Bestand
Eisenbahnhauptkasse: Rechnungen (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Die Kasse unterstand der Eisenbahnkommission (ab 1843) bzw. Eisenbahndirektion (ab 1851) bzw. Generaldirektion der Staatseisenbahnen (ab 1881) und war für die kassenmäßige Erledigung des Baus und Betriebs der württembergischen Staatseisenbahnen zuständig.
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält die Bauhauptbücher 1844/45-1908/09, die Betriebshauptbücher 1846/47-1908/09 und die Bauhauptbücher für die Telegraphenlinien 1861/62-1881/82 ohne Beilagen. In den Bauhauptbüchern ist der gesamte Auf- und Ausbau der württembergischen Eisenbahnen bis 1908/09 belegt.
Vorbemerkung: Der Bau der württ. Staatseisenbahn begann nach Vorbereitungen seit 1825 am 26.6.1844 mit dem ersten Spatenstich am Pragtunnel bei Cannstatt; die erste fertige Strecke Cannstatt-Untertürkheim wurde am 22.10.1845 eröffnet. Damit begann der intensive Auf- und Ausbau der staatlichen württ. Eisenbahnen, der sich bis in die Zeit des 1. Weltkriegs hinzog. Nach der Staatsumwälzung 1918 ging die württ. Eisenbahn auf 1.4.1920 in das Eigentum des Dt. Reiches über (vgl. Dehlinger § 318-323 sowie die Karte Eisenbahnbau im Hist. Atlas B.-W.). Als Zentralbehörde für das württ. Eisenbahnwesen wurde durch Verfügung vom 15.6.1843 die Eisenbahn-Kommission eingesetzt, die dem Ministerium des Innern unterstand, aber bereits durch Verfügung vom 29.9.1844 in den Zuständigkeitsbereich des Finanzministeriums überging. 1851 wurde die Zentralbehörde für Verkehrsanstalten errichtet, innerhalb derer die Eisenbahnkommission und die ebenfalls 1851 eingerichtete Eisenbahnbau-Kommission zur Eisenbahn-Direktion (neben der Post-Direktion und der Telegraphen-Direktion) vereinigt waren. 1864 wurde die Zentralbehörde für die Verkehrsanstalten dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten als besondere Abteilung für Verkehrsanstalten eingegliedert. 1875 erfolgte deren Umwandlung in die Generaldirektion der Verkehrsanstalten, 1881 die Aufspaltung in eine Generaldirektion der Staatseisenbahnen und eine Generaldirektion der Posten und Telegraphen. Diese Verwaltungsgliederung blieb in der Folge unverändert bis zum Übergang auf das Deutsche Reich bestehen (Dehlinger § 319). Die Kassenführung der Eisenbahnverwaltung lag bei der Kanzlei der Eisenbahnkommission: 1847 besorgten der Kassier Griesinger und ein Buchhalter die gesamten Kassengeschäfte (Hof- und Staatshandbuch 1847, S. 157). 1862 waren neben dem Kassier Hirzel zwei Buchhalter und zwei Kassengehilfen tätig (Ebd. 1862, S. 183). Im Hof- und Staatshandbuch 1866 (S. 129) ist die "Eisenbahnhauptkasse" als Verwaltungsstelle in der Eisenbahndirektion aufgeführt. 1909 untersteht die Eisenbahnhauptkasse der Generaldirektion und wird von dem Finanzrat Kraiß als Hauptkassier geleitet, dem ein Eisenbahninspektor, vier Oberbahnsekretäre (zwei als Kanzleiräte), zwei Eisenbahnsekretäre und zwei Kanzleisekretäre unterstehen. Die Eisenbahn(haupt)kasse war von Anfang an für die gesamte kassenmäßige Durchführung des Baus und Betriebs der Eisenbahnen zuständig. Der nachstehend verzeichnete Bestand enthält die Hauptbücher für Bau und Betrieb ab dem Rechnungsjahr 1844/1845 also ab Beginn der Eisenbahnbaumaßnahmen bis 1908/1909, sowie die Bauhauptbücher für die Telegraphenlinien. Von erheblichem Quellenwert sind insbesondere die Bauhauptbücher. Sie gliedern sich in mehrere Reihen: 1844/1845 und 1845/1846 genügte für Bau und Betrieb noch ein gemeinsames Hauptbuch (Gruppe 1), das ab 1846/1847 in je ein Hauptbuch für Bau (Gruppe 2) und Betrieb (Gruppe 3) geteilt wurde. Das Bauhauptbuch wird ab 1851/1852 in 5 Hauptbücher für die einzelnen Baumaßnahmen aufgespalten (Gruppen 2.2 - 2.6). 