Bestand
Feldzeugmeisterei der Preußischen Armee (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: nach Cron: Geschichte des Deutschen Heeres im
Weltkriege 1914-1918, Friedag: Führer durch Heer und Flotte 10 und
der „Zeitübersicht zur Entwicklung der Feldzeugmeisterei", BArch RH
18/1243)
Nach der vernichtenden Niederlage
Preußens gegen Napoleon in den Jahren 1806/07 erfolgte mit den sog.
„Preußischen Heeresreformen" eine umfassende Erneuerung der
preußischen Armee und ihrer übergeordneten Institutionen. Im Rahmen
dieses Reorganisationsprozesses entstand am 3.6.1814 das preußische
Kriegsministerium. Im Laufe des 19. Jahrhunderts war es zahlreichen
organisationstechnischen Umstrukturierungen unterworfen, welche
u.a. auch die technischen Abteilungen der einzelnen
Truppengattungen zunehmend unter seine Verantwortung brachten. 1896
wurden die einzelnen technischen Abteilungen schließlich in der
„Inspektion der technischen Institute" im Kriegsministerium
zusammengefasst.
Am 1.4.1898 wurde an Stelle
der „Inspektion der technischen Institute" außerhalb des
Kriegsministeriums die Feldzeugmeisterei der preußischen Armee
eingerichtet. Im Jahr 1912 gliederte sie sich wie folgt:
Feldzeugmeisterei (Feldzeugmeister Generalleutnant
Otto Bücking, seit 16.06.1913: von Bücking)
Zentral-Abteilung: Berlin
Inspektion
der technischen Institute der Infanterie: Berlin
Infanterie-Konstruktionsbüro in Spandau
Gewehrfabriken (3) in Danzig, Erfurt und Spandau
Munitionsfabrik Spandau
Inspektion der technischen Institute der Artillerie:
Berlin
Artillerie-Konstruktionsbüro in
Spandau
Artilleriewerkstätten (4) in Danzig,
Lippstadt, Spandau und Straßburg i. Elsass
Geschützgießerei Spandau
Geschossfabrik
in Siegburg
Feuerwerks-Laboratorien (2) in
Siegburg und Spandau
Pulverfabriken (2) in
Hanau und Spandau
Artilleriedepot-Inspektion: Berlin
1.
Artilleriedepot-Direktion (zur 1. Fußartillerie-Inspektion
gehörig): Spandau
Verwaltungsbereich:
Gardekorps, III., IV., V. und VI. Armeekorps
12 Artilleriedepots [8 Neben-Artilleriedepots] in Berlin,
Brandenburg a.H. [Perleberg], Breslau [Schweidnitz], Küstrin
[Frankfurt a.O.], Glatz, Glogau [Lissa und Sprottau], Jüterbog,
Magdeburg [Halle a.S.], Neiße [Neustadt i. Oberschlesien], Posen,
Spandau und Wittenberg [Torgau]
2.
Artilleriedepot-Direktion (zur 1. Fußartillerie-Inspektion
gehörig): Stettin
Verwaltungsbereich: I.,
II., IX., XVII. und XX. Armeekorps
14
Artilleriedepots [5 Neben-Artilleriedepots] in Feste Boyen (in
Lötzen), Bromberg, Danzig, Graudenz [Deutsch-Eylau], Insterburg,
Königsberg i. Preußen [Allenstein], Kulm, Marienburg, Pillau,
Rendsburg [Lockstedter Lager], Schwerin [Stade], Stettin [Kolberg],
Swinemünde und Thorn
3.
Artilleriedepot-Direktion (zur 3. Fußartillerie-Inspektion
gehörig): Kassel
Verwaltungsbereich: VII.,
VIII., X. und XI. Armeekorps
10
Artilleriedepots [7 Neben-Artilleriedepots] in Borkum, Kassel
[Fulda], Koblenz, Köln, Erfurt [Naumburg a.S.], Hannover
[Wolfenbüttel], Münster [Minden], Oldenburg [Verden], Saarlouis
[Trier] und Wesel [Düsseldorf]
4.
Artilleriedepot-Direktion (zur 2. Fußartillerie-Inspektion
gehörig): Darmstadt
Verwaltungsbereich:
XIV., XV., XVI., XVIII. und XXI. Armeekorps, sowie Ulm
9 Artilleriedepots [7 Neben-Artilleriedepots] in
Darmstadt, Diedenhofen, Karlsruhe, Mainz [Frankfurt a.M.], Metz
[St. Avold], Neubreisach [Efringen und Freiburg i. Baden], Rastatt
[Lahr], Straßburg i. Elsass [Bitsch und Hagenau] und Ulm
Traindepot-Inspektion: Berlin
1. Traindepot-Direktion: Berlin
Verwaltungsbereich: die Traindepots des Gardekorps, I., II.,
III., V., VI., IX. und XVII. Armeekorps
2.
Traindepot-Direktion: Kassel
Verwaltungsbereich: die Traindepots des IV., VII., VIII., X.,
XI., XIV., XV., XVI. und XVIII. Armeekorps
Militärversuchsamt: Berlin
Mit der
deutschen Mobilmachung am 1. August 1914 traten die Artillerie- und
Traindepots unter die Befehlsgewalt der stellvertretenden
Kommandierenden Generale bzw. der Festungsgouvernements, wo sie bis
September 1916 verblieben.
Um der
kontinuierlich steigenden Anforderungen an die Kriegsproduktion
Herr zu werden, wurde am 23.2.1916 versuchsweise eine eigene
Beschaffungsabteilung der Feldzeugmeisterei errichtet, die
organisatorisch der Train-Depot-Inspektion unterstand; am 26.7.
desselben Jahres erfolgte ihre Erhebung zu einer selbstständigen
Abteilung mit eigenem Etat.
