Akten | Bestand

Feldzeugmeisterei (Bestand)

Feldzeugmeisterei: Die königlich bayerische Feldzeugmeisterei (FZM) bildete "unter dem Kriegsministerium die oberste Dienstesstelle für die Beschaffung und Anfertigung der gesamten Streitmittel und des Feldgeräts durch die technischen Institute und ihre Verwaltung durch die Artillerie-und Traindepots bis zur Verabfolgung an die Truppe". (FZM DV Ziff. 1).
Die FZM wurde erst am 01.04.1906 errichtet. Der hier behandelte Aktenbestand enthält aber nicht nur die seit diesem Zeitpunkt dort erwachsenen Akten, sondern auch den Großteil jener Akten, die von der FZM aus den Registraturen ihrer Vorgänger übernommen wurden. Es erscheint daher unerläßlich eine

DARSTELLUNG DER GESCHICHTLICHEN ENTWICKLUNG.
Vom 29.04.1811 bis 31.03.1872 bestand in Bayern ein Artilleriekorpskommando, dem nicht nur die gesamte "Artillerietruppe", sondern auch die ganze "technische Artillerie" uneingeschränkt unterstellt waren. Am 01.04.1872 wurde der Korpsverband der Artillerie gelöst und dafür eine Inspektion der Artillerie und des Trains geschaffen (Beil. zu Nr.6 des V.Bl. 1872, S. 10). Wie sich die Unterstellungen fortab im einzelnen gestalteten, zeigt Anlage 2. Am 01.04.1889 (V.Bl.S.135) trat die Feldartillerie unter die Generalkommandos, der Train unter eine eigene "Traininspektion"; die Inspektion der Artillerie und des Trains fiel damit weg; den verringerten Aufgabenkreis (Fußart.; techn. Inst.; Art.-Depots) übernahm die neu aufgestellte Inspektion der Fußartillerie. Am 27.12.1900 (V.Bl. S. 527) wurde diese Inspektion aufgeteilt in Fußartilleriebrigade, Inspektion der Technischen Institute (I.d.t.I.) und Artillerie- und Traindepotdirektion (Ad.D.). Als gemeinsame Spitze für die beiden letzteren Behörden wurde am 01.04.1906 die Feldzeugmeisterei errichtet (V.Bl. S. 59); I.d.t.I. und Ad.D. verloren damit den Charakter selbständiger Behörden und führten fortab auch keine eigene Registratur mehr.
Die Auflösung der FZM erfolgte bereits mit Wirksamkeit vom 15.05.1919 (V.Bl. S. 649); ihre Geschäfte gingen unmittelbar auf das Ministerium für militärische Angelegenheiten - Kriegsamt - über. Am 01.06.1920 wurde aus dem Kriegsamt die Feldzeugmeisterei-Abteilung des Heeresabwicklungsamtes Bayern, die am 01.10.1920 als besondere Sektion zur Armeeabteilung trat: Sektion A/Fz.(Abw.) - Amtsblatt S. 299. Am 31.03.1921 mußte auch das Heeresabwicklungsamt aufgelöst werden. Die Restabwicklung ging auf das Reichsschatzministerium, Zweigstelle II, Bayern, über, ab 01.10.1921 auf das Landesfinanzamt München.

Rein schematisch läßt sich die Entwicklungsreihe folgendermaßen darstellen
Artilleriekorpskommando (1811-1872)
Inspektion der Artillerie und des Trains (1872-1889)
Inspektion der Fußartillerie (1889-1900)
Artillerie- und Traindepotdirektion (1900-1906)
Inspektion der technischen Institute (1900-1906)
Feldzeugmeisterei (1906-1919)

Sitz sämtlicher Behörden war München.


