Archivale
Urgicht
Regest: Peter Mautz von Gaumeringen (Gomaringen) hat teils vor peinlicher Frag (= Folterung) teils hernach folgendes bekannt.
1) Er sei vom Vogt zu Gaumeringen vor Jahren sich gen Reutlingen zu stellen zu Gelübde angenommen (= verpflichtet) worden, aber darüber entlaufen und dazu im schmalkaldischen Krieg gegen Treu und Eid aus dem Feld gezogen (= desertiert ?).
2) Wo er gearbeitet habe, habe er oft Obst genommen, einen Busen (= Brustteil des Gewands), Ärmel oder Hut voll, und heimgetragen.
3) Er habe dem Weib des (?) zu Giningen (Gönningen) an einer Sichelhenke (Fest nach Beendigung der Getreideernte) einen Wetzstein und ein Messer entwendet.
4) Er habe Martin und Jacob Egg von Gaumeringen, als sie auf einem Jahrmarkt zu Tüwingen gewesen und heimziehen wollten, auf dem Weg zu schlagen vorgehabt. Weil sie aber ihrer zwei waren, habe er sie nicht angreifen können.
5) Er habe Michel Kegel von Gaumeringen totschlagen wollen, als er Laisen (= Linsen) im Hagenacker einhackte, habe auch unterwegs zu 2 Ochsentreibern gesagt, wenn er zu Michel Kegel komme, wolle er ihn entleiben. Aber Michel habe es gemerkt, sich zu Wehr gestellt und ihn, Peter, nicht zu sich kommen lassen wollen.
6) Ungefähr vor einem Jahr habe er zu Tüwingen heraus auf dem Wert (= ?) über Hans Volmar gezuckt. Aber Volmar habe sich entschüttet (= gerettet). Inzwischen kam der Krattenmacher von Möhringen und nahm ihm, Peter, einen Sack, worin Salz war, den er ihm zu Tüwingen gestohlen hatte.
7) Als die Spanier im Land waren, habe er, Peter, einen gen Metzingen geführt. Des Wirts Knecht habe rechts in der Stube geschlafen. Da habe er ihm einen Klotz ins Mull (= Maul) mit einem Draht gebunden und dann mit einem ledernen Hosenbändel an das Ofenstänglein (= an der Decke hängendes Stangengerüst um den Ofen, zum Trocknen von Kleidern und dergleichen), ihm ein wollenes Hemd und eine pelzene Schlapp (= Pelzmütze) genommen und sei aus dem Haus gezogen. Aber etliche im Haus seien es gewahr worden, ihm nachgeeilt, haben ihn auf dem Feld bei Metzingen ergriffen, ihm das Hemd wieder genommen, ihn mit trockenen Streichen (d.h. solchen, bei denen kein Blut floss) übel geschlagen, und er habe den Pelzhut in eine Hecke geworfen.
8) Er und Enderis Seitz von Gniebel haben zu Weil der Stadt ungefähr vor 5 Jahren eine gegerbte Ochsenhaut gestohlen und sie zu Böblingen um 1 1/2 fl verkauft.
9) Vor 5 Jahren ungefähr 1/2 Meil Wegs von Metzingen im Gäu in einem Dorf, das halb einem Edelmann gehöre, haben sie in einem Wirtshaus einen Rock und ein Paar Hosen gestohlen.
10) Er und Enderis Seitz haben ungefähr vor 5 Jahren zu Hemmendorf in eines Bauern Haus einen Frauenrock genommen.
11) Peter habe i.J. (15)60 um St. Johanns Tag dem Caspar Herenman zu Hesslach (Häslach ?) eine zwilchene Juppe gestohlen.
12) Er habe einem zu Erpfingen namens Hans Schmid vor 5 Jahren ein Paar Hosen entwendet.
13) Dem Hudel Conrad zu Genkingen in der Ernte anno 60 einen Leibrock genommen.
14) Als er dem Pfister Hans zu Burladingen anno 60 geschnitten (= geerntet), habe er ungefähr 8 Ellen leinen Tuch in einem Garten gestohlen.
15)Ungefähr vor 4 Jahren habe er zu Echterdingen in einem Garten ein Stück reisten (= leinen) Tuch genommen und zu Walddorf dem Kayser Lenzin um 1 fl gegeben.
12) 12 Ellen (?) Tuch habe er vor 6 Jahren zu Plattenhardt genommen und zu Nürtingen um 10 Batzen gegeben.
13) Ungefähr vor 4 Jahren sei er zu Tüwingen bei St. Jorgen Brunnen zu Theis Gebellin gekommen und habe mit grosser Gotteslästerung gesagt, sie von Gaumeringen (Gomaringen) müssen ihm auch Holz geben oder er wolle ihnen alle Häuser vom Boden wegbrennen.
14) Er habe vor Jahren in Hans Hellermans Haus gesagt, es sei kein Maier so reich zu Gaumeringen, er konnte ihn hinter (= an) die Juden versetzen und er wolle die Kuh des Humel Hans, die er von den Juden gekauft habe, als Wahrzeichen nehmen.
15) Als er dem Gabriel Schrag drosch, habe er sich auch dergleichen Reden hören lassen.
16) Er habe dem Nüwmayer helfen hinter (= an) die Juden versetzen, und als er ihm 2 Jahrzinse den Juden zu bringen gegeben, habe er, Peter, sie behalten und den Juden nicht gebracht. Der Nüwmayer habe ihm hernach 1 Taler mit Recht anbehalten (d.h. auf dem Rechtsweg ihm abgenommen).
