Malerei
Frauen in Not I
Im Berliner Haus der Juryfreien fand im Oktober 1931 die Schau „Frauen in Not“ statt, in der zahlreiche bedeutende Künstler aus dem In- und Ausland ausstellten. Der Kampf um die Abschaffung des Abtreibungsparagrafen (§ 218) war seit 1929 virulent. Auch im kulturellen Bereich wurde die Diskussion engagiert geführt. Die Ausstellung knüpfte an das gleichnamige Theaterstück des Arztes und Schriftstellers Carl Credé an, das vom Kollektiv der Piscator-Bühne am 3. April 1930 am Berliner Wallner-Theater uraufgeführt worden war. Ehmsen hatte zum Ausstellungstermin kein Gemälde zur Verfügung, das das Thema konkret betroffen hätte, und sandte vier seiner neuesten Ölbilder ein. Erst im Nachgang malte er „Frauen in Not“ (vgl. „Frauen in Not II“, A IV 495). Das Thema war Ehmsen, der einer kinderreichen Familie entstammte, ein persönliches Anliegen. Als Selbstbildnis „in assistenza“ hat der Künstler sich in vorderer Reihe unter die Demonstranten gestellt. Das Gemälde ist vermutlich eine Studie zu einem großen, im Krieg vernichteten Tafelbild (vgl. Heinrich Ehmsen, 1886–1964, Ausst.-Kat. Nationalgalerie, Berlin [Ost], 1986, S. 25). Dargestellt ist ein Demonstrationszug von Frauen, die ihre vom Hunger deformierten Kinder anklagend vorzeigen. Totenköpfe symbolisieren die Lebensgefahr, die eine Kriminalisierung der Abtreibung für werdende Mütter in wirtschaftlicher Not bedeutet. Die Gasmasken verweisen auf die politische Intention der Abtreibungsgegner: Kinder werden geboren als Kanonenfutter für den Krieg. Durch die geschwungenen Fahnenstangen ist die dynamische Darstellung diagonal gegliedert, die aggressive Farbgebung korrespondiert mit dem agitatorischen Bildinhalt. | Jutta Lahmann
- Standort
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Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin, BerlinDeutschland, BerlinDeutschland
- Inventarnummer
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A IV 454
- Maße
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Höhe x Breite: 38 x 54,5 cm
Rahmenmaß: 57 x 73,5 x 5,5 cm
- Material/Technik
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Öl auf Pappe
- Ereignis
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Eigentumswechsel
- (Beschreibung)
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1982 Überweisung vom Kulturfonds der DDR an die Nationalgalerie
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
- (wann)
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1932
- Rechteinformation
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Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
- Letzte Aktualisierung
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14.04.2025, 08:09 MESZ
Datenpartner
Neue Nationalgalerie. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Malerei
Beteiligte
Entstanden
- 1932