Bestand
Kriegsdepartement, Kriegsratskollegium/1. (Administrations-)Sektion/Kriegsrat (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
1829 mit der Registratur des Kriegsministeriums vermischt
Inhalt und Bewertung
Umfaßt die Registratur des Kriegsratskollegiums ab 1806, dessen Geschäfte und Registratur ab 1817 von der 1. Sektion des Kriegsdepartements übernommen wurden, die 1822 in Kriegsrat umbenannt und 1829 aufgelöst wurde, gegliedert nach einem ab 1716 entwickelten Aktenplan, dessen Hauptgruppen beibehalten wurden (in Klammer Aktenzeichen): Aufstellung und Abgang der Mannschaft und Pferde (1); Einkasernierung (Garnisons- und Kasernenangelegenheiten) (2); Geld- und Naturalverpflegung (3); Montierungssachen (4); Armatur und Lederwerk (5); Militärspital (6); Militärerziehungs- und Bildungsanstalten (7); Mobilmachung des Armeekorps (8); Belohnung von Militärverdiensten (9); Justiz- und Polizeisachen (10, 11); Unterhalt der Festungen (12); Kanzleisachen (v. a. Innerer Dienst, Finanzangelegenheiten) (13); Sträflingsanstalt (14). Vorangestellt sind Amtsbücher (Normalienbücher, Direktorien, Indices zu den
Behördengeschichte: Als König Friedrich von Württemberg zum 1. Juli 1811 nach französischem Vorbild ein bürokratisch organisiertes Kriegsdepartement errichtete, teilte er dies in ein Präsidium bzw. Vizepräsidium und 8 Sektionen ein, von denen die 1., auch Administrationssektion genannt, für Kasernen- und Rechnungswesen und Geldverpflegung zuständig war. Diese 1. Sektion war weitaus die größte und führte im wesentlichen die Geschäfte des bisherigen schon 1704 gegründeten Kriegsratskollegiums weiter, das jetzt aufgegeben wurde. Im Juli 1817 wurde das Kriegsdepartement erneut umgebildet und die 8 Sektionen zu 3 Sektionen zusammengefasst. So gingen die 2. bis 4. Sektion (Naturalverpflegung, Quartier- und Marschsachen, Montierung (Ausrüstung) und Arsenaldirektion) sowie die 6. und 7. Sektion (Kasernenangelegenheiten und Remontie- rung, also Pferdeangelegenheiten) in der 1. Sektion auf. 1822 wurde im Zuge einer weiteren Umorganisation des Kriegsdepartements die Administrationssektion in Kriegsrat umbenannt (königliche Verordnung, die Organisation des Kriegsdepartements betreffend, vom 17. Mai 1822, Regierungsblatt 1822 Seite 357). Gleichzeitig wurde dieser unmittelbar dem Kriegsministerium unterstellt. 1829 wurde er aufgehoben.
Bestandsgeschichte: Die Registraturverhältnisse der Administrationssektion wurden nach der Neuorganisation von 1817 einheitlich geordnet. Danach wurden sämtliche Schriftstücke der nunmehr vereinigten 1., 2. bis 4., 6. bis 7. Sektion des Kriegsdepartements samt den Akten des bis 1817 existierenden Kriegsratskollegiums ab 1716 nach einem einheitlichen Aktenplan organisiert, der 13, später 14 Hauptabteilungen umfasste, die teilweise durch Großbuchstaben untergliedert waren. Damit wurden Unterabteilungen mit arabischen Ziffern angelegt, die wiederum manchmal durch kleine lateinische Buchstaben unterteilt wurden. Auf den Schriftstücken wurden diese Aktenzeichen meist in der Form I-A/1-a angegeben. Nach Aufhebung des Kriegsrats verblieben die Akten im Kriegsministerium, wo vielleicht schon einige Akten ausgesondert wurden. Im Zuge der großen Aktenausscheidungs- und Repertorisierungsarbeiten des Kanzleirats Bonz in den Jahren 1848 bis 1852 wurden auch zahlreiche Akten der Administrationssektion bzw. des Kriegsrats kassiert und ein Teil des Schriftguts in die laufende Registratur des Kriegsministeriums eingeordnet. Andererseits wurden die Akten des Präsidiums des Kriegsdepartements (vergleiche E 271d) sowie des Kriegsministeriums unter von Franquemont (vergleiche E 271b) in die verbleibende Registratur der Administrationssektion eingeordnet, deren Aktenplan erhalten blieb. Ein Repertorium dieses Mischbestandes liegt vor; es wurde 1821 begonnen und bis 1850 fortgeführt. Der Bestand verblieb zunächst in der Altregistratur des Kriegsministeriums, gelangte 1907 ins neuerrichtete Kriegsarchiv, wo bereits ihre Aufteilung und Vermischung mit anderen Archivalien nach Pertinenzgesichtspunkten begann. Entsprechende Aktenzeichen des Kriegsarchivs sind auf manchen Schriftstücken erhalten. 1920 gelangten sie als rein württembergische Akten in den Besitz des Staates Württemberg, verblieben aber zunächst als Depositum in der neu errichteten Reichsarchivzweigstelle Stuttgart, von der sie 1930 dem Staatsfilialarchiv Ludwigsburg übergeben wurden. Dort wurden sie von K. O. Müller auf zahlreiche Bestände aufgeteilt, zum einem auf solche, die er in seiner Gesamtübersicht auswies - wie D 63, E 271, E 291 - zum anderen auf Pertinenzbestände, die zum Zeitpunkt der Anlage der Übersicht noch im status nascendi waren und dort fehlen. Auch Kassationen wurden nochmals vorgenommen. In diesem Zustand gelangten die Akten dann 1969 in das neu errichtete Militärarchiv des Hauptstaatsarchivs, das nach dem Umzug des Hauptstaatsarchivs in den Neubau an der Neckarstraße (jetzt Konrad-Adenauer-Straße) im ehemaligen Dienstgebäude des Heeresarchivs in der Gutenbergstraße verblieb.
