Bestand

Rentamt Adolzfurt (Bestand)


Inhalt und Bewertung
1806 für die rentamtliche Verwaltung im Sprengel aus den Orten Adolzfurt, Baierbach, Bühl, Espig, Floßholz, Geddelsbach, Harsberg, Heuholz, Mittelsteinbach, Oberhöfen, Oberohrn, Ohnholz, Renzen, Unterheimbach, Unterhöfen und Untersteinbach (Stand 1812) gegründet. 1823 wurde das Rentamt aufgelöst, 1838 jedoch wieder restituiert. Seit 1841 war das Rentamt Adolzfurt nur noch Teil (Außenstelle) des nun für die gesamte Rentenverwaltung zuständigen Rentamtes Waldenburg. 1852 wurde das Rentamt Adolzfurt im Zuge der Auflösung der gesamten Rentverwaltung in der Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg aufgelöst.
Gliederung: I. Allgemeine Domänenverwaltung; II. Grund- und lehnesherrliche Rechte; III. Naturalien- und Materialverwaltung; IV. Ausstände; V. Steuern und Abgaben; VI. Patronatsangelegenheiten; VII. Leistungen für mildtätige Zwecke; VIII. Kassen-, Etat- und Rechnungswesen; IX. Sonstiges.

1. Zur Geschichte des Rentamts Adolzfurt: Als Folge der Mediatisierung des Fürstentums Hohenlohe-Waldenburg 1806 mußten die Verwaltungen grundlegend umstrukturiert werden. Auf der unteren, lokalen Ebene wurden die Rentämter errichtet. Neben Kupferzell und Waldenburg war Adolzfurt Sitz eines Rentamtes. Den Rentämtern wurde jeweils ein geographischer Bezirk zugewiesen, innerhalb dessen sie ihre Aufgaben (wie die Überwachung der bäuerlichen Abgaben, die Zuteilung von Besoldungsabgaben, die Liegenschaftsverwaltung und die Ausführung oberrentamtlicher Beschlüsse auf lokaler Ebene) wahrnahmen. Das Rentamt Adolzfurt ging aus den Ämtern Adolzfurt und Ohrntal (bis 1806) bzw. "Vogteiamt und Rentei Adolzfurt und Ohrntal" (1807-1809) hervor, die schon vor 1806 zusammen verwaltet wurden. Die beiden Ämter wurden von Amtmann Franz Kilian Kober (geb. 1757) geleitet. Ihm standen im Jahr 1806 Rechnungsrat J.L. Krauß, zugleich Rentmeister und Kastenverwalter, Amtsdiener Andreas Reble und Kastenknecht Oesterle zur Seite. Das Rentamt umfaßte die Orte Adolzfurt, Baierbach, Bühl, Espig (Vorder- und Hinterespig), Floßholz, Geddelsbach, Harsberg, Heuholz, Mittelsteinbach, Oberhöfen, Oberohrn, Ohnholz, Renzen, Unterheimbach, Unterhöfen und Untersteinbach (Angaben von 1812). Zum Aufgabenbereich gehörte auch die Kelterverwaltung mit den Keltern in Adolzfurt, Dörrenklingen, Untersteinbach, Altrenzen und Heuholz. Kober war gleichzeitig Obervogt und Justizrat und wurde als solcher mit dem Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit Mai 1809 "außer Aktivität gesetzt". 