Tektonik

Truppenformationen

Überlieferungsgeschichte
Die ab 1815 als Sappeurkompanie aufgestellte, 1817 dem Generalquartiermeisterstab nachgeordnete, 1823 offiziell als Pionierkompanie bezeichnete Einheit erhielt nach Errichtung einer zweiten Pionierkompanie 1855 die Nummer 1 und bildete zusammen mit ihr das Pionierkorps. Nach dem Kriegsstand von 1855, der auch im Krieg von 1866 galt, gliederte sich dieses in einen Avantgardebrückenzug, einen Hauptbrückenzug und die Divisionspioniere. Im Krieg von 1870/71 bestand folgende Gliederung: Feldpionierkorps: Stab, 1. (Pontonier-)Kompanie, 2. (Sappeur-)Kompanie, Brückentrain, Schanzzeugkolonnen, Telegraphenabteilung; Festungstruppen, Ersatz- und Depottruppen (E 291).
Das Ehreninvalidenkorps wurde 1806 in Stuttgart gegründet und 1817 auf die Comburg verlegt, wo es bis 1909 bestand (E 292 a).
Die Leibgarde zu Pferd und die Feldjägerschwadron wurden 1816 selbständig, nachdem erstere zunächst als Garde du Corps zu den Kavallerieregimentern der Maison du Roi gehört hatte. Beide Schwadronen hatten polizeiliche Aufgaben. 1855 wurde den Feldjägern die Leibgarde eingegliedert (E 292 b).
Die Artillerie geht auf die Artilleriekompanie von 1736 zurück. Sie bestand 1806 aus einer Batterie reitender und zwei Batterien fußgehender Artillerie sowie einer Depotkompanie mit einem Arsenalkommissär. 1814 wurde sie einheitlich in drei Bataillonen organisiert, von denen sich das 1. in drei reitende und eine Fußbatterie, das 2. in zwei schwere und zwei leichte Fußbatterien, das 3. in zwei Ergänzungskompanien und zwei Arbeitskompanien gliederte; auch die Pionierkompanie gehörte dazu. Selbständig blieb das Oberzeugamt unter einem Arsenaldirektor. Ab 1824 gliederte sich die Artillerie-Brigade in den Stab, das 1. und 2. Bataillon, den Train sowie das Arsenal mit der Garnisonartillerie. 1855 wurden zwei weitere Bataillone aufgestellt, von denen eines die Festungsartillerie bildete. Die Kriegsgliederung von 1866 sah drei Bataillone zu je zwei Batterien, die von 1870/71 drei Feldartillerieabteilungen vor. Train und Arsenal gehörten die ganze Zeit dazu (E 293).
Die Kavallerie bestand 1817 aus einer Division zu zwei Brigaden mit je zwei Reiterregimentern, ab 1849 gab es eine Division mit vier durchnumerierten Reiterregimentern (E 294).
Die Infanterie erhielt ihre endgültige Gliederung 1817: Zwei Divisionen zu je zwei Brigaden mit je zwei Regimentern. Die Regimenter wurden insgesamt durchgezählt. Ab 1848 gab es dann nurmehr eine Division mit drei Brigaden, die Anzahl der Regimenter blieb dieselbe. 1859 kamen zwei Jägerbataillone hinzu. Nach der Kriegsgliederung von 1866 und 1870/71 bestand die Infanterie aus drei Brigaden zu je zwei Regimentern und je einem Jägerbataillon (E 295).
Land(wehr)formationen (Landbataillone, auch Landregimenter, später Landwehrbataillone, bzw. -regimenter) wurden ab 1806 immer wieder aufgestellt, um im Kriegsfall die Verteidigung des eigenen Territoriums zu übernehmen und gegebenenfalls als Ersatztruppen zu dienen. Seit dem Kriegsdienstgesetz von 1843 umfaßte sie 3 Aufgebote. Während der Mobilmachung des Jahres 1866 wurde aus Teilen des 2. Aufgebots innerhalb der Ersatzbrigaden ein eigenes Landwehrbataillon v. Starkloff organisiert. Ein weiteres Landwehrbataillon wurde vorübergehend in Ulm aufgestellt. Im Deutsch-französischen Krieg von 1870/71 wurden vier Landwehrbataillone als Ersatzbataillone gebildet; ein 5. bestand offenbar nur vorübergehend. Zu den Landformationen werden im folgenden auch die Garnisonkompanien gerechnet, die 1817 aus dem Garnisonregiment Nr. 12 gebildet wurden, das wiederum um 1814 aus dem Landbataillon Nr. 1 entstanden war. Sie erfüllten vor allem disziplinarische Aufgaben. 1850 wurden sie daher durch eine regelrechte Disziplinarkompanie ersetzt, die, zwischen 1866 und 1869 in Arbeiterkompanie umbenannt, 1871 in der Arbeiterabteilung Ulm aufging (E 296 a).
Was die Sanitätsformationen betrifft, so gab es zu Beginn des 19. Jh. zunächst nur Ärzte bei den Regimentern und Bataillonen, seit 1809 ein Hauptspital, sei t den 1830er Jahren Garnisonspitäler in Stuttgart, Ludwigsburg und Ulm. Die Mobilmachung 1859 machte dann die Errichtung einer Sanitätskompanie notwendig. Ab 1862 gab es in Stuttgart, Ludwigsburg und Ulm auch Garnisonsanitätsabteilungen im Sinne militärischer Formationen, ab 1864 in Ludwigsburg einen Sanitätszug. Während des Kriegs von 1866 bestanden vier Feldspitäler, ein Festungsspital in Ulm und zwei Sanitätszüge; 1869 wurden zusätzliche Spitäler in Weingarten, Wiblingen, Schwäbisch Gmünd, Mergentheim, Comburg und Hohenasperg genannt. Während des Deutsch-französischen Kriegs von 1870/71 schließlich gab es sechs Feldspitäler und vier Sanitätszüge sowie Reservespitäler in Schwäbisch Gmünd, Kirchheim und Ludwigsburg und mehrere Spitäler in der Festung Ulm (E 296 b).
Zu den Lebensmittelformationen (Beschaffung und Nachschub von Verpflegung) gehörten 1866 das Proviantmagazin, die Feldbäckerei und das Lebensmittelfuhrwesen, 1870/71 vier Proviantkolonnen, die Feldschlächterei und die Feldbäckerei (E 296 c).
Die Etappenformationen wurden während des Deutsch-französischen Kriegs für den Transport des Nachschubs errichtet; sie folgten der Front, wurden aber auch an der Haupteisenbahnlinie für den Nachschub (Ulm-Bruchsal) aufrecht erhalten (E 296 d).

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium

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Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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