Bestand

ASA Externa, Danica (Dänemark, auch: Kontor zu Bergen) (Bestand)

Erschließungszustand, Umfang: Datenbank (2007)
12 lfm

Vorwort: Der Teilbestand beginnt mit einer Urkunde aus dem Jahr 1361 (Nr.2), der Aktenbestand mit Verhandlungen über Privilegien und Handelsfreiheiten in Dänemark mit dem Jahr 1404 (Nr. 3) bzw. über den Krieg Erichs X. gegen die Grafen von Holstein um das Herzogtum Schleswig 1417-1435 (Nr. 130 ff.), und damit im Vergleich etwas früher als mit anderen europäischen Staaten. Dies ist auch der historischen Bedeutung des Königreichs Dänemark für Lübeck und die wendischen Hansestädte angemessen. Denn Lübecks erste große Expansion geht auf König Waldemar II. zurück, der von 1202-1227 Lübecks Stadtherr gewesen war und die Ostsee zu seinem "Mare nostro" erhob, an dessen Gestaden Lübecker Fernkaufleute sich in dieser Zeit überall niederließen und für die Zukunft mit ihrem Stadtrecht und ihrer Verknüpfung familiärer und wirtschaftlicher Beziehungen fest etablierten.

Dänemark vereinigte spätestens seit der Kalmarer Union von 1392 auch das Königreich Norwegen und das Königreich Schweden in Personalunion. Schweden löste sich daraus unter Gustav Wasa in den Jahren 1521 ff. heraus, Norwegen erst 1818. Das bedeutet, daß die Handelsplätze der hansischen Kaufleute Gotland mit Wisby als dem Zentrum der Gotländischen Genossenschaft, deren Tradition Ende des 13. Jahrhunderts auf Lübeck überging, Schonen mit Falsterbo und Skanör und seinen bedeutenden Heringsfangplätzen sowie die Deutsche Brücke im norwegischen Bergen als hansisches Kontor über eine lange Zeit zur Krone Dänemark gehörten. Die Leitung des Bergener Kontors lag meist in Lübecker Hand, speziell in Händen des Kollegiums der Lübecker Bergenfahrer. Anders als beim hansischen Kontor in London, dem Stalhof, haben sich über die Verwaltung des Kontors in Bergen durch Älterleute, Achtzehner, Kaufmannsrat und Sekretär nicht deren eigene Schriftstücke erhalten, sondern nur die entsprechenden Lübecker Senatsakten. Die Überlieferung der Kontorsverwaltung befindet sich im Bestand der Lübecker Bergenfahrer (vgl. Findbuch 9, 2002). Lübeck besaß Rechte bei der Besetzung der Prediger- und Pfarrstellen im Kontor, wo drei deutsche geistliche Institutionen existierten, nämlich die Marienkirche, die Martinikirche und das St. Katharinen-Armenhaus. Dazu kommt, daß das Lübecker Kollegium der Schonenfahrer in Malmö (Ellbogen) und Ystad Eigentum besaß, wozu auch ein eigenes Gestühl in der dortigen Kirche gehörte. Außerdem gab es mit den Alborgfahrern zeitweise ein eigenes Lübecker Fernkaufleutekollegium, das später in dasjenige der Schonenfahrer integriert worden ist. Von ihm hat sich ein Amtsbuch erhalten (Bestand Schonenfahrer Nr. 1150), und über den Handel mit Alborg existieren im vorliegenden Bestand Senatsakten unter den Nummern 695-703. Zwangsläufig ergaben sich also Berührungspunkte mit den lokalen Verwaltungsträgern, aber auch mit der Regierung und mit den geistlichen Funktionsträgern.