Bearbeiterbericht: Bei der völligen Neuverzeichnung der militärischen Akten Württembergs von 1806 bis 1871 schälte sich nunmehr der vorliegende Bestand heraus, der bewußt die einheitliche ab 1716 laufende Registratur zugunsten der Tektonik der Serien des Hauptstaatsarchvis aufgab und nur die Archivalien des Kriegsratskollegiums ab 1806 mit den Unterlagen der Administrationssektion (ab 1811) und des Kriegsrats (ab 1822) bis 1829 vereinigte, so daß ein einheitlicher Aufgabenbereich einer einheitlichen Registratur entspricht. Dabei wurden auch sämtliche Schriftstücke, soweit zu ermitteln, die in nachfolgende Bestände eingegliedert worden waren, wieder an der ursprünglichen Stelle untergebracht. Aus der Zeit vor 1806 wurden ganz wenige Schriftstücke beim Bestand belassen; es handelt sich dabei um 5 Abschriften bzw. Drucke älterer Stücke (1514, 1736, 1760, 1791,1801), die den Archivalien als Beilagen zugeordnet waren, ferner einige wenige Vorakten ab 1804. Ein Normalienbuch, das von 1793 bzw. 1713 durchläuft, verblieb ebenfalls im Bestand. Hinzu kamen auch wenige Akten betreffend Subsidienangelegenheiten des Kapregiments, die bei dem Kriegsrat Finanzdirektor und späterer Staatsrat von Dünger im Kriegsrat vermutlich als Handakten erwachsen sind. Da aber von Dünger im Kriegsrat bzw. in der Administrationssektion tätig war und diese Akten offenkundig in Ausübung seiner dienstlichen Tätigkeit entstanden sind, wurden sie an der entsprechenden Stelle eingegliedert. Die Ordnung ergab sich zwanglos aus dem vorhandenen Aktenplan, der in allen Hauptgruppen übernommen wurde, während in der Mittel- und Unterstufe im geringen Umfang Zusammenfassungen und Umstellungen vorgenommen wurden. Dies gilt vor allem für die Hauptgruppe 3 (Einkasernierung) und 13 (Kanzleisachen). Die jeweiligen ursprünglichen Aktenzeichen wurden jedoch immer in Klammern vermerkt, allerdings der Einfachheit halber ohne Angabe die Mittelstufenunterteilung nach kleinen lateinischen Buchstaben. Die Amtsbücher und Serienakten (Rapporte) wurden der eigentlichen systematischen Gliederung vorangestellt, sie tragen auch in der Regel keine Aktenzeichen des Plans von 1818 -, mit Ausnahme der Etats in Abschnitt 1322, weil dort die Amtsbücher in enger Verbindung mit den entsprechenden Akten stehen. Die Archivalien wurden von 1969 bis 1987 von Dr. Gerhard Taddey, Dr. Joachim Fischer und Dr. Günter Cordes im Rahmen der Neuverzeichnung aller militärischen Bestände von 1806 bis 1871 unter Mitwirkung zahlreicher Archivreferendare und -anwärter, sowie der Archivangestellten Herrmann, Sautter und Urban aufgenommen. Hierbei entstanden wegen der starken Vermischung mit anderen Provenienzen zunächst vielfach Titelaufnahmen für nur wenige Schriftstücke. Dr. Bernhard Theil hat dann von Juli 1989 bis Februar 1990 die Archivalien in der beschriebenen Weise geordnet und dabei zahlreiche Titelaufnahmen zusammengeführt und neu formuliert. Aus 1395 Nummern wurden so 524 Büschel. Er hat auch die Abschlußarbeiten im Zusammenhang mit Werner Urban vorgenommen. Der Bestand umfaßt jetzt 11,7 lfd. m. Literatur: Günter Cordes, Das württembergische Heerwesen zur Zeit Napoleons. In: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons. Katalog der Ausstellung des württembergischen Landesmuseums, Stuttgart 1987, Seite 275 - 296 Ders., Von der Pertinenz zur Provenienz, zur Neuordnung der militärischen E-Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. In: Aus der Arbeit des Archivars. Festschrift für Eberhard Gönner 1986, Seite 129 - 141 Joachim Fischer, Das württembergische Kriegsarchiv. Zur Überlieferungsgeschichte der militärischen Archivalien von Württemberg. Ebd. Seite 101 - 128 Militärhandbuch des Königreichs Württemberg, Stuttgart 1913 Stuttgart, im März 1990 Bernhard Theil
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 271 e
- Umfang
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524 Büschel
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium >> Ministerien
- Bestandslaufzeit
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1806-1829, Vorakten ab 1514
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1806-1829, Vorakten ab 1514