1816 wurde er von Württemberg als Beamter übernommen. Bis zur Auflösung des Rentamts Adolzfurt 1823 wurden die Geschäfte vom Rentbeamten und Rechnungsrat J.L. Krauß (1782-1846) wahrgenommen. Aus Personalmangel hatte er 1823 die Verwaltung der gesamten Standesherrschaft übernommen. Sein Bruder Assessor Georg Friedrich Krauß wurde für die Verrechnung zuständig. Daher wurde auch das Rentamt Kupferzell 1825 aufgelöst und sämtliche Aufgaben einschließlich der Forstaufgaben dem Rentamt Waldenburg übertragen. Mit Auflösung des Rentamts Adolzfurt ging auch die Kastenverwaltung Adolzfurt an das Rentamt Waldenburg über. Aufgrund der weiten Entfernung Adolzfurts mit Ohrntal von der Waldenburger Verwaltung funktionierte die Kontrolle über die Besitzveränderungen nicht ausreichend, weshalb man Renovator August Krauß als Lehnsgefällverwalter für den Bezirk Adolzfurt einstellte. Als sich dies bewährte, wurde A. Krauß für die gesamte Lehnsverwaltung zuständig, also auch für die Lehnsverwaltung Kupferzell. Da es von 1829 bis 1837 nur ein Rentamt in Waldenburg gab, gehörte die Lehnsverwaltung Adolzfurt dort zur Klassifikationsgruppe "III. Lehnsgefälle". 1833 wurde Karl Krauß als Gefälleinbringer für den Bezirk Adolzfurt eingestellt. Er war ebenfalls für die Forstinspektion zuständig. Wilhelm Krauß wurde 1835 als Rentamtskassier eingestellt. Daher bestanden in den Dreißigerjahren sogenannte "Rentamtsrezepturen" (Steuereinnahmestellen) in Adolzfurt und Kupferzell. Arbeitsüberlastung (v. a. die Besorgung der Ablösungsgeschäfte) führte 1838 zur Neuaufteilung des Geschäftsplans und Einteilung der Herrschaft in die früheren drei Rentamtsbezirke. Die Leitung des neuen Rentamts Adolzfurt wurde David Ziegler übertragen, der neben der Beitreibung der Ausstände und Ansetzung unständiger Lehnsgefälle auch die unteren Verwaltungsaufgaben, allerdings nur für die Orte Adolzfurt und Unterheimbach, aufgetragen bekam. Nach erneuter Auflösung des Rentamts wurde Ziegler am 24. Mai 1841 zum Kabinetts- und Kanzleisekretär in Waldenburg ernannt. Er verzeichnete dort 1841/42 u.a. die aus Adolzfurt übernommenen Akten (vgl. Wa 215 Domänenkanzlei Bü 912). 1841 vereinigte Fürst Friedrich Karl I. die bestehenden Rentämter zu einem "Fürstlichen Rentamt" aus drei "Branchen". Räumlich als auch aufgabenmäßig auf drei Beamte zugeschnitten, wurden zunächst alle Sachgebiete von Kupferzell und Waldenburg aus geleitet, seit 1843 nur noch von Waldenburg aus. Daher gab es 1842 nur noch die Lehnsverwaltung Kupferzell. Keine der Branchen wurde von Adolzfurt aus verwaltet. Mit dem Jahr 1841 hörte die Rentamtsverwaltung Adolzfurt auf zu existieren. Bernd Geil