Über die Aufsicht des Senats über die Kollegien der Lübecker Großkaufleute haben sich spezielle Akten erhalten. Für die Schonenfahrer, Gewandschneider und Krämer wurde hierfür ein eigener Betreff bei den Senatsakten über die Inneren Angelegenheiten Lübecks geschaffen (für die Brauer ist dies der Betreff "Brauwerk" bei den Senatsakten "Interna"). Für die Bergenfahrer ist hierfür sowohl der Betreff Stockfischhandel als auch der vorliegende Bestand heranzuziehen. Schon Johann Carl Hinrich Dreyer verzeichnete insgesamt fünf Akten über die Ältermannschaft des Lübecker Bergenfahrer-Kollegiums (hier unter den Nummern 511 ff.). Auch die nur zeitweise bestehende Lübecker Kompanie der Islandfahrer, die sich hauptsächlich mit Walfang beschäftigte und zusätzlich die Orkney- und Shetland-Inseln sowie die Faröer befuhr, wird hier beleuchtet (vgl. bes. Nr. 364, aber auch 476-482), wobei allerdings die von Dreyer verzeichneten Akten selbst - er gibt die Jahre 1443, 1481, 1534 und 1556 als jeweiligeLaufzeiten an - zu fehlen scheinen. Vor allem im 18. Jahrhundert führten die drei Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg das Direktorium am Bergener Kontor. Hierüber hat sich eine Reihe von Korrespondenzakten erhalten. Genauso lassen sich die Kollegien der dortigen Bergenfahrer sowie derjenigen Stralsunds hier belegen.

Der von kriegsbedingter Auslagerung und Rückführung betroffene Bestand wurde von Johann Carl Hinrich Dreyer (1723-1802) sowie Eduard Balthasar Winckler (1800-1871) erstmals verzeichnet. Die entsprechenden Stücke sind in relativ großer Vollständigkeit wieder zurückgekehrt. Dies gilt wohl nicht für die von Dreyer angelegte Abteilung "dänische Städte" wo er Alborg, Arhus, Assens, Kalundborg, Kolding, Korsoer, Helsingör, Horssens, Kjöge, Lemkenhagen, Lüdershafen, Nakskov, "Nestede, Ronneby, Ruden, Upslo (?) und Westware" nennt. Hierbei handelt es sich vermutlich sachlich um private Rechtshilfeersuchen. Es verwundert, daß bei Dreyer kein Betreff für Kopenhagen gebildet wurde. Wie die Abteilung ursprünglich aussah, ist fraglich. In keinem Fall tauchte eine Beschriftung eines Aktenstücks auf, das auf eine Zugehörigkeit zu dieser Dreyerschen Unterabteilung hingedeutet hätte.So fehlen Arhus, Kolding, Korsoer, Horssens, Kjöge, Lemkenhafen, Lüdershafen, Nakskov, Nestede. Ronneby, Ruden, Upslo und Westware völlig, dafür aber wurden Akten den Städten Trondheim, Bohus, Kopenhagen, Kristiana (Oslo), Maribo, Middelfahrt, Rodby, Rönne, Sasköping und Sonderburg zugeordnet, die aber auch keinesfalls zu Dreyers Abteilung "Städte" gehört haben dürften.

Sofern ein von Dreyer oder Winckler verzeichnetes Aktenstück nicht von der Auslagerung zurückgekehrt ist, wurde der Titel zwar aufgenommen, es erscheint jedoch unterhalb des Signaturfeldes der Vermerk "fehlt". Damit wird dem Benutzer der Informationsgehalt der früheren Verzeichnung nicht vorenthalten. Andererseits muß das alte Findbuch nicht zusätzlich zur vorliegenden Neuverzeichnung kurrent bleiben.

Für die älteren Akten des vorliegenden Bestandes hauptsächlich des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, gilt ebenso wie für vergleichbare Akten über Außenbeziehungen, daß die schon edierten Stücke innerhalb einer Akte mit Datum und Editionsvermerk kenntlich gemacht worden sind. Für die nicht edierten älteren Stücke gilt das Verzeichnungsprinzip für Einzelschreiben: Aussteller an Empfänger plus Datum. Die Einzelstücke innerhalb einer älteren Akte sind durchnumeriert. Der Index verweist nur auf die laufende Nummer der Akte, nicht des Einzelstücks. Der Index versucht, hauptsächlich bei Personen, Zusammengehöriges zusammenzufassen, d.h. Personen mit mehreren Funktionen nicht mehrfach, sondern als eine Person auszuwerfen. Dieser Versuch muß jedoch nicht weiter gehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen standhalten.

März 2007
Ulrich Simon

Bestandssignatur
01.1-03.07

Kontext
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 01 Regierung und Volksvertretung bis 1937 >> 01.1 Altes Senatsarchiv (ASA)

Bestandslaufzeit
1250-1882

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Letzte Aktualisierung
30.06.2025, 10:12 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1250-1882

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