Archivbestand
Rentamt Kupferzell (Bestand)
Inhalt und Bewertung
1806 für die rentamtliche Verwaltung im Sprengel Kupferzell, Belzhag, Schafhof, Feßbach, Hesselbronn, Ulrichsberg, Künsbach, Kubach, Rechbach, Rüblingen, Eschental und Bauersbach gegründet. Bereits 1825 wieder aufgelöst, 1838 aber reaktiviert. Seit 1841 war das Rentamt Kupferzell nur noch Teil (Außenstelle) des nun für die gesamte Rentenverwaltung zuständigen Rentamtes Waldenburg. Es war für die Domänen- und Lehensverwaltung zuständig. 1852 wurde das Rentamt Kupferzell im Zuge der Auflösung der gesamten Rentenverwaltung in der Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg aufgelöst.
Gliederung: I. Allgemeine Domänenverwaltung; II. Liegenschaften; III. Grund- und lehensherrliche Rechte; IV. Naturalien- und Materialverwaltung; V. Ausstände; VI. Steuern.
1. Zur Geschichte des Rentamts Kupferzell: Durch die Mediatisierung des Fürstentums Hohenlohe-Waldenburg 1806 entfielen die meisten öffentlich-rechtlichen Funktionen der bisherigen Verwaltung. Diese mußte daher grundlegend umstrukturiert werden. Auf der unteren, der lokalen Verwaltungsebene wurden die Rentämter errichtet. Neben Adolzfurt und Waldenburg war Kupferzell Sitz eines Rentamtes. Den Rentämtern wurde jeweils ein geographischer Bezirk zugewiesen, innerhalb dessen sie ihre Aufgaben (wie die Überwachung der bäuerlichen Abgaben, die Zuteilung von Besoldungsabgaben, die Liegenschaftsverwaltung und die Ausführung oberrentamtlicher Beschlüsse auf lokaler Ebene) wahrnahmen. Das Rentamt Kupferzell ging aus dem Amt Kupferzell (bis 1806) hervor. Es umfaßte die Orte Kupferzell, Belzhag, Schafhof, Feßbach, Hesselbronn, Ulrichsberg, Künsbach, Kubach, Rechbach, Rüblingen, Eschental und Bauersbach. Geleitet wurde das Rentamt Kupferzell von dem Rentbeamten Franz Grebner, der bis zum Wegfall der Gerichtsbarkeit 1809 auch Justizbeamter war. Ihm standen 1806 der Amtsdiener Johann Baumgärtel, der Gegenschreiber (Peter?) Weidner und der Rentmeister (Eberhard?) Metzger zur Seite. 1821 wurde Renovator Carl Wüllenbücher als Rentamtsgehilfe eingestellt. Nach der Pensionierung Grebners (1823) gingen die Geschäfte auf Rechnungsrat J. L. Krauß über, der aus Personalmangel für die gesamte Verwaltung der Standesherrschaft zuständig wurde. Wie Adolzfurt 1823 wurde das Rentamt Kupferzell 1825 aufgelöst. Wüllenbücher hatte die Dokumente, Rechnungen und Akten des aufzulösenden Rentamts in "brauchbare" und "unbrauchbare" zu trennen. Die "brauchbaren" Unterlagen stellte er in einer Übergabeliste (Bü 13) für das Rentamt Waldenburg zusammen. Diese enthielt 18 "Grunddokumente" (im wesentlichen Lagerbücher), verschiedene Rechnungen und 38 "Akten". Die Akten sind zumindest teilweise durch Zusammenbinden der Schriftstücke eines Faches komponiert worden. Die in diesem Verzeichnis aufgeführten Unterlagen scheinen zum großen Teil noch von vor 1806, also nur in geringem Umfang von der (Entstehungs-)Provenienz Rentamt Kupferzell zu sein. Mit Auflösung des Rentamts Kupferzell bekam das Rentamt Waldenburg neben Forstaufgaben die Kastenverwaltung Kupferzell übertragen. Die Domänenverwaltung Kupferzell hingegen blieb selbständig und unterstand ab 1829 direkt der Domänenkanzlei. Der für die Lehensverwaltung Adolzfurt 1829 eingestellte Beamte August Krauß wurde später für die gesamte Lehensverwaltung - also auch für die ehemals im Rentamt Kupferzell ausgeübte - zuständig. 