Bestand
Studienfonds Münster, Neuere Registratur (Bestand)
Form und Inhalt: V o r
b e m e r k u n g
Am 28. Mai 1773
wurde durch eine Bulle Papst Clemens XIV. die Aufhebung des
adligen Damenstifts Liebfrauen / Überwasser verfügt. Mit dem
Vermögen des Stifts sollte die neugegründete Universität
Münster ausgestattet werden. Die Vermögensverwaltung des
”Universitätsfonds“ übertrug Bischof Maximilian Friedrich von
Münster am 10. Dez. 1775 an die ”Universitätskommission“. Als
Mitglieder berief er den Domdechanten Franz Anton Arnold von
Landsberg, den Domkapitular, Geh. Rat und
Hofkammerpräsidenten Clemens August von Korff gen. Schmising,
den Domkapitular, Geh. Konferenzrat und Generalvikar Franz
Friedrich Wilhelm von Fürstenberg, den Domkapitular Ernst
Konstanz von Droste zu Hülshoff und den Geistl. Geh. Rat,
Offizial und Generalvikariatsverwalter Tautphaeus.
Am 21. Juli 1773 wurde der Jesuitenorden
aufgehoben. Das Vermögen des Ordens im Fürstbistum Münster
wurde zum ”Exjesuiten-“ oder ”Gymnasialfonds“ zusammengefaßt
und von der ”Exjesuitenkommission“ verwaltet. Zu ihren
Mitgliedern wurden am 16. Sept. 1773 ernannt: der
Domkapitular, Geh. Rat und Hofkammerpräsident von Landsberg,
der Generalvikariatsverwalter Tautphaeus und der Advocatus
patriae und Hofrat Wenner.
Von den
Einkünften wurden die Unterhaltskosten der Gymnasien in
Coesfeld, Meppen und Münster, die Ausgaben für
seelsorgerische Verpflichtungen und die Pensionen der ehem.
Jesuiten, die nicht im Schul-, Universitäts- oder Pfarrdienst
(weiter)beschäftigt werden konnten, bestritten. Überschüssige
Einnahmen wurden zur Deckung von Ausgaben der theologischen
und der philosophischen Fakultät verwandt.
Nach der Aufhebung des Fürstbistums Münster und der
Besitznahme durch Preußen ordnete die münstersche
Spezialorganisationskommission am 1. April 1803 die
Zusammenlegung von Universitäts- und Exjesuitenkommission zur
”Studienkommission“ an. Die Fonds dagegen blieben strikt
getrennt. Seit 1. Dez. 1803 beaufsichtigte die neugegründete
Kriegs- und Domänenkammer Münster die Kommission.
Die einschneidendste Maßnahme während der
Übergangszeit erfolgte 1811, als Napoleon per Dekret vom 8.
Nov. die Vereinigung des Universitäts- mit dem Staatsvermögen
befahl und die Vermögensverwaltung der Domänenverwaltung
übertrug. Die jährlichen Einkünfte betrugen zu dieser Zeit
ungefähr 30.000 Reichstaler, die zu einem Drittel vom
Universitäts-, zu zwei Dritteln vom Exjesuitenfonds
erwirtschaftet wurden.
Nach dem
Zusammenbruch der französischen Herrschaft hat der preußische
Zivilgouverneur Ludwig Vincke am 18. Nov. 1813 die
Einverleibung des Universitäts- in das Staatsvermögen wieder
rückgängig gemacht, und die Domänendirektion in Dortmund zur
Rückgabe ”aller Güter, Renten, Zinsen und sonstigen
Einkünfte“ in die Verfügungsgewalt der Studienkommission
angewiesen.
Es gab also wieder ein
selbstständiges Universitätsvermögen, als die Universität
Münster durch Kabinettsorder vom 18. Okt. 1818 aufgehoben
wurde. Die Einkünfte der ehem. philosophischen und der
theologischen Fakultät wurden für die Durchführung von
theologisch- und allgemein-wissenschaftlichen Kursen für den
Priesternachwuchs der Diözese Münster und die Erweiterung des
Gymnasiums Paulinum um eine Klasse verwandt. Die Einkünfte
der juristischen und der medizinischen Fakultät sollten “zum
Besten des Unterrichtswesens im Lande oder der Stadt Münster
disponiert werden.“
Durch Reskript des
Ministeriums der geistlichen -, Unterrichts- und
Medizinalangelegenheiten vom 12. März 1819 wurde die
Verwaltung des jetzt ”Studienfonds“ genannten Vermögens dem
Konsistorium in Münster, der Kirchen- und
Schulverwaltungsbehörde für die Provinz Westfalen,
übertragen. Die Verfügung vom 1. April 1819, mit der
Oberpräsident Vincke das Konsistorium über die ministeriellen
Entscheidungen, bes. die Abweichung von der Dienstinstruktion
vom 23. Okt. 1817, die eine gemeinsame Verwaltung des
Studienfonds durch Regierung und Konsistorium vorsah,
informierte, enthielt die Anordnung, ab 1820 die Einnahmen
und Ausgaben beider in dem ”Münsterschen Studienfonds“
vereinigten Vermögensmassen in einem Hauptetat und fünf
Spezialetats nachzuweisen.
1825 wurde
die gemeinsame Verwaltung von Kirchen- und
Schulangelegenheiten durch das Konsistorium getrennt und
letztere dem neueingerichteten Provinzialschulkollegium in
Münster übertragen. Folgerichtig übernahm es auch die
Aufsicht über den Studienfonds.
Heute
ist der Studienfonds ein staatlich verwaltetes Vermögen, das
aufgrund seiner Entstehung und seiner Zweckbestimmung
Stiftungscharakter hat. Im Haushaltsplan des Landes
Nordrhein-Westfalen wird er als ”Sondervermögen ohne
Rechtspersönlichkeit“, das der alleinigen Verfügung des
Staates unterliegt, geführt und seit 1951 vom
Regierungspräsidenten in Münster durch das
Studienfondsrentamt, Alter Steinweg 22/24 verwaltet
file://fn@01 .
In dem vorliegenden
Repertorium zum Teilbestand ”Neuere Registratur“ sind die
Akten folgender Provenienzen zusammen gefaßt:
··Akten des Stifts Überwasser und der
Jesuitenniederlassungen, sofern
sie erheblich über
das Jahr 1819 hinaus weitergeführt wurden
··Akten
der Universitätskommission
·Akten der
Exjesuitenkommission
·Akten der
Studienkommission
·Akten des Studienfonds
·Akten der Aufsichtsbehörden, überwiegend des
Provinzialschulkollegiums,
aber auch des
Konsistoriums und der Regierung Münster,
wobei es häufig zur Doppelüberlieferung gekommen ist.
Nachträgliche Kassation war aber nicht erwünscht.
Die Registraturschicht bis ca 1820 gelangte
1892 in das Staatsarchiv. Die jüngeren Akten sind 1946 und
1966 abgegeben worden (Zgg 2/46 und 44/66). Die letzte Abgabe
mit Laufzeiten bis ca 1970 erfolgte im April 1997 (Zgg
29/97). Die Akten sind zu bestellen: ”Studienfonds Münster
Nr. ...“.
Münster, im Aug. 1998
(Schnorbus)
- Reference number of holding
-
B 151 NR B 151
- Extent
-
11268 Akten, Findbücher B 151.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.2. Westfälische Fürstbistümer (B) >> 1.2.1. Fürstbistum Münster >> 1.2.1.3. Studienfonds und Missionen >> Studienfonds Münster >> Studienfonds Münster / Akten
- Other object pages
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-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
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Object type
- Bestand