17) Ungefähr vor 5 oder 6 Jahren habe er Conrad Zeb hinter dem Juden Lemle zu Hechingen um 10 fl versetzt und ihm Haus und Hof darum verschrieben. Einer namens Caspar habe den Brief versiegelt; sei eine lange Person mit einem schwarzen Bart, sitze in der Vorstadt zu Hechingen.
18) Er habe Martin jung Miller um 6 fl hinter den Juden David versetzt und sein Haus und Hof dahinter verschrieben. Sei geschehen 1 Jahr nach Tüwinger Schiessen.
19) Er habe den alten Miller Martin um 12 fl beim Juden David versetzt, Haus und Hof dahinter hinterrücks verschrieben. Es sei 8 Jahre her.
20) Er habe Humel Hans hinter den Juden Baruch vor 5 Jahren versetzt um 8 fl und ihm sein Haus und Hof verschrieben.
21) Er habe dem Enderis Seitz von Gniebel helfen Weil im Schönbuch verbrennen. Enderis habe ihm 1 fl gegeben und ein Rohr, ungefähr 1 Elle lang; das habe er unten im Dorf in einer Scheuer ins Stroh gelegt. Dabei sei der Peter Richter genannt Churfürst von Metzingen auch gewesen.
22) Er habe Zeyr (Cyriacus) Schuster eine glühende Schütte unter das Dach geworfen. Sei vor ungefähr 4 Jahren gegen Abend gewesen.
23) Er habe auch der Traut(in) Feuer gelegt, wovon ihr Haus verbrannte. Er habe es von ihrem Herd genommen und in das Heu geworfen. Sei vor 11 Jahren gewesen.
24) Vor ungefähr 3 Jahren sei er mit Ludwig Strowmayer von Tüwingen gegangen. Als sie zu dem Ehernbach kamen, habe er ihn wollen totschlagen und zu ihm gesagt, da müsse sein Kirchhof sein. Aber der Strowmayer habe sich gewehrt und ihm, Peter, den Degen aus den Händen geschlagen. Da habe er ihn verlassen.
25) Als er mit Jacob Gruwer von Hechingen gegangen sei vor ungefähr 6 Jahren und wie sie in Butzen kamen, begegnete ihnen ein Welscher, der ein Bündel trug. Da sagte Peter zu seinem Gesellen: "Wir wollen ihn totschlagen und berauben". Aber Jacob habe ihm nicht helfen wollen. Als sie hernach im Butzenbad zechten, sagte er zu seinem Gesellen: "Hättest du den Welschen totschlagen helfen, so hätten wir beide Geld. Denn wenn unser 100 zu ihnen kämen, liessen sie keinen hin."
26) Er, Peter, habe dem Enderis von Gniebel eine Frau morden helfen ungefähr 2 Meilen unter Wenada (Winnenden). Die Frau ist von Gündelbach gewesen. Sie haben 1 1/2 fl bei ihr gefunden. Sei ungefähr 7 Jahre her.
27) Er, Peter, sei das Schellenunterbüblein im Kartenspiel.
28) Er habe auch dem Seitz einen Glasträger (= hausierenden Glashändler) morden helfen bei Brettha (Bretten) in einem Wald und bei ihm 3 1/2 fl gefunden. Sei ungefähr 6 Jahr her.
29) Er habe ihm helfen einen Hirten morden von Enzweihingen und bei ihm 1/2 fl gefunden. Sei auch 6 Jahre her.
30) Er habe dem Enderlin ungefähr 2 Meilen Wegs von ... (?) ihrer zwei morden helfen in einem ... (?). Sie haben bei dem einen 5 fl, bei dem andern 2 fl gefunden. Sei ungefähr 5 Jahr her.
31) Sie zwei haben bei ötlingen in einem Hölzlin (= Gehölz) eine alte Frau ermordet und 2 1/2 fl gefunden. Sei 6 Jahr her.
32) Sie haben einen Mann nicht fern von Maurach ermordet und bei ihm 1 fl gefunden. Es sei 5 Jahr her.
33) Einen Hirten gemordet ungefähr 1/2 Meile ob Nellingen. Er sei etwa 20jährig gewesen. Bei ihm 5 Batzen gefunden. Sei ungefähr 3 Jahr her.
Der Rat hat mit Urteil zu Recht erkannt, dass Peter Matz dem Nachrichter übergeben, von ihm gebunden, hinaus zu dem Hochgericht geführt, daselbst ihm seine Arme hinter und vor den Ellenbogen, desgleichen die Schenkel unter- und oberhalb den Knien gebrochen und abgestossen, er dann auf das Rad geflochten, in das Feuer gelegt und sein Leib zu Pulver (= Staub) und Asche verbrannt werden soll - alles nach kaiserlichem und des Reichs Recht und Gewohnheit.
- Archivaliensignatur
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A 2 e (Urfehden u.a.) Nr. A 2 e (Urfehden u.a.) Nr. 7481
- Umfang
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6 1/2 S.
- Formalbeschreibung
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Beschreibstoff: Pap.
- Sonstige Erschließungsangaben
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Genetisches Stadium: Or.
- Kontext
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Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 19, 21-22, 26) >> Bd. 21 Urgichten
- Bestand
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A 2 e (Urfehden u.a.) Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 19, 21-22, 26)
- Laufzeit
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(15)61 November 7
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
20.03.2025, 11:14 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Archivale
Entstanden
- (15)61 November 7