Bestand
Kriegsdepartement: Konskriptions- und Rekrutierungskommission, 5./2. (Rekrutierungs-)Sektion. Oberrekrutierungsrat, Assentierungskommission (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
1907 ins Kriegsarchiv
Inhalt und Bewertung
Enthält: Unterlagen des Oberrekrutierungsrats und seiner Vorgängerbehörden geordnet nach folgenden Betreffen: Organisation und Geschäftsgang; Personal; Organisation der Staatsverwaltung und des Militärs; Gesetzentwürfe;, Entstehung, Vollzug und Revision der Rekrutierungsgesetze; Kriegs- und Wehrverfassung des deutschen Bundes; Aushebungsverfahren; Aushebungsstatistik; Verteilung der Rekruten; Einsteher, Kautionen; Eintritt württembergischer Soldaten in fremde Kriegsdienste, Auswanderung von Soldaten; Dienstverhältnisse im einzelnen; die wenigen Akten
der Assentierungskommission betreffen Organisation der Kommission und Einzelfälle. Vorangestellt wurden Assentierungsprotokolle, Assentierungsdiarien und Normalienbücher.
Behördengeschichte: Aufgrund der Militär-Konskriptions-Ordnung von 1806 wurde eine "permanente Conscriptions- und Rekrutierungskommission" errichtet, die ab 1807 mit einem Präsidenten an der Spitze und 6 (ab 1809 5) Mitgliedern fungierte (Königlich Württembergisches Staatshandbuch auf die Jahre 1807 und 1808 Seite 150, 1809 und 1810 Seite 151). Mitglieder dieser Kommission waren zunächst 2 Kriegsräte, der Generalauditor, der Generalarmeearzt, der Generalchirurgus und ein weiterer Oberst, sodann ein Kriegsrat, ein Generalmajor, ein Oberst, der Generalauditor und der Generalarmeearzt. 1811, bei der Neuordnung des Kriegsdepartments, ging die Conscriptions- und Rekrutierungskommission in der 5. Sektion des nunmehr bürokratisch organisierten Kriegsdepartement auf. Sie bestand jetzt aus je einem Generalmajor und Oberst als Chefs sowie zwei vortragenden Räten, von denen einer der Generalauditor, der andere ein Major war sowie dem Generalarmeearzt (Königlich Württembergisches Hof- und Staatshandbuch auf das Jahr 1812 Seite 162 f.). Mit der Verringerung der Sektionen im Jahre 1817 wurde diese Sektion zur 2., auch Rekrutierungssektion genannt. Im selben Jahr wurde bei dieser Sektion eine Kommission gebildet - aus zivilen und militärischen Mitgliedern - zum Entwurf eines neuen Rekrutierungsgesetzes. In diese Kommission geht offenbar bereits 1818 die Rekrutierungssektion auf, die seit dieser Zeit als Rekrutierungskommission bezeichnet wird (vgl. Nr. 67). In dieser Kommission deutet sich auch bereits die Ressortierung beim Innen- und Kriegsministerium an, wie sie dann nach 1819 beim Oberrekrutierungsrat erfolgt. Dieser wurde am 6. September 1819 unter Auflösung der Rekrutierungskommission gebildet und bestand aus einem Obersten als Direktor, zwei Oberregierungsräten als Delegierte des Innenministeriums sowie einem Oberkriegsrat und einem Kriegsrat als Vertreter des Kriegsministeriums. Gleichzeitig wurde eine Assentierungskommission gebildet, die für die konkrete Einreihung der Ausgehobenen zuständig war; sie bestand 1824 aus dem Präsidenten des Kriegsrats, dem Direktor und den Räten des Oberkriegsrats, die zugleich Mitglieder des Oberrekrutierungsrates waren. Diese war schon zwei Jahre früher offiziell dem Ministerium des Innern und des Kriegswesens unterstellt worden (vgl. Königlich Württembergisches Hof- und Staatshandbuch 1824 Seite 130 f.). 1829 ging die Assentierungskommission im Oberrekrutierungsrat auf; Paragraph 2 des Erlasses des Kriegsministeriums vom 26. September 1829 bestimmt, daß "die militärische Abteilung des Oberrekrutierungsrats in Zukunft alle auf den Personalbestand des Heeres (Zuwachs und Abgang) sich beziehenden Geschäftsgegenstände, theils im Auftrag und Namen des Kriegsministers, theils auch ein besonderes Bureau des Kriegsministers besorgt" (E 271c Bü. 2824). Diese Konstruktion blieb bis 1870 erhalten und wurde auch nach 1871 nicht grundsätzlich geändert. Durch die gemeinsamen Verfügungen der Ministerien des Innern und des Kriegswesens vom 6. August 1871 und vom 10. März 1872 - deren Inhalt später in den Wehrordnungen von 1875 und 1888 übernommen wurden -, wurde bestimmt, daß der unter Vorsitz eines Generals aus zwei Offizieren des Kriegsministeriums und zwei Räten des Ministeriums des Innern bestehenden Oberrekrutierungsrates die Ersatzbehörden dritter Instanz bilden sollte, entsprechend der Militär-Ersatz-Instruktion vom 26. März 1868 (Militär-Handbuch für das Königreich Württemberg 1913 Seite 52).
