Bestand
Konsulat Leer (Bestand)
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Behördengeschichte
Konsularbehörden sind diplomatischen Vertretungen nachgeordnete Einrichtungen; ihre gesetzliche Grundlage bildet das Konsularrecht.
Zu den spezifischen Aufgaben eines Konsulats gehören die Wahrung und Förderung der jeweiligen wirtschaftlichen Interessen des Entsendestaates in Bezug auf Handel, Verkehr und Schifffahrt sowie der Schutz der eigenen Staatsangehörigen in Form von Unterstützungen und der Ausübung polizeilicher Befugnisse. Dazu kommen verschiedene Einzelaufgaben wie Kontrolle der Schifffahrt, Überprüfung der Seetüchtigkeit und der Ladung sowie die Schlichtung von Streitigkeiten auf Schiffen. Den Konsuln im Dienste Preußens oblag die Führung des Verzeichnisses der in ihrem Einflussbereich wohnenden Angehörigen ihres Staates (Konsularmatrikel).
Zu den vorrangigen Aufgaben des Konsulats Leer gehörte die Interessenvertretung des preußischen Staates im Königreich Hannover unter besonderer Berücksichtigung der Handels- und Schifffahrtsverhältnisse zwischen beiden Staaten. Eine weitere konsularische Aufgabe bestand in der Unterstützung preußischer Staatsangehöriger u. a. durch die Vorstreckung finanzieller Mittel bzw. die Betreuung schiffbrüchiger Matrosen. Besonderes Augenmerk richtete man auf die Kontrolle des Schiffsverkehrs bzw. die Überprüfung des Warendurchgangsverkehrs.
Carl Edzard, der letzte Herrscher aus dem Hause Cirksena, war mit Prinzessin Sophie Wilhelmine von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth (1714-1749) verheiratet. Er starb in der Nacht auf den 26. Mai 1744 ohne Nachkommen. Unmittelbar darauf nahm König Friedrich II. von Preußen, der sich auf die 1694 ausgestellte Expektanz, auf sein Recht auf Belehnung des Fürstentums für den Fall fehlender männlicher Erben stützte, Ostfriesland in Besitz. Nach dem Siebenjährigen Krieg wurde Ostfriesland auch verwaltungsmäßig an Preußen angegliedert. Ostfriesland gehörte nach der Schlacht von Jena und Auerstedt zunächst zum Königreich Holland (bis 1810) und wurde schließlich als Teil des Départements Ems-Orientale Frankreich eingegliedert. Von 1813 bis zum Wiener Kongress fiel es zurück an Preußen, nach 1815 wurde es an das Königreich Hannover abgetreten.
Das preußische Konsulat in Leer wurde 1816 eingerichtet. Auf den 27. Oktober 1816 datiert die Bestallungsurkunde des Kaufmanns Hero Müller zum preußischen Konsul in Leer. (Vgl. GStA PK III. HA MdA, II Nr. 122-124: Konsulate in Emden und Leer, 3 Bde. Handbuch für den Königlich-Preußischen Hof und Staat, Berlin 1794-1918.)
Nach Müllers Tod im Oktober 1828 bat dessen 31-jähriger Sohn Enno Anton, die Nachfolge als preußischer Konsul übernehmen zu dürfen. Am 18. November 1828 bewarb sich jedoch außerdem der Kaufmann und Vorsteher des Stadtverordnetenkollegiums Carl Schölvinck um den Posten. Auf Empfehlung des Oberpräsidenten der Provinz Münster, Freiherrn Ludwig von Vincke (1774-1844), wurde Schölvinck am 29. Januar 1829 bestallt. (Vgl. GStA PK III. HA MdA, II Nr. 122.) Nach 32jähriger Dienstzeit teilte Schölvinck dem Außenministerium im Frühjahr 1861 mit, dass er aus Altersgründen nicht mehr in der Lage sei, das Konsulat zu führen und bat, dass sein einziger Sohn Anton mit dem Amt betraut würde. (Vgl. GStA PK III. HA MdA, II Nr. 124.)
Auf Veranlassung von Prinz Gustav von Ysenburg-Büdingen (1813-1883), außerordentlicher preußischer Gesandter in Hannover, wurde Carl Schölvinck für seine Verdienste im Mai 1861 mit dem Roten Adler-Orden IV. Klasse geehrt.
