Bestand

Kirchengemeinde Ergste (Bestand)

Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde Ergste wurde im Winter 2006/2007 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verzeichnet. Es besteht aus 853 Verzeichungseinheiten, davon 6 Karten und Plänen sowie 32 Fotos und Bildern. Die Überlieferung erstreckt sich über den Zeitraum von 1773 bis 1998. Das Archiv liegt als Depositum im Landeskirchlichen Archiv unter der Bestandsnummer 4.195.Obwohl die Kirchengemeinde Ergste eine alte vorreformatorische Gemeinde ist, beginnt die Archiv-Überlieferung erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Diese Tatsache ist auf die Folgen des Dorfbrandes von 1821 zurückzuführen, dem u.a. die Kirche zum Opfer gefallen ist. Schwerpunktmäßig erfasst die Überlieferung die Amtszeit von Gustav Adolf Goeke, der 1933-1971 den Pfarrdienst in Ergste versehen hat. Ausführlich berichten die Akten über den Neubau der abgebrannten Kirche und Schule, bei dem einige Schwierigkeiten entstanden. Der Turm musste auf halber Höhe wieder abgerissen werden, weil das Fundament nicht ausreichte. Nach sieben Jahren Bauzeit konnte die neue Kirche 1831 eingeweiht werden. Im 2. Weltkrieg hat die Kirche einige Schäden durch Flieger und Artillerie erlitten. Direkt nach dem Krieg wurde sie notdürftig renoviert und schließlich in den 1960en Jahren gründlich erneuert. Vor allem die Erneuerungsarbeiten sind im Archiv umfassend dokumentiert. Mehr als 40 Jahre lang prägte Gustav Adolf Goeke (1906-1989) das Gemeindeleben in Ergste. Seit April 1932 ein NSDAP-Mitglied, überzeugter Anhänger der Deutschen Christen, wandte er sich nach deren Sportpalastkundgebung im November 1933 der Bekennenden Kirche zu. Fortan soll bis Anfang 1937 die "ganze Ortsgruppe der D.C. sanft entschlafen" sein und nicht eine einzige DC-Versammlung in Ergste stattgefunden haben (Pfarrer Goeke an das Evangelische Konsistorium, 10.06.1937, in: LkA EKvW 2 neu/Ergste 8, Bd. 1, Bl. 11). In einer Schulakte findet man Vorgänge über die politische Auseinandersetzung Pfarrer Goekes mit Hauptlehrer (sowie Ortsgruppenschulungs- und Propagandaleiter) Höher, der 1937 die Benutzung der Schule für den Konfirmandenunterricht zu verbieten versuchte (LkA EKvW 4.195 Nr. 373). Pfarrer Goeke beeinflusste die Kirchengemeinde, die zwar 1831 zur Union beigetreten war, aber den Heidelberger Katechismus beibehalten hatte, weitgehend im lutherischen Sinne. 1934 führte die Gemeinde den Kleinen Katechismus Luthers für den kirchlichen Unterricht ein (LkA EKvW 4.195 Nr. 363). Beeindruckend sind die Akten des Ev. Hilfswerkes Ergste, deren Leitung Pfarrer Goeke übernommen hat. In zahlreichen Berichten schildert der Pfarrer Elend und Not seiner Gemeinde mit 1300 Ostvertriebenen und bittet um Hilfe. Ergänzend findet man im Gemeindearchiv private Korrespondenz des Pfarrers aus den Jahren 1945-1950. In den Briefen an die Behörden und Firmen schildert der Pfarrer die Situation in der Gemeinde und bittet beispielsweise um ein Fahrrad oder einen Regenmantel für sich, um "noch besser und ungehinderter" seine Kraft zur Verfügung stellen zu können (LkA EKvW 4.195 Nr. 403). Für die Ortsgeschichte werden die Schulakten und die Akten des Gemeinde-Waisenrats von Interesse sein. Ferner findet man im Archiv einige Unterlagen der Kirchengemeinde Dortmund-Marten, wo Gustav Adolf Goeke als Hilfsprediger seinen Dienst aufgenommen hat, v.a. Programme der Gottesdienste und liturgischen Feiern, 1927-1933. Der Bestand wurde unter Zugrundelegung internationaler Verzeichnungsgrundsätze nach ISAD (G) erschlossen. Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen in der Bestellsignatur jeder Verzeichnungseinheit als letzte arabische Nummer oder im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke „Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter „Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die alte Archivsignatur oder das Aktenzeichen, falls sie auf der Akte vermerkt waren. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 Abs. 1 Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für Archivgut, das sich nach seiner Zweckbestimmung oder nach seinem wesentlichen Inhalt auf natürliche Personen bezieht, gelten laut § 7 Abs. 2 ArchivG zusätzliche Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist frühestens 10 Jahre nach dem Tod der betroffenen Person(en) benutzt werden. Ist das Todesjahr nicht feststellbar, endet die Schutzfrist 90 Jahre nach Geburt. Ist auch das Geburtsjahr nicht bekannt, endet die Schutzfrist 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen.Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.02.2003.Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 4.195 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 4.195, Akte Nr. ...".Bielefeld, im Februar 2007(Anna Warkentin) Literatur zur Gemeindegeschichte (Auswahl): Ergste, Heimatverein Ergste (Hrsg.), Dortmund 1968, 120 S. Pack, Wilhelm: Ergste, "Auf dem Hilf" und die früheren Ergster Kirchen, in: Der Märker, Heimatblatt für den Bereich der ehem. Grafschaft Mark, 1970, Heft 5, S. 96-99150 Jahre Einweihung der St. Joh. Kirche Ergste, Ev. St. Johannes Kirchengemeinde Ergste (Hrsg.), 1981, 28 S.Murken, Jens Dr.: Die evangelischen Gemeinden in Westfalen. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, Band 1, Bielefeld 2008

