Bestand
Inspektion der Nachrichtentruppen der Preußischen Armee (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Allgemein
Die
Generalinspektionen waren oberste Waffenbehörden (leitende und
aufsichtsführende Behörden), deren Aufgabe die fachtechnische
Ausbildung und Weiterentwicklung der Streitkräfte war. An der
Spitze dieser Immediatbehörden standen hohe Generale, die keine
Kommandogewalt besaßen, aber in allen ihre Waffengattung
betreffenden Angelegenheiten dem Monarchen Vortrag hielten und
Vorschläge unterbreiteten. Ihnen unterstanden die Bildungsanstalten
und Inspektionen ihres Fachbereichs, die ihrerseits für die
zweckmäßige Organisation, Ausbildung und den Zustand ihrer
Dienstzweige verantwortlich waren.
Generalinspektionen und Inspektionen erfuhren im Laufe der
Zeit durch den technischen Fortschritt immer wieder
Umstrukturierungen, wurden neu eingerichtet oder aufgelöst,
weswegen auch inhaltliche Überschneidungen zwischen den einzelnen
Beständen der Bestandsgruppe PH 9 möglich sind. Neben den
preußischen Inspektionen bestanden auch in den übrigen
Bundesstaaten Inspektionen. Zu den Inspektionen Preußens vor dem 1.
Weltkrieg zählten (nach Cron):
-
Generalinspektion der Kavallerie mit vier
Kavallerie-Inspektionen,
- Generalinspektion
der Fußartillerie mit drei Fußartillerieinspektionen,
- Generalinspektion der Ingenieur- und
Pionier-Korps und der Festungen (mit vier Ingenieur-Inspektionen,
vier Pionier-Inspektionen und dem Ingenieur-Komitee)
- Generalinspektion des Militärverkehrswesens (mit
der Inspektion der Eisenbahnertruppen, der Inspektion der
Feldtelegraphie (mit drei Inspektionen der Telegraphentruppen), der
Inspektion der Militärluftfahrt und Kraftfahrwesens (mit Inspektion
der Lufttruppen, Inspektion der Fliegertruppen und
Kraftfahrbataillone),
- die Inspektion der
Jäger und Schützen,
- die Inspektion des
MG-Wesens,
- die Inspektion der
Feldartillerie,
- die Inspektion des
Festungsverkehrswesens,
- die
Train-Inspektion.
Zur Behörde
Die Inspektion der Militär-Telegraphie wurde am
30. Apr. 1877 errichtet, nachdem die Kriegstelegraphie seit 1854 in
der Entstehung war. Schon in den Kriegen von 1866 und 1870/71
spielten die Telegraphentruppen eine wichtige Rolle.
Am 1. Apr. 1899 wurde die Inspektion der
Verkehrstruppen gegründet. Die Einrichtung einer obersten
Waffenbehörde der Verkehrstruppen hielt man damals für notwendig,
weil man erkannt hatte, dass Leitung, Bewegung und Versorgung der
immer stärker anwachsenden Heeresmassen in Verbindung mit dem
allgemeinen technischen Fortschritt den Ausbau dieser Truppen
erforderten. Der neugeschaffenen Behörde unterstand die
Eisenbahn-Brigade, die Inspektion der Telegraphentruppen und die
Luftschiffer-Abteilung, die bisher der Eisenbahn-Brigade zugeordnet
war. 1899 erfolgte eine Trennung von den Pionieren und eine
gleichzeitige Unterteilung in drei Bataillone mit je drei
Kompanien. Diesen war eine Inspektion der Telegraphentruppe
übergeordnet, die sich wiederum in die Inspektion der
Verkehrstruppen eingliederte.
Die Inspektion
der Verkehrstruppen hatte die kriegsmäßige Ausbildung der
Verkehrstruppen zu überwachen und deren Dienst und
Personalangelegenheiten zu leiten.
Am 1.
Apr. 1901 wurde ihr die zur Entlastung der Truppen von bestimmten
technischen Aufgaben neu eingerichtete Versuchsabteilung der
Verkehrstruppen - sie ging aus der 1890 gegründeten
Versuchsabteilung der Eisenbahn-Brigade hervor - unterstellt. Ihre
Aufgabe bestand darin, die Versuche aller drei Truppengattungen in
technischen Angelegenheiten nach einheitlichen Gesichtspunkten zu
bearbeiten. Dabei galt es, den Fortschritt der Technik zu
verfolgen, Erfindungen und Steuerungen, die für militärische Zwecke
verwertbar erschienen, zu erproben und technische Versuche
anzustellen, soweit die kriegsmäßige Ausbildung der Verkehrstruppen
dies erforderte.
Aufgrund des
außerordentlich angewachsenen Arbeitsgebietes wurde die bisherige
Inspektion der Verkehrstruppen am 1. Apr. 1911 zu einer
General-Inspektion des Militär-Verkehrswesens erhoben. Ihr
unterstanden die Eisenbahntruppen (1899 als Inspektion der
Verkehrstruppen beim Gardekorps gegründet), die Inspektion der
Feldtelegraphie (bestehend seit 1877) mit der 1. und 2. Inspektion
der Telegraphentruppen und die zu diesem Zeitpunkt neu
eingerichtete Inspektion des Militär-Luft- und Kraftfahrwesens
(Iluk) mit den Luftschiffer-Bataillonen und dem Kraftfahr-Bataillon
sowie der aus dem Fliegerkommando Döberitz hervorgegangenen und
auszubauenden Lehr- und Versuchsanstalt für das Militär-Flugwesen
(„Provisorische Fliegerschule"), die sich schließlich (1. Okt.
1912) zur Fliegertruppe erweitern sollte. 1914 zählten drei
preußische Inspektionen mit 7 Bataillonen sowie acht
Festungs-Fernsprech-Kompanien zur Inspektion der
Feldtelegraphie.
