Bestand
Reichsministerium des Krieges (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners: Das
vierte der am 15. Juli 1848 vom Reichsverweser Erzherzog Johann von
Österreich eingerichteten Ministerien verfügte nicht nur über den größten
Personalbestand, sondern hatte auch die umfangreichste Kompetenz. Das
Ministerium führte die Arbeit der Militärkommission des Deutschen Bundes
weiter, der am 15. März 1819 eingerichteten Zentralbehörde im militärischen
Bereich. Die Verwaltung der Reichsfestungen, die Aufstellung und der Einsatz
der Reichstruppen zur Verstärkung der bundesstaatlichen Kontingente gehörte
ebenso zu den Aufgaben des Ministeriums wie die Entwicklung des
militärischen Transportwesens und die Beobachtung der Militärangelegenheiten
im Ausland.
Die Arbeiten besorgten das Zentralbüro,
das Departement für die Reichsfestungen, das Departement für Wehrverfassung
und Kontingentsangelegenheiten sowie die Kanzlei. Im Zentralbüro waren zwei
Referenten, ein Adjutant und ein Ordonnanzoffizier tätig. Die aus je drei
Abteilungen bestehenden Departements wurden von Direktoren geleitet.
Gegliedert war das Departement für die Reichsfestungen in die
Ingenieurabteilung, die Artillerie- und die Administrationsabteilung. Das
Departement für Wehrverfassung und Kontingentsangelegenheiten war in die
Abteilung für östliche und südliche Kriegstheater, die Abteilung für das
westliche und nördliche Kriegstheater, die Abteilung für Wehrverfassung und
Organisation eingeteilt. Die Kanzlei bestand aus 13 Mitarbeitern.
Im Dezember 1848 wurde eine weitere Abteilung für
Militärverwaltung eingerichtet. Sie unterstand zugleich dem Reichsminister
der Finanzen. Als die Provisorische Zentralgewalt im März 1849 eine
Kommission zur Beratung des Militärstrafgesetzes berief, wurde diese dem
Reichsministerium des Krieges angegliedert. Mit speziellen Aufgaben
vorübergehend betraut wurden der preußische Geheime Kriegsrat Eduard Fleck,
der sächsische Generalmajor Albrecht Ernst Graf Holtzendorff und der
kurhessische Generalmajor Georg Friedrich Ernst Spangenberg. Die Tätigkeit
des Ministeriums endete mit der Einrichtung der Bundeszentralkommission im
Dezember 1849.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte:
Obwohl die Schriftgutverwaltung
des Reichsministeriums des Krieges zu den frühesten der
Ministerialregistraturen gehört, läßt sich eine Aktenordnung nicht erkennen.
Registratur- und Ordnungsvermerke sind nicht vergeben worden. Die Eingänge
wurden gesondert von den Ausgängen verwaltet.
Die
Registratur des Reichsministeriums übernahm am 20. Dezember 1849, mit den
übrigen Registraturen der Provisorischen Zentralgewalt, die
Bundeszentral-kommission. Mit der Leitung der Schriftgutverwaltung betraute
sie Johann Daniel Leutheußer, den früheren Registrator der
Bundesversammlung, der zuletzt in dieser Position im Reichsministerium des
Innern tätig gewesen war. Die Akten der Provisorischen Zentralgewalt wurden
im wesentlichen dem Zentralbüro der Bundeszentralkommission zur Verfügung
gestellt, die Registratur des Reichsministeriums des Krieges auf die
Abteilungen für die Bundesfestungen, für die Bundeskontingente und für
Militärverwaltung aufgeteilt.
Die nach dem
Betreffprinzip vorgenommene Aufteilung der Registraturen wurde
weitergeführt, als die Bundeszentralkommission die Tätigkeit am 5. Juni 1850
einstellte. Die Akten gelangten in die Verwaltung der Bundesversammlung, die
sich am 2. September 1850 neu konstituierte. Nach Betreffen wurden die
vorhandenen Registraturen der Reichsministerien zusammen mit denen der
Abteilungen der Bundeszentralkommission in die Registratur der
Bundeskanzleidirektion übernommen. Eingegliedert wurden auch die Restakten
der Deutschen Nationalversammlung.
Die gemäß Prager
Frieden vom 23. August 1866 eingesetzte Kommission behufs Auseinandersetzung
des bisherigen Bundeseigentums (Liquidationskommission) entschied in der
Sitzung am 30. Januar 1867, das Schriftgut "mit Einschluß des Archivs der
Nationalversammlung von 1848, der Regierung des Reichsverwesers und der
Zentralkommission" der Stadtbibliothek Frankfurt am Main zu übergeben. Die
seit Juli 1867 gesondert aufgestellten Bestände konnten von den früheren
bundesstaatlichen Regierungen und von Forschern mit Genehmigung der
preußischen Archivverwaltung benutzt werden.
Als eine
der Aufgaben wurde die Zuständigkeit für die Bestände der Provisorischen
Zentralgewalt der 1925 gegründeten Abteilung Frankfurt des Reichsarchivs
übertragen.
Nach der kriegsbedingten Auslagerung
betraute der hessische Kultusminister im Sommer 1947 das Stadtarchiv
Frankfurt am Main mit der treuhänderischen Verwaltung. 1953 übernahm das
Bundesarchiv die Bestände.
Archivische Bewertung und
Bearbeitung:
Die Akten der Reichsministerien blieben
bis nach dem Zweiten Weltkrieg in der Ordnung, wie sie von der
Bundeskanzleidirektion angelegt worden war. In der vorläufigen Erschließung
von 1936 wurde zwar auf die Bestände unter den Betreffakten hingewiesen,
eine Trennung der Provenienzen aber nicht vorgenommen. Die Registraturen des
Reichsministeriums des Krieges blieben mit den Akten der
Bundesmilitärkommission vereinigt.
Die
Ordnungsarbeiten gingen von der zeitaufwendigen Rekonstruktion der
ursprünglichen Registraturordnung aus. Für diese Maßnahmen konnten die
erhaltenen Aktenrepertorien, die bis auf das des Ministeriums des Krieges
überliefert sind, und die Aktenrotuli zugrunde gelegt werden. Bei der
Formierung von Aktenbänden wurde die chronologische Einordnung
wiederhergestellt. Die unterschiedlich angelegten Registraturen haben einen
beachtlichen Umfang und spiegeln in ihrer Vielfalt die Tätigkeit der
Provisorischen Zentralgewalt wider. Verluste sind nicht eingetreten. Die
verschiedenen Provenienzen wurden aus den umfangreichen Bänden der
Bundesmilitärkommission herausgelöst und aus ihnen der Bestand
Reichsministerium des Krieges gebildet.
Inhaltliche Charakterisierung:
Militärverwaltung 1848-1849, Aufstellung und Einsatz von Reichstruppen
1848-1849, Ausrüstung und Versorgung der Reichstruppen und Reichsfestungen
1848-1849, Sammlung von Nachrichten über fremde Armeen 1846;
1848-1849
Erschließungszustand:
Publikationsfindbuch (2001), Online-Findbuch (2007)
Zitierweise: BArch DB
56/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch DB 56
- Extent
-
100 Aufbewahrungseinheiten
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Heiliges Römisches Reich und Deutscher Bund einschließlich Provisorischer Zentralgewalt (1495-1866)
- Provenance
-
Reichsministerium des Krieges, 1848-1849
- Date of creation of holding
-
1848 - 1849
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Associated
- Reichsministerium des Krieges, 1848-1849
Time of origin
- 1848 - 1849