Bestand
Kloster Himmelpforten / Akten (Bestand)
Rechnungswesen und
Obligationen 1426-1804 (3); Güterverwaltung, darunter
Einkünfte-, Pacht- und Kornregister, Zehnten 1240-1807
(68).
Bestandsgeschichte:
Gemeinde Ense, Ortsteil Niederense (Kreis Soest); als
Zisterzienserinnenkloster 1246 gegründet, 1804
aufgehoben.
Form und Inhalt:
Geschichte des Klosters Himmelpforten
Das
Zisterzienserinnenkloster Himmelpforten an der Möhne wurde 1246
von Gräfin Adelheid von Arnsberg gegründet, im folgenden Jahr
erfolgte die päpstliche Bestätigung. Die Kirche des Klosters
wurde 1284 geweiht. Anfangs betreute vermutlich das
Patroklistift in Soest das Kloster seelsorgerisch, seit dem 14.
Jahrhundert hatte das Zisterzienserkloster Bredelar die
Paternität. In dieser Zeit erhielt das Kloster den Charakter
eines adligen Damenstifts. Ende des 15. Jahrhunderts galten
Verfassung und klösterliches Leben in Himmelpforten als so
vorbildlich, dass mehrere Konventualinnen zur Reform und zum
Neuaufbau des geistlichen Lebens in andere
Zisterzienserinnenklöster berufen wurden. Während der
Truchseßschen Wirren (1586) und des Dreißigjährigen Krieges
(1633) erfuhren die Klostergebäude einige Beschädigungen, die
aber wieder behoben werden konnten. In der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts entfaltete sich eine rege Bautätigkeit, der das
Kloster seine barocke Ausgestaltung verdankte. Insgesamt hatte
um die Mitte des 18. Jahrhunderts die klösterliche Strenge stark
nachgelassen. Visitationen1 führten letzlich dazu, dass schon
vor 1802 ein generelles Aufnahmeverbot ausgesprochen wurde.
Damit war dem Kloster bereits vor der Säkularisation die
Auflösung bestimmt. 1802 verließen elf Konventualinnen und sechs
Laienschwestern die Gebäude, obwohl ihnen der Landgraf von
Hessen angeboten hatte, ihr geistliches Leben in Himmelpforten
fortzusetzen. Die Domäne Himmelpforten wurde nach der
Säkularisation von Adolph Schulte aus Günne - zunächst nur in
Zeitpacht - übernommen. 1818 ersteigerte er den Besitz2. Die
öffentlichen Gottesdienste in der ehemaligen Klosterkirche
wurden unter großen Schwierigkeiten fortgesetzt, erst 1847
erlangte die Kirche den Status einer Filialkirche von Bremen.
1920 schließlich wurde Himmelpforten von der Pfarrkirche Bremen
abgelöst und zu einer selbstständigen katholischen Pfarrgemeinde
erhoben. Am 16. Mai 1943 griffen englische Bomber die
Möhnetalsperre an und zerstörten die Staumauer. Den dadurch
freigesetzten Wassermassen, die weite Teile des Möhnetales
überfluteten, fielen auch die Gebäude des ehemaligen Klosters
Himmelpforten zum Opfer, die bis auf die Grundmauern zerstört
wurden. Nach dem Krieg wurde allein die Kirche
wiederaufgebaut.
Die
Klostergebäude
Im Visitationsprotokoll aus dem 1790
ist eine recht detaillierte Beschreibung des Klosters gegeben,
aus der auch der ehemalige Aufbewahrungsort des Klosterarchivs
hervorgeht:
§17 Die Lokallage des
Klosters
Das Kloster liegt ganz allein zwischen
Bergen; die nächsten Dorfschaften sind Ober- und Niederense,
Günne, Bilme, Brüningsen und Volbringsen. Erstere sind nur ein
halbes Stündchen vom Kloster entfernt. Die Klosterkirche ist
schön, und wird in der gehörigen Sauberkeit gehalten. Das
Kloster hat im untern Stocke, oder im heiligen Kreuzgange 7
Zimmer; nämlich a) das Sprechzimmer, b) ein Zimmer samt einer
Küche für die Äbtisssen, c) die Konventsstube, d) eine Stube für
die Laischwester, e) das Kapitelhaus, f) das Refektorium, und g)
die Mägden-Kammer. Ferner ist unten die Küche nebst einem
Stübchen für die Kellnerin, und das Brennhaus. Der obere Stock
besteht a) aus 26 Zellen (lauter abscheidige Nester), b) 8
Zellen für Laischwester[n], c) ein Schlafzimmer für die
Äbtissin; hierauf ist zugleich das klösterliche Archiv in einem
Koffer, d) die Küsterei, e) ein Oratorium am Chor für die
Äbtissin, f) das Kleiderhaus mit 4 Zimmern, dann g) das
Krankenhaus mit 3 Zimmern und einer Küche. Ein von diesen
Zimmern ist so eingerichtet, daß die Kranken auf den Altar in
der Kirche sehen und die Messe hören können. Der ganze obere
Stock sieht einem Kamine gleich und hat das Weißen, so wie die
Fenster einer Reparatur, höchst nötig.