2. Zur Geschichte des Bestandes und seiner Bearbeitung: Die Erschließung und Bildung des vorliegenden Bestandes erfolgte durch den Zeitangestellten Bernd Geil 1997 und 1998 im Zusammenhang mit der Neustrukturierung des Archivs Waldenburg Neu (siehe Vorwort Domänenkanzlei). Er besorgte auch ein Konzept für das Vorwort. Die Bestimmung der Provenienz Rentamt Adolzfurt konnte nur aufgrund einer Adressatenanalyse des Aktenmaterials erfolgen, denn die Aktendeckel stammen in der Regel erst aus den Nachfolgebehörden. Wurde eine Akte in einer Nachfolgebehörde nur unwesentlich fortgeführt, ist sie der Entstehungsbehörde zugeordnet. Bei maßgeblicher Fortführung ist sie bei der Nachfolgebehörde eingeordnet worden. Nach Übergang der Aufgaben des Rentamts Adolzfurt auf das vereinigte Rentamt 1841 wurden dort einige Akten weitergeführt und in das Ordnungsschema des Rentamts Waldenburg eingereiht. Andere Akten wurden aufgelöst, indem ihre Schriftstücke ohne Berücksichtigung der Provenienz sachlich in Akten des Rentamts Waldenburg eingegliedert wurden. Aus den wenigen Akten des Rentamts Adolzfurt, die noch den ursprünglichen Zustand der damaligen Aktenführung erkennen lassen, geht hervor, daß die Aktenablage geschäftsmäßig erfolgte, also das jüngste Schriftstück oben abgelegt wurde. Mit Auflösung des vereinigten "Fürstlichen Rentamts" 1852 wurden die Rentamtsakten von der Domänenkanzlei Waldenburg teilweise fortgeführt und unter Angabe der Domänenkanzlei-Lokatur ("Kasten/Fach/Faszikel-"Angabe) eingeordnet. Oft legte die Fürstliche Verwaltung einen neuen Aktendeckel an mit der Aufschrift "Fürstliche Verwaltung Hohenlohe-Waldenburg". Das vorliegende Findbuch enthält unter Vorsignatur die Lokaturen des Rentamts Waldenburg und der Domänenkanzlei. Diese sind durch alte Repertorien (von ca. 1840 und 1864) nachvollziehbar und bei den meisten Aktendeckeln vermerkt. Weiterhin finden sich archivische Signaturen aus der Zeit kurz nach 1945, als die Unterlagen nach Neuenstein überführt und provisorisch listenartig erfaßt wurden. Als Signatur wurde eine Kombination aus römischen Ziffern (I bis XXVI), Großbuchstaben und arabischen Ziffern verwendet. In der seither erschienenen Literatur sind noch diese Signaturen zum Quellennachweis angegeben. Auf die Angabe weiterer, nur vereinzelt vorkommender Signaturen wurde verzichtet. Die 159 im vorliegenden Band verzeichneten Akten sind der Rest der Überlieferung einer standesherrlichen Behörde, die von 1806 bis 1823 und von 1838 bis 1841 wirkte, einschließlich der Akten der Lehnsverwaltung Adolzfurt (1833-1837) eine Laufzeit von nur 25 Jahren. Weiteres Material ist noch in den Nachfolgebehörden (Rentamt Waldenburg, Domänenkanzlei, Forstverwaltung) zerstreut und wird in den diese Behörden betreffenden Findbüchern unter "Vorakten" nachgewiesen. Eine parallele Benutzung dieser Bestände ist sinnvoll. Andere Unterlagen sind wohl verlorengegangen oder bewußt kassiert worden. Über den ursprünglichen Umfang ist nichts bekannt. Es ist nicht damit zu rechnen, daß weiteres Material aufgefunden wird. Um Splitterbestände zu vermeiden, wurden die Akten der Lehnsverwaltung Adolzfurt dem Bestand Rentamt Adolzfurt zugeordnet. Ihre besondere Provenienz ist aber gekennzeichnet. So liegt der Schwerpunkt des vorliegenden Findbuchs zwangsläufig auf Akten über grund- und lehnsherrliche Rechte. Die Domänenverwaltung für Hohenlohe-Waldenburg ist für die 1830er und frühen 1840er Jahre gezielt beim Rentamt Kupferzell, die Liegenschaftsverwaltung beim Rentamt Waldenburg zu suchen. Da die vorarchivische Gliederung des Bestandes nicht mehr erkennbar war, mußte eine Gliederung entsprechend den Aufgaben des Rentamts gebildet werden. Der Bestand erhielt die Bezeichnung "Wa 230 Rentamt Adolzfurt". Er umfaßt 159 Büschel in 2,4 lfd. m. Neuenstein, im Januar 1999 Dr. Schiffer

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, Wa 230
Umfang
159 Bü (2,4 lfd.m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Archiv Waldenburg >> Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg

Bestandslaufzeit
1806-1841, Vor- und Nachakten

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
25.02.2022, 08:54 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1806-1841, Vor- und Nachakten

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