Bestand

Inspektion der Luftschiffertruppen der Preußischen Armee (Bestand)

Geschichte des Bestandsbildners: Allgemein

Die Generalinspektionen waren oberste Waffenbehörden (leitende und aufsichtsführende Behörden), deren Aufgabe die fachtechnische Ausbildung und Weiterentwicklung der Streitkräfte war. An der Spitze dieser Immediatbehörden standen hohe Generale, die keine Kommandogewalt besaßen, aber in allen ihre Waffengattung betreffenden Angelegenheiten dem Monarchen Vortrag hielten und Vorschläge unterbreiteten. Ihnen unterstanden die Bildungsanstalten und Inspektionen ihres Fachbereichs, die ihrerseits für die zweckmäßige Organisation, Ausbildung und den Zustand ihrer Dienstzweige verantwortlich waren.

Generalinspektionen und Inspektionen erfuhren im Laufe der Zeit durch den technischen Fortschritt immer wieder Umstrukturierungen, wurden neu eingerichtet oder aufgelöst, weswegen auch inhaltliche Überschneidungen zwischen den einzelnen Beständen der Bestandsgruppe PH 9 möglich sind. Neben den preußischen Inspektionen bestanden auch in den übrigen Bundesstaaten Inspektionen. Zu den Inspektionen Preußens vor dem 1. Weltkrieg zählten (nach Cron):

- Generalinspektion der Kavallerie mit vier Kavallerie-Inspektionen,

- Generalinspektion der Fußartillerie mit drei Fußartillerieinspektionen,

- Generalinspektion der Ingenieur- und Pionier-Korps und der Festungen (mit vier Ingenieur-Inspektionen, vier Pionier-Inspektionen und dem Ingenieur-Komitee)

- Generalinspektion des Militärverkehrswesens (mit der Inspektion der Eisenbahnertruppen, der Inspektion der Feldtelegraphie (mit drei Inspektionen der Telegraphentruppen), der Inspektion der Militärluftfahrt und Kraftfahrwesens (mit Inspektion der Lufttruppen, Inspektion der Fliegertruppen und Kraftfahrbataillone),

- die Inspektion der Jäger und Schützen,

- die Inspektion des MG-Wesens,

- die Inspektion der Feldartillerie,

- die Inspektion des Festungsverkehrswesens,

- die Train-Inspektion.

Zur Behörde

Am 1. Apr. 1899 wurde die Inspektion der Verkehrstruppen gegründet. Die Einrichtung einer obersten Waffenbehörde der Verkehrstruppen hielt man damals für notwendig, weil man erkannt hatte, dass Leitung, Bewegung und Versorgung der immer stärker anwachsenden Heeresmassen in Verbindung mit allgemeinen technischen Fortschritt den Ausbau dieser Truppen erforderten. Der neugeschaffenen Behörde unterstand die Eisenbahn-Brigade, die Inspektion der Telegrafentruppen und die Luftschiffer-Abteilung, die bisher der Eisenbahn-Brigade zugeordnet war. Die Inspektion der Verkehrstruppen hatte die kriegsmäßige Ausbildung der Verkehrstruppen zu überwachen und deren Dienst und Personalangelegenheiten zu leiten.

Am 1. April 1901 wurde ihr die zur Entlastung der Truppen von bestimmten technischen Aufgaben neu eingerichtete Versuchsabteilung der Verkehrstruppen - sie ging aus der 1890 gegründeten Versuchtsabteilung der Eisenbahn-Brigade hervor - unterstellt. Ihre Aufgabe bestand darin, die technischen Angelegenheiten aller drei aller drei Truppengattungen in nach einheitlichen Gesichtspunkten zu bearbeiten. Dabei galt es, den Fortschritt der Technik zu verfolgen, Erfindungen und Steuerungen, die für militärische Zwecke verwertbar erschienen, zu erproben und technische Versuche anzustellen, soweit die kriegsmäßige Ausbildung der Verkehrstruppen dies erforderte.

Aufgrund des außerordentlich angewachsenen Arbeitsgebietes wurde die bisherige Inspektion der Verkehrstruppen am 1. Apr. 1911 zu einer General-Inspektion des Militär-Verkehrswesens erhoben. Ihr unterstanden die Eisenbahntruppen (1899 als Inspektion der Verkehrstruppen beim Gardekorps gegründet), die Inspektion der Feldtelegrafie (bestehend seit 1877) mit der 1. und 2. Inspektion der Telegraphentruppen und die zu diesem Zeitpunkt neu eingerichtete Inspektion des Militär-Luft- und Kraftfahrwesens (Iluk) mit den Luftschiffer-Bataillonen und dem Kraftfahr-Bataillon sowie der aus dem Fliegerkommando Döberitz hervorgegangenen und auszubauenden Lehr- und Versuchsanstalt für das Militär-Flugwesen („Provisorische Fliegerschule"), die sich schließlich zur Fliegertruppe erweitern sollte (1. Okt. 1912). Für den 1. Okt. 1913 wurde dann eine Inspektion der Fliegertruppen eingerichtet. Sie hatte die Oberaufsicht über vier preußische Flieger-Bataillone mit je drei Kompanien. Das 1. Bataillon war mit Stab und zwei Kompanien in Döberitz und einer Kompanie in Großenhain, das 2. Bataillon in Posen (Stab), Graudenz und Königsberg, das 3. Bataillon in Köln (Stab), Hannover und Darmstadt und das 4. Bataillon in Straßburg (Stab), Metz und Freiburg stationiert. Später wurde die Inspektion der Luftschiffertruppen (Iluft) geschaffen, die die Oberaufsicht über die Luftschiffer-Bataillone hatte.

