Gebäude

Heidelberg-Weststadt Kaiserstraße 66

Das Gebäude steht im Norden an der Kaiserstraße. Es zählt vier Fensterachsen, drei Obergeschosse und auf dem Dach ein Zwerchhaus. Der Hauseingang, im Westen platziert ist eigentlich mehr eine Toreinfahrt zum hinter dem Haus gelegenen Hofbereich und trägt den eigentlichen Eingang zu den Wohnungen in der Durchfahrt. Aufgrund dieser beliebten und nützlichen Anordnung nennt man diesen Typ Gebäude auch "Torfahrthaus". Das rundbogig schließende Gewände des doppelflügeligen Eingangs ist außen mit profilierten Blendbogen dekoriert. Die nach Osten anschließenden Fenster sind mit einem dreifach abgetrepptem, rundbogig schließenden Gewände gefasst. Zum ersten Obergeschoss leitet ein Gurtgesims über, dem in Höhe der Fensterbretter ein zweites übergesetzt ist. Dazwischen kann man noch in Hochrelief-Darstellung den Schriftzug "Friedr. Krämer - Dachdeckungs- u. Blitzableitungsgeschäft" erkennen, flankiert von einem Symbol aus drei Dachdecker-Hämmern. Da dieser Schriftzug mit dem Ockerfarbenen Verputz überschmiert ist, lässt sich daraus schließen, dass das Geschäft, einst im Hinterhof lokalisiert, nicht mehr existiert, zumindest seit der wohl schon bevor einigen Jahrzehnten zurückliegenden Erneuerung des Verputzes. Dankenswerterweise, das sei allerdings an dieser Stelle hervorgehoben, hat man den Schriftzug belassen und so ein Stück Geschichte sichtbar erhalten. Im ersten Obergeschoß sind die rechteckigen Fenster der westlichen und östlichen Achse mit einem einfach abgetreppten Gewände gefasst, die beiden mittleren Achsen tragen je ein durch einen profilierten Pfeiler getrenntes Doppelfenster in gleicher Fassung. Diese Anordnung wiederholt sich im zweiten Obergeschoß, das ansonsten keinerlei Dekor aufweist. Erst zum dritten Obergeschoß leitet ein Gurtgesims über welches allerdings in Höhe der Fensterbretter verläuft. Anordnung und Fassung der Fenster entsprechen der bereits beschriebenen Weise. An den Innenseiten der beiden äußeren Achsen steigen von einem abgestuften Kapitell am Gurtgesims zwei profilierte Pilaster bis zum Kranzgesims auf und flankieren gewissermaßen die beiden mittleren Achsen. Dadurch entsteht der optische Eindruck eines Risalits am dritten Obergeschoß. Dachseitig sitzt über den beiden Mittelachsen ein Zwerchhaus, auf dessen schwungvolle Giebelbasis jeweils von einem innen ornamentierten, profilierten Rundbogen über dem Kranzgesims aufsteigt. Diese Rundbogen lagert an seiner äußeren Basis auf dem Kapitell des Pilasters, während er einen Meter weiter innen auf einem zweiten abgestuften Kapitell am Kranzgesims, hier eigentlich als Gurtgesims zu bezeichnen, aufsitzt. Die Giebelfront des zwei getrennte Doppelfenster tragenden Zwerchhauses steigt an ihren Kanten schwungvoll auf und wird auf jeder Seite in doppelter Höhe der Fenster von einem Kapitell abgeschlossen, auf dessen Höhe eine Elle weiter nach innen ein zweites Kapitell sitzt. Darauf ruht jeweils ein kleinerer, aber ebenso ornamentierter Rundbogen. Von diesen beiden Rundbögen steigt der abschließende Giebelteil, kunstvoll nach Außen geschwungen und mittig mit einem über dem schließenden Rundbogen sitzenden Türmchen dekoriert ab. Ein blindes, rundes Oberlicht ist zentral platziert. Diese Giebelfront erinnert in ihrer schwungvollen Ausführung an einen Volutengiebel der Renaissance, weist aber auch, bedenkt man die Architekten, möglicherweise auf den herannahenden Jugendstil hin. Über den beiden äußeren Achsen schließen jeweils doppelfensterige Dachgauben ab, denen im darüber liegenden Dachbereich zwei weitere übergesetzt sind. Scheinbar das Ergebnis eines neuzeitlichen Ausbaues der Dachwohnungen. Ein in gekonnt einfacher, aber in Bezug auf den Zwerchgiebel schöpferisch frei interpretierter Formensprache der ausgehenden Renaissance als Beitrag zum (Neo-) Historismus aufgezogenes Torfahrthaus. (Baujahr: 1899; Bauplanung/Ausführung: Franz Sales Kuhn. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.)
Erhaltungszustand: Gut

Urheber*in: Kuhn, Franz Sales / Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank | Digitalisierung: Pietschmann, Dieter-Robert

Attribution - ShareAlike 4.0 International

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Location
Heidelberg
Collection
Städte und Dörfer
Material/Technique
Werkstein; Mauern; Steinmetz
Inscription/Labeling
Inschrift: "Friedr. Krämer - Dachdeckungs- u. Blitzableitungsgeschäft" (Am Übergang des Erdgeschosses in das erste Obergeschoß.)

Related object and literature

Classification
Haus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
Subject (what)
Architektur
Gurtgesims
Bauinschrift
Pilaster
Zwerchhaus
Giebel
Dachgaupe
Konsole
Blende
Ornament

Event
Herstellung
(who)
(when)
1899

Sponsorship
Pietschmann, Dieter-Robert
Last update
05.03.2025, 4:25 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Gebäude

Associated

Time of origin

  • 1899

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