1833 wurde Karl Krauß als Gefälleinbringer für den Bezirk Adolzfurt und 1835 Wilhelm Krauß als Rentamtskassier für die gesamte Herrschaft eingestellt. Daher bestanden in den Dreißigerjahren sogenannte "Rentamtsrezepturen" (Steuereinnahmestellen) in Adolzfurt und Kupferzell. Arbeitsüberlastung (v.a. durch die Besorgung der Ablösungsgeschäfte) veranlaßte 1838 eine Neuaufteilung des Geschäftsplans und eine Rückbesinnung auf die früheren drei Rentamtsbezirke. Die Leitung des neuen Rentamts Kupferzell wurde Wilhelm Krauß übertragen. Neben der Beitreibung der Ausstände und Ansetzung unständiger Lehnsgefälle erhielt er die unteren Verwaltungsaufgaben für alle Orte der Standesherrschaft außer Adolzfurt und Unterheimbach aufgetragen. Hinsichtlich dieser Aufgaben wurde sein Verantwortungsbereich also deutlich über den alten Rentamtssprengel ausgedehnt. 1841 vereinigte Fürst Friedrich Karl I. "wegen der zuende kommenden Ablösung" die bestehenden Rentämter zu einem "Fürstlichen Rentamt" aus drei "Branchen". Räumlich als auch aufgabenmäßig auf drei Beamte zugeschnitten, wurden die beiden Sachgebiete Domänen- und Lehensverwaltung (für den gesamten Bereich der Standesherrschaft) von Kupferzell aus geleitet, eine Regelung, die 1843 nach dem Ausscheiden von Lehensverwalter Domänenrat August Krauß wieder geändert wurde. Zum Aufgabengebiet des Domänenverwalters Wilhelm Krauß gehörten die Verpachtung von Gebäuden und Grundstücken, die Verleihung des kleinen Zehnten, die Regulierung der Zehntsurrogate, die Verwertung der Naturalienüberschüsse, die Erstellung der Vorherbstberichte, die Keltervisitationen, die Sammlung und Vorlage der Kelterregister, die Überwachung des Bauwesens sowie die periodische Vorlage von Berichten an die Domänenkanzlei. Als Forstinspektor war er darüber hinaus unmittelbar den Revierjägern und dem übrigen Forstpersonal vorgesetzt. Er kontrollierte sämtliche Haupt- und Nebennutzungen in den fürstlichen Waldungen und Kulturen, fertigte die Aufnahmeregister über das zum Verkauf anstehende Holz an und erstellte die Revierrechnungen. Mit der Verselbständigung der Forstverwaltung 1843 fiel die Forstinspektion aus seinem Aufgabenfeld heraus. Er behielt nur die Führung der Jagdkasse. Zum Aufgabengebiet des ebenfalls seit 1841 in Kupferzell sitzenden Lehenverwalters Domänenassessor August Krauß (eingestellt 1829, Lehensgefällverwalter und Renovator bei der Domänen- und Lehensverwaltung Adolzfurt vor 1838, Revisor von 1838 bis 1841, 1843 wegen Verweigerung des Umzugs nach Waldenburg entlassen) gehörte das Protokollieren der Besitzveränderungen gefällbarer Objekte zwecks Eintreibung der Gelder, die Erhebung der unständigen Gefälle bei Theidigungen und die Führung der Heberegister über die ständigen Gefälle an Hundsgeld, Gülten, Kanon und Zehntsurrogaten. Die Abteilungen "Domänen-" und "Lehensverwaltung" bestanden - wie die dritte in Waldenburg ausgeübte Abteilung "Verrechnung und Generalkasse" - bis zur endgültigen Auflösung des Rentamts März 1852. Hiernach wurden die rentamtlichen Aufgaben und die Forstaufgaben von der Domänenkanzlei wahrgenommen. Der Begriff "Rentamt" wurde nur noch für die Kassenverwaltung gebraucht. Von nun an stand auf den Aktendeckeln zumeist "Fürstliche Verwaltung Hohenlohe-Waldenburg", ein Zeichen dafür, daß die standesherrliche Verwaltung nur noch aus einer Einrichtung (der Domänenkanzlei) bestand.
