Bestand
ASA Externa, Anglicana (England) (Bestand)
Erschließungszustand, Umfang: Datenbank (2007)
8 lfm
Vorwort: Die Akten dieses Teilbestandes beginnen zeitlich mit Privilegienabschriften vom Jahr 1237 an, in einem Buch zusammengestellt vom Sekretär der Stadt Antwerpen im Jahr 1577. Die Aktenstücke selbst beginnen zeitlich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mit Privilegien in Frankreich aus dem Jahr 1392 in deutscher Übersetzung aus dem Jahr 1604 (Nr. 2), ansonsten jedoch, wie bei den meisten anderen Teilbeständen der Externa-Akten im frühen 15. Jahrhundert, hier mit dem Jahr 1428. Die Anglicana erwecken daher besonderes Interesse, weil sie unter anderem die Akten des hansischen Kontors in London, des sogenannten Stalhofs, bis zu seinem Verkauf in den Jahren 1853/54 mit enthalten. Diese umfassen ebenfalls ältere Schriftstücke aus den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts, die von den Älterleuten des Kontors stammen. Dazu gehören auch quasi Personalakten der Stalhofmeister, die einigermaßen vollständig von der Zeit Moritz Zimmermanns an (1590) erhalten sind. Sie enthalten auch den 13 Konvolute umfassenden Prozeß der Hansestädte gegen die Erben des Stalhofmeisters Jacob Jacobsen aus den Jahren 1657-1748 (Nr. 536-551) um die Übergabe des Stalhofs, der in zweiter Instanz vor dem Oberhaus geführt wurde. Die Stalhofmeister dürfen auch darum besondere Aufmerksamkeit erwecken, da aus ihnen die ersten diplomatischen Vertreter als Generalkonsuln bzw. Agenten Lübecks und der Hansestädte in England hervorgingen, eine Funktion, die erst so recht deutlich wird vom Beginn des 19. Jahrhunderts an, als die Verwaltung des Stalhofs beim Tod von Henry Heymann auf Patrick Colquhoun (vgl. Nr. 572, 1813-1814). Patrick Colquhoun wurde gleichzeitig 1814 auch zum Generalkonsul ernannt (vgl. Nr. 290, 1814-1821). Vom Jahr 1818 an ging die Funktion des Stalhofmeisters und Generalkonsuls auf den Sohn Patricks, James Colquhoun, über, der die Interessenvertretung Lübecks und der Hansestädte in London bis 1855 versah und in mancher außenpolitischen Mission prägend mitgestaltete. Daher ist, sobald es verzeichnet sein wird, für manchen Gegenstand historischer Betrachtung deren ebenfalls in Lübeck vorhandenes Konsulatsarchiv heranzuziehen. Hieran anknüpfend wirft der Bestand ein Licht auf die weltweiten Handelsverbindungen Lübecks und der Hansestädte Bremen und Hamburg zumindest des 19. Jahrhunderts, da in vielen Hafenstädten des Empire außerhalb Europas, z.B. Kapstadt, Calcutta, Hongkong, Sidney, Neuseeland, Konsulate und Vizekonsulate eingerichtet wurden und bis ca. 1869 bestanden. Korrespondierend hierzu sind die Teilbestände der "Hanseatica" mit z.T. Generalakten sowie deren Urkundenabteilung und "Übersee" heranzuziehen.
Der von der kriegsbedingten Auslagerung zurückgekehrte Teilbestand wurde von 1991 an mehrfach, anfangs von wissenschaftlich ausgebildeten Historikern, verzeichnet. Die von ihnen verwendeten Klassifizierungen mußten später revidiert werden, da sie Verwaltungsgrenzen moderner Staaten zugrunde legten. Der Archivbestand muß jedoch den historischen Verwaltungsgrenzen Rechnung tragen. Daher wurden die neu gebildeten Länderbetreffe Australien, Indien, Irland, Südafrika usw. aufgelöst und historisch richtig wieder zu England bzw. Großbritannien vereinigt, wo sie geschichtlich auch hingehören.
Der zurückgekehrte Teilbestand wurde vor allem auf Vollständigkeit überprüft. Dazu wurden besonders die früheren Verzeichnungen von Johann Carl Hinrich Dreyer (1723-1802) sowie Eduard Balthasar Winckler (1800-1871) herangezogen. Dabei kann festgestellt werden, daß bei der Verzeichnung Dreyers Lücken vor allem für die großbritannischen Ministerresidenten im Niedersächsischen Kreis auftreten. Von den 29 Faszikeln sind lediglich sechs als hierher gehörig erkannt und identifiziert worden. Diese Lücken mögen besonders schmerzen, da sie recht früh, mit einem Kreditiv für Peter Which aus dem Jahr 1678, beginnen, was fehlt. Auch Dreyers Akten über die Verwaltung des Stalhofs sind zur Zeit noch lückenhaft, da die Konvolute V, VI und VIII-XI fehlen bzw. nicht als solche identifiziert worden sind. Die von Winckler verzeichneten Stücke sind in einer sehr hohen Vollständigkeit wieder aufgetaucht, so daß insgesamt keine zehn Faszikel fehlen dürften.
Um der wissenschaftlichen Forschung zuzuarbeiten, wurden auch hier Akten des 15. und frühen 16. Jahrhunderts so verzeichnet, daß die darin befindlichen Einzelstücke durchnumeriert und nach Absender, Empfänger und Datum kenntlich gemacht worden sind. Dort wo das Stück bereits ediert ist, was meist schon durch Bleistiftnotiz zu erkennen war, wurde lediglich der Editionsvermerk zusammen mit dem Datum aufgenommen. Der Index wurde wie gewohnt so überarbeitet, daß bei Personen gleich lautenden Namens Prüfungen zur Identität stattfanden und dann die verschiedenen, oft nacheinander innegehabten Funktionen zusammengefaßt erscheinen.
März 2007, Ulrich Simon
- Bestandssignatur
-
01.1-03.02
- Kontext
-
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 01 Regierung und Volksvertretung bis 1937 >> 01.1 Altes Senatsarchiv (ASA)
- Bestandslaufzeit
-
1237-1900
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
30.06.2025, 10:12 MESZ
Datenpartner
Archiv der Hansestadt Lübeck. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1237-1900