Bestand
Reichsministerium des Innern (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners: Zu
den wichtigsten Aufgaben des Reichsministeriums des Innern, das am 15. Juli
1848 seine Tätigkeit begann, gehörten die Zuständigkeit für Angelegenheiten
der Reichsverfassung und Vorbereitung von Gesetzen in der inneren
Verwaltung, insbesondere in den Bereichen Postwesen, Land- und
Forstwirtschaft, Statistik, Hausierhandel und Spielbanken. Die Kompetenz
erstreckte sich auf die Pflege der Beziehungen zu den Bundesstaaten und
Beobachtung der politischen Vereine. Zur Lösung besonderer Konflikte in
einzelnen Bundesstaaten wurden auf Vorschlag des Reichsministers des Innern
verschiedene Reichskommissare vom Gesamtreichsministerium ernannt. So z.B
zur Beilegung des Verfassungskonflikts zwischen Regierung und Landtag in
Anhalt-Bernburg (Reichskommissar für Anhalt-Bernburg: Friedrich Ferdinand
von Ammon, 4. November 1848 - 25. Januar 1849), zur Festsetzung der
Demarkationslinie zwischen dem deutschen und polnischen Teil Posens
(Reichskommissar zur Festsetzung der Demarkationslinie in Posen: Friedrich
Ferdinand Wilhelm Freiherr Schaeffer von Bernstein, 22. Oktober - 22.
Dezember 1848), zur Durchsetzung der Reichsverfassung (Reichskommissar für
die Rheinpfalz: Jacob Bernhard Eisenstuck, 5. - 11. Mai 1849), sowie zur
Eindämmung der revolutionären Bewegung und zur politischen Einigung der
Kleinstaaten (Reichskommissar für Thüringen: Ludwig von Mühlenfels, 5.
Oktober 1848 - 10. Februar 1849).
Vom 15. Juli bis
15. Dezember 1848 stand das Reichsministerium des Innern unter Leitung von
Anton Ritter von Schmerling; bis 16. Mai 1849 war Heinrich von Gagern
Minister des Innern. Sein Nachfolger Grävell blieb nur zwei Wochen bis 31.
Mai 1849 im Amt; nach dem erzwungenen Rücktritt betraute der Reichsverweser
den Reichsminister der Justiz, Detmold, mit dieser Funktion. Die
Abgeordneten Friedrich Bassermann und Joseph von Würth hatte Erzherzog
Johann zu Unterstaatssekretären berufen. Als von Würth am 15. Dezember
zusammen mit von Schmerling zurücktrat, stand mit Bassermann bis 16. Mai
1849 nur ein Unterstaatssekretär zur Verfügung. Im Ministerium waren ein
Ministerialrat, drei Ministerialsekretäre und fünf Registratur- und
Kanzleibeamte tätig.
Die Tätigkeit des Ministeriums
endete mit der Einrichtung der Bundeszentralkommission im Dezember
1849.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte:
Die Registraturen des
Gesamtreichsministeriums und der Reichsministerien übernahm am 20. Dezember
1849 die Bundeszentralkommission. Mit der Leitung der Schriftgutverwaltung
betraute sie Johann Daniel Leutheußer, den früheren Registrator der
Bundesversammlung, der zuletzt in dieser Position im Reichsministerium des
Innern tätig gewesen war. Die Akten der Provisorischen Zentralgewalt wurden
im wesentlichen dem Zentralbüro der Bundeszentralkommission zur Verfügung
gestellt.
Die nach dem Betreffprinzip vorgenommene
Aufteilung der Registraturen wurde weitergeführt, als die
Bundeszentralkommission die Tätigkeit am 5. Juni 1850 einstellte. Die Akten
gelangten in die Verwaltung der Bundesversammlung, die sich am 2. September
1850 neu konstituierte. Nach Betreffen wurden die vorhandenen Registraturen
der Reichsministerien zusammen mit denen der Abteilungen der
Bundeszentralkommission in die Registratur der Bundeskanzleidirektion
übernommen.
