nach Beendigung der Verzeichnung von B 515 einkamen oder in anderen Beständen gefunden wurden.

1. Überlieferung: Die Urkunden des Klosters Weingarten, welche nach der Säkularisierung badisch gewordene Orte betrafen, waren zum größten Teil im 19. Jahrhundert an das Generallandesarchiv Karlsruhe abgegeben worden. Sie befinden sich jetzt, nach der provenienzgemäßen Rückgabe an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart, im Bestand B 522 K (Karlsruher Ablieferung). Im vorliegenden Band werden die Urkunden verzeichnet, die nicht nach Karlsruhe gelangt, sondern in Stuttgart verblieben waren. Weitere Urkunden Weingartener Provenienz zu badischen Orten sind enthalten in den ehemaligen Ludwigsburger und jetzt ebenfalls in Stuttgart befindlichen Weingartener Beständen B 522 Urkunden I und III.

2. Verzeichnung: Für den Bestand lag bisher ein handschriftliches Bandrepertorium von Eugen Schneider, um 1900-1910, vor mit Nachträgen von Friedrich Pietsch und Alois Seiler. In diesem, insgesamt 26 Seiten umfassenden Findbuch war auch der Bestand B 520 a (Besitz in Tirol) verzeichnet. Auf Hagnau entfallen die Seiten 1-18. Im Jahr 2013 wurden die Urkunden im Rahmen eines von der Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg finanzierten Projekts unter Beibehaltung der vorgefundenen chronologischen Ordnung neu verzeichnet. Dabei wurde eine zur Entnahme vorgesehene, jedoch versehentlich bei den Akten verbliebenen Urkunde am Schluß des Bestands beigefügt (jetzt U 43). Ebenso hierher umgelegt wurden drei Urkunden, die bei Verpackungsarbeiten im Bestand B 522 Akten aufgefunden wurden (U 44-46). Die Verzeichnung erfolgte nach den Grundsätzen, die in den Findbüchern zu den Beständen B 522 I und III näher ausgeführt sind. Nach der Verzeichnung wurden die Urkunden im Rahmen des Landesrestaurierungsprogramms von Regina Eberhardt in säurefreie Taschen umverpackt und beschriftet

3. Inhalt: Der Bestand enthält 46 Urkunden aus der Zeit von 1415 bis 1732 mit Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die meisten Urkunden (17) betreffen Immenstaad, danach Vogtei und Ort Hagnau (13). Die örtliche Verteilung im einzelnen ergibt sich aus der folgenden Tabelle, in der die einschlägigen Orte sowie die Urkundennummern (in Klammer Laufzeiten) angegeben werden. Hagnau (Vogtei und Dorf) 1/2, 5/6, 8, 14, 25, 32, 37-39, 41/42, 44-46 (1415-1732) Hattenweiler 30 (1558) Hepbach 36 (1607) Immenstaad 12/13, 15-22, 24, 26, 28/29, 31, 33, 43 (1488-1573) Leimbach 3/4, 7, 9-11, 23 (1437-1534) Moos 27, 34/35 (1547-1603) Neuhausen 40 (1698) Knapp die Hälfte der Urkunden besteht aus Leihebriefen und -reversen (21), daneben sind mit mehreren Stücken enthalten Kauf- und Tauschurkunden (7) und Zinsverschreibungen (4). Je eine Urkunde ist vorhanden über Darlehen, Leibgeding und Quittung sowie Sterbfallabgabe und Vidimus. Vier Urkunden liegen vor über Urteile, Schlichtungen und Verträge sowie zwei Gantbriefe, dazu kommen drei Urfehden. Als wichtig sind hervorzuheben die Entscheidungen königlicher Kommissare bzw. des Landvogts über Sterbfallabgaben der Hagnauer Eigenleute 1415, 1419 (U 1/2), ein Vertrag des Klosters mit der Stadt Überlingen wegen Kriegsdienst und Steuer 1530 (U 14) sowie die Urkunde über den Verkauf der Vogtei vom Stift Einsiedeln an Weingarten 1693 (U 39). Von besonderem rechtsgeschichtlichem Interesse ist die Urkunde über kirchliche Totschlagbußen (Wachsspenden, Pilgerfahrten, Steinkreuz u.a.) für Konrad Widmer von Leimbach 1487 (U 9).