1856 - 1862 kamen weitere Hauptbücherreihen hinzu (Gruppen 2.7 - 2.10), während andere bei Vollendung der entsprechenden Baumaßnahmen abgeschlossen wurden. Diese Serienspaltung endet 1869/1870: in der Folge finden sich alle Baumaßnahmen in den z.T. in 2 oder 3 Teilbände zerlegten einheitlichen Bauhauptbüchern (Gruppe 2.11) verzeichnet. Da in den Bauhauptbüchern der gesamte Auf- und Ausbau der württ. Eisenbahnen (Herstellung und Verbesserung alter Bahnlinien, Bau von zweiten Gleisen, Bahngebäuden, Lokomotiv- und Wagenwerkstätten, Lokomotivschuppen, Dienst- und Wohngebäuden, Grunderwerb, Vermehrung des Fahrbetriebsmaterials, Verbesserung der Personen- und Bahnpostwagen, Subventionierung von Privatbahnen etc.) von den Anfängen bis 1908/1909 lückenlos belegt ist, hat der Bestand erheblichen Quellenwert für die Geschichte des württ. Eisenbahnwesens in dieser Zeit. Die Bände Nr. 1 - 283, 1917 als Teilbestand der Neueren Rechnungen im Finanzarchiv Ludwigsburg summarisch aufgenommen (altes Repertorium E 225/26), wurden 1976 von dem Archivangestellten Erwin Biemann geordnet und im Einzelnen titelmäßig aufgenommen. Die Titelaufnahmen der Bände Nr. 284 - 303, die bislang unter der falschen Bestandsbezeichnung Telegraphenkasse (E 226/57) geführt wurden, besorgte 1977 die Werkstudentin Gisela Graef. Die Überarbeitung der Titelaufnahmen, die Herstellung des Ortsindex und der Vorbemerkung besorgte der Unterzeichnete. Beilagen zu den Rechnungsbänden sind im Finanzarchiv oder im Staatsarchiv Ludwigsburg nicht eingegangen. Der Bestand umfasst 305 Bände = 19,8 lfd. m. Ludwigsburg, Juni 1977
Streckenbezeichnungen: Allgäubahn: Herbertingen - Isny Brenzbahn: Heidenheim - Ulm Donaubahn: Ulm - Sigmaringen Obere Donaubahn: Rottweil - Immendingen Enzbahn: Pforzheim - Wildbad Gäubahn: Stuttgart - Freudenstadt, Freudenstadt - Schiltach Jagstbahn: Goldshöfe - Crailsheim Untere Jagstbahn: Jagstfeld - Osterburken Hohenzollernbahn: Hechingen - Balingen, Balingen - Sigmaringen Kocherbahn: Schwäbisch Hall - Crailsheim Kraichgaubahn: Heilbronn - Eppingen Murrtalbahn: Heilbronn - Backnang, Hessental - Backnang - Bietigheim Obere Neckarbahn: Rottweil - Villingen Untere Neckarbahn: Heilbronn - Jagstfeld Nagoldbahn: Pforzheim - Calw Nürnbergerbahn: Crailsheim - Landesgrenze Pfullendorfer Bahn: Altshausen - Pfullendorf Schwarzwaldbahn: Zuffenhausen - Nagold, Nagold - Horb Tauberbahn: Crailsheim - Mergentheim
Liste der Rechner: Bd. 1- 3 Kassier Adolf Griesinger Bd. 4- 33 Hauptkassier Adolf Griesinger Bd. 34- 37 Kassier Hirzel Bd. 38- 52 Hauptkassier Hirzel Bd. 53- 55 Kassiere Fetzer und Hirzel Bd. 56-102 Hauptkassier Planitz Bd. 103-115 Hauptkassier Yelin Bd. 116-144 Hauptkassier Lang Bd. 145-146 Hauptkassiere Lang und Kraiß Bd. 147-148 Hauptkassier Kraiß Bd. 149-150 Kassier August Hirzel Bd. 151 Kassier August Hirzel und Kassieramtsverweser Adolf Fetzer Bd. 152 Amtsverweser Adolf Fetzer und Hauptkassier Friedrich Planitz Bd. 153-155b Hauptkassier Friedrich Planitz Bd. 156-164 Kassier Adolf Griesinger Bd. 165 Kassier Adolf Griesinger und Amtsverweser August Hirzel Bd. 166-172 Hauptkassier August Hirzel Bd. 173 Hauptkassier August Hirzel und Amtsverweser Adolf Fetzer Bd. 174 Hauptkassier Friedrich Planitz und Amtsverweser Adolf Fetzer Bd. 175-216 Hauptkassier Friedrich Planitz Bd. 217-227 Hauptkassier Yelin Bd. 229-235 Hauptkassier Yelin Bd. 236 Hauptkassiere Yelin und Lang Bd. 237-238 Hauptkassier Yelin Bd. 239-277 Hauptkassier Lang Bd. 278-280 Hauptkassiere Lang und Kraiß Bd. 281-283 Hauptkassier Kraiß Bd. 284-285 August Hirzel Bd. 286 August Hirzel, Adolf Fetzer Bd. 287 Adolf Fetzer, Friedrich Planitz Bd. 288-303 Friedrich Planitz
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, E 226/51
- Umfang
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303 Bände (25,1 lfd. m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Ober- und Mittelbehörden 1806-um 1945 >> Geschäftsbereich Finanzministerium >> Rechnungen von Ober- und Mittelbehörden >> Rechnungen Geschäftsbereich Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten
- Bestandslaufzeit
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1844-1909
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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18.04.2024, 10:40 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1844-1909