Bestand

Kriegsdepartement, Präsidium/Vizepräsidium (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
1822 und 1852 in die Registratur des Kriegsministeriums.
Inhalt und Bewertung
Umfaßt sämtliche Schriftstücke, die im Präsidium, bzw., während der Zeit der Nichtbesetzung, im Vizepräsidium des Kriegsdepartements bis zu seiner Auflösung erwuchsen, geordnet nach einem ab 1811 entwickelten Aktenplan, von dem die Hauptgruppen in etwa beibehalten werden konnten (in Klammer Aktenzeichen): Königliches Haus, Verfassung, allgemeine Organisations- und Geschäftsangelegenheiten (A); Beamte, Dienstverhältnisse (B); Offiziere und Unteroffiziere, Dienstverhältnisse (C); Ordensangelegenheiten (D, E, F); Etats und finanzielle Angelegenheiten (D, F); Versorgung (F, K); Ausrüstung und Verpflegung (H, J, K, L, M, O, P, Q, R); Garnison- und Arsenalangelegenheiten (N, W, X); Rekrutierung und Ausbildung (P, T, U, KK); Gesundheitsangelegenheiten; Justizangelegenheiten (CC); Einzelne Feldzüge (GG, HH); Einsatz des Militärs für die öffentliche Ordnung und Sonderaufgaben (DD, C); Organisation der württembergischen Truppen (JJ, R); Ausländische Truppen in Württemberg, württembergische Truppen in ausländischen Diensten. Vorangestellt wurden einige Kanzleibehelfe, Amtsbücher und Serienakten (Ordres und Meldungen).

I.: Das Präsidium/Vizepräsidium des Kriegsdepartements geht zurück auf den Präsidenten bzw. Vizepräsiden ten des Kriegsrats-Kollegiums, das im Jahre 1704 als selbständige Behörde errichtet wurde (siehe dazu Vorwort zum Repertorium des Bestandes A 30). Dieser Kriegsrat blieb auch erhalten, als 1806 die besondere Stelle eines Kriegsministers geschaffen wurde, der vorerst nur eine Art persönliches Büro erhielt (siehe dazu Bestand E 271 a). 1809 wurde dann die Stelle des Präsidenten des Kriegsrats nicht mehr besetzt und die eigentliche Leitung des Kollegiums dem Vizepräsidenten übertragen. Aber schon 1811 wurde das Kriegsrats-Kollegium nach den bürokratischen Prinzipien neu organisiert und in "Kriegdepartement" umbenannt. Unter dem Vizepräsidenten standen jetzt 8 Sektionen: 1. Administrationssektion: Kassen-, Rechnungswesen und Geldverpflegung 2. Naturalverpflegung, Quartier- und Marschsachen 3. Montierungsangelegenheiten (Uniformierung und Ausrüstung) 4. Arsenaldirektion, Bevorratung von Kriegsmaterial 5. Rekrutierungssektion 6. Kasernengegenstände 7. Remontierung 8. Justizsektion. Diese Gliederung wurde 1811 vereinfacht, indem die 2. - 4., die 6. und 7. Sektion mit der 1. Sektion vereinigt wurden, und daneben nur noch die 5. und die 8. Sektion selbständig blieben (siehe E 271 c, E 271 f, E 271 k, E 274). Das Vizepräsidium war 1811 eine eigenständige Zwischeninstanz geworden, das unter dem Kriegsminister stand, aber den Sektionen vorgesetzt war. Der Vizepräsident wurde 1816 wieder zum Präsidenten befördert. Am 17. Mai 1822 wurden alle Abteilungen des Kriegsdepartements unmittelbar dem Kriegsminister unterstellt, das Präsidium als Mittelinstanz also aufgehoben (vgl. Reyscher: Sammlung der württembergischen Gesetze, Band 19, 3. Teil, Seite LXVIII, 1655). Die Aufgaben des Vizepräsidiums, bzw. (ab 1816) Präsidiums des Kriegsdepartements sind unschwer zu umreißen: sie entsprachen in etwa den Aufgaben des Kriegsministers, dürften aber vielfach auch in Briefträgerdiensten bestanden haben. Einen besonderen Quellenwert haben die Archivalien unter anderem für die Zeit der napoleonischen Kriege, für die relativ viel Material vorliegt.

