Archivale

Inquisition (= Verhör) über Thomas Zeib und seine Hausfrau Magdalena Zeib. In Gegenwart der Herren Commissarii

Regest: 1. Zeugin: Anna Maria, Ludwig Gröningers Hausfrau.
Sie könne nicht genau sagen, wie alt sie sei. Ungefähr vor 8 oder 9 Jahren habe sie nach ihrer Hochzeit eine Kuh gekauft um 26 fl, welche sie 20 Wochen lang unter die Herde trieb. Schliesslich sei die Kuh ganz blind worden, so dass der Hirt sie nicht mehr austreiben konnte, Sie behielt sie dann 3 Tag zu Haus. Da die Kuh auch die Milch verlor und im Maul gelähmt wurde, dass sie keinen Bissen mehr essen konnte und weil sie keine Besserung spürte, habe sie den Schäferle von Hausen holen lassen, der dann in den Stall kam und sagte, dieser Kuh könne er nimmer helfen, es sei zu lang angestanden. Wenn sie wissen wolle, wer es getan, so wolle er es innerhalb einer Viertelstund sagen. Die Zeugin werde sie mit Augen sehen, wie sie dann sich einstellen werde. Diese solle sie 3mal um Gottes willen bitten. Eine Viertelstund hernach sei die Madlena Zeib gekommen und habe kein einzig Wort geredet. Auf die Bitte der Zeugin, der Kuh zu helfen, sei die Zeibin in die Küche der Zeugin gegangen, habe Heublumen gesotten und sie der Kuh übergeschlagen (= damit einen Umschlag gemacht). In der folgenden Nacht um 1 Uhr sei die Kuh gefallen, habe einen Wehtag bekommen (= sei krank geworden), dass man sie abmetzgen musste. Zeugin habe am Morgen hernach der Madlena ins Gesicht gesagt, sie habe sie um ihre Kuh gebracht. Darauf habe die Madlena gesagt, sie wolle die Zeugin um ihr Hab und Gut anklagen. Das habe sie aber unterlassen. Zeugin fürchtete, sie könnte etwa Schaden von ihr leiden müssen, und daher dem Herrn Bürgermeister Lumpp den Verlauf erzählt. Der habe gesagt, sie solle der Madlena sagen, sie solle nachschlagen lassen (wohl: in der Kanzlei), so werde sie finden, dass sie unter den angegebenen Hexen begriffen (= enthalten) sei. Dies habe sie ihr durch jemand sagen lassen und seither Ruh und Frieden vor ihr gehabt. Bei all diesem Verlauf seien gewesen Herr Marx Werenwag selig, der Zeugin Schwester Catharina, Johann Reicharts Hausfrau, der Zeugin Mutter Agatha, Witib des Jerg Werenwag selig.