Am 2. März 1861 trat der junge Konsul Anton Schölvinck sein Amt an. Jedoch starb er bereits am 9. Dezember 1865 nach längerer Krankheit. Sein Vater Carl bat den preußischen Außenminister, wieder zum Konsul ernannt zu werden. Jedoch bewarben sich am 11. Dezember auch der Kaufmann und Präsident der Handelsdeputation H[ermann] Wiemann sowie am 27. Januar 1866 der Kaufmann Carl Fastenau aus Leer um den Posten. (Vgl. GStA PK III. HA MdA, II Nr. 124) Über beide Bewerber wurden vertrauliche Erkundigungen eingeholt und am 14. April 1866 wurde Wiemann als preußischer Konsul bestallt. (Vgl. GStA PK III. HA MdA, II Nr. 124. Hier auch zu Schmähbriefen, die angeblich Archivrat Klopp an Wiemann und an den Bürgermeister von Leer wegen Landesverrats gesandt haben soll.)
Aber Anfang Juni 1866 brach der Deutsche Krieg aus. Nach der Kapitulation am 29. Juni 1866 wurde das Königreich Hannover annektiert und zur preußischen Provinz umgewandelt. Das Konsulat wurde aufgelöst. Wiemann bat am 12. März 1867 um Bismarcks Unterstützung für seine Bewerbungen um die Posten als nordamerikanischer und als russischer Konsul in Leer. Der preußische Ministerpräsident und Außenminister verwies Wiemann daraufhin an den nordamerikanischen Botschafter in Preußen, Joseph Albert Wright (1810-1867).
Konsuln in Leer
1816-1828 Hero Müller
1829-1860 Carl Schölvinck (auch: Schölvink)
1861-1865 Anton Schölvinck
1866 H[ermann] Wiemann
Bestandsgeschichte
Der Bestand umfasst nur eine Verzeichniseinheit. Es handelt sich um eine gebundene Sammlung von Reglements und Erlassen aus dem Zeitraum von 1796 bis 1861. Die Akte stammt aus der Überlieferung des Konsulats Emden, aus der sie im Mai 1887 bei der ersten Verzeichnung im Geheimen Staatsarchiv herausgenommen wurde.
Beim Umzug des Geheimen Staatsarchivs aus der Klosterstraße in die Archivstraße fand im Oktober 1923 eine erste Bestandsrevision statt. Laut Beständeübersicht von 1934 wurde der Bestand aus der allgemeinen Rep. 81 ausgegliedert und zu dem eigenständigen Bestand Rep. 81 Leer formiert. 1943 wurde der Bestand als Teil der I. Hauptabteilung, Repositur 81 Gesandtschaften und Konsulate in die Salzbergwerke Staßfurt und Schönebeck ausgelagert. Im Deutsche Zentralarchiv, Abteilung Merseburg erfolgte eine Revision (1953). Im Februar 1962 wurde das handschriftliche Findbuch (Ende 19. Jh.) verfilmt.
Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung erfolgte gemäß Einigungsvertrag die Rückführung der Bestände der I. HA Rep. 81 Gesandtschaften (Residenturen) und (General-)Konsulate als Teil der Bestände des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz nach Berlin. Sie lagern seit 1993 im Magazin im Westhafen.
Bei der Eingabe des Aktentitels in die Augias-Datenbank (2011) wurde der Titel leicht modifiziert.
letzte vergebene Nummer: ___1______
Zu bestellen:
GStA PK, I. HA Rep. 81 Konsulat Leer, Nr. #
Zu zitieren:
GStA PK, I. HA Rep. 81 Gesandtschaften (Residenturen) und (General-)Konsulate, Konsulat Leer, Nr. #
Zitierweise: GStA PK, I. HA Rep. 81 Leer nach 1807
- Bestandssignatur
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Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 81 Leer I. HA Rep. 81 Leer nach 1807
- Umfang
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Umfang: 0,1 lfm (1 VE); Angaben zum Umfang: 0,1 lfm (1 VE)
- Sprache der Unterlagen
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deutsch
- Kontext
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Tektonik >> STAATSOBERHAUPT UND OBERSTE STAATSBEHÖRDEN, MINISTERIEN UND ANDERE ZENTRALBEHÖRDEN PREUSSENS AB 1808 >> Auswärtige und Bundes-Angelegenheiten >> Auswärtige Angelegenheiten
- Bestandslaufzeit
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Laufzeit: 1796 - 1866
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
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28.03.2023, 08:52 MESZ
Datenpartner
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- Laufzeit: 1796 - 1866