4. Inserte: In U 14 befindet sich ein Insert vom 18. September 1523 (Entscheid eines Schiedsgerichts in Sachen Weingarten gegen Überlingen wegen Besteuerung).

5. Vorsignaturen: Bei den Vorsignaturen werden die Urkundennummern des Schneiderschen Findbuchs (Vorsignatur 1) und eine rote, auf den Urkunden vermerkte Nummer (Vorsignatur 2) nachgewiesen.

Literatur:
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, 8 Bände, Stuttgart 1975-1983
Dreher, Alfons: Zur Gütergeschichte des Klosters, in: Gebhard Spahr (Hg.): Festschrift zur 900-Jahr-Feier 1056-1956, Weingarten 1956, S. 138-158
850 Jahre Hagnau am Bodensee. Ein Dorf im Wandel der Zeit, hg. von Manfred Ill, Hagnau 2002
Immenstaad. Geschichte einer Seegemeinde, hg. von Eveline Schulz u.a., Konstanz 1995
Maurer, Hans-Martin: Die Ausbildung der Territorialgewalt oberschwäbischer Klöster vom 14. bis zum 17. Jahrhundert, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 109 (1973), S. 151-195
Meichle, Friedrich: Hagnauer Geschichte und Geschichten, Hagnau 1998
Pietsch, Friedrich: Die Archivreisen des Geheimen Archivars Lotter, in: Neue Beiträge zur südwestdeutschen Landesgeschichte. Festschrift für Max Miller (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde B 21), Stuttgart 1962, S. 333-353
Rudolf, Hans Ulrich (Hg.): Alte Klöster - neue Herren. Die Säkularisation im deutschen Südwesten 1803 (Katalog der Landesausstellung Baden-Württemberg in Bad Schussenried vom 12. April bis zum 5. Oktober 2003), 2 Bände, Ostfildern 2003
Rudolf, Hans Ulrich; Günthör, Anselm: Die Benediktinerabtei Weingarten zwischen Gründung und Gegenwart 1056-2006, Lindenberg 2006
Scherer, Peter: Reichsstift und Gotteshaus Weingarten im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte der südwestdeutschen Grundherrschaft (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B 57), Stuttgart 1969
Seiler, Alois: Die Archive der einstigen Reichsklöster in Württemberg nach der Säkularisation, in: ZWLG 23 (1964), S. 321-344
Schwarzmaier, Hansmartin; Wüst, Gabriele (Bearb.): Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 2, Urkundenbestände (1-45) (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Band 39/2), Stuttgart 1996, S. 95-97
Spahr, Gebhard: Art. "Weingarten", in: Franz Quarthal (Bearb.): Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg (Germania Benedictina, Band 5), Augsburg 1975, S. 622-647
Spahr, Gebhard (Hg.): Festschrift zur 900-Jahr-Feier 1056-1956, Weingarten 1956

Abkürzungen:
abg. abgegangen
besch. beschädigt
Bl(l). Blatt (Blätter)
d Denar (Pfennig)
d.J. der Jüngere
Dr. Doktor
etc. et cetera
fasc. fasciculus (Faszikel)
fl Florenus (Gulden)
fo. Folio (Blatt)
geb. geborene
gen. genannt
h Heller
Kt. Kanton
lb libra (Pfund)
n. numerus (Nummer)
o.g. oben genannt
rest. restauriert
rh rheinisch
ß Schilling
S. Siegel
St. Sankt
U Urkunde
verst. verstorben
WUB Württembergisches Urkundenbuch

KFZ-Kennzeichen:
AIC Aichach-Friedberg
BC Biberach
FN Bodenseekreis
KN Konstanz
LI Lindau
RV Ravensburg
SIG Sigmaringen
A Österreich
CH Schweiz
I Italien

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 520
Umfang
46 Urkunden, 1 Büschel

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Bistümer, Stifte, Klöster und Pfarreien >> Augustinerkloster Kreuzlingen - Restituierte Klöster

Bestandslaufzeit
1415-1732

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1415-1732

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