2. Zeugin: Agnes, Hausfrau des Simon Neumayer, sagt, sie sei 37 Jahr alt. Ungefähr vor 4, 5 oder 6 Jahren habe sie ihrem Schwein, welches sehr gross war, zu essen gegeben. Thomas Zeib sei dazu gekommen und habe die Sau auf den Hintern geschlagen. Die Sau sei in derselben Stund ganz lahm worden und habe sich am nächsten Morgen gar nicht mehr geregt. Die Zeugin sei zu den Herren Fleischschätzern gegangen und habe um die Freibank angehalten. Die Sau wurde von dem Metzger Jacob Eysele gemetzget. Dieser habe der Zeugin gezeigt, dass 5 Finger-Mäler auf dem Hintern waren, welche durch den dicken Speck auf das Fleisch hineingingen und ziemlich schwarz aussahen. Wie der Thomas die Sau anrührte, habe er gesagt: "Hui ume! Gottes Sakrament, was ist das für eine fette Sau!" Das Schmalz habe nicht gestehen (= fest werden) wollen. Sei gewesen wie Wasser, und sie hab's nicht verkaufen können.
Ungefähr vor 10 Jahren sei der Mann der Zeugin nach Kirchheim gegangen, um Ader zu lassen. Das wusste und sah die Madlena und begehrte, man solle ihr ein Bad machen. Zeugin habe es nicht gern getan, weil sie wusste, dass nichts Gutes an ihr sei. Die Madlena habe selbst nach dem Kessel gesehen und weil sie sah, dass noch Wasser vorhanden, habe sie gesagt, das sei eine schöne Nachbarin, möge ihr kein Bad anmachen und habe noch soviel Wasser. Zeugin habe geantwortet, sie habe nicht gesehen, ob's noch warm sei. Sie habe dann ein Bad gemacht. Ungefähr um 8 Uhr seien die Madlena und ihr Mann gekommen, haben sich in den Zuber gesetzt, gleich von Teufelswerk zu reden angefangen, auch die Zeugin gefragt, was es für gut Geschrei gebe. Zeugin antwortete, sie wisse nichts. Madlena habe gesagt, man sage, der Teufel habe seine Weiber ausbezahlt, sei mit 1000 fl nicht ausgekommen. Die Zeugin solle raten, was jeder [zuteil] geworden sei. Sie habe ganz erschrocken geantwortet: "Behüt uns Gott! Wer wollte mir das sagen." Die Madlena fuhr fort, es seien einer nur 3 Pfennig worden, und der Teufel habe doch bei weitem nicht auszahlen können. Zeugin habe darauf gesagt: "Behüt uns Gott! Seid ihr denn auch dabei gewesen." Madlena antwortete: "Ei Narr, man sagt's. Ich sage nicht, dass ich dabei gewesen sei." Welche von dem Teufel den Lohn nicht bekamen, die haben ihn überwältigt und an einen Baum gebunden. Da sei ein Bauer gekommen, welcher ihn hätte ablösen sollen. Weil er es aber nicht tun wollte, habe ihn der Teufel gebannt (= ihm bei Strafe geboten), dass er ihn habe losmachen müssen. Doch sei ihm nichts geschehen. - Nach solchem Gespräch haben sie der fleischlichen Wollust miteinander gepflogen und seien bis um 11 Uhr beieinander in dem Bad gesessen. Nachdem sie heimgegangen, sei ein abscheulich Getös und Gerumpel von Katzen gewesen, dass die Zeugin jeden Augenblick meinte, die Bühne falle oben herab. Da sei es der Zeugin sehr angst und bang worden. Sie wäre auch zum Laden hinausgesprungen, wenn sie nur hätte vom Bett aufstehen können. Sie habe diesen Verlauf den Leuten erzählt, was die Madlena erfuhr und ihr sehr drohte, wenn sie aus dem Kindbett gehen werde, wolle sie die Zeugin an das Halseisen bringen. Es sei ihr aber nichts geschehen und zwar darum, weil sie der Madlena auf Anbefehlen der Frau Bürgermeister Lumpp sagen liess, sie solle nur zu ihr kommen und sehen, wo ihr Name stehe. Diese Post habe die Frau des Michael Stal der Madlena hinterbracht. Darauf sei die Zeugin in Frieden gelassen worden.

