Gebäude

Heidelberg-Weststadt Kaiserstraße 76

Das Gebäude ist über Nordosten eckständig und reicht mit vier Fensterachsen nach Norden in die Hildastraße sowie mit drei Fensterachsen nach Osten in die Kaiserstraße. Das Wohn- und Geschäftshaus trägt drei Obergeschosse und eine Mansarde. Im Erdgeschoß ist im Nordosten ein Ladengeschäft eingestellt, das man direkt durch die hier platzierte Tür betritt. Jeweils ein großes, rundbogig schließendes Schaufenster ist in den sich im Norden und Osten anschließenden, "über Eck" stehenden und breiter ausgelegten Achsen platziert. Generell ist das Erdgeschoß bis unter die Fensterbretter mit rotem Sandstein verkleidet. Diese beiden Achsen, an denen der Baukörper von der Kaiserstraße im Osten in die Römerstraße im Norden "umgeleitet" wird, sind nicht nur breiter ausgelegt, sie scheinen auch „risalitartig“ im nach Westen und Süden vorgezogen zu sein. Hier hat der Architekt jedoch eine perfekte optische Arbeit geleistet, denn die Achse in der Hildastraße ist nur um eine Handbreite nach Westen vorgezogen, die im rechten Winkel an der Kaiserstraße stehende überhaupt nicht. Hier ist lediglich eine „Auslucht" vom Erd- bis ins zweite Obergeschoss angesetzt, die etwa einen Meter vorgezogen ist, und das auch nur zu dreiviertel der Achsenbreite. Sieht man sich die Sache von Südosten an, dann wird die geniale Anordnung ersichtlich. Blickt man von Südwesten auf den Baukörper, dann scheinen genau diese beiden Achsen als Komplex vorgezogen. Durch den weißen Verputz ist kaum eine Tiefenkontur gegeben. Eine ähnlich schöne Anordnung findet sich beim Gebäude Nummer 47 in der Bahnhofstraße und Bahnhofstraße Nummer 45 zeigt einen „echten“ Eckrisalit! Hier in den drei Obergeschossen auch dreigeteilte Fenster eingesetzt auf der an der Hildastraße stehenden Achse, sind diese im ersten- und dritten Obergeschoß jeweils von einem in rotem Sandstein ausgeführten, nach innen abgeschrägten Gewände horizontal schließend gefasst. Das mittlere Fenster ist dabei überhöht und wird von zwei gedrehten Säulen geteilt. Im zweiten Obergeschoß findet sich ein im Segmentbogen schließendes, dreiteiliges Fenster. Dachseitig ist ein Zwerchgiebel mit drei durch Pfeiler getrennten, mit rundbogig schließendem Gewände gefassten Fenstern eingesetzt, dessen Giebel in schwungvollem Bogen schließt. Unter dem Giebelschluss schmückt ein kleiner, pointiert platzierter, in rotem Sandstein ausgeführter Sturz. Die an der Kaiserstraße stehende Achse zeigt im ersten- und zweiten Obergeschoß jeweils die gleiche Anordnung an Fenster und Gewände. Im dritten fluchtet die Fassade wieder mit der restlichen Gebäudeflucht, also etwa einen Meter weiter zurück als die beiden unteren Geschosse der Auslucht. Eines der beiden Fenster ist als Fenstertür ausgebildet eingesetzt, wieder in Höhe der Gebäudefassade. Der so entstehende kleine Raum wird für eine durch die Fenstertür zu betretende Loggia genutzt, die ein schmiedeeisernes Geländer trägt. Nach Südwesten ist ein Erker mit der Außenwand fluchten ausgebildet, der nach Süden und Westen je einen Sichtschlitz aufweist. Dachseitig ist auch hier ein Zwerchgiebel wie bereits beschrieben vorzufinden. Betrachten wir den in der Kaiserstraße stehenden Flügel. Hier schließt sich an die westliche stehende Achse des Risalits im Osten eine Achse mit jeweils einem Doppelfenster in den Obergeschossen an. Die Fenster sind jeweils durch einen Pfeiler getrennt und von einem nach innen abgeschrägten, horizontal schließenden Gewände gefasst. Über dem horizontalen Schluss im zweiten und in Höhe der Fensterbretter des dritten Obergeschosses verläuft jeweils ein Gurtgesims nach Osten. Dachseitig ist eine doppelfensterige Gaube mit abgewalmtem Giebel in der Mansarde vorzufinden. Im Erdgeschoß ist hier der Hauseingang mit großem, rundbogig schließendem Oberlicht eingesetzt. Die nach Osten abschließende Achse trägt jeweils ein Rechteckfenster pro Geschoss. Im ersten und zweiten Obergeschoß ist vor der Fenstertür jeweils ein abgestufter Balkon mit kunstvollem, ausgebautem schmiedeeisernem Geländer platziert. Dieser ruht jeweils auf zwei kräftigen, über Rollwerk schwungvoll aufgezogenen Konsolen. Dachseitig ist hier eine einfensterige Gaube mit abgewalmtem Dach in die Mansarde eingesetzt. Der in der Hildastraße stehende Flügel schließt, mit Doppelfenstern ausgestattet, im Norden an die „risalitartige“ Achse an. Abschließend folgt noch eine jeweils mit Einzelfenstern pro Geschoß ausstattete. Fensteranordnung und Balkone in der einfensterigen Achse gleichen spiegelbildlich der in der Kaiserstraße. Abschließend ist nach Norden schließt eine weitere, mit jeweils einem Fenster pro Geschoss ausgestattete Achse ab. Der Architekt hat hier ein interessantes, in der freien Formensprache des frügen Jugendstils ausgeführtes Gebäude hochgezogen, das vor allem durch seinen Detailreichtum des Risalits zum Verweilen einlädt. (Baujahr: 1898/99; Bauplanung: Jakob Engelhorn und Philipp Ueberle. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.)
Erhaltungszustand: Gut

Urheber*in: Ueberle, Philipp / Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank | Digitalisierung: Pietschmann, Dieter-Robert

Attribution - ShareAlike 4.0 International

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Location
Heidelberg
Collection
Städte und Dörfer
Material/Technique
Werkstein; Sandstein; Schmiedeeisen; Mauern; Steinmetz; Schmieden

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Classification
Geschäftshaus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
Subject (what)
Architektur
Auslucht
Loggia
Balkon
Geländer
Konsole
Laden
Dachgaupe
Giebel

Event
Herstellung
(who)
(when)
1898-1899
(description)
Architekt: Jakob Engelhorn

Sponsorship
Pietschmann, Dieter-Robert
Last update
05.03.2025, 4:25 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Gebäude

Associated

Time of origin

  • 1898-1899

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