Bestand
Vormals österreichische Landesteile in Württemberg I (Zentralbehörden) (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält 1808 - 1809 im Stuttgarter Staatsarchiv eingekommende Archivalien der vorderösterreichischen Regierung betr. vor allem Hohenberg mit den Unterabteilungen:
A. Allgemeines (1295-1805)
B. Rottenburger Urfehden (1560-1706)
C. Erblehenreverse (1512)
D. Dienst- und Bestallungsbriefe (1415-1649)
E. Pfandbriefe (1312-1747)
F. Kirchliches, Allgemeines und einzelne Orte (1286-1803)
G. Schwabenbücher betr. Hohenberg (1523-1661)
H. Bühl (1373-1761)
J. Ehingen, Schelklingen, Berg (1329-1800)
K. Schramberg (1514-1729)
Durch R. Krauß um 1907 eingefügte Archivalien des Oberamts Rottenburg wurden von E. Stemmler 1948 ff. wieder herausgelöst und zu B 40 genommen; auch bei der Provenienzbereinigung von 1992 kamen zahlreiche Schriftstücke nach B 40 und in andere Bestände. Zur Neuverzeichnung wurde der Bestand 1988 neu durchgezählt. Wie B 23 enthält er zahlreiche Vorakten der Innsbrucker Kanzleien.
Die Hohenberg betreffenden Schwabenbücher wurden 1999 im Rahmen des Beständeausgleichs zwischen den baden-württembergischen Staatsarchiven an das GLAK übergeben. Weitere Archivalien über Hohenberg in B 37a-B 39a, B 40-43, B 52, B 62.
1. Vorbemerkung: Die Titelaufnahmen des vorliegenden Repertoriums entstanden im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Inventarisierungsprojektes, das die Zusammenführung aller in deutschen Staatsarchiven verwahrten Akten und Amtsbücher der für die ehemals österreichischen Vorlande zuständigen Zentralbehörden in Innsbruck, Ensisheim, Freiburg und Konstanz anstrebt. Das bedeutet, dass Urkunden, Druckschriften und Karten, soweit sie nicht Beilagen von Aktenbüscheln, sondern eigenständige Archivaleinheiten sind, sowie alle Akten und Amtsbücher unter- bzw. lokalbehördlicher Provenienz nicht berücksichtigt worden sind. Zu den Einzelheiten dieses Verzeichnungsprojekts und zu den Grundsätzen der Verzeichnung siehe die Einleitung zum Repertorium des Bestands B 17. Im vorliegenden Fall wurde daher nur ein knappes Drittel des Bestands (94 von 305 Büscheln) in die Neuverzeichnung einbezogen, da ein großer Teil des Bestands aus Urkunden und Archivalien nicht zentralbehördlicher Provenienz besteht (siehe die folgende Bestandsgeschichte). Kriterium für eine Urkunde war dabei die Besiegelung, bzw. bei Kopien der Siegelbefehl bzw. die LS.-Angabe.
2. Zur Geschichte des Bestandes: Nach dem im Preßburger Frieden 1805 besiegelten Ende der staatlichen Existenz Vorderösterreichs wurden in den beiden Folgejahren in Konstanz und Günzburg die Akten, Amtsbücher und Urkunden aus der Registratur der ehemaligen vorländischen Regierung und Kammer durch die Beauftragten der "Nachfolgestaaten" Baden, Bayern und Württemberg nach dem damals geltenden Grundsatz der Ortspertinenz verteilt (vgl. Einleitung B 17 und Stemmler, Archivalien). Der solcherart nicht aufteilbare Rest wurde als gemeinschaftlich deklariert, jedoch wenig später mehr oder weniger willkürlich von Bayern und Württemberg übernommen. Der größte Teil des Württemberg zugesprochenen Materials gelangte für vierzig Jahre in das in den Räumen der ehemaligen Benediktinerabtei Wiblingen eingerichtete Depot. 1846 wurden diese Archivalien nach Stuttgart überführt und durch den Archivkommissär Schloßstein neu geordnet. Sie sind heute in der Beständegruppe B 17, B 33 - B 63a zusammengefasst. Das aus der Konstanzer Verteilungsmasse stammende, Württemberg zugesprochene Material (28 Kisten) wurde dagegen direkt nach Stuttgart versandt und verschiedenen Ministerien und Behörden zu Informationszwecken, teilweise wohl auch zur Weiterführung übergeben. Auch von dem nach Wiblingen überführten Schriftgut aus der Günzburger Verteilungsmasse wurden bereits 1808/1809 und 1825 insgesamt nochmals 28 Kisten, vier an das Staatsarchiv, die übrigen 24 an verschiedene Behörden und Ministerien (allein 11 Kisten vorderösterreichischer Buchhaltereiakten gingen an die Oberfinanzkammer) nach Stuttgart abgegeben. Wohl wurden schon 1820, dann zwischen 1846 und 1849 aus den Ministerien des Inneren und der Finanzen einige Archivalien