Handschriften

Karl Birnbaum an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Birnbaum besucht nach vielen Jahren seine Eltern in Braunschweig. Anlass für den Brief ist jedoch Birnbaums Reise nach Göttingen. Er war drei Tage (von "Freitag Abend" bis "Sonntag Nachmittag") dort und besuchte am Samstagmorgen (Friedrich) Wöhler, "noch immer der alte freundliche Herr", "voller Thüchtigkeit". Wöhler ordnete gerade die bei seiner Vorlesung verwendeten Apparate wieder ein. Wöhler erkundigte sich nach Weltzien. Weltzien hat ein "Hautübel". Wöhler hofft, dass Weltzien nicht die ganzen Semesterferien mit einer Kur zubringen muss. Wöhler ist "damals" nicht nach Karlsruhe gekommen, weil "die Heidelberger" zulange festhielten. Wöhler interessiert sich für Weltziens Werk (= Systematische Uebersicht der sogenannten unorganischen Verbindungen, 1867) (1v) und die Verhältnisse in Karlsruhe. Im letzten Herbst hatte Birnbaum ein Angebot Wöhlers nicht angenommen. Birnbaum berichtete von den positiven Veränderungen in Karlsruhe. Wöhler hat die freie Stelle trotz bewilligter Mittel noch nicht besetzt, da er "nicht den ersten besten in sein Laboratorium" aufnehmen will. Hiller hat eine Stelle als "Sekretär oder wissenschaftlicher Referent einer chemischen Gesellschaft" in Nürnberg. Birnbaum brachte Wöhler einige Präparate aus Karlsruhe mit. Die Zeise-Verbindungen waren Wöhler stets von großem Interesse, ebenso ist er "immer von der Richtigkeit von Liebig's Ansichten" überzeugt gewesen. Birnbaum klärte die Zusammensetzung der Zeise-Salze auf. Wöhler ist erstaunt über die Einfachheit ihrer Strukur. Wöhler schenkte Birnbaum im Gegenzug "thalliumhaltigen Selenschlamm" und teilte ihm eine noch unveröffentlichte Methode der Aufarbeitung des Schlamms mit. Wöhler beschäftigt sich mit den Cyanverbindungen des Mangans und zeigte Birnbaum "Kristalle von der dem rothen Blutlaugensalz entsprechenden Verbindung". Wöhler rät Birnbaum und Weltzien, diese Präparate für die eigene Sammlung herzustellen; zum Verschenken hat er zu wenige. Birnbaum besuchte nach Wöhler (Hans) Hübner. Birnbaum ist überzeugt, dass die gemeinsam betriebene ("unsere") "Zeitschrift" noch größere Resonanz erlangt und (2r) "recht angesehen werden" wird. Birnbaum sprach gegenüber Hübner den Disput zwischen Weltzien und (Hermann) Kolbe an. Hübner ist ebenfalls der Ansicht, dass die Entgegnung Kolbes "eigentlich gar nicht in ein chemisches Journal gepaßt" habe. Hübner hat die Ausfälle gegen Weltzien abgemildert. Dass er den Artikel nicht ganz zurückwies, liegt darin begründet, dass Kolbe den Artikel während seiner Laboratorienrundreise persönlich gebracht und die Wichtigkeit einer Drucklegung hervorgehoben hatte. Dass Weltzien im gleichen Publikationsorgan ("unserer Zeitschrift") keine Erwiderung gebracht hat, kam Hübner entgegen. Hübner hätte gerne ein Exemplar von Weltziens "Systematischer Zusammenstellung". Der Vorfall zieht über die Zeitschriftenredaktion hinaus weitere Kreise. (Adolf Karl Ludwig) Claus aus Freiburg (im Breisgau) schrieb einen fünfseitigen "Aufsatz zur Verherrlichung" Kolbes, der Kolbes Buch "Systematische Zusammenstellung der organischen Verbindungen" empfiehlt. Hübner wies Claus' Aufsatz zurück, worauf dieser einen "sehr geharnischten" Brief schrieb und die Zeitschrift diskreditierte. Birnbaum ist glücklich über die (2v) Nichtveröffentlichung des Clausschen Aufsatzes. Am Braunschweiger Polytechnikum traf er "bis jetzt Niemand". Er bleibt noch vierzehn Tage in Braunschweig und reist danach nach Holstein. Er richtet Grüße von (Friedrich Julius) Otto aus und erkundigt sich, ob Weltzien schon in Cannstatt ist, wie der Druck seines Werks vorangeht, ob Weltzien schon die Einleitung geschrieben hat und ob "Meyer" einen Korrekturbogen las.

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/25
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.10 Birnbaum, Karl (*1839, +1887)

Indexbegriff Ort
Bad Cannstatt (Cannstatt)/DE
Cannstatt (Bad Cannstatt)/DE
Braunschweig/DE
Freiburg im Breisgau/DE
Göttingen/DE
Karlsruhe/DE
Nürnberg/DE

Laufzeit
1867 August 1, Braunschweig

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp


  • Handschriften

Entstanden


  • 1867 August 1, Braunschweig

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