II.: Der Eigenständigkeit des Präsidiums entspricht es, da~ ab 1811 offenbar eine eigene Registratur geführt wurde, die aus einer Kombination von Großbuchstaben und arabischen Zahlen gegliedert wurde. Vermutlich wurde dieses Registraturschema dann nach 1816 von der Registratur des Kriegsministeriums unter Franquemont (siehe E 271 b) übernommen und zum Teil abgewandelt. Beide Registraturen wurden in der Folgezeit unterschieden, indessen man beim Präsidium einen Bindestrich zwischen Buchstabe und die Zahl, beim Ministerium einen Punkt dazwischen setzte (Hauptbetreffe dieses Aktenplanes siehe Einleitung zum Repertorium des Bestand E 271 b). Mitunter scheinen jedoch die beiden parallelen Registraturen nicht ganz sauber getrennt worden zu sein. Es hat auch den Anschein, da~ eine ganze Reihe von Akten nach Auflösung des Präsidiums in die Registratur des Kriegsministers Franquemont übernommen wurden. Der Großteil der Akten verblieb allerdings in der Aktenregistratur zusammen. In den Jahren 1848 - 1852 wurde, vor allem durch Raumnot veranlasst, der Kanzleirat Bonz beauftragt, eine Aktenaussonderung in der Registratur des Kriegsministeriums vorzunehmen; bei dieser Gelegenheit wurden wiederum auch Akten des Präsidiums in die Registratur des laufende Kriegsministeriums (ab 1829) eingeordnet, ferner Akten des Kriegsministeriums vor 1829 der Administrationssektion des Kriegsdepartements (= Kriegsrat; vgl. E 271 c) und des Präsidiums endgültig vermischt, wobei der Aktenplan der Administrationssektion zugrunde ge legt wurde. Daher kommt es, da~ zahlreiche Schriftstücke des vorliegenden Bestandes dessen Aktenzeichen tragen. Auch ein altes Repertorium des danach gebildeten Mischbestandes liegt vor. Die Akten verblieben in den folgenden Jahren im Kriegsministerium, kamen 1907 in das neu errichtete Kriegsarchiv, wo bereits - ein kleinerer Teil - die Aufteilung und Vermischung mit anderen Archivalien unter Pertinenzgesichtspunkten begann. Entsprechen- de Aktenzeichen des Kriegsarchivs sind auf einigen wenigen Akten vorhanden. 1920 gelangten sie als rein württembergische Akten in den Besitz Württembergs, verblieben als Depositum im neu errichteten Heeresarchiv, von wo sie 1930 ins Staatsarchiv Ludwigsburg übergeben wurden. Dort wurden sie von K.O. Müller zum kleineren Teil dem Mischbestand E 271 eingegliedert, zum größeren Teil in Pertinenzbestände aufgenommen, die in der Gesamtübersicht Müllers noch fehlten. Auch Kassationen wurden nochmals vorgenommen.

III.: Bei der völligen Neuverzeichnung der militärischen Bestände von 1806 - 1871 im neugebildeten Militärarchiv seit 1969 schälte sich nunmehr der vorliegende Bestand heraus. Er umfasst sämtliche Schriftstücke, die im Präsidium des Kriegsdepartements seit der Errichtung als Mittelinstanz im Jahre 1811 bis zu seiner Auflösung im Jahre 1822 erwuchsen, also auch die Schriftstücke, die später in andere Registraturen eingeordnet wurden. 2 Schriftstücke von 1808 wurden als Vorakten (Beilagen) dabei gelassen, ein Band enthielt einen Zusatz von 1825; in beiden Fällen wurden die Jahreszahlen in Klammern vermerkt. In wenigen Fällen, in denen die Abgrenzung zu den Sektionen bzw. zum Minister nicht eindeutig war, wurde jeweils die höchste Ebene gewählt. Der Registraturplan, wie er ab 1811 entwickelt wurde (siehe Einleitung zum Repertorium des Bestandes E 271 b), konnte nur sehr bedingt übernommen werden, da sonst unter zahlreichen Aktenzeichen gleichartige Betreffe zu finden wären, andererseits unter vielen Hauptgruppen (Buchstaben) völlig heterogenes Material abgelegt wurde. Es wurde aber versucht, wenigstens die wichtigsten Hauptgruppen und deren Gliederung zu erhalten, um so das System der Registratur deutlich zu machen, andererseits gleichartige Betreffe zusammenzufassen. Bei den neugebildeten Überschriften wurden daher in Klammern die wichtigsten Buchstaben hinzu gesetzt, unter dem im alten Registraturschema der jeweilige Betreff erscheint. Die Archivalien wurden von 1968 bis 1986 von Dr. Gerhard Taddey, Dr. Joachim Fischer und Dr. Günter Cordes im Rahme der gesamten Neuverzeichnung der militärischen Bestände von 1806 bis 1871 unter Mitwirkung zahlreicher Archivreferendare und -anwärter sowie der Archivangestellten Herrmann, Sautter und Urban aufgenommen. Hierbei entstanden wegen der starken Vermischung zunächst vielfach Titelaufnahmen für nur wenige Schriftstücke. Dr. Bernhard Theil hat dann unter Mitwirkung von Albrecht Gühring im Frühjahr 1989 die Archivalien in der oben beschriebenen Weise geordnet und dabei zahlreiche Titelaufnahmen zusammengefasst und neu formiert. Aus 777 Nummern wurden so 243 Büschel. Er hat auch die Abschlussarbeiten in Zusammenarbeit mit Werner Urban vorgenommen. Der Bestand umfasst jetzt 243 Büschel (= 3,4 lfd. m). Literatur : Günter Cordes, Das württembergische Heerwesen zu Zeiten Napoleons. In: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons. Katalog der Ausstellung des württembergischen Landesmuseums. Stuttgart 1987, S. 275 - 296 Ders., Von der Pertinenz zur Provenienz. Zur Neuordnung der militärischen E-Bestände des Hauptstaatsarchivs. In: Festschrift für Eberhard Gönner 1986, S. 129 - 141 Joachim Fischer, Das württembergische Kriegsarchiv. Zur Überlieferungsgeschichte der württembergischen Archivalien in Württemberg, ebd. S. 101 - 128 Militär-Handbuch des Königreichs Württemberg, Stuttgart 1913 August Ludwig Reyscher, Sammmlung der württembergischen Gesetze, Band XIX, 1849 - 1850 Stuttgart, Juni 1989 Bernhard Theil

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 271 d
Umfang
244 Büschel

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium >> Ministerien

Bestandslaufzeit
1811-1822, Vorakten von 1808

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Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1811-1822, Vorakten von 1808

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