Form und Inhalt: Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde Ergste wurde im Winter 2006/2007 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verzeichnet. Es besteht aus 853 Verzeichungseinheiten, davon 6 Karten und Plänen sowie 32 Fotos und Bildern. Die Überlieferung erstreckt sich über den Zeitraum von 1773 bis 1998. Das Archiv liegt als Depositum im Landeskirchlichen Archiv unter der Bestandsnummer 4.195.
Obwohl die Kirchengemeinde Ergste eine alte vorreformatorische Gemeinde ist, beginnt die Archiv-Überlieferung erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Diese Tatsache ist auf die Folgen des Dorfbrandes von 1821 zurückzuführen, dem u.a. die Kirche zum Opfer gefallen ist. Schwerpunktmäßig erfasst die Überlieferung die Amtszeit von Gustav Adolf Goeke, der 1933-1971 den Pfarrdienst in Ergste versehen hat.
Ausführlich berichten die Akten über den Neubau der abgebrannten Kirche und Schule, bei dem einige Schwierigkeiten entstanden. Der Turm musste auf halber Höhe wieder abgerissen werden, weil das Fundament nicht ausreichte. Nach sieben Jahren Bauzeit konnte die neue Kirche 1831 eingeweiht werden. Im 2. Weltkrieg hat die Kirche einige Schäden durch Flieger und Artillerie erlitten. Direkt nach dem Krieg wurde sie notdürftig renoviert und schließlich in den 1960en Jahren gründlich erneuert. Vor allem die Erneuerungsarbeiten sind im Archiv umfassend dokumentiert.
Mehr als 40 Jahre lang prägte Gustav Adolf Goeke (1906-1989) das Gemeindeleben in Ergste. Seit April 1932 ein NSDAP-Mitglied, überzeugter Anhänger der Deutschen Christen, wandte er sich nach deren Sportpalastkundgebung im November 1933 der Bekennenden Kirche zu. Fortan soll bis Anfang 1937 die "ganze Ortsgruppe der D.C. sanft entschlafen" sein und nicht eine einzige DC-Versammlung in Ergste stattgefunden haben (Pfarrer Goeke an das Evangelische Konsistorium, 10.06.1937, in: LkA EKvW 2 neu/Ergste 8, Bd. 1, Bl. 11). In einer Schulakte findet man Vorgänge über die politische Auseinandersetzung Pfarrer Goekes mit Hauptlehrer (sowie Ortsgruppenschulungs- und Propagandaleiter) Höher, der 1937 die Benutzung der Schule für den Konfirmandenunterricht zu verbieten versuchte (LkA EKvW 4.195 Nr. 373).
Pfarrer Goeke beeinflusste die Kirchengemeinde, die zwar 1831 zur Union beigetreten war, aber den Heidelberger Katechismus beibehalten hatte, weitgehend im lutherischen Sinne. 1934 führte die Gemeinde den Kleinen Katechismus Luthers für den kirchlichen Unterricht ein (LkA EKvW 4.195 Nr. 363).
Beeindruckend sind die Akten des Ev. Hilfswerkes Ergste, deren Leitung Pfarrer Goeke übernommen hat. In zahlreichen Berichten schildert der Pfarrer Elend und Not seiner Gemeinde mit 1300 Ostvertriebenen und bittet um Hilfe. Ergänzend findet man im Gemeindearchiv private Korrespondenz des Pfarrers aus den Jahren 1945-1950. In den Briefen an die Behörden und Firmen schildert der Pfarrer die Situation in der Gemeinde und bittet beispielsweise um ein Fahrrad oder einen Regenmantel für sich, um "noch besser und ungehinderter" seine Kraft zur Verfügung stellen zu können (LkA EKvW 4.195 Nr. 403).
