Bestand

Weltliche Lagerbücher: OA Neuenbürg (Bestand)

1. Zur Geschichte des Amtes (altwürttembergischen Oberamts) Neuenbürg: Neuenbürg, 1272 "Novum Castrum", wurde wie schon die alte Burg, nämlich die "Waldenburg, südlich von Neuenbürg, jenseits der Enz, gebaut von den Grafen von Malsch bzw. von Vaihingen, die dieHerrschaft über das gesamte dortige ursprüngliche Rodungsgebiet innhatten. Graf Konrad von Vaihingen nannte sich um 1300 Graf von Neuenbürg. Ebenfalls dort nachgewiesen ist um 1300 Ministerialienadel, der den Truchsessen von Waldeck zuzuordnen ist. Von den mit den Grafen von Vaihingenverwandten Herren von Neuffen erwarb Graf Albert von Hohenberg die Burg und verkaufte sie 1285 an König Rudolf. Der wiederum baute seine Position in Neuenbürg durch einen Gütertausch mit dem Kloster Maulbronn aus, konnte allerdings die erheblichen Herrschaftsrechte der Vaihinger nicht beseitigen, die 1289 an die Markgrafen von Baden übergingen. Um 1315/20 kam die gesamte Herrschaft Neuenbürg an Württemberg, das sie 1361 der Krone Böhmen zu Lehen auftrugen, gleichzeitig aber Neuenbürg zur Stadt erhob und ihm 1431 Marktrecht verlieh. Neuenbürg war und blieb auch in württembergischer Zeit Mittelpunkt der umliegenden Herrschaft, wurde württembergischer Amtsort. 1519 - 1529 (Württemberg stand damals unter habsburgischer Verwaltung) behielten es Franz von Sickiungen und seine Erben als Entschädigung ein, die sie für den Kriegsaufwand im Feldzug des Schwäbischen Bundes gegen Württemberg beanspruchten. Die Amtsverwaltung als solche blieb bestehen, bis schließlich das Oberamt Neuenbürg 1938 dem Kreis Calw zugeordnet wurde (heute gehört es zum Enzkreis -Pf-).

2. Zur Geschichte und Ordnung des Gesamtbestands H 101 - weltliche Lagerbücher der Oberämter: Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außen-vermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - ausgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr vereint der heutige Bestand H 101, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe.

3. Zur Verzeichnung des Bestands H 101/ 44: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften voran. Inzwischen liegen für den gesamten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen vor, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Die entsprechende Verzeichnung für das Amt ( (zuletzt altwürttembergisches Oberamt) Nagold wurde 1956 von Emil Sorg erstellt und später ergänzt. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den ursprünglichen Richtlinien vorgesehene systematische Neuerfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Aufgenommen werden lediglich die bereits erfassten Reskripte. Diese werden im "Enthält-Vermerk" ausgewiesen und bei der Gesamtlaufzeit des Bandes berücksichtigt. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer, 2. Titel, 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz, 4. eventuelle Register, 5. Renovator(en), 6. Inhalte und Darstellungsweise, 7. Orte, 8. Urkunden, 9. äußere Bandbeschreibung, 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte, 11. Vorsignaturen, 12. Umfang, 13. Jahr der Anlage. Die Angaben zum Titel orientieren sich primär an den Suchbedürfnissen der meisten Nutzer des Bestands: Ortsnamen und Laufzeit, die als wichtigstes Kriterium für die zügige Ermittlung gesuchter Einzelbände auch meist auf den Bandrücken von den Registraturen der Rentkammer, Ämter etc. deutlich vermerkt sind. Bei den Laufzeitangaben ist zu beachten, dass in einem Großteil der Bände Nachträge eingefügt worden, die bei den Laufzeitangaben berücksichtigt sind. Weiterhin erfolgte eine Neusignierung entsprechend dem gängigen Signaturschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter/Kellereien (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände eines Bestandes ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Bearbeitung der vorhandenen Titelaufnahmen des Bestandes H 101/44 übernahm im ersten Quartal 2010 unter Anleitung des Unterzeichneten im Rahmen ihrer Ausbildung die Archivanwärterin Sara Diedrich (Ausbildung zur Diplomarchivarin FH). Die Endredaktion gestaltete der Unterzeichnete. Der Bestand umfasst nun 45 Bände bzw. 4,4 Regalmeter. In diesen Bänden sind 132 Urkundenbschriften enthalten, deren chronologische Zusammenstellung ergab, dass es sich um 33 verschiedene Urkunden zum Bereich des Amts aus der Zeit zwischen 1418 bis 1679 handelt.. Stuttgart, im März 2010 Franz Moegle-Hofacker

4. Korrespondierende Bestände: Archivalien gleicher Provenienz verwahrt das Hauptstaatsarchiv Stuttgart in den Beständen A 303 (Altwürtt. geistl. Rechnungen) und A 304 (Befehl- und Berichtskonzeptbücher). Archivalien anderer Provenienz betreffend die Geistliche Verwaltung Neuenbürg finden sich vor allem in den Beständen A 284 (Spezialakten des Kirchenrats) und A 288 (Heiligendeputation). Ebenso in H 102/56 Lagerbücher der Geistlichen Verwaltung Neuenbürg

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/44
Extent
45 Bände, Bestellnummern: Band 1257-1297c

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)

Date of creation of holding
1527-1808

Other object pages
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Rights
Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

Object type


  • Bestand

Time of origin


  • 1527-1808

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