Bestand
Ephoralarchiv Leer (Bestand)
Enthält: Durch den Brand 1911 im
Pfarrhaus in Bingum sind Verluste am Ephoralarchiv eingetreten.
Verbrannt sind wohl auch die in anderen ostfriesischen Ephoralarchiven
vorhandenen und teilweise schon 1766 angelegten
Visitationsprotokollbücher für jede Kirchengemeinde der Inspektion
(Ausnahmen: Die Spezialprotokollbücher für Bingum und Leer finden sich
im Archiv des Auricher Generalsuperintendenten [= LkAH A 12d Nr. 866
und 870]). Aus diesem Grunde ist auch der Bestand an Akten aus der
Zeit vor 1900 sehr gering. Die für alle vor 1920 gegründeten
Kirchengemeinden vorhandenen Spezialakten umfassen zudem im
wesentlichen nur Visitationen und Rechnungssachen.
Geschichte des Bestandsbildners:
Am 25. Mai 1744 starb mit Carl Edzard der letzte ostfriesische Fürst
aus dem Hause Cirksena. König Friedrich II. von Preußen machte
daraufhin sein in der Emder Konvention geregeltes Nachfolgerecht
geltend und übernahm Ostfriesland als preußische Provinz. Die am 31.
Juli 1744 zwischen den ostfriesischen Landständen und ihrem neuen
Landesherrn zustande gekommene Übereinkunft legte fest, dass die
bestehenden Landesverträge weiterhin Bestand haben sollten. Somit
waren auch die kirchlichen Verhältnisse in Ostfriesland geregelt und
die bestehenden Ordnungen und Gewohnheiten anerkannt. Die weitgehende
Autonomie der Kirchengemeinden wurde ebenfalls belassen.
Das landesherrliche Kirchenregiment wurde ab diesem Zeitpunkt v.
a. durch das seit 1643 in Aurich bestehende lutherische Konsistorium
ausgeübt, welches dadurch schrittweise eine stärkere Bedeutung
erlangte als in vorpreußischer Zeit. Das Konsistorium hatte allerdings
nur geringe Kompetenzen, v. a. weil ihm die reformierten
Kirchengemeinden - und ihnen folgend - die lutherischen Gemeinden alle
weitergehenden Aufsichtsrechte bestritten. So konnte auch auf
lutherischer Seite der dafür zuständige Generalsuperintendent in
Sachen Visitation, Aufsicht und Leitung über die lutherischen
Kirchengemeinden kaum Erfolge aufweisen.
Am 9. April 1766
wurde daher für die lutherischen und reformierten Kirchengemeinden
Ostfrieslands und des Harlingerland eine Inspektionsordnung erlassen,
die sich schon in den alten preußischen Landesteilen als
Ausführungsinstrument landesherrlichen Kirchenregiments bewährt hatte.
Während auf reformierter Seite der amtierende Coetuspraeses zum
Oberinspektor und Mitglied des Auricher Konsistoriums ernannt wurde,
war und blieb auf lutherischer Seite der Generalsuperintendent
Oberinspektor. Nach dem ersten Kapitel der Inspektionsordnung sind die
lutherischen Kirchengemeinden Ostfrieslands und Harlingerlands in acht
Inspektionen oder Aufsichtsbezirke eingeteilt worden. Geleitet wurde
jede Inspektion von einem zum Inspektor ernannten Pastor aus dem
jeweiligen Inspektionsgebiet, der nach 1806 Superintendent genannt
wurde.
Gründung und Umfang des Kirchenkreises Leer bzw.
seiner Vorläufer
Die zuerst 5., später 6. lutherische
Inspektion, die Vorläuferin des Kirchenkreises Leer, entstand 1766 aus
den Kirchengemeinden Bingum, Hesel, Holtland, Holtgaste, Logabirum,
Nortmoor, Petkum, Pogum, Steenfelde und Völlen. Erster Inspektor wurde
mit Theodorus Jütting ein Pastor aus Leer. 1819 umfasste ein
verkleinerter 6. Aufsichtsbezirk noch die Gemeinden Hesel, Holtland,
Leer, Logabirum, Nortmoor, Petkum, Steenfelde und Völlen. Verkleinert,
weil nach 1806 - unter holländischer oder französischer Herrschaft -
die Kirchengemeinden Bingum, Holtgaste und Pogum von diesem abgetrennt
worden sind. Mit Bingum als Sitz des Superindentenden bildeten die
drei Gemeinden eine 7. lutherische Inspektion. 1859 erfolgte die
Zusammenlegung der 6. und 7. Inspektion. Bingum wurde zunächst
Amtssitz, ab 1917 amtierte der Superintendent dieser 6. lutherischen
Inspektion (seit 1924 Kirchenkreis Leer) dann dauerhaft in Leer.
Nachdem Petkum 1868 in die 2. Inspektion Emden verlegt worden
war, wurden bis 1989 auf dem Gebiet der Inspektion bzw. des
Kirchenkreises Leer die Kirchengemeinden Firrel (1899), Loga (1890;
heute Loga/Frieden), Völlenerkönigsfehn (1905), Stiekelkamperfehn
(1912), Weener (1955), Flachsmeer (1966), Bunde (1969) und Loga/Petrus
(1989) gegründet. 1958 wurde zudem die Kirchengemeinde Leer in die
drei selbständigen Kirchengemeinden Heisfelde, Leer/Christus und
Leer/Luther geteilt. Weiterhin gingen Anfang 1974 im Zuge der
Neugliederung der Kirchenkreise im Sprengel Ostfriesland noch die
Kirchengemeinden Hatshausen, Jherings-Boekzetelerfehn und Warsingsfehn
zum Kirchenkreis Leer über, während die Kirchengemeinden Flachsmeer,
Steenfelde, Völlen und Völlenerkönigsfehn später im Jahr in den
Kirchenkreis Rhauderfehn abgegeben worden sind.
In dieser
Zusammensetzung bestand der Kirchkreis Leer bis zum 31. Dezember 2012.
Zum 1. Januar 2013 wurde er mit dem Kirchenkreis Emden zum Ev.-luth.
Kirchenkreis Emden-Leer mit Sitz in Leer vereinigt.
Bestandsgeschichte: Das zuletzt
im Archivraum der Luther-Kirchengemeinde verwahrte Ephoralarchiv Leer
ist 1980 von Diakon Roshop geordnet und in einem Findbuch verzeichnet
worden.
Aus Platzmangel wurde es im im Juli 2012 im
Landeskirchlichen Archiv Hannover deponiert.
Danach ist das
von Roshop erstellte Findbuch einschließlich der 2012 aus neuerem
Archivgut gebildeten Nachträge in die EDV-Version umgesetzt worden.
Dabei sind in der Regel die Originaleinträge übernommen worden, wobei
jedem Eintrag eine neue Bestellnummer zugewiesen wurde, die sich an
die alte Verzeichnung anlehnt. Auf eventuelle Besonderheiten wird an
entsprechender Stelle hingewiesen.
- Bestandssignatur
-
D 81
- Umfang
-
13 lfd. M.
- Kontext
-
Landeskirchliches Archiv Hannover (Archivtektonik) >> Gliederung >> Landeskirchliches Archiv >> D - Deposita
- Bestandslaufzeit
-
1797-1976
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
01.04.2025, 13:47 MESZ
Datenpartner
Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1797-1976