Die 3. Oberste
Heeresleitung (OHL) entwarf angesichts der Materialschlachten bei
Verdun und an der Somme bereits kurz nach ihrer Einsetzung das sog.
„Hindenburg-Programm", das die totale Mobilisierung der materiellen
und personellen Ressourcen des Deutschen Reiches zum Inhalt hatte.
Die Anforderungen des Hindenburg-Programms hatten eine umfassende
Neuorganisation des Kriegsministeriums und der ihm unterstellten
Behörden zur Folge: Am 16.9.1916 wurde die im Februar errichtete
Beschaffungsabteilung der Feldzeugmeisterei in ein „Waffen- und
Munitions-Beschaffungsamt" (M.B.A.) umgewandelt, welches am
1.11.1916 wiederum mit der Feldzeugmeisterei und der
Fabriken-Abteilung des Allgemeinen Kriegsdepartements des
Kriegsministeriums zum „Waffen- und Munitions-Beschaffungsamt"
(Wumba) verschmolzen wurde. Dieses unterstand dem neu geschaffenen
Kriegsamt unter Generalleutnant Wilhelm Groener (ab 16.8.1917
Generalmajor Heinrich Scheüch, ab 9.10.1918 Generalmajor Ulrich
Hoffmann), das als Zentralstelle für die gesamte Kriegswirtschaft
dem Kriegsministerium unterstellt war. Nach dieser Reorganisation
stellte sich die Position des Wumba im Kriegsministerium
folgendermaßen dar:
1. Zentral-Departement
(Z.D.)
.
.
.
8. Kriegsamt (K.)
- Ersatz- und Arbeits-Departement (E.D.)
o Kriegs-Ersatz-Amt (C.1.b.)
o Kriegs-Arbeitsamt (A.Z.S.)
- Waffen-
und Munitions-Beschaffungs-Amt (Wumba)
o
Frühere Feldzeugmeisterei, Fabriken-Abteilung (B.5.)
o Kriegs-Rohstoff-Abteilung (K.R.A.)
o Abteilung für Ein- und Ausfuhr (A.8.)
o Abteilung für Volksernährung (B.6.)
Am 18.6.1917 wurden die bisher getrennten
Depot-Inspektionen von Infanterie, Artillerie und Train zu einer
gemeinsamen Depot-Inspektion beim „Waffen- und
Munitions-Beschaffungsamt" zusammengefasst. Bei Kriegsende 1918
gliederte sich das Wumba folgendermaßen:
-
Zentralabteilung (W.Z.)
- Inspektion der
technischen Institute der Infanterie (W.I.)
- Inspektion der technischen Institute der Artillerie
(W.A.)
- Depot-Inspektion (W.D.; mit
Abteilungen Munition, Waffen- und Feldgerät, Verwaltung,
Demobilmachung, Bauten)
-
Verwaltungs-Inspektion (W.V.)
-
Chefingenieur (W.R.; mit Stab, Technischem Hauptbüro, Abt. für
Förderung der Bauten der Rüstungsindustrie, Abt. für Maschinen und
Werkzeugmaschinen, Abt. für elektrische Maschinen und
Einrichtungen, Abt. für Ein- und Ausfuhr, Abt. für
Artillerie-Kraftzug-Maschinen, Fabrikationsbüro)
In Folge der Beendigung der Kampfhandlungen im November 1918
wurde am 31.12.1918 das Wumba aufgelöst und am Folgetag durch eine
neu errichtete Feldzeugmeisterei ersetzt, aus welcher am 12.1.1919
die Generaldirektion der Heereswerkstätten ausgegliedert wurde. Am
1.7.1919 schied die Feldzeugmeisterei aus dem Kriegsministerium
aus. Ihre Zentral-Abteilung sowie die Depot-Inspektion wurden dem
Truppen-Departement des Kriegsministeriums, die
Verwaltungs-Inspektion und die neu gegründete
Beschaffungs-Inspektion der Abwicklungsstelle des Kriegsamtes
zugewiesen. Aus letzterer wurde am 26.4.1920 die „Feldzeugmeisterei
Abwicklung" gebildet, welche unmittelbar dem Reichsabwicklungsamt
unterstellt wurde, während die Abwicklungs-Abteilung der
Depot-Inspektion, die seit dem Vorjahr dem Truppen-Departement des
Kriegsministeriums nachgeordnet war, als Depot-Inspektion (Abw.)
beim Heeres-Abwicklungsamt Preußen verblieb. Am 31.3.1921 gingen
die Restgeschäfte der Abwicklung schließlich auf das
Reichsfinanzministerium über; die Akten wurden an das Reichsarchiv,
Abteilung Berlin, übergeben.
Bestandsbeschreibung: Die
Technischen Zeichnungen der Feldzeugmeisterei befinden sich aktuell
noch im Bestand PH 24 (siehe dort). Sie werden baldmöglichst nach
PH 9-XXIV überführt.
Zitierweise: BArch PH
9-XXIV/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch PH 9-XXIV
- Extent
-
42 Aufbewahrungseinheiten
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Preußische Armee 1867 bis 1918/1919 >> Generalinspektionen und Inspektionen
- Related materials
-
Literatur: Pöhlmann, Markus: Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges. Eine deutsche Geschichte 1890 bis 1945. Paderborn 2016.
- Provenance
-
Feldzeugmeisterei der Preußischen Armee, 1898-1918
- Date of creation of holding
-
1898-1918
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Associated
- Feldzeugmeisterei der Preußischen Armee, 1898-1918
Time of origin
- 1898-1918