ZEITLICHE ABGRENZUNG
Die Registraturen vorstehender Behörden stellen nun keineswegs jeweils ein geschlossenes Ganzes dar, sondern fließen ineinander über. Die einzelnen Registraturen wieder herzustellen hätte die Zerreißung vieler Akten mit sich gebracht; anderseits erschien es aus verschiedenen Gründen nicht zweckmäßig, die ganze Zeitspanne 1811-1919/21 in einen einzigen Bestand zusammenzufassen. Es wurde daher ein Mittelweg eingeschlagen und der 01.04.1872 als Trennungslinie gewählt. Dieser Tag bedeutet insoferne einen besonders tiefgehenden Einschnitt, als an ihm nicht nur rein äußerlich die Umwandlung des Artilleriekorpskommandos in die Inspektion der Artillerie und des Trains stattfand, sondern darüber hinaus überhaupt in Ausführung des Versailler Bündnisvertrages die Angleichung der bayerischen Armee an Preußen hinsichtlich Formation und Einteilung in Kraft trat. Es wird also die Registratur des Artilleriekorpskommandos, soweit nicht einzelne Akten von der Inspektion der Artillerie und des Trains weitergeführt wurden, als ein Bestand für sich behandelt werden.

Hingegen erscheinen in dem vorliegenden Aktenbestand als ein fortlaufendes Ganzes:
a.) jene noch vorhandenen Akten des Artillerie-Korps-Kommandos, die von der Inspektionder Artillerie und des Trains weitergeführt wurden (nur wenige Stücke!),
b.) die Akten der Inspektion der Artillerie und des Trains, soweit sie nicht in die Registratur der am 27.12.1900 gebildeten Fußartilleriebrigade übernommen wurden,
c.) die Akten der Inspektion der Fußartillerie, mit gleicher Einschränkung,
d.) die Akten der Inspektion der Technischen Institute für die Zeit ihrer Selbständigkeit (1900-1906),
e.) die Akten der Artillerie- und Traindepotdirektion für die gleiche Zeit,
f.) die Akten der Feldzeugmeisterei,
g.) jene Akten der Feldzeugmeisterei, die vom Kriegsamt in der Abwicklungszeit weitergeführt wurden,
h.) einige Akten, die in dieser Zeit vom Kriegsamt und anderen Nachfolgebehörden der Feldzeugmeisterei neu angelegt wurden.