2. Zur Geschichte des Bestandes und seiner Bearbeitung: Nach Übergang der Aufgaben des Rentamts Kupferzell auf das Rentamt Waldenburg wurden einige Akten weitergeführt und in das Ordnungsschema dieses Rentamtes eingereiht. Andere Akten wurden aufgelöst, indem ihre Schriftstücke ohne Berücksichtigung der Provenienz sachlich in Akten des Rentamtes Waldenburg eingegliedert wurden. Aus den wenigen Akten des Rentamts Kupferzell, die nicht fortgeführt oder aufgelöst wurden und die noch den ursprünglichen Zustand der damaligen Aktenführung erkennen lassen, geht hervor, daß die Aktenablage geschäftsmäßig erfolgte, also das jüngste Schriftstück oben eingelegt wurde. Die Erschließung und Bildung des vorliegenden Bestandes erfolgte durch den Unterzeichnenden 1997 und 1998 im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Archives Waldenburg (siehe hierzu Vorwort zum Bestand Domänenkanzlei). Die Bestimmung der Provenienz Rentamt Kupferzell konnte nur aufgrund einer Adressatenanalyse des Aktenmaterials erfolgen. Denn die Aktendeckel wurden in der Regel erst in den Nachfolgebehörden angelegt. Aktenverzeichnisse, die die Provenienz Rentamt Kupferzell erkennen lassen, sind nicht bekannt. Wurde eine Akte in einer Nachfolgebehörde nur unwesentlich fortgeführt, wurde sie der Entstehungsbehörde zugeordnet. Bei maßgeblicher Fortführung ist sie der Nachfolgebehörde zugewiesen worden. Nach Auflösung des Rentamtes Kupferzell im engeren Sinne (1825, 1841) bestand eine Aufgabenverwaltung in Kupferzell fort: die Domänen und die Lehensverwaltung. Die daraus resultierenden Akten wurden dem Bestand Rentamt Kupferzell zugeordnet. Mit Auflösung des vereinigten "Fürstlichen Rentamts" 1852 wurden die Rentamtsakten von der Domänenkanzlei Waldenburg teilweise fortgeführt und unter Angabe der Domänenkanzlei-Lokatur ("Kasten/Fach/Faszikel-" Angabe) eingeordnet. Oft legte die Fürstliche Verwaltung einen neuen Aktendeckel an mit der Aufschrift "Fürstliche Verwaltung Hohenlohe-Waldenburg". Das vorliegende Findbuch enthält unter Vorsignatur die Lokaturen des Rentamtes Waldenburg und der Domänenkanzlei. Diese sind durch alte Repertorien (von ca. 1840 und 1864) nachvollziehbar und bei den meisten Aktendeckeln vermerkt. Weiterhin finden sich noch Vorsignaturen aus der Zeit kurz nach 1945, als die Unterlagen nach Neuenstein überführt und provisorisch listenartig erfaßt wurden. Als Signatur wurde damals eine Kombination aus römischen Ziffern (I bis XXVI), Großbuchstaben und arabischen Ziffern verwendet. In der seither erschienenen Literatur sind noch diese Signaturen zum Quellennachweis angegeben. Auf die Angabe weiterer, nur vereinzelt vorkommender Vorsignaturen wurde verzichtet. Die vorliegenden 151 Akten bilden der Rest der Überlieferung einer standesherrlichen Behörde, die von 1806 bis 1825 und von 1838 bis 1841 wirkte und die einschließlich Rentamtsrezeptur Kupferzell (1833-1837) sowie Domänen- und Lehensverwaltung Kupferzell (1842-1843) eine Gesamtlaufzeit von 30 Jahren aufweist. Vereinzeltes weiteres Material ist in den Nachfolgebehörden (Rentamt Waldenburg, Domänenkanzlei, Forstverwaltung) aufzufinden und wird in den betreffenden Findbüchern unter "Vorakten" ausgewiesen. Eine parallele Benutzung dieser Bestände ist u.a. aus diesem Grund sinnvoll. Andere Unterlagen sind verlorengegangen oder bewußt kassiert worden. Über den ursprünglichen Umfang der Überlieferung ist nichts bekannt. Es ist nicht damit zu rechnen, daß weiteres Material aufgefunden wird. Um Splitterbestände zu vermeiden, wurden die Akten der Domänenverwaltung Kupferzell dem Bestand Rentamt Kupferzell zugeordnet. Die Akten der Lehensgefällverwaltung wurden auf die Rentämter Kupferzell und Adolzfurt aufgeteilt. Die Unterlagen zur Liegenschaftsverwaltung für Hohenlohe-Waldenburg sind beim Rentamt Waldenburg zu suchen. Da die vorarchivische Gliederung des Bestandes nicht erkennbar ist, mußte eine Gliederung entsprechend den Aufgaben des Rentamtes Kupferzell gebildet werden. Innerhalb der einzelnen Gruppen liegen die Akten chronologisch oder alphabetisch nach Ortsbetreffen. Der Bestand erhielt die Bezeichnung "Wa 225 Rentamt Kupferzell". Er umfaßt 151 Büschel in 1,3 lfd.m. Neuenstein, im März 1998 Geil
- Bestandssignatur
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Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, Wa 225
- Umfang
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151 Bü (1,3 lfd.m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Archiv Waldenburg >> Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg
- Bestandslaufzeit
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Vorakten, 1806-1852
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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13.11.2025, 14:39 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- Vorakten, 1806-1852