vorderösterreichischer Provenienz dem Staatsarchiv übergeben; gemäß Schloßstein handelte es sich aber hierbei nur noch "um einen unbedeutenden Theil dessen, was im Jahre 1806 ... von Constanz nach Stuttgart kam". Über den Verbleib der von Wiblingen aus nach Stuttgart abgegebenen Archivalien macht Schloßstein überhaupt keine Angaben. Da die königlichen Behörden, wie verschiedentlich bezeugt (vgl. Schneider, Staatsarchiv, S. 18), kaum Verständnis für die historische Bedeutung und auch Erhaltungswürdigkeit der für die laufenden Geschäfte nicht unmittelbar notwendigen Altakten aufbrachten, liegt die Vermutung nahe, dass auf ihre Veranlassung hin umfangreiche Kassationen vorgenommen oder nicht mehr benötigtes Schriftgut an Antiquare oder Altpapierhändler verkauft wurde. Der Bestand B 19 geht nun in seinem Grundstock auf die Ablieferung des Jahres 1808 von Günzburg an das Staatsarchiv zurück, die wiederum in erster Linie die 1789 an die vorderösterreichische Regierung in Freiburg übergebenen "Archivalurkunden" aus dem oberösterreichischen Schatzarchiv in Innsbruck umfassen. Dabei waren offenbar auch Unterlagen, die ursprünglich im Kameralschatzarchiv lagen. Hinzu kommen Stücke, die 1809 aus Wiblingen bereits an das Staatsarchiv nach Stuttgart übergeben wurden - so etwa ein Teil der sogenannten "Schwabenbücher" (siehe dazu Abschnitt 2 dieses Repertoriums). Aus diesen Archivalien fertigte Carl Friedrich Pfaff dann ein Repertorium "Vorderösterreichische Landesteile", dessen erster Teil Hohenberg betraf, - denen aber auch die Ehingen, Schelklingen und Berg sowie Rottweil und Schramberg betreffenden Akten angegliedert wurden. Zu diesem Bestand kamen während des gesamten 19. Jahrhunderts unter Pertinenzgesichtspunkten weitere Archivalien - zunächst aus der 1813 erfolgten Ablieferung von "Hohenbergischen Dokumenten" aus Wiblingen, dann aus den Aussonderungen Lotters in Wiblingen 1828, ferner aus den von Konstanz an württembergische Behörden übersandten Archivalien, etwa aus dem Kameralamt Rottenburg; schließlich kamen auch Hohenberg betreffende Unterlagen bischöflich-konstanzischer Behörden, die 1885 aus den Akten des katholischen Kirchenrats ausgesondert wurden, und einige Ankäufe dazu.
Der Bestand wurde als "Auslesebestand" betrachtet im Sinne des 19. Jahrhunderts; er enthielt daher Unterlagen, die sich auf die Erwerbung, Behauptung oder Administration von Ländereien, Herrschaften, Gerechtigkeiten, Privilegien und Befugnissen in den ehemaligen Vorlanden durch Österreich beziehen, Material also, mit dessen Hilfe Württemberg sich einen brauchbaren Überblick überdies durch den Preßburger Friedensschluss erworbenen Besitztitel in den ehemals österreichischen, nunmehr württembergischen Herrschaften verschaffen wollte. Er sollte dabei auch hohenbergische Ämterrechnungen, frühe Urbare Einkünfteverzeichnisse, Amtsinstruktionen und Eidesformeln höherer Beamter, Städte- und Ortschaftenverzeichnisse, Grenz- und Landesbeschreibungen, Inventare, Visitationsprotokolle, Zeugenverhöre zur Feststellung landesherrlicher Gerechtsame, ausgewählte Lehensakten, Huldigungsinstrumente, landesfürstliche Reskripte und Mandate, Pfandschaftsakten u.a. enthalten, darüber hinaus aber auch anderes als interessant eingestuftes Material wie Akten über ein Feuersteinvorkommen bei Ehingen oder die Beschreibung eines in derselben Gegend gelegenen Heilbades. 1907 kamen umfangreiche weitere Dokumente hinzu, meist aus dem Kameralamt Rottenburg, aber auch aus anderen württembergischen Behörden, so daß Rudolf Krauss ein neues Repertorium erstellte, das allerdings gegenüber dem Repertorium von Pfaff keine inhaltlich erweiterten Titelaufnahmen enthielt. Auch in der Folgezeit legte - vor allem K.O. Müller - weitere Unterlagen, meist nochmals Vorakten aus württembergischen Behördenregistraturen ausgesondert, dazu, etwa die, auch publizierten, ältesten Hohenberger Rechnungen, ferner wurden einzelne Bände sowie bandähnliche Aufzeichnungen (Einkunftsverzeichnisse u.