Bestand
Forstamt Salem (Bestand)
        Verwaltungsgeschichte: Bereits die
                           Forstverwaltung des Klosters Salem besaß einen eigenen Forstmeister, seit
                           1745 auch einen Oberjägermeister. Die klösterliche Forstorganisation
                           wurde bei der Säkularisation durch Baden 1802/03 übernommen und
                           angepasst: Dem Forstamt Salem (mit der Bezirksforstei Salem) unterstanden
                           die Bezirksforsteien Bermatingen, Fischerhaus, Killenberg, Owingen und
                           Tüfingen (früher Kloster Salem) bzw. Herdwangen, Hilzingen und Waldhof
                           (früher Kloster Petershausen), bis 1814 auch eine eigene Forstinspektion
                           für Petershausen (vgl. Bestand 69-Baden, Salem-6). Während des 19.
                           Jahrhunderts wurden diese Strukturen nach und nach vereinfacht. Vor allem
                           die Verwaltungsreform von 1830 konzentrierte die Aufgaben auf die
                           Bezirksforsteien Fischerhaus (mit Bermatingen, Killenberg und Tüfingen),
                           Herdwangen, Hilzingen und Owingen (mit Waldhof). 1842 übernahm Salem auch
                           die Funktionen von Fischerhaus, 1857 von Herdwangen, 1864 von Hilzingen,
                           1907 von Owingen; 1914 ging schließlich auch die Bezirksforstei Salem im
                           Forstamt Salem auf. Zugleich hatten sich die Aufgaben verändert. Bis zur
                           Revolution lagen die forstlichen Hoheitsrechte, also Gerichtsbarkeit und
                           Polizei, bei der Standesherrschaft; diese Kompetenzen gingen 1849 auf die
                           staatlichen Forstämter Markdorf, Überlingen, Engen, Pfullendorf und
                           Meßkirch über, die standesherrliche Forstverwaltung wurde jetzt zum
                           ausschließlichen Wirtschaftsbetrieb. Der Salemer Sprengel erweiterte sich
                           1920 um die Unterländer Waldungen von Maxau, Bauschlott, Wössingen und
                           Staufenberg. 1954 kam der Forstdirstrikt Gernsberg im Nordschwarzwald
                           dazu, den das Haus Baden mit dem Land Baden-Württemberg gegen Waldungen
                           im Hegau eintauschte; kurzfristig übernahm Salem nach dem Tod von
                           Großherzogin Hilda auch die Aufsicht über das Forstamt Zwingenberg
                           (1952-1958). Nach dem 2. Weltkrieg beauftragte die französische
                           Militärverwaltung das Salemer Forstamt mehrere Jahre mit der Inspektion
                           der staatlichen Forstämter in Südbaden (1945-1951). 1994 wurde das
                           Forstamt als eigene Verwaltung aufgehoben, seine Aufgaben gingen an ein
                           Wirtschaftsunternehmen über. Zur Verwaltungsgeschichte im Einzelnen vgl.
                           Nr. 767.
Ordnung und Verzeichnung: Die Akten
                           des Forstamts wurden 2014 zusammen mit den Akten des Rentamts Salem vom
                           Haus Baden im Generallandesarchiv Karlsruhe unter Eigentumsvorbehalt als
                           Zugang Nr. 22 hinterlegt; sie waren in Salem bereits vorher verpackt und
                           ausgelagert worden, sodaß die ältere Ordnung 2014 nicht mehr erkennbar
                           war. Das Forstamt hatte in der langen Geschichte seines Bestehens
                           mehrere, sehr verschiedene Registraturpläne benutzt, anfangs offenbar
                           eine alphabetische Rubrikenordnung im Sinn der Brauer'schen Ordnung für
                           die großherzoglichen Behörden von 1806, seit der Zeit um 1900 einen
                           systematischen Aktenplan mit römischen Ziffern, der im Grundgedanken der
                           staatlichen Registraturordnung für Forstämter von 1904 entsprach (vgl.
                           Nr. 1089 und 1090). Vermutlich seit den 1960er Jahren war an dessen
                           Stelle ein nach Buchstabengruppen A-T und darunterliegendem Dezimalsystem
                           gegliederter Plan getreten. Die Signaturen dieses jüngsten Aktenplans
                           sind meist auf den älteren Deckblättern eingetragen. Da sich der
                           Aktenplan selbst aber nicht finden ließ, wurde bei der Neuverzeichnung
                           der ältere Aktenplan der Jahrhundertwende zu Grunde gelegt, um dessen
                           Rubrikenbezeichnungen übernehmen zu können; die jüngeren Aktenzeichen
                           sind jeweils als Vorsignatur vermerkt. Generell spiegelten sich in den
                           Akten viele verschiedene Arten der Ablagen wider: Jede
                           Kanzlistengeneration variierte hier nach ihrem Bedarf und die
                           Neuverzeichnung hatte immer wieder Kompromisse einzugehen, um Gleiches zu
                           Gleichem zu ordnen. Auffällig war dies vor allem bei den forstlichen
