Bestand
Studienfonds Münster, Universität / Akademie, Münster (Bestand)
Form und Inhalt: Am 14.
August 1771 stellte Fürstbischof Maximilian Friedrich von
Königsegg-Rothenfels die Fundationsurkunde für die
Universität Münster aus. Nach langwierigen Verhandlungen
bestätigen Papst Clemens XIV. und Kaiser Joseph II. diese
Stiftungsurkunde am 28. Mai bzw. 8. Oktober 1773.
Die Gehälter für zunächst 21 Professoren und die
Sachausgaben der Universität sollten aus dem Vermögen des
aufgehobenen Damenstiftes Liebfrauen/Überwasser zu Münster
und dem Vermögen der säkularisierten Jesuitenniederlassungen
im Fürstbistum Münster (Jesuitenkolleg Münster,
Jesuitenkolleg Coesfeld und Tertiat auf Haus Geist bei Oelde)
finanziert werden, für deren Verwaltung die Universitäts- und
die Exjesuitenkommission - seit 1803 zur Studienkommission
vereinigt - eingerichtet wurden.
Die
Eröffnung der Universität fand am 16. April 1780 statt. Zu
diesem Zeitpunkt lief der Lehrbetrieb in den Fakultäten für
Theologie, Jura und Philosophie bereits. Mit der Berufung von
vier Medizinprofessoren 1783 ff. und der Errichtung der
Medizinischen Fakultät im Jahre 1795 fand der Ausbau der
Universität gemäß den Plänen des Ministers und Generalvikars
Franz von Fürstenberg (seit 1780 auch Vizekanzler der
Universität) seinen Abschluß.
Mit der
Machtübernahme der Preußen im Sommer 1802 setzten
Auseinandersetzungen um den konfessionell-katholischen
Charakter der Universität ein.
Nach der
Eingliederung des Münsterlandes in das Großherzogtum Berg im
Mai 1808 wurde die Universität Münster zur bergischen
Landesuniversität. Die Fonds der aufgehobenen Akademien zu
Herborn, Hadamar, Düsseldorf, Emmerich, Steinfurt und Lingen
wurden zu ihrem Unterhalt mitherangezogen. Die Universität
erhielt einen konfessionell simultanen Charakter und wurde
mit getrennten Fakultäten für evangelische und katholische
Theologie ausgestattet. Sie nahm in der Woche nach Ostern
1809 den Lehrbetrieb auf, war aber personell nicht besser
ausgestattet als im Jahr 1802.
Der
Status als bergische Landesuniversität ging bereits im
nächsten Jahr wieder verloren. Durch Dekret Kaiser Napoleons
vom 26. Dezember 1810 wurden weite Teile Norddeutschlands -
und damit auch das Münsterland - mit dem Kaiserreich
Frankreich vereinigt. Eine Neuorganisation der Universität
wurde durch die politische Entwicklung überflüssig; denn Ende
1813 ging Münster erneut an Preußen über.
König Friedrich Wilhelm III. sagte seinen Untertanen im
neuerworbenen Rheinland im April 1815 die Einrichtung einer
rheinischen Universität zu. Im Mai 1818 waren die
Standortfrage - Köln oder Bonn standen zur Debatte- und die
Konzeption der neuen Universität geklärt. Friedrich Wilhelm
III. erließ am 18. Oktober 1818 die offizielle
Stiftungsurkunde für die Universität Bonn. Am selben Tag
ordnete er die Schließung der Universitäten Duisburg,
Paderborn und Münster an. In Münster wurde künftig durch die
bisherige Theologische Fakultät ein
theologisch-wissenschaftlicher und durch die bisherige
Philosophische Fakultät ein darauf vorbereitender
philosophischer und allgemein-wissenschaftlicher Kursus für
zukünftige Geistliche der Diözese Münster angeboten.
Am 18. März 1821 wurde die Chirurgische Lehranstalt
begründet, an der Chirurgen für die westlichen Provinzen
Preußens ausgebildet wurden.
1832 genehmigte der
König die Statuten der "Theologischen und philosophischen
Lehranstalt", und die Umbenennung zur "Akademie"
erfolgte.
Ab 1845 regten sich Wünsche zur
Wiedereinrichtung einer Voll-Universität in Münster. Aber
erst mit der Schaffung einer rechts- und
staatswissenschaftlichen Fakultät (Beschluß des
Abgeordnetenhauses vom 11. März 1902) wurde die Akademie
wieder in die Reihen der Universitäten aufgenommen. Die
feierliche Einweihung fand am 25. Oktober 1902 statt. Die
Verleihung des heute noch gültigen Namens "Westfälische
Wilhelms-Universität erfolgte durch Kabinettsordre vom 22.
August 1907 durch Kaiser Wilhelm II.
Bei dem im vorliegenden Repertorium verzeichneten
Teilbestand des "Studienfonds Münster" handelt es sich um
Akten, die den Teilbeständen "Überwasser", "Jesuitenkolleg
Münster" (früher fälschlich als "Gymnasium Münster"
bezeichnet) und "Neuere Registratur" entnommen wurden und den
Lehrbetrieb der Universität im weitesten Sinne betreffen. Es
handelt sich um einen Mischbestand, der Akten der
Provenienzen
Universitäts-/Exjesuiten-/Studienkommission/Studienfonds,
preußischer und großherzoglich bergischer Übergangsbehörden,
des ab 1819/1825 für die Verwaltung des Studienfonds
zuständigen Konsitoriums/Provinzialschulkollegiums aber auch
universitärer Gremien /z. B. Kurator, Dekan) enthält. Die
jeweilige Provenienz ist in der rechten Spalte des Findbuchs
vermerkt. Bei Akten aus der Registratur des Studienfonds bzw.
seiner Vorgänger wurde auf die Herkunftsangabe
verzichtet.
Akten zur Geschichte der
Universität befinden sich ferner in den Beständen
"Fürstbistum Münster, Kabinettsregistratur" und
"Oberpräsidium" (Band 8: Wissenschaft und Kunst) und im
Universitätsarchiv, Steinfurter Straße 107, 4400
Münster).
Angelegenheit der
Universitätsprofessoren s. a. Abschn. "Paulinum" im
Teilbestand "Jesuitenkolleg Münster.
Münster, im Juni 1988
Ursula Schnorbus
Benutzte Literatur:
Alwin
Hanschmidt, Die erste münstersche Universität 1772/80 - 1818.
Vorgeschichte, Gründung und Grundzüge ihrer Struktur und
Entwicklung. In: Die Universität Münster 1780 - 1980.
Herausgeg. von Heinz Dollinger. Münster 1980.
Wilhelm Kohl, Die Bemühungen um den Ausbau
der Theologisch-Philosophischen Akademie zu Münster im 19.
Jahrhundert. In: Die Universität Münster 1780 - 1980.
Herausgeg. von Heinz Dollinger. Münster 1980.
- Reference number of holding
-
B 151 UA B 151
- Extent
-
11268 Akten, Findbücher B 151.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.2. Westfälische Fürstbistümer (B) >> 1.2.1. Fürstbistum Münster >> 1.2.1.3. Studienfonds und Missionen >> Studienfonds Münster >> Studienfonds Münster / Akten
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23.06.2025, 8:11 AM CEST
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Object type
- Bestand