In der
Propstei sind unten zwei, oben drei Zimmer, welche der Propst
und Kaplan bwohnen. Das Gebäude ist alt, und der Propst äußerte
sich, daß er eine schöne Propstei bauen wolle. Im neuen
Gas[t]hause ist unten ein großes Sprechzimmer, und oben sind 2
Zimmer.
§ 18 Äußerliche Gebäude
Im Vorhof ist a) ein altes Gasthaus, worin 2 Stuben und
oben 3 Zimmer sind, b) Rinder und Küheställe samt einer Stube
und Zimmer für den Pförtner, c) das Ackerhaus bestehend aus
einem Schoppen, Pferdeställen, einer Stube und Zimmer für die
Knechte, d) der Schafstall, worin auch die Schmiede, e) ein
altes baufälliges Häuschen, worin ein blinder Knecht wohnt, f)
ein Häuschen für den Leineweber, g) das Waschhaus, h) 3
Schweineställe, k) die Oehlmühle, m) die Mahlmühle. Diese
Gebäude sind meistens in gutem Stande."3 Aus der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts stammt ein Grundriss, der die ehemalige
Klosterkirche Himmelpforten zeigt.4 1904 entstand ferner nach
einer Kirchenbesichtigung eine detaillierte Beschreibung der
Innenausstattung: "Es kam dabei die stimmungsvolle Lage des
malerisch gelegenen, von bewaldeten Bergen umrahmten ehemaligen
Klosters zum Ausdruck, noch mehr aber überrascht der Reichtum
des Kircheninnern in einer für die hiesige Gegend wohl seltenen
Gediegenheit in Stoff und Arbeit. Die Altäre zeigen schönen
Reliefschmuck in Marmor, Kanzel und Orgel ziemlich reiche
Schnitzereien, das Ebenmaß der inneren Raumverhältnisses fällt
angenehm auf."5
Der
Aktenbestand
Das Archiv des Klosters wurde 1803 von
Rentmeister Anthée an den Rat und Archivar Dupius in Arnsberg
übergeben, bestehend in einem großen Kasten mit einer Fall- und
2 Flügeltüren.6 Über die Regierung Arnsberg schließlich gelangte
das Klosterarchiv in 1830-er Jahren in das Staatsarchiv
Münster.
Eine erste Verzeichnung des Bestandes
erfolgte bereits 1839 durch den Archivar Heinrich August Erhard.
Das Findbuch A 331 stellt eine Abschrift dieses Verzeichnisses
dar und enthält neben dem Urkundenbestand auch die
Aktenüberlieferung des Klosters. Die unzureichende Aufnahme der
Akten war der Anlass für die hier vorliegende Neuverzeichnung.
Regesten zu in den Akten vorkommenden Urkundenabschriften wurden
nicht erstellt, da diese bereits von Erhard aufgenommen worden
sind. Darum sei an dieser Stelle nur auf den ersten Teil des
Findbuchs A 331 verwiesen. Die nur geringe Zahl der erhaltenen
Akten dokumentiert ausschließlich die klösterliche
Gutsverwaltung vom 16. bis zum Beginn des 19.
Jahrhunderts.
Weitere Akten
betreffend Kloster Himmelpforten in:
Dienstregistratur Nr. 162
Regierung Arnsberg II
C Nr. 615
Regierung Arnsberg II G Nr. 263
Regierung Arnsberg II E Nr. 398
Regierung
Arnsberg III A Fach 113 Nr. 7
Regierung Arnsberg III
A Fach 142 Nr. 27
Herzogtum Westfalen Landesarchiv IX
Nr. 108
Zu zitieren: Kloster
Himmelpforten Akten Nr. ...
Die
Verzeichnung erfolgte durch die Referendare Lorenz Beck, Annette
Hennigs, Robert Meier, Monica Sinderhauf und Peter
Wiegand.
Münster, im Juli 1997
1 StAMS Herzogtum Westfalen Landesarchiv IX Nr.
108.
2 StAMS Regierung Arnsberg III A Fach 113 Nr. 7,
insbes. Bl. 160; Inventar Bl. 161-164.
3 StAMS
Herzogtum Westfalen Landesarchiv IX Nr. 108 Bl. 45-46.
4 StAMS Kartensammlung A 20734.
5 StAMS
Regierung Arnsberg II C Nr. 615.
6 StAMS
Dienstregistratur Nr. 162.
- Reference number of holding
-
A 112
- Extent
-
71 Akten.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.1. Kölnisches Westfalen (A) >> 1.1.1. Herzogtum Westfalen >> 1.1.1.2. Stifte und Klöster >> Kloster Himmelpforten
- Related materials
-
Paul Leidinger, Himmelpforten, in: Westfälisches Klosterbuch, Bd. 1, Münster 1992, S. 447-451.
··Himmelpforten. Gottes Lob durch sieben Jahrhunderte, Niederense-Himmelpforten 1949.
·Paul Leidinger, Die Abtei Himmelpforten zwischen Reformation und Säkularisation. Zur Verfassungsgeschichte eines westfälischen Zisterzienserinnenklosters, in: WZ 121 (1971), S. 283 - 347.
·Westfälisches Klosterbuch Teil 1, Münster 1992, S. 447 - 451 (mit Angabe weiterer Literatur).
- Date of creation of holding
-
(1240-) 1540-1807
- Other object pages
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- Last update
-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- (1240-) 1540-1807