Für die Ortsgeschichte werden die Schulakten und die Akten des Gemeinde-Waisenrats von Interesse sein.
Ferner findet man im Archiv einige Unterlagen der Kirchengemeinde Dortmund-Marten, wo Gustav Adolf Goeke als Hilfsprediger seinen Dienst aufgenommen hat, v.a. Programme der Gottesdienste und liturgischen Feiern, 1927-1933.
Der Bestand wurde unter Zugrundelegung internationaler Verzeichnungsgrundsätze nach ISAD (G) erschlossen. Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen in der Bestellsignatur jeder Verzeichnungseinheit als letzte arabische Nummer oder im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke ”Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter ”Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die alte Archivsignatur oder das Aktenzeichen, falls sie auf der Akte vermerkt waren. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.
Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 Abs. 1 Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für Archivgut, das sich nach seiner Zweckbestimmung oder nach seinem wesentlichen Inhalt auf natürliche Personen bezieht, gelten laut § 7 Abs. 2 ArchivG zusätzliche Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist frühestens 10 Jahre nach dem Tod der betroffenen Person(en) benutzt werden. Ist das Todesjahr nicht feststellbar, endet die Schutzfrist 90 Jahre nach Geburt. Ist auch das Geburtsjahr nicht bekannt, endet die Schutzfrist 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen.
Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.02.2003.
Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 4.195 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 4.195, Akte Nr. ...".
Bielefeld, im Februar 2007
(Anna Warkentin)
Literatur zur Gemeindegeschichte (Auswahl):
Ergste, Heimatverein Ergste (Hrsg.), Dortmund 1968, 120 S.
Pack, Wilhelm: Ergste, "Auf dem Hilf" und die früheren Ergster Kirchen, in: Der Märker, Heimatblatt für den Bereich der ehem. Grafschaft Mark, 1970, Heft 5, S. 96-99
150 Jahre Einweihung der St. Joh. Kirche Ergste, Ev. St. Johannes Kirchengemeinde Ergste (Hrsg.), 1981, 28 S.
Murken, Jens Dr.: Die evangelischen Gemeinden in Westfalen. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, Band 1, Bielefeld 2008

Bestandssignatur
4.195

Kontext
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 04. Deposita von Kirchenkreisen und Kirchengemeinden >> 04.2. KG Kirchengemeinden >> 04.2.13. Kirchenkreis Iserlohn

Bestandslaufzeit
1786 - 1998

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1786 - 1998

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