1660 Juni 12, Dienstag
In Gegenwart der Herren Commissarii.

Magdalena, Hausfrau des Thomas Zeib, ist gütlich angehört worden. Sie sagt aus, sie sei 64 oder 65 Jahr alt. Sie habe viel bei ihrem alten Breg ausgestanden, von dem sie den Hexennamen bekommen habe. Wenn sie nur krumm über den Weg gegangen sie, so habe er gesagt: "Du Hex, du Unholdin!" Das haben die Leut gehört und nachher ausgegeben, sie gehöre zu dergleichen Leuten. -
In Konfrontierung mit Anna Maria Gröninger sagt die Madlena ... (wegen teilweise verschwundenen oder verwischten Textes unverständlich).
Mit dem Schultheiss Neher habe sie 2 Jahr lang, als ihr Matthäus Breg noch lebte und des Schultheissen Gretha auch noch lebte, die Ehe gebrochen, einmal sei es in ihrem Haus, einmal in seinem Haus und dann auf dem Feld im Irtenbach geschehen. Allein ihr Matthäus sei ihr 6 Jahr lang nicht an die Seite gekommen.
Wenn sie etwas von des Teufels Ausbezahlung geredet habe, so habe sie es nur von den Badweibern gehört.
Ebenso auf dem Turm in Konfrontierung mit der Zeibin.
Der Urbele sagt der Madlena ohne Scheu in das Angesicht, dass sie draussen auf der Riethwiese mitgewesen. Die Madlena leugnet's. Ferner sagt er, der alt Spitalmeister Johann Fasnacht sei auch dabei und mit ihr gewesen. Er sagt, die Kindtsvatterin sei vielmal dabei gewesen, wenn er ausfuhr, sie mög's jetzt leugnen oder nicht.
Hans Ulrich Fasnacht ist konfrontiert worden mit der Madlena und sagt, er habe die Madlena auf dem Galgenbergle gesehen. Sie leugnet's. Ferner sagt er, sie habe getanzt. Er wisse nicht, mit wem. Sie habe schwarze Kleider angehabt, sei nicht gekleidet gewesen wie jetzt.
Am gleichen Tag auf dem neuen Tor.
In Anwesenheit der Commissarii.
Sie wurde in der Güte gefragt, sagte aber immer, sie wisse nichts vom bösen Geist.
Die Madlena ist mit des Schradens Belle (Barbara Schradin) konfrontiert worden. Diese sagte der Madlena ins Gesicht, sie sei einmal mit ihr ausgefahren auf Holenbronn. Die Madlena leugnet's und sagt, es müsse der böse Feind in ihrer Gestalt gewesen sein.
Sie könne nicht anders sagen, als dass der Breg sie etlichmal barfuss und als sie nur ein Pelzle über sich hatte, aus dem Haus trieb. Sie sei dann da und dorthin in einen Winkel geschlüpft. Besonders aber sei sie zwischen der hinteren Scheuer des Breg und dem Haus des Jerg Helb selig in dem Winkel gesteckt, habe weder hinter sich noch vor sich ... (?). Dann habe etwas sie über sich gezogen und hinüber geholfen. Sie meine, es werde ein Geist gewesen sein. Etlichmal sei etwas in die Kammer des Breg zu ihr gekommen. Es sei in die Kammer hineingegangen wie ein Mensch und habe sie auf das Bett gedrückt. 3mal sei es zur Kammer hineingegangen wie ein Weibsbild. Das habe schliesslich gesagt, sie soll sich von dem Breg nicht so plagen lassen, sondern ihres Willens leben. In dem Beischlaf sei es nicht gewesen wie ein Mann, sondern es sei kalt gewesen. Sie habe dem bösen Feind die Hand gegeben.
Auf Befragen, ob sie sein sein (= ihm gehören) wolle, habe sie gesagt: Ja. Dann habe er gesagt, er heisse Thoma. Darum habe sie ihren Thomas genommen. Vor 33 oder 34 Jahren sei dies geschehen. Der Teufel habe sie getauft und gesagt: "Ich taufe dich in des Teufels Namen auf den Namen Anna." Sie habe dem bösen Feind Blut aus ihrem rechten Fuss gelassen. Der habe in ihrem Namen geschrieben, dass sie den Gott der hl. Dreifaltigkeit verleugnet habe. Dies alles sei in Bregs Haus oben in der Kammer geschehen. Der Teufel habe ihr eine grüne Salbe in einem hölzernen Büchsle gegeben, welches sie über die Mauer hinaus in den Graben geworfen habe, wie man angefangen habe, die Hexenleute vorzusuchen.
Pulver habe er ihr auch in einem Brieflein (= zusammengefalteten Papier) gegeben. Es habe wie Asche ausgesehen. Er habe befohlen, es den Leuten zu essen und zu trinken zu geben. Das Pulver habe sie in den Graben geworfen. Ihrem eigenen Ross, einem alten Braunen, habe sie vergeben (= Gift gegeben). Das Pulver habe sie unter das Futter gegeben. Dabei sei ihm die Milz aufgeloffen (= geschwollen). Des Bräuningers (?) Kuh habe sie nur angehaucht. Dabei habe sie das Pulver im Mund gehabt.

