Bestand

Kriegsdepartement: Rechen- und Kassenverwaltungsbehörden (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Teil der Registratur des Kriegsministeriums
Inhalt und Bewertung
Enthält: Unterlagen (ohne Rechnungen mit zugehörigem Schriftgut, siehe E 298) der Generalkriegskasse, der Oberkriegskasse, der Kriegsministerialkasse, der Militärrechnungskammer (Rechenbank); Akten der Feldkriegskasse von 1866 betreffend Forderungen und Entschädigungen von Gemeinden für im Krieg erlittene Schäden; einige wenige Schriftstücke der nur 1808 bezeugten Kriegsrechnungskontrolle und der ebenfalls nur kurzfristig bezeugten "Kriegskassenverwaltung" (v. a. organisatorische Fragen).

Behördengeschichte: Zwischen 1806 und 1871 gab es im Königreich Württemberg mehrere Rechnungs- und Kassenbehörden für den militärischen Bereich. Sie bildeten entweder einen Teil des Kriegsminsteriums oder unterstanden diesem unmittelbar. An erster Stelle ist die Generalkriegskasse zu nennen. Sie ist ab 1806 bezeugt, heißt ab Rechnungsperiode 1827/28 Kriegskasse, ab 1829/30 Oberkriegskasse und ab 1848/49 Kriegsministerialkasse. Sie war die oberste Stelle für die Rechnungsführung, die die Hauptrechnungen für die gesamte Militärverwaltung anlegte. Nach Ausweis der Staatshandbücher für das Königreich Württemberg ist sie zunächst noch nicht als eigenständige Institution erkennbar (vgl. 1806 Seite 54, 1807/08 Seite 149, 1809/10 Seite 150), sondern wurde von einem Kriegsrat im Kriegskollegium bzw. -departement wahrgenommen. 1812 wurde sie erstmals als solche genannt (1812 Seite 164); sie verfügt über einen besonderen Sekretär, Registrator und Kanzlisten sind gleichzeitig bei den Sektionen 1 - 4 und 6 des Kriegsdepartements tätig. Schon im Staatshandbuch von 1824 (Seite 128) erscheint sie als eigenständige Institution unmittelbar nach dem Minister mit einem besonderen Kriegsrat, einem Controlleur, einem Buchhalter und einem Kanzlisten. Nach der Geschäftsordnung von 1829 (E 271c Büschel 2824) wurden die Spezialrechnungen der Kriegskasse "zu gefertigt"; dadurch vereinigt sich in der Hauptrechnung der Oberkriegskasse die Nachweisung über den gesamten Militäraufwand (ebd.). Nach 1871 und dem Umbau der württembergischen Militär verwaltung nach preußischem Vorbild trat an ihre Stelle das Kriegszahlamt (vgl. M 23). Die Militärrechnungskammer, auch Rechenbank genannt, existierte offenbar schon 1806 (vgl. Büschel 19), taucht aber erst 1812 (Seite 164) - 1815 (Seite 172) in den Staatshandbüchern auf. Sie verfügt über einen eigenen Rechnungsrat und Regimentsquartiermeister, während ihre Sekretäre gemeinsam aus dem Kriegsdepartement sind, dem sie unmittelbar unterstand. Sie wurde vermutlich 1823 aufgelöst. Nach der Geschäftsordnung des Kriegsministeriums von 1829 wird ihre wichtigste Aufgabe, die Kontrolle der Rechnungen, von der dem Finanzdepartement unterstehenden Oberrechnungskammer übernommen (E 271c Büschel 2824). Vorübergehend - 1808 - wird eine Kriegsrechnungskontrolle genannt, die eine gewisse Eigenständigkeit besaß, da sie auf einem Schriftstück als Adressat erscheint. Es handelt sich hier allerdings um die Aufgabe eines bestimmten Kriegsrats im Kriegsdepartement. Während des Krieges von 1866 bestand vorübergehend eine besondere Feldkriegskasse. Die sogenannte Kriegskassenverwaltung schließlich wird 1829 errichtet; sie unterstand dem Kriegsministerium unmittelbar und hatte nach der Geschäftsordnung von 1829 die Aufgabe, allen "Administrations-Gegenständen, welche bisher von dem nun aufgelösten Kriegsrat besorgt wurden und sich nicht zu unmittelbarer Besorgung für das Ministerium eignen" zu erledigen, "namentlich: Kommunikation mit Mittelstellen und Beamten, Vornahme von Akkorden etc." (E 271c Büschel 2824). Bezüglich der Aktenführung heißt es: "Die Akten des Ministeriums und Kriegskassenverwaltung als Collegialstellen bleiben ungetrennt in der Ministerialregistratur" (ebd.). 1830 wurden nähere Bestimmungen für die Geschäftsbehandlung bei der Kriegskassenverwaltung erlassen. Danach sollte diese einmal die Weiterleitung von Beschlüssen des Kriegsministeriums an nachgeordnete Stellen besorgen, zum anderen Verträge abschließen, Käufe und Bestellungen durchführen und die Verpflegung im einzelnen erledigen.

