Tektonik

Archive der fürstbischöflichen Zeit

Seit dem 16. Jahrhundert ist im Schriftgut der Stadt Münster der Begriff "Archiv" - meist neben oder gar als Synonym von "Registratura" verwendet - nachzuweisen. Das älteste überlieferte "Findbuch" ist der "Index sive Directorium Archivii Senatus Monasteriensis" oder das "Inventarium seu Directorium (Generale) Amplissimi Senatus Monasteriensis Archivii seu eiusdem Registraturae capita generalia", das von dem "Großen" und dem "Kleinen Schrein" auf der Ratskammer spricht. Das jüngste darin zu findende Datum bezeichnet das Jahr 1648; dies ist jedoch nicht als scharfe Zeitgrenze zu werten, zumal auch viele Einträge ohne Datierung blieben. Eine neue, offenbar steckengebliebene Ordnung und Verzeichnung des städtischen Archivs wurde etwa in den 1770er Jahren in Angriff genommen. Sie versuchte noch, die Archivalien des späteren Gerichtsarchivs und Ratsarchivs in eine gemeinsame Ordnung zu bringen. Ordnungselement war das "Loculament" (Locul.) in Schränken, jeweils mit einer gewissen Anzahl an Nummern. Erfasst sind bereits Senatsprotokolle, Senatsprodukte, Protokolle in Causae judicialia, Protokolle in Causae criminalia, Straßenregister, Gruetamtssachen, Kämmereisachen, Weinamtssachen, Brauschillingssachen, Einquartierungs-, Kriegs-, Kontributions- und Militärsachen, Land- und Landtagssachen, Jurisdiktionssachen, Testamenta, Tutoria (Pupillarsachen), Causae civiles und Causae discussionum. Der Vorläufer des heutigen Ratsarchivs, ebenfalls noch nach "Numerus Loculamenti Archivi" feingegliedert, wurde in 42 Sachgruppen unterteilt, die hier nicht mehr alle genannt werden müssen. Teilweise lassen sich die heute noch bestehenden Sachgruppen schon erkennen ("Polizei-Ordnung", "Münzwesen", "Landtags-Sachen" oder "Hanse"), teilweise wurden sehr differenzierte Sachgruppen formiert, die bei der endgültigen Gliederung in größere Sachgruppen aufgegangen sind ("Pfennigkammer-Rechnungen", "Gruetamts-Rechnungen", "Brot-Taxe" oder "Städtische Vicarien") ("Repertorium des Archivs der Stadt Münster 1ter Band"). Während für das erste Archivverzeichnis des 17. Jahrhunderts die Stadtsekretäre Henrich und Bernhard Holland als verantwortlich bezeichnet werden dürfen, sind die Schöpfer und Autoren der späteren Ordnungen und Repertorien nicht namentlich bekannt. Es ist naheliegend, sie unter den jeweiligen Stadtsekretären zu vermuten. Das in den 1920er und 1930er Jahren von Josef Ketteler verzeichnete Gerichtsarchiv erfuhr also im wesentlichen seine Formierung in jener Zeit. In Weiterführung der Einteilung nach "Loculamenta" wurde dann wohl in den letzten Jahren der fürstbischöflichen Zeit das heutige Gerichtsarchiv formiert und vollendet; ebenso wurde das heutige Ratsarchiv gegliedert und verzeichnet ("Repertorium des Archivs der Stadt Münster 2ter und 1ter Band"). Letzteres wurde jedoch noch einmal wesentlich verändert. Für das Gerichtsarchiv wurden die heute noch bestehenden Teilbestände Judicialia, Causae civiles, Pupillar-Sachen, Discussions-Sachen, Scabinal-Sachen und Criminalia formiert. Die sehr kleinen Teilbestände Archidiaconal-Sachen, Freibriefe und Notarial-Sachen gibt es heute nicht mehr ("Repertorium des Archivs der Stadt Münster 2ter Band"). Literatur: - Alwin Hanschmidt, Zwischen Stadtautonomie und fürstlicher Stadtherrschaft. In: Geschichte der Stadt Münster I, S. 249-299. - Gerd Dethlefs, Verfassung der Stadt Münster 1553-1661. In: Münster 800-1800. Münster 1984, S. 165-168.

Reference number
A.1.

Context
Stadtarchiv Münster (Archivtektonik) >> Archive der Stadt Münster

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06.03.2025, 6:28 PM CET

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