1660 Juni 13
Auf dem Turm.
Sie sagt in Güte, ihre Tochter Elisabetha, 20jährig, habe sich mit einem Lederbereiter, Hans Jerg Heberer, von Bretten gebürtig, ledigen Standes, versprochen gehabt. Die Abred sei im Beisein des Herrn D. Baur selig, Herrn Fintzlens (?), des Bruders der Verhafteten, Hans Martins geschehen. Nach dem wirklichen Verspruch habe sie mit ihrem Tochtermann 2mal Blutschande getrieben. Solang es geschah, habe sie keine gute Stund mehr gehabt, sondern Gott immer um Verzeihung gebeten. Es sei damals eine so elende Zeit gewesen, dass man nicht Hochzeit halten konnte. Der Kerle sei ein Jahr lang mit in den Krieg gezogen. Die Tochter sei unterdessen gestorben.
Vor 20 Jahren habe sie ihrem eigenen Füllen von dem Pulver unter das Futter getan, wovon es starb. Denn obwohl sie das Füllen dem Meister (= Kleemeister, Abdecker) Hans gab, habe er es doch nicht davon gebracht.
Dem Kind des Netz, eines armen Taglöhners, habe sie vor 5 oder 6 Jahren in Mehl etlich Pulver eingegeben, wovon es 1/4 Jahr hernach starb ...
Wenn sie an einen Ort gehe, wo man ... (?), so hebe sie ihre Händ auf und bitte Gott um Verzeihung.
Eben jetzt sei eine Henn, welche ihr und der Hausmutter gehöre, lahm und könne fast nimmer gehen. Der habe sie Brot und etwas von dem Pulver darauf hingestreut. Das sei im Frühling geschehen.
Des Besslens Tochtermann habe sie ein Stechkälble (= zum Schlachten bestimmtes K.) angegriffen und ihm vor 7 Jahren von dem Pulver hingeworfen und zwar auf den Rücken. Davon sei es nicht gestorben, weil es der Tochtermann metzgete. Sie habe selbst um 1 fl Fleisch davon genommen.
Wie der Urbele und sein Bub sei sie ausgefahren bei Eningen auf das Rangelbergle vor etlichen Wochen. Des Buben Buhl (= Geliebte) sei das Maidle der Maria Kindtsvatter gewesen. Mit dem Urbele habe eine getanzt wie die Maria Kindtsvatter.
Sie, Madlena, sei wirklich mit dem ganzen Leib ausgefahren auf einer Gabel, welche sie erst am vergangenen Sonntag verbrannt haben werde. Zum Laden hinaus sei sie gefahren. Der Teufel habe sie das Ausfahren zu Lebzeiten ihres Mannes Breg gelehrt. Sie sei einmal auf die Riethwiese und einmal auf Holenbron gefahren.
Zu Kirchentellinsfurt sei sie nach dem Krieg bei Koch-Hans (Hans Koch) gewesen, dessen 4-jährigen Knaben habe sie Gesälz auf einem Brot gegeben, wovon er eine Zeit hernach starb. In dem Gesälz sei von des Teufels Pulver gewesen.
Des Schradens Belle sei vor 3 oder 3 1/2 Jahren mit hinaus auf die Riethwiese bei Holenbron gefahren.
Nach geschehenem Binden und geringem Aufziehen sagt sie, sie habe niemand gekannt als den Urbele, die Kindtsvatterin, des Urbeles Buben, der Kindtsvatterin Maidle und die Schäfferin, welche miteinander auf der Riethwiese waren.
Als sie an einem Fieber krank lag und nichts mehr zum besten hatte (= und es ihr nicht mehr gut ging), habe sie ihre Sachen aufgeladen und in das Schweizerland geführt. Wie sie vor Engen, wo sie starken roten Wein getrunken hatte, hinauskam, habe der Salomon Bihler, Wirt zum Pflug hier, welcher ihr nachgeloffen, sie niedergerissen. Da habe sie seinem Willen folgen müssen. Der habe sie nach der Tat zur Gevatterin zu 11 oder 12 Kindern gebeten. Mit dem Eckert selig habe sie auch Ehebruch getrieben.
Sie ist wieder gebunden und etwas über sich gezogen worden. Des Beren-Marxen Tochter Agatlens Kind habe sie vergeben, ehe sie nach Walddorf zog. Sie habe das Kind nur angehaucht und ein wenig Pulver im Mund gehabt. Dem Ulrich Fasnacht habe sie in ihrem Haus vor 24 Jahren das Mannrecht (= die männliche Potenz) genommen, indem sie ihm an dem Tisch mit den Händen, worin sie Pulver und Salben hatte, daran griff. Dagegen habe er sie auch gestossen und angerührt. In den Bädern und von Mannen, welche helfen und enthelfen (= von etwas helfen) können, sei ihm wieder geholfen worden. Man habe geargwöhnt, als wenn sie geholfen hätte. Niemand aber habe es sie recht zeihen können.
Mein (! wessen?) unschuldiges Kind habe sie, als sie meine Frau im Kindbett besuchte, angehaucht und von dem Pulver im Mund gehabt ...
Sie möge nicht mehr leben, wolle das heil. Abendmahl nehmen und willig sterben, bitte nur um ein gnädig Urteil.