ä.) zum Lagerbuchselekt gezogen (vor allem Bestand H 162). Die als eindeutig aus der Registratur des Oberamts Rottenburg stammend erkannten Archivalien (Aktenzeichen des späten 18. Jahrhunderts!) wurden nach 1948 von Eugen Stemmler aus dem Bestand wieder herausgezogen und - vorläufig unverzeichnet - dem neu gebildeten Bestand B 40 zugewiesen. Die Neuverzeichnung der Archivalien im Rahmen des DFG-Projekts (siehe Abschnitt 1) versuchte nun die Herkunft der Archivalien möglichst genau zu benennen. Folgende Provenienzen wurden unterschieden: 1) Schatzarchiv Innsbruck (Registraturzeichen: lädl) 2) Kameralschatzarchiv Innsbruck (Registraturzeichen: lad) Beide Provenienzen enthalten sowohl ursprüngliche Unterlagen aus Innsbrucker Zentralbehörden, als auch in Rottenburg selbst entstandenen Stücken. In manchen Fällen gelang eine zusätzlicheZuweisung, zu dieser Provenienz durch Vergleich mit dem Verzeichnis der 1789 abgelieferten Archivalien (HStAS E 61, Bü 546 II). Provenienz Schatzarchiv / Kameralschatzarchiv wird also grundsätzlich als zentralbehördlich betrachtet. 3) (Schatzarchiv Innsbruck): Unterlagen, deren Herkunft nicht bekannt ist, die aber aus inhaltlichen Gründen wahrscheinlich vor dort stammen 4) Innsbruck, Zentralbehörden: Alle Unterlagen, die zwar von Pfaff 1809 erfaßt wurden, deren Herkunft aber nicht weiter zurückverfolgt werden kann, ferner Unterlagen, die im Pfaffschen Repertorium nachgetragen und vermutlich aus Nachfolgebehörden stammen 5) vö. Regierung und Kammer Generell gilt, dass bei Stücken, die keinerlei Herkunft erkennen lassen, insbesondere auch wenn die Zentral- oder mittel-, bzw. unterbehördliche Herkunft unklar war, nach inhaltlichen Kriterien entschieden werden musste. Erschlossene Provenienz wird in eckigen Klammern gesetzt. Bei der Laufzeit von Rechnungen wird zwischen der Entstehungszeit und der Abrechnungsperiode unterschieden.
Die Neuaufnahmen der Archivalieneinheiten wurden in der Regel von Dr. Peter Steuer im Rahmen des DFG-Verzeichnungsprogrammes 1991 vorgenommen, eine erste Überarbeitung, erfolgte noch im selben Jahr durch Dr. Konrad Krimm; die abschließende Überarbeitung, bei der zahlreiche aufgenommene Stücke wieder entfielen, andere wieder neu hinzukamen sowie die Einleitung weitgehend neu geschrieben werden musste, nahm Dr. Bernhard Theil 1996 vor. Stuttgart, im April 1996 Bernhard Theil
3. Literatur: Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803 bzw. 1806-1810 (B-Bestände); Reichs- und Kreisinstitutionen vor 1806 (C-Bestände). Bearbeitet von Margaretha Bull-Reichenmiller (=Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 34. Stuttgart 1976. Jaroschka, Walter: Das Schicksal der Archivbestände Vorderösterreichs und ihre Überlieferung in Bayern; in: Maier, Hans und Press, Volker (Hg.): Vorderösterreich in der frühen Neuzeit. Sigmaringen 1989, S. 395 ff. Müller, Karl Otto, Quellen zur Verwaltung- und Wirtschaftsgeschichte der Grafschaft Hohenberg 1 (Württembergische Geschichtsquellen 24) Stuttgart 1953 Ottnad, Bernd: Geschichte und Dokumentationswert der "Schwabenbücher"; in: Zeitschrift für württemberg. Landesgeschichte 26/1967, S. 48-61. Schneider, Eugen: Zur Geschichte des württembergischen Staatsarchivs; in: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 12/1903, S. 1-22. Stemmler, Eugen: Vorderösterreichische Archivalien in den Staatsarchiven; in: Archivalische Zeitschrift 68/1972, S. 60-66.
Kreiszugehörigkeiten (Autokennzeichen):
AN Ansbach
BL Zollernalbkreis
FDS Freudenstadt
FR Breisgau-Hochschwarzwald
GP Göppingen
GZ Günzburg
KN Konstanz
OG Ortenaukreis
RV Ravensburg
RW Rottweil
TÜ Tübingen
TUT Tuttlingen
UL Alb-Donau-Kreis
VS Schwarzwald-Baar-Kreis
WT Waldshut
Sonstige Abkürzungen:
D Druck
Dep Departement
Ehg. Erzherzog, Erzherzöge
Gf. Graf, Grafen
Hg. Herzog, Herzöge
Ks. Kaiser
Kl. Kloster
Kt. Kanton
oö. oberösterreichisch(e, er, es)
P Plan
s.d. sine dato (ohne Datum)
U Urkunde
vö. vorderösterreichisch(e, er, es)
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 19
- Umfang
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90 Büschel
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Vorderösterreich >> Verschiedene Vorderösterreichische Bestände >> Vormals österreichische Landesteile in Württemberg I
- Bestandslaufzeit
-
1394-1800
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1394-1800