1915 wurde ein Chef des Feldflugwesens ernannt, der u.a. die Aufsicht über die Inspektion der Luftschiffer- und der Fliegertruppen führte. Es handelte sich hierbei um Major von der Lieth-Thomsen und als dessen Stellvertreter als Stabsoffizier Major Siegert. Am 8. Okt. 1916 ging die Inspektion in den Zuständigkeitsbereich des neu benannten Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte über.

Bearbeitungshinweis: Der Bestand wurde im Januar 2011 retrokonvertiert bzw. neu verzeichnet und auf Vollständigkeit geprüft.

Bei den vorhandenen Stücken wurden Zugangsnummern und Altsignaturen der Akten erfasst. Einige der in der Bestandsgruppe PH 9 zu findenden Signaturen lassen sich wie folgt aufschlüsseln: Bei den Signaturen H01 bis H05 und L01 bis L07 handelt es sich um Altsignaturen aus dem Militärarchiv. I H, I L und I W verweisen auf Altsignaturen aus dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA). Ablichtungen von Befehlen aus Luftfahrtakten der Bayerischen Armee tragen die Signatur I L 41 (Kgl. Bayer. Inspektion des Ingenieurkorps), I L 42 (Kgl. Bayer. Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahrwesens) und I L 43 (Kgl. Bayer. Inspektion des Militär-Luftfahrwesens). Die letztgenannten Akten kamen Ende des 2. Weltkriegs nach England und wurden in den 1950er Jahren an das Militärgeschichtliche Forschungsamt zurückgegeben, wo sie die oben genannten Signaturen erhielten. Bei der Auflösung der Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes gelangten sie zunächst in das Militärarchiv und sind nach erfolgter Auswertung an die Abteilung Kriegsarchiv (Abt. IV) des Bayerischen Hauptstaatsarchivs in München abgegeben worden. Signaturen, die aus den Buchstaben „A" oder „E" sowie einer Nummer versehen sind, verweisen auf das Luftarchiv. Zugangsnummern sind mit dem Kürzel „Zg." (Nr. 4) ausgewiesen.

Bestandsbeschreibung: Von dem Bestand sind nur noch wenige Stücke erhalten. Der größte Teil wurde 1945 beim Brand des Heeresarchivs Potsdam vernichtet. Es ist davon auszugehen, dass auch teilweise Sammlungsgut für die Formierung des Bestandes herangezogen worden ist.

Inhaltliche Charakterisierung: Überliefert sind zwei Archivalienbände zur Ausrüstung der Feld-Luftschiffer-Abteilungen sowie eine Dienstanweisung für den bayerischen beauftragten Offizier bei der preußischen Inspektion der Luftschiffertruppen.

Erschließungszustand: Online-Findbuch

Vorarchivische Ordnung: Die Akten der Generalinspektionen und Inspektionen sind zusammen mit dem Schriftgut der ehemaligen Preußischen Armee durch Kriegseinwirkung 1945 im Heeresarchiv in Potsdam bis auf wenige erhaltene Aktenreste verbrannt. 1994 kamen zu den im Militärarchiv Freiburg überlieferten Restakten noch einige Unterlagen hinzu, die sich ursprünglich im Militärarchiv der ehemaligen DDR befanden. Unter der Signatur PHD 11 findet sich Überlieferung der Amtsdrucksachen zu dem vorliegenden Bestand.

Umfang, Erläuterung: 3 AE

Zitierweise: BArch PH 9-XIV/...

Reference number of holding
Bundesarchiv, BArch PH 9-XIV
Extent
4 Aufbewahrungseinheiten; 0,1 laufende Meter
Language of the material
deutsch

Context
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Preußische Armee 1867 bis 1918/1919 >> Generalinspektionen und Inspektionen
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PH 18 Einheiten der Luftschiffertruppe der Preußischen Armee

Nachlässe (N)

Militärgeschichtliche Sammlungen (MSg)

Akten

PH 2/185

PH 17-I/64

Amtliche Druckschriften: PHD 11 Generalinspektionen und Inspektionen

Literatur: Cron, Hermann, Die Organisation des deutschen Heeres im Weltkriege. Forschungen und Darstellungen aus dem Reichsarchiv, Heft 5, Berlin 1923.

Cron, Hermann, Geschichte des deutschen Heeres im Weltkrieg 1914-1918, Berlin 1937.

Das Königlich Preußische Kriegsministerium 1809-1909, hg. vom Kriegsministerium, Berlin 1909.

Die Militärluftfahrt bis zum Beginn des Weltkrieges 1914, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Frankfurt 1965-1966.

Frobenius, Hermann, Geschichte des preußischen Ingenieur- und Pionier-Korps von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Jahre 1866, Berlin 1906.

Jany, Curt, Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914, Vierter Band: Die Königlich Preußische Armee und das Deutsche Reichsheer 1807 bis 1914, zweite ergänzte Auflage, Osnabrück 1967.

Matuschka, Edgar Graf von, Organisationsgeschichte des Heeres 1890 bis 1918, in: Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, Bd. 3, Abschnitt V: Von der Entlassung Bismarcks bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1890-1918), hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, München 1983, S. 157-282.

Provenance
Inspektion der Luftschiffertruppen (I.d. Luftschiffertruppen), 1915-1918
Date of creation of holding
1915-1918

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Last update
16.01.2024, 8:43 AM CET

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  • Bestand

Associated

  • Inspektion der Luftschiffertruppen (I.d. Luftschiffertruppen), 1915-1918

Time of origin

  • 1915-1918

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