Bestandsgeschichte: Die Registratur des Oberrekrutierungsrats und seiner Vorgängerbehörden ist nur bis zu Beginn der 1870er Jahre erhalten; die Akten enden in der Regel im Jahre 1871. So sind ihre Ordnung und Struktur insgesamt nicht zu beschreiben. Es scheint aber, daß die Registratur 1871 geschlossen wurde; bis auf wenige Schriftstücke, die später noch dazugelegt wurden, ist das Schriftgut des Oberrekrutierungsrats nach 1871 offenbar nach preussischem Vorbild neu organisiert worden; dabei sind zweifellos auch zahlreiche Schriftstücke aus der Zeit vor 1871 in die neue Registratur eingeordnet worden; so erklärt sich vermutlich das Fehlen ganzer Aktengruppen aus der älteren Registratur. Über den Verbleib der Registratur des Oberrekrutierungsrats nach 1871 ist nichts bekannt. Das vor 1871 entstandene Schriftgut bildet trotz der Veränderung der Behördenstruktur eine einheitliche Registratur. Während der Zeit der Conscriptions- und Rekrutierungskommission sowie der 5. bzw. 2. Sektion des Kriegsdepartements scheint anfangs noch eine jahrgangsweise Ablage der Schriftstücke erfolgt zu sein; mehrere Büschel pro Jahr wurden denn dann wohl mit römischen Zahlen durchnumeriert. Daneben wurden aber offenbar schon vor Gründung des Rekrutierungrats ein systematischer Aktenplan eingeführt, der indessen erst ab 1819 allgemein gilt. Er baut auf einem System von Großbuchstaben auf, die alphabetisch geordnet sind. Es fehlen aber einige Buchstaben ganz, vielleicht weil das unter ihnen abgelegte Schriftgut kassiert oder in die spätere Registratur (nach 1871) eingeordnet wurde, vor allem aber, weil die letzten Buchstaben erst allmählich nach Anfall vergeben wurden. Folgende Buchstaben kommen vor: A Organisation, Geschäftsordnung B Personal C Geschäftsberichte E Erlasse, Verordnungen F Rekrutierungsgesetze G Dienstverhältnisse im Einzelnen H Freiwillige I Statistik K Aussetzung der Entlassungen bei Mobilmachungen M Kautionen, Einsteher P Eintritt württembergischer Bürger in fremde Kriegsdienste Q Dienstverhältnisse R Beurlaubung, Landjäger, Nachleistung von Militärdienstzeit U Stammlisten V Militärsträflinge, Dienstverhältnisse von Krankenwärtern, bürgerliche Verhältnisse der Soldaten, Militärpflichtige, Assentierung, Garnisonswechsel Einschneidende Veränderungen ergaben sich seit 1850. In diesem und den beiden folgenden Jahren wurden etwa 2 500 Pfund Akten kassiert. 1859 entwarf der Sekretär Retter eine neue Registraturordnung, die die alphabetische Folge der Großbuchstaben zwar beibehielt, aber die Unterabteilungen vereinfachte; sie wurden niemals fortlaufend durchnumeriert (vgl.Büschel Nr. 137). Nach 1859 formiert wurden etwa die mit F und fortlaufenden geraden Nummern bezeichneten Akten über die Wehrverfassung des Deutschen Bundes oder das mit V und fortlaufenden Nummern bezeichnete Schriftgut betreffend Dienstverhältnisse. In der Registratur des Oberrekrutierungsrats wurden zum größten Teil auch das Schriftgut der Assentierungskommission nach deren Auflösung integriert, obwohl zunächst anders bestimmt war (vgl. E 271c Büschel 2824). Auch die Akten der verschiedenen Kommissionen zur Revision der Rekrutierungsgesetze wurden nach Abschluß in die Registratur des Oberrekrutierungsrats eingeordent. Die Akten dürften nach 1871 in der Registratur des Oberrekrutierungsrats verblieben sein und kamen 1907 in das neu errichtete Kriegsarchiv, von wo sie über die Abwicklungsstellen in die Reichsarchivzweigstelle und von dort 1930 ins Staatsarchiv Ludwigsburg gelangten. Dort bildeten sie in der Hauptsache die Pertinenzbestände "Aufbau und Organisation" und "Kriegsakten III/5", die nicht in die Gesamtübersicht über die württembergischen Archive von 1937 übernommen wurden. Einige Akten wurden in den Bestand E 271-278 Kriegsministerium (und auch militärische Verwaltungsbehörden), einige Bände in den Bestand E 279-282, Registraturbücher der obersten Militärbe hörden, einige wenige Akten in den Bestand E 287, Aushebungslisten und dergleichen, eingeordnet. In diesem Zustand gelangten die Unterlagen 1969 ins neu errichtete Militärarchiv des Hauptstaatsarchivs Stuttgart.