ARCHIVALISCHE EINZELHEITEN.
Der Aktenbestand Feldzeugmeisterei kam am 01.04.1921 zu der neu geschaffenen Reichsarchiv-Zweigstelle München. Dort wurden durch den Buchführer Eisgruber die wichtigeren Teile einer vorläufigen Ordnung unterzogen. Am 01.01.1924 trat die Zweigstelle mit allen ihren Beständen als "Abteilung III" zum damaligen bayer. Kriegsarchiv über.
Der Bestand Feldzeugmeisterei zählt im Ganzen 933 Bunde von meist 20-25 cm Höhe mit 5453 Akten, dazu noch 10 Karteikästen. Die Bunde sind innerhalb des Gesamtbestandes durchnummeriert, die Akten nur innerhalb der Bunde.
Die Registratur des Art.-Korps-Kommandos war organisch gegliedert gewesen; allmählich hat sich dann der Übergang zu einer rein alphabetischen Gliederung vollzogen. Ein Registraturplan lag nur von der Insp. der Artillerie und des Trains vor (Akt 933/1). Die vorgefundene alphabetische Gliederung wurde bei der "Allgemeinen Registratur" und der Registratur "Feldzug 1914" beibehalten; innerhalb der übrigen meist ungeordnet übernommenen Teilbestände wurde nach organischen Gesichtspunkten gegliedert.
Mehrfach haben Akten ihre Bezeichnung gewechselt; das nachfolgende Stichwörterverzeichnis erleichtert in solchen Fällen das Zurechtfinden; dieses Verzeichnis berücksichtigt auch, soweit möglich, die "u.a.Vermerke".
In jedem Akt der Allgemeinen Registratur und der Registratur "Feldzug 1914" hatte der Registrator die einzelnen Stücke mit laufenden Nummern versehen und in einem Aktenrenner zusammengestellt. Umfasst ein Aktenbetreff in einem Jahr mehrere Akten, so läuft die Nummerierung innerhalb des ganzen Jahres durch; der Aktenrenner liegt in diesem Falle im letzten Akt.
Ausgeschieden wurden vom Unterzeichneten nur die Referats-Briefbücher aus der Friedenszeit, die nur lückenhaft überkommenen, lediglich allgemein ergangene Erlasse enthaltenden Order-Bände und mehrfach vorhandene Stücke. Hingegen hatten vor dem Krieg 1914/18 bereits umfangreiche Aussonderungen nicht nur von ganzen Akten, sondern auch von zahlreichen einzelnen Aktenstücken stattgefunden (vgl.Akt 933/5!). Wohl nur durch Zufall sind von diesen damals zur Vernichtung bestimmten Stücken viele doch erhalten geblieben, wenngleich in chaotischem Zustand; sie konnten bei der vorliegenden Neu-Ordnung wieder in die ihnen zukommenden Plätze eingereiht werden.
Die unter den Feldzeugmeisterei-Akten vorgefundenen Registratur-Teile der Zeughaus-Haupt-Direktion (aufgelöst 31.12.1873), der älteren Fußartillerie-Brigade (01.01.1875 - 31.03.1889), der Train-Inspektion (01.04.1889 - 30.09.1892) und der Art.-Beratungs-Kommission (aufgelöst August 1878) wurden einer gesonderten Behandlung zugeführt.
Die hier niedergelegte Ordnung und Repertorisierung erfolgte vom April 1939 bis Februar 1940 - ohne Unterbrechung durch den Krieg - unter Leitung und Mitarbeit von Oberheeresarchivrat Knorr durch die Angestellten Stühler und Schmid (letzterer ab 12.09.1939 zum Truppendienst einberufen). Die Reinschrift fertigte der Angestellte Pucak.

München, 01.04.1940
Herbert Knorr, Oberheeresarchivrat


Gelegentlich der Einzellegung des Bestandes "Feldzeugmeisterei" fanden sich 41 Bunde "Geschichte und Tagebücher der Technischen Institute der Artillerie und der Artillerie - Depots", die durch ein kurzes Repertorium nur unzulänglich erschlossen waren. Tatsächlich handelt es sich neben historischen Abhandlungen in der Masse um Geschäfts- und Tätigkeitsberichte, Denkschriften, Neuigkeitsbücher, Kriegstagebücher, Befehlsammlungen und Niederschriften von Kriegserfahrungen. Die Ausarbeitungen enthalten Baupläne und technische Pläne, Fotos und Statistiken (Arbeitskräfte, Unfälle, Produktion, Materialverbrauch).
Die Bunde wurden im August 1976 aufgelöst, die Einzelarchivalien unter weitgehender Beibehaltung der früheren Ordnung gegliedert und durch die Werkstudentin Fräulein Gabriele Müller verzeichnet. Die Archivalien wurden an den Bestand "Feldzeugmeisterei" angeschlossen, das Repertorium als "Feldzeugmeisterei Bd. II" im Hause gebunden.

München, den 16. August 1976
Heyl


Die beiden maschinenschriftlichen Findmittel zum Bestand "Feldzeugmeisterei" wurden 2013 im Rahmen eines von der DFG geförderten Projekts unter Anleitung des Unterzeichneten retrokonvertiert. Umfassende Prüf- und Korrekturarbeiten wurden von Dipl.-Archivarin (FH) Maria Stehr M.A. geleistet.

München, 01.04.2014
Johannes Moosdiele M.A., Archivrat

Bestandssignatur
FZM
Umfang
5665
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 4 Abteilung IV: Kriegsarchiv >> 4.2 Militärbehörden >> 4.2.4 Feldzeugmeisterei

Bestandslaufzeit
1800-1923

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:04 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand
  • Akten

Entstanden

  • 1800-1923

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