Die gemäß Prager Frieden vom 23. August
1866 eingesetzte Kommission behufs Auseinandersetzung des bisherigen
Bundeseigentums (Liquidationskommission) entschied in der Sitzung am 30.
Januar 1867, das Schriftgut "mit Einschluß des Archivs der
Nationalversammlung von 1848, der Regierung des Reichsverwesers und der
Zentralkommission" der Stadtbibliothek Frankfurt am Main zu übergeben. Die
seit Juli 1867 gesondert aufgestellten Bestände konnten von den früheren
bundesstaatlichen Regierungen und von Forschern mit Genehmigung der
preußischen Archivverwaltung benutzt werden.
Als eine
der Aufgaben wurde die Zuständigkeit für die Bestände der Provisorischen
Zentralgewalt der 1925 gegründeten Abteilung Frankfurt des Reichsarchivs
übertragen.
Nach der kriegsbedingten Auslagerung
betraute der hessische Kultusminister im Sommer 1947 das Stadtarchiv
Frankfurt am Main mit der treuhänderischen Verwaltung. 1953 das Bundesarchiv
die Bestände.
Archivische Bewertung und
Bearbeitung:
Für die Verwaltung des Schriftgutes
hatte der erste Reichsminister der Auswärtigen Angelegenheiten und des
Innern von Schmerling eine Zentralregistratur vorgesehen, die der
Reichskanzlei unterstehen sollte. In der Praxis war jedoch diese nur für die
Akten dieser beiden Ministerien zuständig bis die Reichskanzlei am 15.
August 1848 durch den Reichsministerpräsidenten aufgelöst wurde.
Die Registraturen der einzelnen Ministerien entstanden
August und September 1848. Zwar hatten die Vorarbeiten bereits in der
zweiten Hälfte August begonnen, der Rücktritt des Gesamtreichsministeriums
im Zusammenhang mit dem Konflikt über den Waffenstillstand von Malmö hatte
eine planmäßige Entwicklung der Schriftgutverwaltungen zunächst verhindert.
Die Übernahme des Schriftgutes in die Registraturen vollzog sich
gleichzeitig mit der geschäftstechnischen Einrichtung der Ministerien
selbst. Eine weitere Schwierigkeit ergab sich zum Teil aus dem Mangel an der
Berufung von geeigneten Registratoren. Auf diese Weise konnten sich
Schriftgutverwaltungen entsprechend den Aufgabenstellungen der
ministeriellen Tätigkeit nur allmählich entwickeln. Eingerichtet waren in
den Ministerien zunächst zentrale Registraturen.
Die
Schriftgutverwaltung im Reichsministerium des Innern konnte auf den
Prinzipien aufbauen, die zu der Zeit entwickelt worden waren, als eine
Zentralregistratur eingerichtet werden sollte. Bereits Anfang September 1848
bestand eine Gliederung der Akten in 27 Sachgruppen. Jeder Eingang wurde mit
dem Registraturvermerk und Eingangszahl versehen. Die Ablage erfolgte
chronologisch und erhielt einen Eintrag in den entsprechenden Rotulus. Die
an sich straff organisierte Aktengliederung wurde durch die Einteilung in
weitere 24 Gruppen erweitert, die nach Anfall chronologisch registriert
wurden.
Inhaltliche Charakterisierung:
Organisation, Personalverwaltung, Haushalt und Geschäftsgang 1848-1849,
Reichsverfassung und Gesetzgebung 1843; 1848-1849, Beziehungen zu den
Bundesstaaten 1842; 1847-1849
Erschließungszustand:
Publikationsfindbuch (1986), Online-Findbuch (2007)
Zitierweise: BArch DB
54/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DB 54
- Umfang
-
76 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Heiliges Römisches Reich und Deutscher Bund einschließlich Provisorischer Zentralgewalt (1495-1866)
- Provenienz
-
Reichsministerium des Innern, 1848-1849
- Bestandslaufzeit
-
1848 - 1849
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Reichsministerium des Innern, 1848-1849
Entstanden
- 1848 - 1849