Bearbeiterbericht: Bei der kompletten Neuverzeichnung der militärischen Archivalien vor 1871 seit 1969 schälte sich nunmehr der vorliegende Bestand heraus. Er vereinigt sämtliche erhaltenen Akten (einschließlich der Registraturbücher) des Oberrekrutierungsrats und seine Vorgängerbehörden sowie der in seiner Registratur aufgegangenen Kommissionen einschließlich der Assentierungskommission. Eingeordnet wurden auch einige Handakten von Beamten. Obwohl die Akten eine einheitliche Registratur bilden, können in der Regel Akten aus der Zeit vor 1819 von denen aus der Zeit nach der Gründung des Oberrekrutierungsrats unterschieden werden. Die Akten wurden daher in zwei entsprechende Hauptgruppen eingeteilt. Gesondert erfaßbar sind in der Regel auch die Akten der Assentierungskommission vor ihrer Eingliederung in die Registratur des Oberrekrutierungsrats; sie bilden daher ein eigenes Kapitel. In einigen wenigen Fällen, wo eine Trennung nicht möglich war, werden die jeweiligen Teilprovenienzen angegeben und die Faszikel in den Gruppen aufgeführt, der die meisten Schriftstücke angehören. Bei den Akten vor 1819 werden wegen des häufigen Wechsels der Bezeichnungen die Provenienzen bei jeder Titelaufnahme angegeben. Vorangestellt wurden die während der ganzen Zeit durchlaufenden Registraturbücher und einige Serienakten aus der frühen Zeit, die offenbar nicht in den späteren Aktenplan einbezogen wurden. Auch hier wurden die Teilprovenienzen bei jeder Titelaufnahme angegeben. Innerhalb der beiden Hauptgruppen - Akten der Rekrutierungsbehörden vor 1819 - Akten des Oberrekrutierungsrats - wurden die Akten in Anlehnung an den oben skizzierten Aktenplan geordnet, der Gruppentitel aber neu formiert, während die entsprechenden Buchstaben in Klammern angegeben wurden. Die Archivalien wurden seit 1971 bis 1986 unter Leitung von Dr. Joachim Fischer und Dr. Günter Cordes unter Mitwirkung von Werner Urban und einigen Archivreferendaren und Inspektoranwärtern aufgenommen. Hierbei entstanden wegen der starken Vermischung mit anderen Provenienzen zunächst Titelaufnahmen für nur wenige Schriftstücke. Dr. Bernhard Theil hat dann von März bis Juli 1991 die Archivalien in der beschriebenen Weise geordnet und dabei zahlreiche Titelaufnahmen zusammengefasst und neu formuliert. Aus 463 Nummern entstanden so 272 Büschel. Er hat auch die Endredaktion und die Erstellung der Indices in Zusammenarbeit mit Werner Urban vorgenommen. Der Bestand umfaßt jetzt 5,30 lfd. m. L i t e r a t u r Günter Cordes, Das Würtembergische Heerwesen zur Zeit Napoleons. In: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons. Katalog der Ausstellung des württembergischen Landesmuseums Stuttgart 1987 Seite 275 - 296. Militärhandbuch des Königreichs Württemberg. Große Ausgabe. Nach dem Stand vom 6. Mai 1913, Stuttgart 1913 Stuttgart, im Juli 1991 Bernhard Theil
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 271 l
- Extent
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272 Büschel
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium >> Ministerien
- Date of creation of holding
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1806-1873, Vorakten ab 1804, Nachakte 1881
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
20.01.2023, 3:09 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1806-1873, Vorakten ab 1804, Nachakte 1881