Archivbestand
Rentamt Habitzheim (Bestand)
Zur Geschichte der Behörde: Von einer Rentei bzw. einem Rentamt Habitzheim mit eigens zugeschnittenen Aufgaben kann erst seit 1770 gesprochen werden. In diesem Jahr wurden die Kammersachen von den Aufgaben der Regierung und Justiz getrennt und der Amtsschreiber Ludwig Friedrich Treffz zum Rentmeister bestimmt. Für die Regierungs- und Justizsachen war zuerst noch der Rat und Amtmann Heidt, ab 1771 der Rat und Amtmann Georg Peter Scherer zuständig. Dessen Amtszeit wurde von einem kurzen Zwischenspiel des Amtsmann Schmuck in den Jahren 1773 bis 1775 unterbrochen. Nach dem Tod Scherers berief Fürst Carl zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort am 2. Januar 1779 Franz Camesasca aus Schweigern bei Heilbronn zum Rat und Amtmann. Am 1. Juli 1789 wurde dem Rat und Amtmann Camesasca neben seinen Aufgaben im sog. Jurisdictionalamt auch die Rentei zu Habitzheim übergetragen. Der zu diesem Zeitpunkt amtierende Rentmeister Christl sollte anderweitige Verwendung finden. Im Jahr 1805 schlossen Hessen-Darmstadt und das Haus Löwenstein-Wertheim-Rochefort einen Teilungsvertrag zwecks Arrondierung ihrer jeweiligen Besitzungen. Da dem Amt Habitzheim seit dem Erwerb der Herrschaft Nauses 1792 und 1797 die Kellerei Nauses mit ihrem ehemals sickingischen Keller J.H.Entz unterstellt war, wurde das Amt Habitzheim auf Antrag des Amtmanns Franz Xaver Camesasca zum Oberamt ernannt. Camesasca erhoffte sich dadurch eine Klarstellung der Jurisdiktionsverhältnisse gegenüber den unterstellten Vogteibeamten in Nauses (ehem. Grafen von Sickingen) und Hetschbach (ehem. Freiherren von Wambold). Als im Jahr 1806 die Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort mediatisiert wurden, gelangte das Oberamt Habitzheim unter die Souveränität von Hessen-Darmstadt. Mit der Unterstellung des Oberamts unter die Gesamtjustizkanzlei in Michelstadt i.O. wurde aus dem Amtmann der Justizamtmann Camesasca. Im Jahr 1822 erfolgte die Vereinigung des Justizamts mit dem Landratsbezirk Breuberg bzw. Landgerichtsbezirk Höchst. Parallel dazu gab es bei der Renteiverwaltung seit der 1789 geschaffenen Verwaltung in Personalunion unter Camesasca kaum Veränderungen. Im Jahr 1815 übergab Franz Xaver Camesasca die Renteiverwaltung an seinen Sohn August, der im Jahr 1829 zusätzlich die provisorische Verwaltung des Rentamts Breuberg übernahm. Erst nach dessen Tod im Jahr 1848 erfolgte die endgültige Vereinigung der Rentämter Habitzheim und Breuberg.
Zur Geschichte des Bestandes: Die Geschichte des Bestandes ist eng verbunden mit der des Rentamts Breuberg. Die Erklärung hierfür ist darin zu suchen, dass die Rentämter Habitzheim und Breuberg zwischen 1829 und 1848 in Personalunion durch den Rentamtmann August Camesasca versehen wurden. Dadurch kam es zu Vermischungen, die sich noch heute in den Beständen widerspiegeln und die es erforderlich machen, beide Bestände nebeneinander zu benutzen. Weitere Hinweise finden sich in der Einleitung zum Findbuch des Bestandes H 6 Rentamt Breuberg.
Zur Bearbeitung des Bestandes: Der Bestand H 9II Rentamt Habitzheim setzt sich zum größten Teil aus Akten zusammen, die sich bei dem Ankauf der fürstlichen Archive durch das Land Baden-Württemberg im Jahr 1975 in vollkommen ungeordnetem Zustand befanden und im Rahmen der Strukturierungsmaßnahmen in der Abt. Rosenberg des Staatsarchivs Wertheim im Jahr 1996 nach Provenienzen geordnet worden waren. Dazu kamen etliche bei früheren Ordnungsarbeiten nur oberflächlich erfasste Akten. Weiterer Zuwachs entstammt dem Mischbestand Lit. B, aus dem zwei zur Provenienz gehörige Akten entnommen und dem vorliegenden Bestand eingegliedert wurden. In dem Bestand belassen wurden die Akten der Provenienz Großherzoglich Hessisches Landwehrbataillon Habitzheim, die im Rahmen der Tätigkeit des August Camesasca als Bataillonschef entstanden sind. Der größte Teil wurde von Herbst 1998 bis Frühjahr 1999 von Frau Reinhild Felgenträger verzeichnet. Einen kleineren Nachtrag bearbeitete Herr Reinhard Barthel im Frühjahr 2000. Die Klassifikation und die Endredaktion des Findbuchs erledigte die Unterz.. Die Laufzeit reicht von 1616 bis 1848, der Schwerpunkt liegt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Bestand umfasst 208 Einheiten in 2,8 lfd.m. Kassationen wurden nur in Einzelfällen vorgenommen. Dabei handelte es sich überwiegend um Duplikate oder Einzelschriftstücke ohne Aussagewert. Ein geographischer Index, ein Personalindex und eine Konkordanz von Bestellnummern und Ordnungsnummern am Ende des Findbuchs sollen für die Benutzer den Zugang erleichtern, die nicht die Recherchiermöglichkeiten der Findbuchdatei am PC nutzen können. Enge Überschneidungen gibt es vor allem mit den Beständen H 6 (Rentamt Breuberg), H 9 I (Amt Habitzheim), H 9a (Kellerei Nauses) und H 3 (Justiz- und Oberamt Habitzheim). Hingewiesen werden soll auch auf den Rechnungsbestand R 71a (Rechnungen der Rentei Habitzheim). Wertheim-Bronnbach, im März 2001 M. Heine
- Bestandssignatur
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Abt. Staatsarchiv Wertheim, R-H 9 II
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Rosenbergisches Archiv >> Provenienzbestände >> Lokalverwaltung
- Indexbegriff Ort
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Habitzheim : Otzberg DA; Rentamt
- Bestandslaufzeit
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1616-1848
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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13.11.2025, 14:40 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1616-1848