                           Nachweisungen (über Holzhiebe, Holzabgaben, Nebennutzungen u.ä.), die
                           sowohl unter der Sachrubrik wie unter dem Material für die
                           Forsteinrichtungswerke wie als Beilagen zu den Jahresrechnungen
                           erscheinen konnten. Die jetzige Ordnung besansprucht also nicht, einen
                           historischen Zustand exakt wiederherzustellen; sie ist nur der Versuch,
                           der Systematik des Aktenplans von ca. 1900 annähernd gerecht zu werden.
                           Größere Rechnungsserien waren dabei vom Forstamt zur Revision bei der
                           Domänenkanzlei vorgelegt worden und nach ihrer Prüfung offenbar nicht
                           mehr in die Forstamtsregistratur, sondern in das Karlsruher, dann Salemer
                           Rechhnungsarchiv gelangt. Sie sind daher in Bestand 69 Baden, Salem-7
                           erschlossen (Salem/Forstverwaltung). Splitter solcher Serien und auch
                           Rechungsunterlagen der Bezirksforsteien wurden jedoch beim Forstamt
                           verwahrt und bei der Neuverzeichnung auch in diesem Kontext belassen,
                           soweit sie nicht erkennbar zu den Serien in Bestand Salem-7 gehörten.
                           Auch die Waldgemarkungspläne in Bestand 69 Baden, Salem-17 dürfte aus der
                           Forstamtsregistratur stammen und in die allgemeine Plansammlung des
                           Salemer Rentamts gelangt sein. Da eine provenienzgerechte Trennung nicht
                           mehr möglich war, wurde auch dieser Überlieferungszustand beibehalten und
                           wurden einige weitere lose, großformatige Pläne in die Plansammlung
                           übernommen. Gleichwohl enthalten viele Akten des Forstamts-Bestands nach
                           wie vor zwischen dem Schriftverkehr auch gefaltete Pläne.
Inhalt: Wie jede
                           Forstamtsregistratur besitzt auch die Salemer den großen Vorzug,
                           Waldentwicklung langfristig abzubilden, also sowohl den Bestand - in der
                           Vielfalt seiner Arten - wie den Zuwachs an Waldfläche oder deren
                           Umwandlung für andere Nutzung über viele Jahrzehnte hinweg zu
                           dokumentieren; beispielhaft für diese selbstverständliche Kontingenz
                           könnte ein Hiebsplan von 1837 sein, der Stadien der Waldnutzung bis 1937
                           festschreiben will (Nr. 591). Auffällig in Salem ist der rasche und
                           vielfältige Wechsel im Bodenverkehr; hier scheint die
                           Fideikommissverwaltung beweglicher und vielleicht auch gezielter
                           vorgegangen zu sein als es einem staatlichen Forstamt möglich war.
                           Vielfach war die Verwaltung des Konstanzer Spitalwalds hier Partner und
                           Gegenspieler, eine bedeutende wirtschaftliche Rolle spielte auch
                           Waldverkauf zum Eisenbahnbau. Entsprechend dem Streubesitz auf weiter
                           Fläche werden auch die vermischten Rechtsverhältnisse, die Holzrechte der
                           eigenen Lehensleute und Dritter greifbar. Damit ist Waldgeschichte auch
                           ein Teil der Sozialgeschichte, denn das 19. Jahrhundert ist geprägt von
                           Besitz- und Eigentumswandel, von der Ablösung alter Abhängigkeiten und
                           der Arrondierungsversuche beim Eigentum; die Sozialisierungspläne aus der
                           Weimarerzeit bedeuten eine Art Endpunkt dieser langen Entwicklung. Die
                           soziale Verantwortung der Waldeigentümer tritt schließlich noch in den
                           wirtschaftlichen Notzeiten nach dem 2. Weltkrieg deutlich in den
                           Vordergrund, während in der Zeit der nationalsozialistischen
                           Verbandspolitik gerade die Versuche zur Bewahrung
                           betriebswirtschaftlicher Selbständigkeit auffallen. Der Bestand umfasst
                           1196 Nummern mit 21,6 lfd. m. Karlsruhe, im Februar 2017 Konrad
                           Krimm
    
- Reference number of holding
 - 
                Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 Baden, Salem-5
 
- Extent
 - 
                1411 Akten (Nr. 1-33, 35-1412)
 
- Context
 - 
                Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Dynastie und Regierung >> Bodensee-Fideikommiss
 
- Date of creation of holding
 - 
                (1759 - ) 1803 - 1976
 
- Other object pages
 
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
 
- Last update
 - 
                
                    
                        03.04.2025, 11:03 AM CEST
 
Data provider
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Object type
- Bestand
 
Time of origin
- (1759 - ) 1803 - 1976