Die große Zahl an
Kommunikationsmöglichkeiten führte zur Gründung der
Nachrichtentruppe 1917/1918, die außer den Fliegerfunkern alle
Nachrichtenmittel zusammenfasste. 1918 wurde die Inspektion der
Nachrichtentruppen von Generalmajor Friedrich geleitet. Die
Inspektion unterteilte sich wiederum in fünf
Abteilungen.
Bearbeitungshinweis: Der
Bestand wurde im Januar 2011 retrokonvertiert bzw. neu verzeichnet
und auf Vollständigkeit geprüft.
Bei den
vorhandenen Stücken wurden Zugangsnummern und Altsignaturen der
Akten erfasst. Einige der in der Bestandsgruppe PH 9 zu findenden
Signaturen lassen sich wie folgt aufschlüsseln: Bei den Signaturen
H01 bis H05 und L01 bis L07 handelt es sich um Altsignaturen aus
dem Militärarchiv. I H, I L und I W verweisen auf Altsignaturen aus
dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA). Ablichtungen von
Befehlen aus Luftfahrtakten der Bayerischen Armee tragen die
Signatur I L 41 (Kgl. Bayer. Inspektion des Ingenieurkorps), I L 42
(Kgl. Bayer. Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahrwesens)
und I L 43 (Kgl. Bayer. Inspektion des Militär-Luftfahrwesens). Die
letztgenannten Akten kamen Ende des 2. Weltkriegs nach England und
wurden in den 1950er Jahren an das Militärgeschichtliche
Forschungsamt zurückgegeben, wo sie die oben genannten Signaturen
erhielten. Bei der Auflösung der Dokumentenzentrale des
Militärgeschichtlichen Forschungsamtes gelangten sie zunächst in
das Militärarchiv und sind nach erfolgter Auswertung an die
Abteilung Kriegsarchiv (Abt. IV) des Bayerischen Hauptstaatsarchivs
in München abgegeben worden. Signaturen, die aus den Buchstaben „A"
oder „E" sowie einer Nummer versehen sind, verweisen auf das
Luftarchiv. Zugangsnummern sind mit dem Kürzel „Zg."
ausgewiesen.
Bestandsbeschreibung: Von der
Provenienz sind nur noch wenige Akten erhalten. Der größte Teil
wurde 1945 beim Brand des Heeresarchivs Potsdam vernichtet. Es ist
davon auszugehen, dass auch teilweise Sammlungsgut für die
Formierung des Bestandes herangezogen worden ist.
Inhaltliche
Charakterisierung: Überliefert sind nur wenige Archivalienbände zu
Aufbau und Organisation der Telegraphentruppe, z.B. die
Geschäftseinteilung der Inspektion nach dem Stande vom Jan. 1918
und eine Akte über die Laufbahn des Generalleutnants Hermann
Delius.
Erschließungszustand:
Online-Findbuch
Vorarchivische Ordnung: Die
Akten der Generalinspektionen und Inspektionen sind zusammen mit
dem Schriftgut der ehemaligen Preußischen Armee durch
Kriegseinwirkung 1945 im Heeresarchiv in Potsdam bis auf wenige
erhaltene Aktenreste verbrannt. 1994 kamen zu den im Militärarchiv
Freiburg überlieferten Restakten noch einige Unterlagen hinzu, die
sich ursprünglich im Militärarchiv der ehemaligen DDR befanden.
Unter der Signatur PHD 11 finden sich die Amtsdrucksachen zu dem
vorliegenden Bestand.
Umfang, Erläuterung: 4
AE
Zitierweise: BArch PH
9-XII/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch PH 9-XII
- Umfang
-
7 Aufbewahrungseinheiten; 0,1 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Preußische Armee 1867 bis 1918/1919 >> Generalinspektionen und Inspektionen
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Bestände
PH 3 Großer Generalstab der Preußischen Armee
PH 9-V Generalinspektion des Militärverkehrswesens der Preußischen Armee
PH 16 Dienststellen und Einheiten der Telegraphentruppe der Preußischen Armee
Nachlässe (N)
Militärgeschichtliche Sammlungen (MSg)
Akten
PH 2/51
PH 21/31
Amtliche Druckschriften: PHD 11 Generalinspektionen und Inspektionen
Literatur: Cron, Hermann, Die Organisation des deutschen Heeres im Weltkriege. Forschungen und Darstellungen aus dem Reichsarchiv, Heft 5, Berlin 1923.
Cron, Hermann, Geschichte des deutschen Heeres im Weltkrieg 1914-1918, Berlin 1937.
Das Königlich Preußische Kriegsministerium 1809-1909, hg. vom Kriegsministerium, Berlin 1909, S. 435f., 439.
Die Militärluftfahrt bis zum Beginn des Weltkrieges 1914, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Frankfurt 1965-1966.
Frobenius, Hermann, Geschichte des preußischen Ingenieur- und Pionier-Korps von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Jahre 1866, Berlin 1906.
Jany, Curt, Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914, Vierter Band: Die Königlich Preußische Armee und das Deutsche Reichsheer 1807 bis 1914, zweite ergänzte Auflage, Osnabrück 1967.
Matuschka, Edgar Graf von, Organisationsgeschichte des Heeres 1890 bis 1918, in: Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, Bd. 3, Abschnitt V: Von der Entlassung Bismarcks bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1890-1918), hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, München 1983, S. 157-282.
- Provenienz
-
Inspektion der Nachrichtentruppen (I.d. Nachrichtentruppen), 1893-1929
- Bestandslaufzeit
-
1893-1929
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Inspektion der Nachrichtentruppen (I.d. Nachrichtentruppen), 1893-1929
Entstanden
- 1893-1929