1660 Juni 14 auf dem unteren Tor.
In Gegenwart der Commissarii.

Bei der Besiebung (= Überführung durch 7 Aussagen, die des Klägers und die von 6 Zeugen). Wenn sie etwas Unrechtes der Hexerei wegen von ihrem Mann wisse, solle Gott sie in die ewige Seligkeit nicht aufnehmen.
Sie sei recht wirklich mit dem ganzen Leib ausgefahren, habe erst am vergangenen Sonntag die Ofengabel verbrannt.
Die 1. Nacht, als sie in das Gefängnis kam, habe sie dem bösen Geist abgesagt. Der böse Geist sei mit Brausen und Gestank von ihr gewichen. Man esse und trinke, aber doch sei kein Brot und Salz bei der Mahlzeit. Der Teufel sitze in einem Sessel oder Stuhl wie ein Potentat, sehe wie ein Mannsbild aus und wie wenn er eine Krone aufhätte.

1660, Juni 18, Montag
Auf dem neuen Tor.
In Anwesenheit der Commissarii.

In der Güte sagt sie, es sei alles wahr, was sie vorher gütlich und peinlich bekannt habe.
Dem Maidle des Koch Hans (Hans Koch) habe sie vor 13 Jahren Fleisch auf einem Teller und von dem Pulver dazu gegeben. Das Maidle habe das Teller fleissig abgeleckt und das Pulver mit eingegessen. Sie kommte dem Maidle nicht mehr helfen. Der Haubensackh in Gönningen konnte ihr helfen.
Das Maidle im Siechenhaus sei krank gewesen, wie es hinunterkam.
Dem Maidle der Bape (= Barbara) Deinlen habe sie in Knöpflen von dem Pulver gegeben. Das sei erst im Sommer geschehen.
Des Herrn Grieningers Margretle habe sie vor 3 Jahren einen Platz (= Kuchen) und darin von dem Pulver gegeben, wovon er gleich krank wurde und endlich starb.
Als vor 5 oder 6 Jahren etliche ehrliche Herrn beieinander sassen, habe sie unter anderem Essen 2 Tauben aufgesetzt und in die Brühe von dem Pulver getan. Von den Tauben habe Herr Schultheiss Kegel gegessen und sei davon krank geworden.
Mit dem Ulrich Fasnacht habe sie in ihrem eigenen Haus, ehe ihr Matthäus krank wurde, die Ehe 2 oder 3mal gebrochen. Es sei immer in ihrem Haus gewesen. Er habe sich verhalten, als wenn er in das Haus gehörte. Damals sei der Ulrich noch ledig, sie aber ein jung starkes Weib gewesen. Welches gut Essen und Trinken hatte. Der Ehemann sei ihr 6 Jahr lang nie an die Seite gekommen.
Wenn ihr Thoma ein solcher Mann sei, so sei er es ihr unwissend (= ohne ihr Wissen). Sie habe ihm durch den Golle entboten, er solle fliehen, wenn er dergleichen Leut sei (= zu solchen Leuten gehöre). Wenn er dazu gehöre, so solle man ihm sein Recht tun.

1660 Juni 22, Freitag
In Gegenwart der Herren Commissarii.

Sie sagt in der Güte, mit den 3 Männern habe sie Ehebruch getrieben. Aber von dem Teufel habe sie nie etwas gesehen, wisse auch von einem Vergeben (= Vergiften) nicht im geringsten etwas. Würde der Ulrich Fasnacht dafür (= darauf) schwören, so würde er falsch schwören. Sie fürchte nur, seine Kinder möchten zuschanden werden.
Mit der Salbe und dem Pulver habe sie ihm, wie sie meine, sein Mannrecht genommen.
Daß sie alles wieder leugne, geschehe deshalb, weil ihr berichtet wurde, die Marie habe herausgeschrien, sie sei ein fromm Mensch und werde daher wieder aus dem Turm gelassen. Da habe sie gehofft, wenn sie alles wieder leugne, so werde sie los werden ...

1660, Juli 4, Mittwoch
In Gegenwart der Herren Commissarii.

Sie sagt in der Güte, sie bitte nur um Gnade ...
Dem Töchterlein des Herrn Dr. Baur selig habe sie nichts gegeben. Sie bekennt gütlich, ihr Thoma sei auch mit auf die Riethwiese gefahren ... Sie wisse von keinem Schaden, den der Thoma an Menschen oder Vieh getan habe, als an der Sau, wie man sage.