Bestandsgeschichte und Bearbeiterbericht: Die Unterlagen der genannten Stellen blieben sämtliche in der Registratur des Kriegsministeriums, gelangten 1907 ins neu errichtete Kriegsarchiv und wurden 1930 dem Staatsarchiv Ludwigsburg übergeben. Dort wurden sie von K. O. Müller meist den Beständen E 279: Registraturbücher der obersten Militärbehörden und E 291: Rechnungen der württembergischen Regimenter und sonstigen Truppenteile zugewiesen. Einzelne Büschel wurden auch in die Bestände A 33: [ltere Kriegsrechnungen, D 63: Feldzüge 1806 - 1815, E 271: Kriegsinisterium sowie in weitere nicht in der Übersicht von 1937 erfassten Pertinenzbeständen eingeordnet. Bei der Neuverzeichnung sämtlicher militärischer Bestände von 1806 bis 1871 seit Errichtung des Militärarchivs in der Gutenbergstraße 109 schälte sich nunmehr der vorliegende Bestand heraus, der alle Akten der Rechnungs- und Kassenbehörden zwischen 1806 und 1871 umfasst, während sämtliche Rechnungen mit Beilagen und Inventaren einem gesonderten Selektbestand zugewiesen wurden (E 298), da eine provenienzmässige Aufstellung der Rechnungen zu einer völligen Zerstörung des Zusamenhangs von Hauptrechnungen und Spezialrechnungen geführt hätte. Hinzugelegt wurden dagegen die nur wenigen Schriftstücke der Kriegskassenverwaltung, die entgegen ihrem Namen eigentlich keine Kassenbehörde darstellt. Lediglich ein Schriftstück der Rekrutenkasse von 1809 wurde dem Bestand der Garde zu Pferd zugewiesen, da der Verwalter zugleich Regimentsquartiermeister dieser Einheit war. Die Archivalien wurden jeweils nach Provenienzen untergliedert, sodass die verschiedenen Behörden gut erkennbar bleiben. Innerhalb der einzelen Provenienzen erfolgte eine chronologische Ordnung. Die Unterlagen wurden meist von Werner Urban unter Leitung von Dr. Günter Cordes in den Jahren 1982 - 1986 verzeichnet, wobei zum Teil nur sehr wenige Schriftstücke eine Titelaufnahme bilde ten. Dr. Bernhard Theil hat dann die Titelaufnahmen in den Monaten Juni bis September 1990 zusammengefasst, die beschriebene Ord nung vorgenommen und die Einleitung verfasst. So wurden aus 111 Titelaufnahmen 70 Büschel. Der Bestand umfasst 1,65 lfd. m. Stuttgart, Oktober 1990 Bernhard Theil

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 271 i
Umfang
70 Büschel

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium >> Ministerien

Bestandslaufzeit
1806-1873, Vorakten ab 1797

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1806-1873, Vorakten ab 1797

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