Bestand

Rentamt Herdwangen (Bestand)

Verwaltungs- und Überlieferungsgeschichte: Mit der Säkularisation der Reichsabtei Petershausen Ende 1802 fiel auch das Klosteramt Herdwangen an das Haus Baden; es wurde Teil der Grafschaft, dann der Standesherrschaft Petershausen bzw. des Fideikommiss-Besitzes am Bodensee. Das Personal des Amtes blieb jedoch wie in Petershausen selbst im Dienst und auch die Amtsführung scheint sich zunächst nicht wesentlich geändert zu haben. Vielleicht damit in Zusammenhang wurde der Amtssitz in den 1840er Jahren zeitweise nach Salem verlegt. Das Amt als solches blieb jedoch bestehen und fungierte seit den 1860er Jahren auch wieder in Herdwangen. Als es 1897 aufgelöst bzw. mit dem Rentamt Hilzingen vereinigt wurde, galt der Herdwanger Amtsbezirk weiterhin als eigener Wirtschaftsbezirk, auch wurden in Herdwangen und Owingen regelmäßige Amtstage gehalten. Nach der Auflösung auch des Rentamts Hilzingen 1921 wurden die Akten beider Ämter nach Salem übernommen und nach und nach in die dort bestehende Registratur eingereiht, allerdings nur selten weitergeführt. Sie ließen sich daher wieder als eigene Provenienzen aus dem Salemer Gesamtbestand der Rentamtsakten herauslösen, als dieser Bestand 2014 zur Neuerschließung in das Generallandesarchiv Karlsruhe übernommen wurde. Das Amt Herdwangen unterstand der Oberverrechnung bzw. seit 1832 dem Rentamt Salem; einige der großen Güterrenovationen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden auch direkt vom Salemer Geometer Franz Anton Eggler vorgenommen. Revisionsbehörde für alle Rechnungen war die Domänenkanzlei in Karlsruhe, die auch die Unterlagen für das Grundstocksvermögen verwahrte; Rechnungsschriftgut, das dort nicht mehr benötigt wurde, ging nach Salem zurück, nicht nach Herdwangen. Bei der Inventarisierung nach 2014 wurden daher die großen Amtsbuchserien gesondert behandelt: die Rechnungen aller drei Ämter Salem, Herdwangen und Hilzingen erhielten einen eigenen Bestand (69 Baden, Salem-7), die übrigen Amtsbuchserien, vor allem die Urbare, bilden jetzt einen Anhang zu den Salemer Akten (69 Baden, Salem-1). Für die Gemarkungs- und Flurkarten wurde, wie in Salem, ein eigener Kartenbestand angelegt, der wiederum alle drei Provenienzen Salem, Herdwangen und Hilzingen umfasst (69 Baden, Salem-17)

Inhalt: Sowohl die langjährige Korrespondenz des Herdwanger Amtmanns Grecht mit seinem Petershausener Kollegen Molitor wie seine Aktenführung bei den Vermögens- und Schuldverhältnissen der bäuerlichen Untertanen spiegeln eine Möglichkeit der Verwaltungskontinuität vom Alten Reich in die "Moderne" des Großherzogtums Baden über den Bruch der Säkularisation hinweg wieder: Grundlage blieb wohl die patriarchalische Position des ländlichen Amtmanns, der als Obrigkeit ohne große formellen Bedenken seinen Sprengel regierte. Erst die nächsten Generationen von Amtleuten passten sich dem "strengeren" Salemer Verwaltungsstil an, sodass sie in ihrem Verwaltungshandeln auch weniger unterscheidbar wurden. Für die strukturellen Veränderungen in den ländlichen Eigentumsverhältnissen vgl. das Vorwort zu Bestand 69 Baden, Salem-1, ebenso zu den Verzeichnungsgrundsätzen. Der Bestand umfasst 912 Nummern in 13 lfd.m. Karlsruhe, im Dezember 2016 Konrad Krimm

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 Baden, Salem-2
Umfang
912 Akten

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Dynastie und Regierung >> Bodensee-Fideikommiss

Indexbegriff Ort
Herdwangen : Herdwangen-Schönach SIG

Bestandslaufzeit
1797-1915

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1797-1915

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