1660 Juli 11, Mittwoch
(Text völlig verwischt).

1660 Juli 30, Montag
In Anwesenheit der Commissarii.

In aedibus meis (= in meinem Hause).
Maria Sommer sagt, sie sei schon ungefähr 40 Jahr alt oder noch älter. Vor 2 Jahren sei der Thoma Zeib zu der damals kranken Zeugin gekommen und habe gesagt, sie solle zu seiner Madlena gehen. Das habe sie getan. Die Madlena habe eine Krautwurst von dem Ofen herabgelangt und gesagt, Zeugin solle sie essen. Sie habe es nicht getan, weil ihr nicht wohl war, sondern die Wurst genommen und bis zum Morgen aufbewahrt. Als sie sie am Morgen essen wollte, sei sie ganz schwarz gewesen. Daher habe sie sie ins Wasser hinausgetragen. Die Madlena habe diese Wurst gemacht. Sie habe aber von dem Ding nichts gesagt, bis die Madlena tot gewesen sei. Ob der Thoma um die Wurst gewusst habe, könne die Zeugin in Wahrheitsgrund nicht sagen. Wenn man ihr das Leben nehmen sollte, sie könnte nichts Ungleiches (= Ungünstiges) von dem Thoma sagen.
Erst vor 2 Tagen sei wieder eine Henn plötzlich gestorben, wie denn von Weihennachten bisher wohl 6 Hennen gestorben seien. Niemand habe wissen können, woher die Krankheiten kommen.

1660 August 1, Mittwoch
Es ist berichtet worden, wie übel Thoma Zeib sich befinde und eine Materie wie Gift von ihm gehe. Daher verfügten die Herren Commissarii sich zu ihm und trafen ihn so übel disponiert an, dass sie gar nichts Gutes argumentieren (= Beweise erheben?) konnten, da der Thoma Zeib sich gar kläglich anstellte und nichts mehr als den Atem und auf der linken Seite einen Schmerz empfand. Dabei aber sagte er, er fürchte, seine Madlena möchte ihm eine Letze (= Abschiedsgeschenk) gelassen haben, wie sie ihm am Pfingstmontag eine Roswurst (= Blutwurst) gegeben habe, welche er auch ass und befand sich darauf übel. Die Madlena habe eigentlich (= genau) gewusst, wann man sie beilangen (= verhaften) werde, und daher gesagt, was man ihr für Bett auf den Turm schaffen solle. Den Breg habe sie immer verflucht und 1 1/2 Stund vor der Verhaftung gesagt, wenn sie nur seine Beiner hätte und sich an denselben rächen könnte, Seine Arznei, welche er jetzt gebrauche, habe er von dem Nachrichter, sonst nirgends her. Es sei ihm ein Kräuterwein verordnet worden, von weichem er trinke.
Wenn ein frömmerer Mann der Hexerei halben (= bezüglich der H.) in Reutlingen sei als er, so wolle er ungerecht sein. Er habe ein gut Gewissen, welches von aller Hurerei und Unreinigkeit befreit sei. Wenn er mehr als einmal mit seinem Weib zu Kirchheim (Kirchentellinsfurt) auf der Kirchweih gewesen sei, so wolle er, dass er uns nimmer sehen sollte. Er habe sein Leben lang niemand eine Sau angegriffen. Wenn er das getan hätte, so wäre es genug (= viel). Bei der Sau sei er gewesen. Allein er habe sie nicht angerührt. Die Baderin selbst habe sie ihm gewiesen.
Gott strafe ihn, er wisse von keinem Ausfahren etwas.

Reference number
A 2 f (Hexenprozesse) Nr. A 2 f (Hexenprozesse) Nr. 7806
Extent
22 S.
Formal description
Beschreibstoff: Pap.
Further information
Genetisches Stadium: Or.

Context
Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 23-25) >> Bd. 23 Hexenprozesse
Holding
A 2 f (Hexenprozesse) Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 23-25)

Date of creation
1660 Juni 8 ff.

Other object pages
Last update
20.03.2025, 11:14 AM CET

Data provider

This object is provided by:
Stadtarchiv Reutlingen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Archivale

Time of origin

  • 1660 Juni 8 ff.

Other Objects (12)